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Anycubic Kobra 2 Test – Überzeugender 3D-Drucker, auch für Einsteiger

Der chinesische Hersteller Anycubic stellt mit dem Kobra 2 den Nachfolger seines bekannten Kobra-3D-Druckers vor. Trotz seines günstigen Preises von nur rund 300 Euro bietet man unter anderem eine benutzerfreundliche Auto-Leveling-Funktion, ein 4,3″ großes Touchdisplay, ein PEI-beschichtetes Federstahlblech, einen Filamentsensor, eine Power-Loss Recovery Funktion und eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 250 mm/s. Anycubic verspricht unter dem Slogan „Schnell drucken, weniger bezahlen“ einen benutzerfreundlichen, unkomplizierten und günstigen Einstieg in die Welt des 3D-Drucks. Der Anycubic Kobra 2 ist in Europa ab dem 1. Juni erhältlich, ob die Versprechen eingehalten werden, erfahrt ihr dagegen schon jetzt in unserem Test.

Technische Daten des Anycubic Kobra 2

Drucker-Technologie Fused Deposition Modeling (FDM)
Bauraumgröße 250 x 220 x 220 (H x B x T)
Druckgeschwindigkeit (Standard) 150 mm/s
max. Druckgeschwindigkeit 250 mm/s
Düsengröße 0,4 mm
Druckbettmaterial PEI-beschichteter Federstahl
Druckbettnivellierung Automatisch (LeviQ 2.0 25 Punkt-Verfahren mit Ausgleich der Z-Achse)
Filamentdurchmesser 1,75 mm
Filamentmaterial PLA, TPU, ABS, PETG
max. Temperatur der Düse 260 °C
max. Temperatur des Druckbettes 110 °C
Display 4,3″ LCD-Touchscreen
Anschlüsse micro SD, USB-C
Slicing Software PrusaSlicer; Output-Format: GCode
Kompatible Input-Formate STL, OBJ, 3MF, AMF, AMF, STP
Besonderheiten ablösbare und magnetische Druckplatte, Filamentsensor, Power-Loss Recovery Funktion
Größe 440 x 435 x 486 mm (H x B x T)
Preis € 216,95 *

Lieferumfang und Aufbau

  • enthält eine microSD-Karte, ein Kartenlesegerät und PLA für die ersten 3D-Drucke
  • das für den Aufbau benötigte Werkzeug befindet sich im Lieferumfang

Der Anycubic Kobra 2 kommt in einem ~51 x 49 x 27 cm großen und damit nahezu quadratischen und eher flachen Karton. Die Bauteile sind im Inneren über mehrere Ebenen sicher verstaut und durch schwarzen, festen Schaumstoff voneinander getrennt. Den Großteil des Inhaltes stellen Basis und Rahmen dar. Weiterhin befinden sich unter anderem Druckkopf, LCD-Touchscreen, Filamentsensor, Filamenthalter, Montagematerial, das benötigte Werkzeug und ein Stromkabel im Karton. Damit man direkt nach dem Aufbau und der Ersteinrichtung drauflos drucken kann sind zudem eine microSD-Karte, ein Kartenlesegerät und etwas PLA enthalten. Der vollständige Lieferumfang kann der folgenden Abbildung entnommen werden.

Aufbau und Ersteinrichtung

  • schnelle und unkomplizierte Montage in nur wenigen Minuten
  • automatische Nivellierung dank LeviQ 2.0

Der Aufbau des Anycubic Kobra 2 wird in der beiliegenden Anleitung und auch der Schnellstartanleitung ausreichend umfangreich, gut verständlich und bebildert beschrieben. Zuerst wird der Rahmen installiert, anschließend folgen der Druckkopf und der LCD-Touchscreen. Der Filamenthalter wird nun in die Basis eingehangen und der Filamentsensor sowie die Zuleitung für das Filament installiert. Zuletzt werden noch die fünf eindeutig beschrifteten Stecker miteinander verbunden und das Filament eingeführt. Der gesamte Aufbau dauert weniger als 30 Minuten, das benötigte Werkzeug ist vollständig im Lieferumfang enthalten.

