Amazon geht bereits seit einiger Zeit verstärkt gegen Fake-Bewertungen vor, die ein großes Problem auf der Plattform darstellen und die Glaubwürdigkeit des gesamten Bewertungssystems infrage stellen. Nun leitet das Unternehmen erstmals strafrechtliche Schritte in der EU ein. Betroffen ist ein Unternehmen aus Italien, das Fake-Bewertungen organisierte.
5 Sterne gegen Erstattung
Ein italienisches Unternehmen soll ein Netzwerk aus Freiwilligen aufgebaut haben, die Produkte auf Amazon mit fünf Sternen bewerteten. Im Gegenzug erhielten sie die Produkte kostenlos. Um dennoch eine verifizierte Bewertung schreiben zu können, mussten sie das Produkt zunächst regulär über Amazon kaufen und erhielten im Nachhinein eine Erstattung durch den Dienstleister. Amazon verfolgt mit der strafrechtlichen Verfolgung der Rezensionsvermittlung den Ausschluss von insgesamt rund 11.000 Nutzenden von seiner Plattform. Nach italienischem Recht drohen den Betroffenen Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren.
Zivilrechtlich ist Amazon bereits in anderen EU-Ländern gegen den Rezensionsbetrug vorgegangen. So läuft derzeit etwa ein zivilrechtliches Verfahren in Spanien, im Rahmen dessen Amazon gegen eine Agentur vorgeht, die ebenfalls Fake-Rezensionen vermittelte. Laut Amazon haben die Beteiligten in Spanien sich vor allem über Telegramkanäle organisiert. Diese Angabe seitens Amazon lässt darauf schließen, dass der US-Konzern tatsächlich tiefgreifendere Untersuchungen angestellt hat – was bekräftigt, dass dem Unternehmen die Beseitigung von Rezensionsbetrug ein wichtiges Anliegen ist.
Auch in Deutschland ist Amazon bereits zivilrechtlich gegen Unternehmen vorgegangen, die Fake-Bewertungen vermittelt haben. Amazon zufolge haben die zivilrechtlichen Schritte dazu geführt, dass mehr als zehn Unternehmen ihr Angebot – zumindest in Bezug auf Amazon – eingestellt haben.
Klagewelle in den USA
In den USA hat Amazon bereits im vergangenen Jahr eine Klagewelle gegen Unternehmen sowie Privatpersonen gestartet, die sich an der Vermittlung von Fake-Rezensionen beteiligt hatten. Im Zuge dessen wurden straf- sowie zivilrechtliche Schritte gegen drei Unternehmen sowie gegen die Betreibenden von rund 10.000 Facebookgruppen, in denen Rezensionen vermittelt wurden, eingeleitet. Das Ziel besteht primär darin, die zentralen Figuren der Rezensionsvermittlung ausfindig zu machen, um gezielt gegen sie vorgehen zu können. Daneben zielt Amazon darauf, alle am Rezensionsbetrug beteiligten Personen von seiner Plattform auszuschließen.