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Meta: Sind Falschinformationen zu Covid-19 bald wieder erlaubt?

Um die Verbreitung von Lügen und Halbwahrheiten einzudämmen, ging Meta in der Hochphase der Corona-Pandemie gezielt gegen falsche Informationen zum tödlichen Virus vor. Nun scheint damit offenbar schon bald Schluss zu sein. Zumindest bereitet der Tech-Konzern, zu dem soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram gehören, derzeit Änderungen vor. Das dürfte den stetig wachsenden Kreis der Coronaskeptiker und Verschwörungstheoretiker sicher freuen.

Kampfeswille von Meta gegen Desinformation schwächelt

Die Corona-Pandemie war und ist ein einschneidendes Erlebnis, das wir alle wohl niemals vergessen werden. Fast genauso erschreckend wie der Virus selbst war auch die große Gruppe an Verschwörungstheoretikern, die sich gegen die staatlichen Maßnahmen stellten. Viele von ihnen erhielten die Falschinformationen über Covid-19 über gängige soziale Medien wie Facebook. Umso stärker wurde auch der politische Druck, welcher auf soziale Medien ausgeübt wurde. In Folge dessen entschieden sich Facebook und Instagram insgesamt 80 Behauptungen über die Erkrankung selbst, das Virus und die rettenden Impfungen zu verbieten.

Und das Verbot hat ganz offenbar Früchte getragen. So gibt Meta, der Mutterkonzern von Facebook und Instagram, an, dass man seit Inkrafttreten des Verbots 25 Millionen Beiträge gelöscht habe. Doch damit scheint nun offenbar Schluss zu sein. So hat die Chefetage von Meta angegeben, dass man das Verbot zu den Falschinformationen nun wieder aufheben möchte. Unterstützung möchte das Management vom sogenannten Meta Oversight Board erhalten. Hierbei handelt es sich um ein unabhängiges Gremium, das in derart komplizierten Fällen zum Einsatz kommen soll.

Meta befragt hauseigenes „Orakel“

Sicherlich möchte man derzeit nicht in der Haut der Meta-Chefs stecken. Schließlich dürfte es äußerst schwer werden, in dieser Causa eine sachgerechte Lösung zu finden, die alle Interessen in Einklang bringt. Dieses Problem stellt sich den sozialen Medien fast immer in Zensurfragen. Das Meta Oversight Board ist übrigens nicht nur dafür da, um zwischen dem Tech-Konzern und seinen Nutzern als eine Art Mediator zu vermitteln. Obendrein kann Meta das Gremium bei komplizierten Entscheidungen zu Rate ziehen. Wie eine Art modernes Orakel gibt dieses dann seine Meinung zum Thema ab, die allerdings keineswegs bindend ist.

Die Komplexität des Falles liegt auf der Hand. Auch hier gilt es wie sooft, der freien Meinungsäußerung ausreichend Platz einzuräumen. Allerdings geht es bei Corona nicht um bloße Verschwörungstheorien wie unter Verschluss gehaltene UFOs. Wenn Personen in sozialen Medien Unwahrheiten über Covid-19 verbreiten, gefährdet dies schlichtweg die Gesundheit der Nutzer. Manche Personen, die in Kontakt zu den Unwahrheiten kommen, nehmen sich dieser nämlich an. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob die Lage derzeit noch so brenzlig ist, dass Meta hier als Zensurstelle nach wie vor einschreiten muss.

Meta muss zwischen Meinungsfreiheit und Gesundheit abwägen

In der Anfrage, die Meta an sein Oversight Board gestellt hat, wird deutlich, worum es geht. So schrieb Nick Clegg, der gewissermaßen für die Arbeit mit den Facebook-Nutzern betraut ist, in einem Blogpost, mit welchem Anliegen man sich an das unabhängige Gremium gewandt habe.

Meta bittet das Oversight Board um Rat dazu, ob Maßnahme gegen gefährliche Covid-19-Desinformationen, die unter außergewöhnlichen Umständen zum Ausbruch der Pandemie eingeführt wurden, in Kraft bleiben sollen.Nick Clegg von Facebook

Dabei dürfte die Entscheidung wohl auch für künftige, ähnliche gesundheitliche Ausnahmezustände wegweisend sein. Schließlich gehen Wissenschaftler bereits jetzt davon aus, dass die Corona-Pandemie definitiv nicht die letzte gewesen sein wird. Umso wichtiger ist es, dass sich soziale Netzwerke nun Gedanken darüber machen, wie man Meinungsfreiheiten gewähren kann, ohne die Gesundheit der Gesellschaft zu stark zu gefährden.

Warnhinweis anstelle von Löschung

Zum Löschen von unwahren Beiträgen gibt es offenbar auch eine Alternative. So wird wohl hinter den Kulissen auch über sogenanntes „labeling“ offen diskutiert. Dieses Prinzip setzt auf eine Art Warnhinweis, der Nutzer darauf hinweisen soll, dass die Inhalte eines Beitrags bedenklich sind. Die Idee dahinter ist nicht schlecht. Schließlich hätte das soziale Netzwerk damit eine weichere Lösung zur Verfügung, die keinen allzu harten Eingriff in die Meinungsfreiheit der Nutzer darstellt. Auf der anderen Seite könnte das gezielte Kennzeichnen auch noch mehr Interesse bei den Usern wecken. Wir sind gespannt, wie sich das Management von Meta entscheiden wird. Auch bei diesem Beispiel wird wieder deutlich, wie groß die Auswirkungen der Coronapandemie auf die US-Tech-Konzerne sind. So konnte Amazon vor allem in der Anfangszeit, die geprägt war von Vorsicht und Lockdown, doppelte Gewinne einfahren. Meta wiederum veröffentlichte eine spannende Studie, die das Nutzerverhalten während der globalen Ausnahmesituation verdeutlichte.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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