Vor der Inbetriebnahme werden noch einmal die Laufrollen und Schraubverbindungen kontrolliert, anschließend kann das beiligende Kaltgerätekabel eingesteckt werden. Der Kobra 2 verfügt über einen Netzteil-Switch und kann mit einer Spannung von 110 oder 230 V betrieben werden. Die eingestellte Spannung ist direkt am Schalter sichtbar, bei uns waren bereits die für Deutschland benötigten 230 V eingestellt.

Ersteinrichtung mit LeviQ 2.0

Nach dem Einschalten bereiten wir über den Menüpunkt Prepare, Filament und Filament In das Filament vor und können anschließend mit der Nivellierung beginnen. Diese sorgt dafür, dass Unregelmäßigkeiten ausgeglichen werden und die Entfernung zwischen Düse und Druckbett an allen Stellen gleich ist. Somit entstehen gleichmäßige Schichten und Druckfehler werden vermieden. Die manuelle Nivellierung ist vor allem für Anfänger ein größerer Aufwand, dank Anycubics LeviQ 2.0 geschieht dies hier aber automatisch. LeviQ 2.0 arbeitet mit einem induktiven Sensor, der ein Magnetfeld erzeugt und Störungen erkennt. Abstände oder Lücken auf dem Druckbett werden dabei ohne direkten Kontakt erkannt, erfasst und automatisch kompensiert. Es wird ein genaues Z-Offset ermittelt, mit dem die Höhe der Düse dem Druckbett angepasst wird.

Über den Menüpunkt Prepare und Leveling gelangen wir zum Auto-leveling, anschließend werden das Druckbett und die Düse erwärmt. Wenn die benötigte Temperatur erreicht ist, wird die Düse gereinigt und etwas Filament läuft heraus. Der Druckkopf fährt an das Druckbett, berührt es zweimal und fährt danach hinter das Druckbett zu einem Trigger Switch. Dieser befindet sich auf der Höhe des Druckbetts und wird zur Ermittlung des Z-Offsets benötigt. Der Druckkopf des Kobra 2 fährt nun ein Raster aus 5×5 Punkten ab, wobei er das Druckbett jedoch nicht berührt, ermittelt die Abstände und bestimmt das Z-Offset. Bei Ungenauigkeiten oder Problemen lässt sich das Z-Offset auch manuell weiter anpassen. Es ist empfehlenswert das Auto-leveling zu wiederholen, wenn der 3D-Drucker an einen anderen Ort gestellt wird. Anschließend an die Nivellierung können wir mit dem ersten 3D-Druck beginnen.

Design und Verarbeitung des Anycubic Kobra 2

  • größtenteils bekanntes Design, das bspw. an den Anycubic Vyper erinnert
  • neu gestalteter Druckkopf für eine genauere Extrusion bei höheren Geschwindigkeiten
  • benutzerfreundliche Bedienung über einen 4,3″ LCD-Touchscreen

Das grundlgende Design des Anycubic Kobra 2 erinnert an den Vyper, welchen wir bereits testeten. Das Druckbett misst 23 x 23 cm und wird über einen Riemen von einem Motor bewegt. Über rote Kunststoffräder können die Riemen bei Bedarf nachgespannt werden. Der 3D-Druck selbst erfolgt auf einer PEI-beschichteten Federstahlplatte, welche vorne etwas übersteht. Nach dem Druckvorgang und etwas Abkühlung kann man die magnetische Platte samt dem 3D-Druck vorübergehend entfernen. Durch leichtes Biegen der Platte lässt sich dieser nun sehr einfach lösen. Die Höhenachse wird ebenfalls durch einen einzigen Motor auf dem Rahmen bewegt und ermöglicht einen 3D-Druck von bis zu 25 cm Höhe. Die maximale Größe des zu druckenden Objektes liegt bei 25 x 22 x 22 cm.

