Der Markt an kabellosen True-Wireless-In-Ear-Kopfhörern ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Entsprechend schwer fällt mittlerweile der Überblick. Seit geraumer Zeit mischt auch der US-amerikanische Hersteller Skullcandy mit dem markanten Totenkopf-Logo mit. Wir haben uns die Skullcandy Indy ANC zur Brust genommen und verraten in unserem Test, was die Earbuds auszeichnet.
Technische Daten
Bluetooth-Version | 5.0 |
Maximaler Betriebsbereich | 10m (ohne Hindernis) |
Akkulaufzeit | Bis zu 7 Std., insgesamt 29 Std. mit Ladeetui; (variiert je nach Lautstärkepegel und Audioinhalt) |
Ladezeit | 1 Std. (für Ladeetui & Kopfhörer via USB-C) |
Impedanz | 32 Ohm |
Treibergröße | 12 mm |
Gewicht | 76 g (Ladeetui & Ohrhörer); 5 g pro Earbud |
Preis | € 89,99 * |
Lieferumfang
Die Skullcandy Indy ANC kommen in einem schwarzen Karton samt grüner und türkiser Farbakzente daher. Nach dem Öffnen gibt der Pappkarton den Blick auf ein mit Schaumstoff gepolstertes Kunststoff-Inlay frei, auf dem Ladecase und Ohrhörer präsentiert werden.
Darunter befindet sich neben dem obligatorischen Quick Start Guide ein kleines Plastiktütchen, das zusätzliche Silikon-Ohrstöpsel in den Größen S und L, sowie ein weiteres Paar Innenohrbügel („EarWings“) in einer kleineren Größe und ein USB-C Kabel beherbergt. Sonderlich liebevoll fällt die Verpackung nicht aus, das haben wir vor allem in dieser Preisklasse jenseits der 100-Euro-Marke schon deutlich besser gesehen. Aber es geht ja vor allem um die inneren Werte.
Design und Verarbeitung
Die moderne Designsprache der Skullcandy Indy ANC soll vor allem eine jüngere Zielgruppe ansprechen und bewegt sich irgendwo zwischen den Apple Airpods und den In-Ears der Razer Hammerhead-Reihe.
Insgesamt stehen herstellerseitig drei Farbvarianten zur Verfügung: True Black, Chill Grey und Feisty Pink. Die ersten beiden setzen auf eine einheitliche Farbgebung, bei der lediglich ein blauer LED-Streifen als Highlight ins Auge sticht. Farbakzente setzt hingegen nur das rosafarbene Modell, das mit dunkleren Silikon-Ohrstöpseln und EarWings ausgestattet ist.
Die Verarbeitungsqualität der Ohrhörer und des Ladecase liegt trotz leichter Kunststoff-Ummantelung auf einem guten Niveau. Auch der Wechsel der Silikonaufsätze ist mit ein wenig Übung schnell vollzogen.
Tragekomfort
Kommen wir zur ersten positiven Überraschung unseres Tests, denn der Tragekomfort der Skullcandy Indy ANC kann sich absolut sehen lassen und das gleich aus mehreren Gründen. Neben der ergonomischen Form punkten die In-Ears mit einem äußerst niedrigen Gewicht von nur 5 Gramm pro Earbud.
Besonders gute Dienste leisten zudem die EarWings, die nicht nur sicheren Halt im Ohr garantieren, sondern auch den Gehörgang entlasten sollen. Das ist im Vergleich zu den Apple Airpods oder anderen In-Ears zwar zunächst gewöhnungsbedürftig, erweist sich in der Praxis aber als nützliches und bequemes Feature.
Auf Wunsch lassen sich die Innenohrbügel allerdings auch abnehmen – das ist schnell erledigt. Harte Kanten entstehen durch die Demontage ebenfalls nicht. Zudem ragt das Gehäuse der Indy ANC dadurch nur wenig hervor und sollen damit auch unter einer Mütze bequem sitzen.
Ausstattung und Akkulaufzeit
Entnimmt man die True-Wireless-Kopfhörer aus dem Ladecase, wird das System eingeschaltet und direkt in den Pairing-Modus versetzt. Dank Bluetooth-5.0-Konnektivität werden die In-Ears schnell gefunden und per Knopfdruck sofort erkannt. Alternativ ist auch ein manuelles Ein- und Ausschalten durch ein längeres Halten der berührungsempfindlichen Höreroberflächen möglich. Zudem lassen sich beide Seiten auch einzeln im Single-Modus verwenden.
