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Intel: Halbleiterfabrik in Magdeburg benötigt mehr Strom als Stadt

Intel möchte eine neue Halbleiterfertigungsstätte in Magdeburg bauen. Anfragen und Auskünfte aus der Lokalpolitik haben nun ergeben, dass die Fabrik bereits in der ersten Ausbaustufe mehr Strom benötigen wird als die gesamte restliche Stadt.

Mehr Energie als die Stadt

Vom enormen Energiebedarf der geplanten Intelfabrik berichtete der ehemalige Magdeburger Bürgermeister Lutz Trümper gegenüber dem Magazin Politico, das zuerst über das Thema berichtet hatte. Neben Trümper äußerte sich auch Madeleine Linke, Co-Vorsitzende der Stadtratsfraktion aus Grünen und der lokalen Partei Future!. Während Trümper angab, in der ersten Ausbaustufe übersteige der Strombedarf der Fabrik den jetzigen der Stadt Magdeburg, gab Linke an, im vollen Ausbaustadium läge der Bedarf gar beim Dreifachen des jetzigen Stadtbedarfs.

Einordnen lässt sich das nach einem Blick in den Versorgungsbericht der Stadtwerke deutlich besser. Die Stadtwerke versorgen rund 90 Prozent der privaten Haushalte in Magdeburg und verkauften im letzten Jahr knapp 1.500 GWh elektrische Energie. Die Fabrik von Intel dürfte also bereits im ersten Ausbaustadium mehr als 1.500 GWh verbrauchen und im vollen Ausbau bei einem Verbrauch von rund 4.500 GWh liegen. Die jährliche Durchschnittsleistung der Gesamtstadt liegt derzeit bei rund 171 MW. Dass das für den Verbrauch der Halbleiterfabrik kein unrealistischer Wert ist, zeigt der Vergleich mit anderen Großfabriken: Tesla verfügt in Grünheide über eine Anschlussleistung von 109 MW. Intels Energieverbrauch würde den von Tesla noch einmal merklich übersteigen, was auf die Art der gefertigten Halbleiter zurückzuführen ist. So sollen in Magdeburg besonders kleine Strukturgrößen gefertigt werden, was in aller Regel besonders stromintensiv ist.

Deckung über erneuerbare Energien?

Intel hat bereits angekündigt, den Strombedarf seiner Fabrik in Magdeburg ausschließlich über erneuerbare Energien decken zu wollen. Möglich ist das zwar durchaus; hierzu wäre jedoch vermutlich ein erheblicher Ausbau ebendieser in Deutschland nötig. Wollte Intel etwa vollständig auf Solarstrom setzen, so würden alleine drei Prozent des in Deutschland produzierten Solarstroms von der Fabrik verschlungen werden – und bei anderen erneuerbaren Energien sieht es kaum besser aus.

Insgesamt zeigt das Beispiel der Halbleiterfabrik von Intel damit die Probleme der Industrialisierung auf: Ressourcen werden in hohem Maße verschlungen, obwohl sie knapp sind. Wird auf fossile Energieträger gesetzt, bedeutet jeder Industrialisierungsschritt eine Ausbeutung begrenzter Lebensgrundlagen; wird auf erneuerbare Energien gesetzt immerhin eine erhebliche Belastung in der Versorgung – und damit womöglich weitere Preissprünge. Ganz ähnliche Probleme hatten sich auch beim Bau der Teslafabrik in Grünheide ergeben. Dort war unter anderem der enorme Wasserverbrauch der Fabrik kritisiert worden.

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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