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ChatGPT: Verlage wollen Lizenzgebühren verlangen

Sogenannte Chatbots wie ChatGPT sind derzeit in aller Munde. Die Möglichkeiten, die derartige KI-gestützte Tools eröffnen, scheinen gigantisch. Experten gehen davon aus, dass sich dadurch nicht nur unsere Arbeits- und Bildungswelt deutlich verändern könnte. Auch die Zugänglichkeit von Suchmaschinen könnte sich verbessern. Presseverlage finden das selbstverständlich gar nicht gut, da es gerade ihre Worte sind, die von ChatGPT und möglichen weiteren künstlichen Intelligenzen genutzt werden. Eine entsprechende Gebühr könnte hier Abhilfe schaffen.

ChatGPT künftig mit Lizenzgebühren?

Stelle dir einmal vor, du musst einen Aufsatz zu einem aktuellen Thema für Schule oder Uni erarbeiten. Heutzutage nimmt man dafür natürlich auch die Unterstützung einer Suchmaschine wie Google in Anspruch. Schließlich findet man Inhalte mit entsprechender Aktualität selten in den Büchern der örtlichen Bibliothek. Einmal den Suchbegriff eingegeben bekommst du nun viele Links ausgespuckt, die du nacheinander abarbeiten kannst. Bei aktuellen Themen sind das in der Regel Zeitungs- oder Blogartikel. Nun könnte das von Microsoft mit 10 Milliarden US-Dollar unterstützte Projekt ChatGPT und auch die von Google geplante Konkurrenz namens Bard daran etwas ändern. Gibst du hier einen Suchbegriff ein, könnte die Suchmaschine der nahen Zukunft nicht mehr ein Sammelsurium an Links, sondern stattdessen eine ausformulierte Antwort ausgeben. Dann muss man nicht mehr mehrere einzelne Webseiten aufrufen, um sich die Antwort selbst zusammen zu suchen.

Was für uns Nutzer überaus bequem klingt, treibt Presseverlagen natürlich die Zornesröte ins Gesicht. Schließlich sind es gerade ihre Informationen, mit denen die künstlichen Intelligenzen gefüttert werden. Folglich wollen die Verlage künftig Lizenzgebühren erheben, wenn ihre Worte als Grundlage für Chatbots dienen. Aus rechtlicher Sicht ist das definitiv einleuchtend. Schließlich nutzt das Tool die Inhalte vieler verschiedener Quellen, um daraus ein Ergebnis zusammenzustellen. Das Ergebnis lässt sich dann am ehesten als Sammelsurium unterschiedlichster Presseartikel beschreiben. Das ist nicht nur urheberrechtlich äußerst fragwürdig. Obendrein entsteht dadurch eine neue Konkurrenz für die Verlage. Als Lösung kommen für den Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und dem Medienverband der freien Presse (MVFP) nur Lizenzgebühren in Frage. Dies geht aus einer gemeinsamen Stellungnahme der Presseverbände gegenüber dem Tagesspiegel hervor.

Angst vor Ausbeutung auf Seiten der Presse

Die Befürchtungen der Presseverbände sind nachvollziehbar und dürften in Verlagshäusern derzeit für großes Raunen sorgen. Aus dem Bericht des Tagesspiegels geht ebenfalls hervor, dass die Verwertungsgesellschaft Corint Media gar von „ausbeuten“ der redaktionellen Arbeiten von Verlagen spricht. Aus diesem Grund sieht der Sprecher es auch als alternativlos an, dass „eine angemessene Vergütung an die Rechteinhaber gezahlt werden“ muss. Rechtlich scheint das Thema noch eine Grauzone darzustellen. So ist man auf Seiten der Verbände davon überzeugt, dass das Presseleistungsschutzrecht in dieser Sache einschlägig ist. Wirklich sicher sei man sich diesbezüglich aber nicht. Eine juristische Klärung dieser Frage ist aus Sicht der Corint Media unerlässlich.

ChatGPT und Co. als neue Konkurrenz für Verlage

Dass die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten genutzt wird, um ChatGPT zu füttern ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Schließlich fürchtet man auf Seiten der Verlage nicht nur, dass die Chatbots unentgeltlich auf die Leistung von Pressemitarbeitern zugreifen. Besonders perfide ist vielmehr die Tatsache, dass damit die klassische Internetrecherche und der Besuch auf den entsprechenden Webseiten der Verlagshäuser wegfallen könnte. Für den Otto-Normal-Verbraucher ist eine klare, deutliche und kurze Antwort wie sie ChatGPT und Co. geben dürften, sicherlich bequemer, als das Zusammensuchen mehrerer längerer Artikel.

Die Verbände sind aus diesem Grund davon überzeugt, dass es sich um eine Art Wettbewerbsverzerrung handeln könnte. Insbesondere dann, wenn Google seinen Chatbot auf die Welt loslässt sind diese Bedenken durchaus begründet. Schließlich ist es gut möglich, dass der Tech-Konzern die eigenen Verschriftlichungen bevorzugt als Ergebnis ausgeben könnte. Wie die Chatbots in der Praxis agieren und ob die Befürchtungen der Verlage berechtigt sind, werden wir wohl bald sehen können. Schließlich wollen Google und Microsoft ihre künstlichen Intelligenzen bald schon in die jeweiligen Suchmaschinen in Form von Google und Bing implementieren.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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m
markox

Mitglied

69 Beiträge 5 Likes

Darauf hab ich schon gewartet. Letztlich entgehen den Websitebetreibern dann ja enorm viele Werbeeinnahmen wenn die Suchmaschinennutzer die Antworten immer öfter aus der Suchmaschine selbst ablesen können an statt die einzelnen Seiten besuchen zu müssen. Das kann natürlich nicht so einfach funktionieren wenn die Autoren für ihre Inhalte am Ende leer ausgehen und sich Microsoft und Google alles in die Taschen stopfen.

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Simon

Administrator

6,150 Beiträge 4,105 Likes

Ja, wird auf jeden Fall spannend. Der meiste Traffic kommt ja auch von Google. Wenn das wegbricht, sieht es bei den meisten Webseiten, und sicherlich auch bei uns, düster aus.

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