Einem Bericht der UN zufolge waren 2,9 Milliarden Menschen noch nie in ihrem Leben online. Was für viele Menschen in den Industrienationen unvorstellbar klingt, stellt vor allem für in sogenannten Entwicklungsländern Lebende eine Konstante des Alltags dar – und zeigt damit auch die massive soziale Ungleichheit auf.
Ein Drittel der Menschheit ohne Zugang
Hierzulande stellt das Online-Sein eine alltägliche Erfahrung dar. Bereits vor der nach wie vor andauernden Pandemie waren diverse Endgeräte, die eine beständige Anbindung an die digitale Welt sicherstellten, allgegenwärtig. Im Rahmen der pandemiebedingten Umstellungen auf Online-Unterricht, Online-Handel und Co dürften sich die Nutzungszeiten noch einmal spürbar vergrößert haben.
Diese Erfahrung ist jedoch nur für etwa zwei Drittel der Menschheit alltäglich. Das verbleibende Drittel ist vom digitalen Leben vollständig ausgeschlossen – und hat das Internet bisher noch nie besucht. Zurückzuführen ist das, das zeigt der UN-Bericht deutlich, vor allem auf die massive soziale Ungleichheit. Der Großteil der Betroffenen, 96 Prozent, lebt in sogenannten Entwicklungsländern, die nicht über eine stabile digitale (oder analoge) Infrastruktur verfügen.
Soziale Ungleichheit
Doch die fehlende Anbindung an das Internet ist nicht nur Ausdruck der bereits bestehenden Ungleichheit, sondern auch ein Faktor der Vergrößerung ebendieser. In Zeiten der Pandemie wird das besonders deutlich: Wer nicht an das Internet angebunden ist, hat keinen Zugang zu Online-Unterricht in Schule oder Universität, kann potentiell lebensgefährliche soziale Kontakte nicht durch Ausweichen auf Online-Arbeit meiden und bleibt überdies abgeschnitten von den allermeisten niedrigschwelligen Bildungs- und Informationsangeboten. Dieser fehlende Zugang wiederum sorgt dafür, dass die Betroffenen sich weder inkorporiertes noch institutionalisiertes kulturelles Kapitel in einem Maße aneignen könnten, das für die nachhaltige Verbesserung ihrer sozialen Lage in den allermeisten Fällen vorausgesetzt wird.
Ausbau der Infrastruktur
Ein Ausbau der Infrastruktur ist dem Bericht zufolge bereits im Gange und wird aller Voraussicht nach in naher Zukunft noch einmal deutlich vorangetrieben werden. Daran beteiligt sind maßgeblich führende Tech-Konzerne, die sich mit dem Ausbau in erster Linie weitere Einnahmequellen erschließen wollen. Es bleibt also abzuwarten, ob hierin tatsächlich eine Linderung oder – auch durch die Gatekeeperfunktion der Tech-Konzerne – gar eine Verstärkung des Problems durch eine weitere soziale Spaltung entlang der Vermögenslinie gesehen werden kann.