Auf der Vorderseite des Kobra 2 befinden sich ein USB-C-Anschluss und ein microSD-Slot, an der rechten Ecke ist der 4,3 Zoll große LCD-Touchscreen befestigt, über den die Bedienung des 3D-Druckers erfolgt. Auf der linken Seite befinden sich der Stromanschluss sowie der Ein- und Ausschalter, weitere Anschlüsse oder Bedienelemente gibt es nicht.

Gegenüber dem ersten Kobra-Modell ist der Filamenthalter von oben an die linke Seite gewandert. Weiterhin verfügt der Kobra 2 nun über einen Filamentsensor, welcher den Druck automatisch stoppt, wenn kein Filament mehr vorhanden ist. Nachdem neues Filament eingesetzt wurde, kann der Druck fortgesetzt werden, dies verhindert Druckfehler.

Auf Grund mehrerer Überarbeitungen druckt der Kobra 2 nun mit bis zu 250 mm/s, während das erste Modell noch maximal 180 mm/s erreichte. Hierfür sind unter anderem der neue Extruder mit Doppelgetriebe und Direktabtrieb, der eine genauere Extrusion bei hohen Geschwindigkeiten ermöglicht und das 60 W High-Power-Hot-End, das eine höhere Extrusionsrate des Filaments ermöglicht, verantwortlich. Ein 4 W-Lüfter trägt zudem zur anschließenden Abkühlung des gedruckten Filaments bei, damit die darauf folgenden Schichten schneller gedruckt werden können. Auch die Bewegung des Druckkopfes wurde weiter optimiert. SG15 U-Rillenlager statt Gummirollen, eine dementsprechend angepasste Struktur der Achsen und Optimierungen der Höhenachse reduzieren die Reibung, so dass die Bewegungen des Druckkopfes schneller, aber dennoch exakt sind.

Druckprofil und Software

  • Anleitungen und verschiedenen Testdateien sind auf der micro SD Karte
  • ebenso die kostenlose Software PrusaSlicer für den Export der Druckdateien

Im Lieferumfang des Anycubic Kobra 2 sind eine micro SD-Karte mit einer Kapazität von 8 GB und ein Kartenlesegerät enthalten. Auf der micro SD befinden sich unter anderem eine englische und chinesische Anleitung, verschiedene Testdateien, die bereits als GCode vorliegen und direkt von der micro SD gedruckt werden können sowie die Software PrusaSlicer, mit der Druckdateien für den 3D-Drucker exportiert werden können. Die Software ist kostenlos, quelloffen und wird regelmäßig aktualisiert.

Der Kobra 2 wird mit einer 0,4 mm-Düse und PLA ausgeliefert, Anycubic empfiehlt hierfür eine Schichthöhe von 0,2 mm, die erste Schicht ist mit 0,28 mm etwas dicker und drei Wandlinien mit einer Dicke von 1,21 mm. Die Druckgeschwindigkeit liegt je nach Art der Linie zwischen 50 und 150 mm/s, letztere kommt beispielsweise bei Konturen und dem Infill zum Einsatz. Das Profil kann selbstverständlich angepasst werden, falls die Druckqualität für bestimmte Objekte noch nicht optimal ist.

Praxistest des Anycubic Kobra 2

  • sehr schnelle und einfache Einrichtung
  • guter und schneller 3D-Druck out of the box, aber…
  • … teils kleine Unsauberheiten, die über Profil und Temperatur aber weiter reduziert werden können

Nach dem Auto-leveling, welches nur wenige Minuten benötigt, haben wir mit hell goldenem Silk PLA die ersten Vorlagen von der microSD-Karte gedruckt.

