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Löst „Luca“ die Corona-Warn-App ab?

Die neueste App, die bei der Bekämpfung von Corona helfen soll hört auf den Namen „Luca“. Sie verspricht einiges. So werben die Entwickler mit dem Slogan „Gemeinsam das Leben erleben“. Doch was unterscheidet sie von der klassischen Corona-Warn-App des Robert Koch Instituts (RKI)? Ganz einfach: Der Fokus liegt hier auf einer einfachen Nachverfolgung von Kontakten. Ziel ist dabei, den Bürgern wieder mehr Freiheiten zu gewähren. Ist Luca dazu in der Lage?

So funktioniert „Luca“

Mittlerweile beschäftigt die Corona-Pandemie Politik sowie Gesellschaft über ein Jahr. Dank vorhandener Impfstoffe werden wir den Virus hoffentlich noch 2021 in den Griff bekommen. Dennoch grassiert die Erkrankung Covid-19 weiterhin im bedenklich hohen Maße. Hieran haben nicht zuletzt besondere Mutationen Schuld, die zu einer schnelleren Übertragung des Virus sorgen. Aus diesem Grund verwundert es kaum, dass mittlerweile händeringend nach Alternativen zur sogenannten „Herdenimmunität“ durch Impfen gesucht wird. Neben Schnelltests für Privathaushalte und immer zuverlässigeren Schutzmasken spielen dabei auch digitale Möglichkeiten eine große Rolle. So diskutierte die EU erst vor Kurzem über einen digitalen Impfausweis (wir berichteten). Unsere Smartphones als alltäglicher Begleiter spielte dabei bislang eine eher untergeordnete Rolle. So musste die Corona-Warn-App seit Release herbe Kritik einstecken. Zu gering sei ihr Nutzen, meinen Experten.

Die EU hat sich einheitlich für einen digitalen Corona-Impfpass ausgesprochen.

Nun hat ein Fernsehauftritt von Smudo für Furore gesorgt. Das Mitglied der HipHop-Kombo „Die Fantastischen Vier“ hat in der ARD-Sendung Anne Will für die neue Corona-App „Luca“ geworben. Diese App soll die Kontaktnachverfolgung um ein Vielfaches erleichtern. Dadurch könne man die seit geraumer Zeit maßlos überlasteten Gesundheitsämter tatkräftig unterstützen. Schließlich brauchen diese mitunter einige Tage, um Kontaktpersonen herauszufinden und anschließend zu kontaktieren. