Welche Daten sammeln unsere Autos über uns? Und an wen werden die gesammelten Auto-Daten weitergeben? Diese Frage erhitzt die Gemüter bereits seit geraumer Zeit. Die neue Bundesregierung nimmt das Thema Datenschutz bei den Auto-Daten erneut auf, wie die Tagesschau berichtet.
Datenschutz bei Auto-Daten
Moderne Autos sammeln zahlreiche Daten über Fahrerinnen und Fahrer, sowie das Nutzungsverhalten. Bei selbstfahrenden Autos potenzieren sich die gesammelten Daten nochmals. Die neue Regierung will die gesammelten Auto-Daten nun mit einem Treuhänder schützen und nimmt sich dem Thema Datenschutz erneut an. Das kommt bei den Automobilherstellern aber nicht gerade gut an.
Der Treuhänder soll Besitzerinnen und Besitzer eines Autos über die gesammelten Daten informieren. Die gesammelten Daten sind vor allem bei Behörden, Versicherungen, TÜV oder auch Autowerkstätten heiß begehrt. Mit dem Plan für das Einsetzen eines Treuhänders für Auto-Daten trifft die Bundesregierung bei den Herstellern allerdings auf heftigen Widerstand.
Der Verband der Automobilindustrie VDA befürchtet durch einen Treuhänder allerdings zusätzliche Bürokratie und das Risiko eines Missbrauchs: „Für die Übertragung der Daten lehnt der VDA das sogenannte Treuhänder-Modell ab, da es aus unserer Sicht verschiedene Nachteile mit sich bringt,“ teilt VDA-Geschäftsführer Joachim Damasky mit.
Das Modell eines Treuhänders für Auto-Daten steht bereits seit Jahren im Raum und wurde ursprünglich durch den Versicherer Allianz angestoßen. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung um SPD, Grüne und FDP heißt es dazu: „Zur wettbewerbsneutralen Nutzung von Fahrzeugdaten streben wir ein Treuhänder-Modell an, das Zugriffsbedürfnisse der Nutzer, privater Anbieter und staatlicher Organe sowie die Interessen betroffener Unternehmen und Entwickler angemessen berücksichtigt.“
Versicherer fordern Zugriff auf Daten nach Unfällen
Die Allianz und Versicherungsbranche fordern hingegen einen ungehinderten Zugang zu den Daten nach Schäden und Unfällen. Daher sollte der eingesetzte Treuhänder kein Marktteilnehmer sein und somit weder einer Versicherung noch einem Autohersteller angehören, noch jemand anders sein, der mit diesen Themen aktiv befasst ist, fordert Christoph Lauterwasser, Leiter des Allianz Zentrums für Technik (AZT).
Der Versicherungsverband GDV fordert für seine Mitgliedsunternehmen ein grundsätzliches Zugangsrecht zu gesammelten Auto-Daten. Allerdings ohne sich dabei auf ein bestimmtes Modell festzulegen.
Die Daten vernetzter Autos gehörten allein den Halterinnen und Haltern und nicht den Herstellern, wird GDV-Hauptgeschäftsführer Asmussen zitiert. „Ob ein solcher wettbewerbsneutraler Zugang zu den Daten über ein Treuhänder-Modell oder auf andere Weise erfolgt, ist nachrangig.“
Bei einem möglichen Treuhänder-Modell steht allerdings auch die Frage um die Zugangsrechte zu den gesammelten Daten im Raum. So auch die Frage, ob Autohersteller und -zulieferer künftig gezwungen sein werden, die mit ihrer Software gesammelten Daten mit dritten Firmen zu teilen. Start-ups und IT-Großkonzerne aus den USA oder Versicherungen haben großes Interesse an den gesammelten Auto-Daten.
Mobilitätsdatengesetz und Trust Center
Ein Mobilitätsdatengesetz soll eine derartige wettbewerbsneutrale Nutzung der gesammelten Daten ermöglichen. Die Autohersteller hingegen fordern in ihrem Gegenvorschlag, die Daten in der Obhut der Industrie zu belassen und ein Trust Center einzurichten.
Diese Einrichtung soll laut Damasky die Qualität der gesammelten Auto-Daten zertifizieren. Fahrzeughalter sollen dann ihre Zustimmung zum Zugriff Dritter auf die Fahrzeugdaten geben. Laut dem VDA-Geschäftsführer würde ein Treuhänder-Modell die Datenfreigabe verwässern und wäre schlicht nicht nutzerfreundlich.
„Aus diesem Grund plädieren wir für die Abfrage aus einer Hand, und zwar über die Backends der Fahrzeughersteller,“ so Damasky. Außerdem fordert er eine zweckgebundene Freigabe der Daten. Nicht jeder Interessent soll von vornherein unbegrenzten Zugang zu Auto-Daten bekommen. Laut AZT-Leiter Lauterwasser sollen aber auch „unabhängige Dritte“ Dienstleistungen anbieten können, „ohne dass der Fahrzeughersteller als Gatekeeper fungiert“.
Moderne vernetzte Autos sammeln eine Vielzahl von Daten bei der Nutzung. Darunter Details zur Intensität, die Anzahl der Fahrer und Details, die Rückschlüsse auf den Fahrstil erlauben. Für den ADAC ist das problematisch, denn der autofahrende Kunde wisse nicht, welche Daten im Details über ihn oder sie gespeichert werden. Auch ein Zugriff auf die eigenen Daten sei nicht möglich.
Daher fordert der ADAC, dass Autofahrer den Anbieter und die datenbasierten Leistungen selbst aus- und abwählen können. ADAC-Technikpräsident Kasten Schulze fordert daher, dass die EU-Kommission einen Gesetzesvorschlag für einen freien und sicheren Zugang zu den gesammelten Auto-Daten vorlegen muss, der von den Automobilherstellern unabhängig ist.