Beim ersten Druck entschieden wir uns direkt für ein größeres Objekt, das viele verschiedene geometrische Formen und auch Zahlen enthält. Der Druck dauerte dauerte insgesamt 2 Stunden und 16 Minuten. Unsauberheiten erkennen wir hier vor allem bei den kleinen Zahlen neben den Zylindern und am Bogen, welcher vor allem rechts noch leicht nachgearbeitet werden muss.

Beim zweiten Druck handelt es sich um das bekannte 3D-Benchy, ein kleines Boot. Der Druckvorgang dauerte insgesamt nur 30 Minuten und kann qualitativ größtenteils überzeugen. Die Türen, das Dach und die Löcher wurden sauber gedruckt, bei letzteren entdeckten wird jedoch feine kurze Fäden, die für eine nicht optimale Temperatur sprechen. Der Schriftzug auf der Unterseite ist sauber gedruckt, der deutlich kleinere Schriftzug auf dem Heck weist dagegen Schwächen auf. Bei letzterem steht dort, wo die nächste Ebene begonnen wurde, etwas Filament über.

Nach den beiden Dateien, die bereits auf der microSD-Karte waren, druckten wir noch zwei weitere Objekte. Zuerst entschieden wir uns für eine Eule, die bei den Dateien des ersten Anycubic Kobra enthalten ist. Die Druckqualität war hier sehr gut, nur an den Ohren entdeckten wir wieder feine kurze Fäden, welche nachträglich aber problemlos entfernt werden können. Zuletzt druckten wir noch den Kraken eines Brettspiels. Auch hier überzeugte die Druckqualität, die Tentakel und auch die feinen Saugnäpfe wurden sauber gedruckt.

Der Anycubic Kobra 2 kann im Test neben der guten Druckqualität bei einer hohen Geschwindigkeit auch mit seiner einfachen Bedienung und einer relativ geringen Lautstärke überzeugen.

Anycubic Kobra 2 Test: Fazit

Der Anycubic Kobra 2 stellt sich im Test als gelungener Nachfolger des ersten Kobra heraus und ist durchaus empfehlenswert. Der 3D-Drucker ist gut verarbeitet, wenn auch recht viel Kunststoff zum Einsatz kommt, in wenigen Minuten fertig aufgebaut und dank Auto-Leveling mit einem 5×5 Punkte-Raster auch schnell und kompliziert eingerichtet. Auch die Bedienung kann dank großem und gut reagierendem Display sowie einer übersichtlichen englischsprachigen Software überzeugen. Der Kobra 2 eignet sich damit sehr gut für Anfänger, die einen einfachen und komfortablen Einstieg in die Welt des 3D-Drucks suchen, aber auch für Fortgeschrittene, die einen 3D-Drucker mit guter Druckqualität bei einer hohen Geschwindigkeit zu einem geringen Preis suchen. Praktische neue Features, wie der Filamentsensor und die Power-Loss Recovery Funktion vermeiden zudem ungewünschte Fehldrucke.

Anycubic bietet insgesamt viel zu einem attraktiven und fairen Preis. Wer auf der Suche nach einem günstigen 3D-Drucker ist oder neu in die Thematik einsteigt, der sollte sich den Anycubic Kobra 2 definitiv einmal genauer ansehen.

Anycubic Kobra 2

Benutzerfreundlichkeit
Montage
Lautstärke
Druckqualität
Preis-Leistungs-Verhältnis

91/100

Sehr guter und günstiger 3D-Drucker, der sich dank einfacher Montage, Einrichtung und Bedienung auch für Einsteiger eignet.

Philipp Schneider

Ich bin Philipp, interessiere mich schon immer sehr für Technik, bastele gerne an PCs herum und mag es einfach neues zu testen. Aktuell beschäftigen mich neben PCs und Hardware vor allem Themen wie Smart Home und Smartphones, aber auch Heimkino, Konsolen und Gaming. Neben Technik interessiere ich mich vor allem fürs Reisen und Sport.

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