Legt man die Indy ANC nach der Nutzung wieder in das Ladecase, werden sie automatisch ausgeschaltet und geladen. Öffnet man die Schale und entnimmt die Earbuds, erfolgt die erneute Verbindung mit dem zuletzt genutzten Gerät.
Ähnlich wie bei den zuletzt von uns getesteten Tribit FlyBuds C1 informiert eine LED-Anzeige mit vier Punkten über den Ladestand des Etuis. Die zweite positive Überraschung stellt die Akkulaufzeit der In-Ear-Kopfhörer dar. Insgesamt halten die Skullcandy Indy ANC satte 32 Stunden lang durch – diese Angabe bezieht sich allerdings auf eine deaktivierte ANC-Funktion und setzt sich aus neun Stunden für die Earbuds, sowie 23 Stunden für das Ladecase zusammen.
Dank Schnellladefunktion (Rapid Charge) und Wireless Charging sind die einzelnen Komponenten schnell wieder mit neuem Saft versorgt. Innerhalb von 60 Minuten sind die In-Ears samt Ladecase wieder vollgeladen. Für spontane Einsätze sorgt die Schnellladefunktion nach einer zehnminütigen Druckbetankung für rund zweieinhalb Stunden Energie (beziehungsweise knapp 60 Minuten mit aktivierter ANC-Funktion).
Die angegebenen Werte konnten wir in unserem Test zwar nicht ganz erreichen, rund sieben Stunden mit deaktiviertem Noise Cancelling, fünf Stunden mit ANC und 21 weitere Stunden Ausdauer in Kombination mit dem Ladecase sind dennoch gute Werte.
Bedienung
Wie die meisten modernen Earbuds, setzen auch die Indy ANC auf Touchsteuerung auf beiden Seiten. Ein doppeltes Antippen regelt dabei die Start/Stopp-Funktion, was nicht nur für die Audiowiedergabe gilt, sondern auch das Annehmen und Beenden von Telefonaten ermöglicht.
Eine Berührung auf der linken Seite erhöht die Lautstärke, während dies auf der rechten Seite eine Verringerung selbiger zur Folge hat. Per Halten kann zudem zwischen einzelnen Songs hin- und hergewechselt werden. Dreimaliges Tippen hingegen aktiviert den jeweiligen Sprachassistenten.
Zudem ist ein Wechsel zwischen der Geräuschunterdrückung, dem Umgebungsmodus und die Wahl zwischen drei vorhandenen Equalizer-Modi ebenfalls möglich. Hier wird die Sache dann auch unnötig kompliziert: Sonderlich intuitiv ist die Steuerung nicht, zumal jederzeit das Timing stimmen muss, um Fehlinterpretationen vorzubeugen.
Audio-Qualität
Dank der verbauten 12-mm-Treiber mit 32 Ohm Impedanz kommt beim Musikgenuss mit den Skullcandy Indy ANC definitiv Freude auf. Grundsätzlich präsentiert sich das Klangbild bassbetont und präsentiert sich mit einer ordentlichen Tiefe. Selbst bei hoher Lautstärke neigen die In-Ears kaum zum Übersteuern, lediglich bei besonders anspruchsvollen Electro-Songs wirken die Kopfhörer überfordert.
Die Mitten fallen hingegen ein wenig ab, vor allem Stimmen werden etwas zu leise abgebildet. Bei den Höhen sieht es dann aber schon wieder deutlich besser aus: Sie werden sehr warm wiedergegeben und überzeugen durch präzise Details. Grundsätzlich liegt die Audio-Qualität auf ziemlich hohem Niveau, vor allem im unterstützten, hochwertigeren AAC-Format.
Die aktivierte Geräuschunterdrückung (ANC) leistet dank gut abgedichteter Silikon Ohrstöpsel hervorragende Arbeit und bildet die Bässe noch etwas detaillierter ab. Dafür wirkt das gesamte Klangbild im ANC-Modus etwas schwammiger – im direkten Vergleich zur Konkurrenz verfügen die Skullcandy allerdings noch immer über einen wirklich stimmigen ANC-Modus.
Ein konstantes Grundrauschen ist jedoch jederzeit hörbar und dürfte bei einigen Audio-Enthusiasten sauer aufstoßen. Das lässt sich jedoch im Transparenz- und Podcast-Modus minimieren. Letzterer verstärkt zudem die Verständlichkeit von Stimmen auf Kosten der Basswiedergabe, was in einem helleren Klangbild resultiert – das auch beim Musikhören gute Dienste erweist. Alternativ verfügen die Kopfhörer über einen dedizierten Film-Modus, der mit einer guten Abstimmung von Tiefen, Mitten und Höhen zu überzeugen weiß.
