Was bereits im Jahr 2021 angekündigt wurde, ist nun Gewissheit. Das Filmstudio MGM gehört jetzt offiziell zu Amazon Prime Video. Damit vereinnahmt Amazons Streamingdienst nun eines der wohl traditionsreichsten Filmstudios der gesamten Hollywood-Geschichte.
EU-Kommission stimmt zu
Dass sowohl MGM als auch Amazon Prime Video mit der Übernahme einverstanden sind, wissen wir bereits seit Mai letzten Jahres. Damals gaben beide Unternehmen bekannt, dass MGM zu einem Kaufpreis von ca. 8,45 Milliarden US-Dollar an Amazons Streaminganbieter übergehen soll. Der längst eingetütete Deal scheint nun perfekt. So stand dem Kauf nur noch ein mögliches Hindernis im Weg. Und das war die EU-Kommission. Schließlich wollte man zunächst überprüfen, ob eine entsprechende Übernahme auch im Einklang mit europäischem Wettbewerbsrecht ist. Die EU hat die Übernahme nun aber abgesegnet, was den Deal für Amazon perfekt macht. Offensichtlich reagierten die beiden Unternehmen schnell. Denn gleich nachdem die EU ihren Segen gab, meldete Amazon, dass die Zahlung vollzogen wurde.
Mehr Qualität für Amazon Prime Video?
Zwar dürfte die Ausgabe für einen Tech-Konzern der Größe eines Amazon nicht mehr sein als Peanuts, doch das Unternehmen verspricht sich dennoch viel Gutes von der Übernahme. Insbesondere will man die Expertise des traditionsreichen Filmstudios nutzen, um hochqualitative Filme und Serien zu produzieren. Ein besonderes Geschmäckle bekommt die Übernahme dann, wenn man sich vor Augen führt, dass auch Netflix an MGM interessiert gewesen sein soll. Der Spitzenreiter unter den Streamingdiensten dürfte sich seinerseits nun sicher sehr ärgern. Doch wer genau steckt denn nun hinter MGM alias Metro-Goldwyn-Mayer Studios?
Den Jüngeren unter euch wird der Name sicherlich nicht mehr viel sagen. Ältere Semester können sich aber bestimmt noch an den leidenschaftlich brüllenden Löwenkopf im Vorspann von gefühlt jedem zweiten Kinofilm erinnern. Wirft man einen Blick auf die Franchises, die das mittlerweile fast 100 Jahre alte Studio hervorgebracht hat, dürfte es wohl bei nahezu jedem Klick machen. Neben zeitlosen Klassikern wie Ben Hur und 2001: Odyssee im Weltraum wurde hier beispielsweise auch die Hobbit-Trilogie produziert. Letztere macht deutlich, worauf Amazon hier möglicherweise abzielen könnte. Schließlich steht im Herbst diesen Jahres die Premiere der hauseigenen Herr der Ringe Serie an. Plant Amazon also vielleicht neue Kinoableger, die in Mittelerde spielen?
Geballte Offensive für mehr Inhalte
Es ist angesichts der wachsenden Konkurrenz seitens Netflix und Disney+ gar nicht so leicht, auf dem Markt der Streaminganbieter zu bestehen. Netflix macht vor, wie das am besten gelingt. Bereits seit Jahren bemerkt man nämlich, dass der Anbieter zunehmend auf hauseigene Produktionen setzt. Nur so kann man sich unabhängig vom fortschreitenden Lizenz-Krieg machen. Insbesondere das Einsteigen von Disney in den Streaming-Markt stellte für viele andere Anbieter eine große Belastung dar. Schließlich fielen damit auch gleich die Rechte an ikonischen Disney-Klassikern wie König der Löwen weg. Doch, was viele vergessen, ist die Tatsache, dass Disney heute noch vielmehr ist als nur Micky Maus und Co. Mittlerweile hat das riesige Studio die Rechte am gesamten MARVEL CINEMATIC UNIVERSE sowie an STAR WARS inne.
Dabei handelt es sich um wahre Gelddruckmaschinen. Um gegen die drohende Vormachtstellung von Disney anzukommen, gibt es nur eines, was man tun kann – selber für Inhalte sorgen. Dementsprechend sollen die ohnehin bereits sehr aktiven Amazon Studios nun noch durch MGM ergänzt werden. Obendrein sollen natürlich auch die Serien und Filme von MGM auf Amazon Prime Video verfügbar werden und damit die Palette erweitern. Fraglich ist dabei nur noch das weitere Vorgehen von Amazon. Insbesondere Lizenz-Politik dürfte ein spannendes Thema werden. Schließlich stellt sich die Frage, ob der Streamingdienst des Tech-Konzerns MGM-Produktionen in Form zahlreicher Klassiker dann nur noch ausschließlich für sich selbst nutzen oder auch Geld mit der Vergabe von Lizenzen verdienen möchte.
Droht eine Preiserhöhung?
Die Ausweitung des eigenen Angebotes nebst eigener Produktionen erinnert doch sehr stark an das Vorgehen von Netflix. Allerdings ist damit auch zu befürchten, dass sich Amazon gänzlich an dem Vorgehen von Netflix orientieren wird. Das würde auch Preiserhöhungen umfassen. So hat Netflix seine Kunden in letzter Zeit häufiger mit erhöhten Abokosten überrascht. Ein Blick in die USA stellt klar, dass auch Kunden von Amazon Prime Video nicht davor gefeit sind. Dort müssen Abonnenten nun mehr für ihr Konto zahlen. Allerdings betrifft die Preiserhöhung bislang nur Neu- und (noch) keine Bestandskunden.