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Aldi Nord eröffnet kassenlose Filiale in Utrecht

Im niederländischen Utrecht hat Aldi Nord eine Testfiliale ohne Kasse eröffnet. QR-Codes, Sensoren und zahlreiche Kameras sollen das Warten obsolet machen und damit eine neue Art des Einkaufens etablieren. Anonym ist der Einkauf damit jedoch nicht mehr.

Registrierung in einer App nötig

Um die Testfiliale nutzen zu können, ist die Registrierung in einer speziellen Aldi-App nötig. In dieser muss ferner eine Kreditkarte oder eine andere digitale Zahlungsmethode hinterlegt sein, über welche die Einkäufe abgerechnet werden. Bei Beitreten der Filiale erfolgt ein elektronischer Check-In über einen QR-Code, der in der App generiert wird. Anschließend erfassen Kameras und Sensoren die Bewegungen aller Produkte und Personen im Laden. Produktbewegungen werden dabei den jeweiligen Personen automatisch zugeordnet. Gescannt werden müssen die Produkte dabei nicht: Sie können direkt in einer Tasche verstaut werden. Beim Verlassen des Ladens ist dann ein Check-out, der wiederum per QR-Code erfolgt, nötig. Anschließend werden alle Produkte, die die Sensoren der jeweiligen Person zugeordnet haben, automatisch abgerechnet. Ein Kassenbon wird elektronisch erzeugt und per E-Mail versandt.

Der größte Vorteil eines solchen Vorgehens besteht darin, dass Wartezeiten an den Kassen entfallen. Darüber hinaus kann der Einkauf, da kein Kassenpersonal benötigt wird, prinzipiell rund um die Uhr ermöglicht werden. Letztlich ergeben sich damit auf Kundenseite Komfortvorteile, auf Seiten Aldis Möglichkeiten zur massiven Einsparung von Personalkosten. Das Unternehmen versicherte jedoch, diese Möglichkeit nicht zu nutzen: Das Personal werde für andere Aufgaben eingeplant. Neu ist die Idee der Digitalisierung des Einkaufsvorgangs auch innerhalb von Aldi nicht: Aldi Süd testete bereits smarte Einkaufswagen.

Technik und Datenschutz

Zum Einsatz kommt dabei Technik des israelischen Unternehmens Trigo, dessen Produkt auch in einem hybriden Rewe-Supermarkt in Köln eingesetzt wird. Das System basiert auf künstlicher Intelligenz und ist lernfähig. Laut Angaben von Aldi wurde es im Vorfeld der Eröffnung des Utrechter Supermarkts durch Mitarbeitende von Aldi intensiv trainiert.

Bei allen Komfort- und Wirtschaftsvorteilen eines kassenlosen Supermarkts ergeben sich jedoch zahlreiche datenschutztechnische Nachteile. So funktioniert das System nur aufgrund einer lückenlosen Überwachung aller Personen, die sich im Geschäft bewegen. Jede Bewegung und jeder Griff nach einem Produkt muss dabei zweifelsfrei einer bestimmten Person, die über einen QR-Code einwandfrei identifizierbar ist, zugeordnet werden können. Aldi versichert zwar, die Codes direkt nach dem Einkauf zu löschen und alle gesammelten biometrischen Daten ebenfalls zu löschen und nicht auszuwerten. Prinzipiell ist mit dem Aufbau des Supermarkts jedoch die Möglichkeit einer solchen Auswertung geschaffen – inklusive Matching mit dem jeweiligen Konsumverhalten. Das wiederum stellt nicht nur einen tiefen Eingriff in die Privatsphäre dar, sondern eröffnet auch die Möglichkeit einer zielgerichteten Steuerung des weiteren (Konsum-)Verhaltens.

Die Wahl von Utrecht als Standort ist dabei keine zufällige. Aldi erwartet dort ein Publikum, das sich stärker auf die Komfortvorteile als auf die Datenschutzbedenken fokussiert. In einer Mitteilung gab Aldi an, die Niederlande seien als Standort optimal, da Bargeld dort auf dem Rückzug und Selbstbedienungssupermärkte verbreitet seien. Darüber hinaus sei das zu erwartende Publikum in Utrecht besonders jung und technik- wie digitalisierungsaffin. In Deutschland startet Aldi seinen Testlauf noch nicht. Netto hingegen betreibt in München bereits eine kassenlose Filiale.

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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