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Chinesische Staatsmedien nutzen SEO für Desinformationen

Forschende der Brooking Institution and Alliance for Securing Democracy haben herausgefunden, dass chinesische Staatsmedien gezielt Maßnahmen der Suchmaschinenoptimierung einsetzen, um ihre Inhalte im Ausland möglichst prominent zu platzieren. Besonders YouTube und News-Suchen sind betroffen.

Xinjiang und Covid-19

Zu den zentralen Themen, denen sich die chinesischen Staatsmedien widmen zählen Xinjiang und Covid-19. Die Forschenden fanden in beiden Themengebieten zahlreiche Beiträge Chinas, die bei Bing, Google und YouTube weit oben landeten. Beim Suchbegriff Xinjiang landeten bei Google und Bing in 88 Prozent der Testfälle chinesische Staatsmedien in den Top 10, bei YouTube war das in 98 Prozent der Tests der Fall.

Die Untersuchungen zeigten dabei eindeutig, dass China sich auf die News-Suchen sowie auf YouTube konzentriert. Hier wurde gezielt mit SEO-Methoden gearbeitet. In der normalen Suche hingegen schnitten Beiträge Chinas deutlich schlechter ab und landeten eher selten auf den vordersten Rängen.

Desinformation und Meinungssteuerung

Das Ziel der chinesischen Suchmaschinenoptimierung ist dabei offensichtlich: Die Meinung im Ausland soll beeinflusst werden. Die beiden untersuchten Themengebiete machen das sehr deutlich. Unter dem Suchbegriff Xinjiang finden sich zahlreiche Beiträge chinesischer Medien, die sich gezielt an ein ausländisches Publikum richten, und die Internierung der Uiguren verharmlosen. In chinesischen Beiträgen ist etwa die Rede von Ausbildungszentren; tatsächlich jedoch handelt es sich – das zeigen auch die kürzlich geleakten Fotos und Dokumente – um Internierungslager, in denen die Gefangenen anlasslos grundlegender Menschenrechte beraubt werden.

Ähnliches lässt sich im Zusammenhang mit Covid-19 beobachten. Chinesische Beiträge, die gut ranken, verbreiten hier Verschwörungstheorien, die einen Laborursprung des Virus in den USA oder Japan propagieren. Auf diese beiden Themen beschränkt ist die Desinformation Chinas jedoch keineswegs. So konnte etwa auch ermittelt werden, dass chinesische Beiträge vermehr pro-russische Positionen vermitteln und auch auf diesbezügliche Suchanfragen hin optimiert wurden.

Einflussnahme Chinas ist unterschätzt worden

Obwohl der Versuch der Einflussnahme Chinas im Ausland längst bekannt ist, halten die Forschenden, die den Einsatz von SEO-Techniken durch chinesische Staatsmedien untersucht haben, den Umfang der Einflussnahme für unterschätzt. Sie verweisen diesbezüglich zum einen auf den schieren Umfang chinesischer Inhalte, zum anderen auf die Kooperation Chinas mit scheinbaren unabhängigen Medien und Influencern. So konnten sie mindestens neunzehn Medien ausmachen, die nicht offiziell mit China in Verbindung stehen, jedoch chinesische Beiträge wörtlich übernommen und auf ihren Portalen veröffentlicht haben. Hierzu zählte etwa die Helsinki Times.

Vorschläge für Gegenmaßnahmen

Neben der Analyse lieferten die Forschenden auch Vorschläge für Gegenmaßnahmen. Hier verwiesen sie vor allem auf die Dringlichkeit von Kennzeichnungen seitens der Suchmaschinen. So könnten Google und Co staatliche Medien etwa als solche kennzeichnen und direkt in den Suchergebnissen anzeigen. Ferner schlugen sie vor, die Übernahme von Inhalten aus Staatsmedien kenntlich zu machen. So könnten auch staatlich produzierte Beiträge, die auf scheinbar unabhängigen Medien erscheinen, schnell als solche erkannt werden.

Darüber hinaus forderten sie die Bereitstellung von Informationen über Rankingentscheidungen zu staatlichen Beiträgen. Diesbezüglich wiesen sie weiterhin auf die Vorteile der Kooperation verschiedener Suchmaschinen hin: Würden Informationen zu staatlichen Beiträgen ausgetauscht, könnten Ressourcen gebündelt und so effektiver vorgegangen werden.

Abschließend wiesen sie darauf hin, dass unabhängige Medien, die sich mit China und diesbezüglich relevanten Themen befassen, sich mit SEO-Grundlagen befassen und so für ein besseres Ranking ihrer unbeeinflussten Beiträge sorgen sollten.

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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