Ende Mai hat Gigaset das GS185 als „Made in Germany“ präsentiert und in den Handel geschickt. Nun konnten wir uns in Bocholt im Münsterland einen Eindruck von derzeit einzigen deutschen Smartphone-Produktion machen, seit Nokia vor 10 Jahren aus Deutschland abgewandert ist.
Seit gut einem Monat wird das Gigaset GS185 nun im Gigaset Werk Bocholt gefertigt. Bereits seit 1941 werden dort Telefone gefertigt. Damals waren es noch Fernsprecher unter dem Dach von Siemens. Seitdem hat sich viel getan. Die DECT-Telefone, die auch in Bocholt gefertigt werden, sind seit Jahren rückläufig, da die Menschen immer mehr nur auf ihr Mobiltelefon setzen. Bereits 2015 präsentierte Gigaset daher als Telefonspezialist sein erstes Smartphone: Das Gigaset ME. Nun holt das Unternehmen die Produktion der Smartphones langsam aber sicher nach Deutschland.
Derzeit gibt es erst eine Fertigungslinie mit acht Mitarbeitern, die jede Woche etwa 2.000 Smartphones fertigen. Die Produktion kann jedoch stark gesteigert werden. In drei Schichten wären es schon 6.000 Smartphones. Und die 2.500 Quadrameter große Halle bietet Platz für weitere fünf sogenannte U-Linien – erst ein Drittel der Fläche ist belegt. Sollte die Nachfrage steigen, ist Gigaset also gerüstet.
Zurzeit findet nur die Montage in Bocholt statt. Die einzelnen Komponenten werden immernoch aus Asien geliefert. Lediglich die Verpackung und die Bedienungsanleitung werden in Bocholt gedruckt. Dies soll sich jedoch mit der Zeit ändern. Das notwendige Know-How zur Herstellung der Hartplastikschalen, aber auch der Schaltplatinen ist in Bocholt vorhanden. Derzeit scheitert es noch an der hohen Auslastung der Geräte durch die Produktion von DECT-Telefonen – und eine Investition in weitere Anlagen muss sich zuerst rentieren. Gigaset muss also auf den Erfolg der „Made in Germany“-Smartphones hoffen.
Die Mitarbeiter durchlaufen in der U-Linie 301 die komplette Montage des 179 Euro günstigen Smartphones. So steht die Produktion bei einem Mitarbeiterausfall nicht vollständig still. Die Mitarbeiter arbeiten zusammen mit intelligenten Roboter-Armen der Firma Universal Robotics. So kann Gigaset eine gleichbleibende Qualität garantieren. 40 Prozent der Fertigung geschieht in Handarbeit, 60 Prozent durch Robotik. Besonders stolz ist Gigaset auf seine Qualitätssicherung, denn jedes Smartphone wird intensiv geprüft. Auch der Service und die Reparatur findet vor Ort statt.
Auch wenn die komplette Fertigung noch nicht in Deutschland geschieht, ist Gigaset bereits stolz auf das, was erreicht wurde. 60 Prozent der Wertschöpfung geschieht bereits in Deutschland. „Made in Germany“ ist also durchaus zutreffend. Positiv hieran ist nicht nur, dass für Arbeitsplätze gesorgt wird, sondern durch die Senkung des Logistikaufkommens kann auch der CO²-Ausstoß gesenkt werden.
Des Weiteren kann Gigaset wesentlich flexibler auf die Auftragslage reagieren. Die Smartphones werden nur bei Bedarf gefertigt und können innerhalb weniger Tage beim Kunden sein – anstatt wochenlang aus Asien verschifft zu werden.
Als besonderes Extra bietet Gigaset seinen Kunden die Möglichkeit individuelle Anpassungen vorzunehmen. So können Geschäftskunden beispielsweise die Software des Smartphones um weitere Apps ergänzen lassen, die dann ab Werk mitgeliefert werden. Auch Aufdrucke auf der Verpackung oder Lasergravuren auf der Smartphone-Rückseite sind möglich. Jedes Smartphone kann individuell gefertigt werden.
Insgesamt ist der Ansatz von Gigaset die Smartphone-Produktion nach Deutschland zu holen auf jeden Fall lobenswert und wir wünschen viel Erfolg bei der Umsetzung. Am Preis des Gigaset GS185 merkt man die Montage in Deutschland nicht – und Gigaset ist zuversichtlich, dass die Fertigung der Einzelkomponenten günstiger ist, als sie fertig in Asien zu kaufen.
Wir wurden von Gigaset zu der Werkbesichtigung eingeladen.