Feinjustierung mittels App
Einen frei justierbaren Equalizer sucht man bei den Skullcandy Indy ANC hingegen leider vergebens. Dennoch lohnt sich der Download der kostenlosen Skullcandy App für Android- und iOS-Systeme, um das volle Klangpotenzial ausschöpfen zu können.
Neben den standardmäßigen Optionen besteht darin die Möglichkeit, ein individuelles Soundprofil – basierend auf einem Hörtest der schwedischen Firma Audiodo – zu erstellen. Im Test wird das Hörvermögen beider Ohren getrennt voneinander ermittelt und individuell angepasst, um beispielsweise Dysbalancen auszugleichen. Das Ergebnis kann sich absolut hören lassen: So wirkt das gesamte Klangspektrum nach dem Test ausgewogener und klarer.
Bei mehreren Anwendern lassen sich verschiedene Profile mithilfe der App anfertigen, die zudem direkt auf den Hörern gespeichert werden und damit auch ohne Verwendung der App zur Verfügung stehen. Zusätzlich zur Akkustandsanzeige bietet die Skullcandy-App Zugriff auf einem umfangreichen User Guide und verfügt über eine praktische Tracking-Funktion per Tile-App, mit der die In-Ears bei Verlust aufgespürt werden können.
Nachdem ihr einen Tile-Account erstellt und die Kopfhörer gekoppelt habt, wird der aktuelle Standort der Earbuds auf rund 10 Meter genau angezeigt und das sowohl im ausgeschalteten Zustand (letzte Position) oder in einem geschlossenen Ladeetui. Zudem kann per App eine Tonanforderung gesendet werden, die bei den In-Ear-Kopfhörern aber nur in äußerst leiser Umgebung und direkter Nähe hörbar ist.
Praktisch, aber aus Sicht des Datenschutz fragwürdig: Laut Hersteller Skullcandy soll der aktuelle Standort der Indy ANC sogar aktualisiert werden, wenn ein anderer Tile-Nutzer in Reichweite der In-Ears kommt. Dies konnten wir in unserem Test allerdings nicht verifizieren.
Mikrofon
Bei Videokonferenzen oder Telefonaten sorgen zwei verbaute Mikrofone samt Geräusch- und Rauschunterdrückung für die Übertragung der eigenen Stimme. Diese leisten bei leisen Umgebungsgeräuschen gute Arbeit. Sobald es um uns herum aber lauter wird, kommen die Mikros leider sehr schnell an ihre Grenzen.
Sobald die Software eingreift, wird die eigene Stimme deutlich dünner wiedergegeben, während die Stimmübertragung teilweise vollständig abbricht. Während unser Gegenüber stets klar zu verstehen ist, erscheint die eigene Stimme leider sehr abgehackt – das kann die Konkurrenz mitunter deutlich besser.
Fazit
Mit den Skullcandy Indy ANC liefert der Hersteller größtenteils überzeugende True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer ab, die immer wieder positiv überraschen können. Design und Tragekomfort gefallen mir ausgesprochen gut und lassen kaum Wünsche offen.
In Kombination mit der stimmigen Akkulaufzeit, der wirklich gelungenen Akustik – vor allem mit den individuellen Klangprofilen – und einer guten Geräuschunterdrückung zeichnet sich ein wirklich starkes Gesamtbild ab, das allerdings von ein paar Schönheitsfehlern getrübt wird.
Da wäre einerseits das unnötig komplizierte Touch-Bedienkonzept, das nicht immer tadellose Dienste verrichtet. Auch das stets wahrnehmbare Grundrauschen mit aktivierter ANC-Funktion dürfte nicht jedem Nutzer gefallen, während die Qualität des Mikrofons leider nicht mit vergleichbaren Konkurrenzprodukten mithalten kann. Wen das nicht stört, der erhält mit den Skullcandy Indy ANC wirklich gute In-Ear-Kopfhörer, die Musikliebhaber verschiedenster Genres überzeugen dürften.
Skullcandy Indy ANC
Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Aufnahmequalität
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis
88/100
Bequeme und hochwertige In-Ear-Kopfhörer mit überzeugendem Klang, aber unausgereiftem Bedienkonzept.