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Datacenter-Boom: Geht Irlands Stromnetz bald in die Knie?

Wenn es um Rechenzentren geht, wird Irland zunehmend beliebter. Doch während die Serverfarmen wachsen, stagniert der Ausbau des Stromnetzes. Der viel zu hohe Stromverbrauch könnte nicht nur für einen Kollaps des irischen Stromnetzes sorgen. Er hat auch ökologische Folgen. So kann es sein, dass Irland aufgrund der vielen Datacenter seine Klimaziele nicht einhalten kann. Wie lange kann das EU-Mitglied das noch durchhalten?

Ein globales Problem?

Ein Tagesablauf eines herkömmlichen EU-Bürgers macht deutlich, warum wir ein ernsthaftes Problem mit Rechenzentren haben. Beim morgendlichen Kaffee wird erst einmal die Morning-Playlist bei Spotify gestreamt. Auf Arbeit im Homeoffice oder herkömmlichen Büro folgt dann die Videokonferenz. Hat man Feierabend, macht man es sich auf der Couch bequem, um die neue Lieblingsserie zu „binge-watchen“. Kommt dir das bekannt vor? All das benötigt natürlich entsprechende Ressourcen, die durch Rechenzentren bereitgestellt werden. Ein wahres El Dorado war und ist diesbezüglich das EU-Mitglied Irland. Schließlich hatten US-Konzerne wie Facebook, Apple & Co. dort nicht nur beste steuerliche Bedingungen, sondern obendrein auch jede Menge Platz und bestes Klima für die Errichtung von Rechenzentren. Doch langsam scheint die Speerspitze erreicht zu sein. Platz gäbe es nach wie vor genug. Allerdings droht neben dem Zusammenbruch des irischen Stromnetzes auch ein Verfehlen der Klimaziele.

Nachhaltigkeit sieht anders aus

Denkt man an Umweltverschmutzung, hat man in erster Linie qualmende Schornsteine von Kohlekraftwerken vor Augen. Doch auch Streaming ist ein echter Klimakiller. Dies wird am Beispiel von Irland mehr als deutlich. Da sich in dem Land mittlerweile knapp 70 Datacenter befinden, fällt auch der Stromverbrauch entsprechend hoch aus. So entspricht der Verbrauch einer Anlage knapp 80.000 irischen Haushalten. In Zahlen ausgedrückt verbrauchen die Serverfarmen auf der grünen Insel stolze 900 Megawatt. Das entspricht etwa 11 Prozent des gesamten Bedarfs an Strom in Irland. Glaubt man Experten, dürfte sich dieser Trend auch in den nächsten Jahren noch fortsetzen. So schätzt ein großer irischer Stromanbieter, dass die Datacenter im Jahr 2029 bereits 30 Prozent des gesamten irischen Strombedarfs ausmachen könnten.

Hierbei handelt es sich um eine echt verzwickte Lage. Schließlich kann man in unserer digitalisierten Gesellschaft nicht von heute auf morgen auf das Internet verzichten. Dessen sind sich auch die Experten bewusst. Das Problem sei aber nicht die schiere Masse an Rechenzentren, sondern deren geballte Platzierung in Irland. Man müsse für eine bessere Verteilung innerhalb Europas sorgen, da sonst ein Kollaps in Irland droht. Dieser hatte zur Folge, dass die klassischen Verbraucher keinen Strom mehr hätten. Zieht man zum Vergleich einmal Deutschland heran, welches das EU-Mitglied mit den zahlenmäßig meisten Serverfarmen ist, wird deutlich, wie erdrückend die Situation für Irland ist. Hierzulande sollen nach Schätzungen im Jahr 2030 lediglich 5 Prozent Stromverbrauch auf Rechenzentren zurückzuführen sein.

Eine Lösung muss her

Facebook und Co. hinterlassen bei der Stromversorgung ihrer Rechenzentren in der Öffentlichkeit einen positiven Eindruck. So wird regelmäßig betont, dass der Strom stets aus erneuerbaren Energien stamme. Umweltschützer in Irland fordern die Tech-Konzerne allerdings eingehend dazu auf, für Speichermöglichkeiten des Grünstroms zu sorgen. Schließlich droht bei einem Mangel an Strom aus erneuerbaren Energien der Shutdown für das gesamte Land. Alternativ würden die ressourcenhungrigen Serverfarmen dann doch mit umweltschädlichem Strom aus Kohlekraftwerken versorgt werden.

Dies würde man stets einem einfachen Abschalten der Server vorziehen, da das Funktionieren der Internetkonzerne heutzutage schlichtweg unerlässlich ist. Dementsprechend werden sowohl von Seiten der irischen Opposition als auch von Umweltverbänden die Rufe nach einem vorübergehenden Baustopp immer lauter. Man müsse zunächst einmal beobachten, welche mittelfristigen Auswirkungen die bereits vorhandenen Rechenzentren haben, bevor man einfach so weiter macht wie bisher. Anders könne man die Klimaziele nicht erreichen.

Deutsche Rechenzentren sollen klimaneutral werden

Hierzulande nimmt der Strombedarf von Rechenzentren natürlich ebenfalls deutlich zu. Zwar ist der Anteil am Gesamtverbrauch deutlich geringer als in Irland, Experten erwarten aber auch in Deutschland zukünftig einen deutlich höheren Stromverbrauch von Serverfarmen. Damit dieser nicht allzu umweltschädlich ist, hat die Ampel-Koalition in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass entsprechende Datacenter ab 2027 nur noch klimaneutral an den Start gehen dürfen.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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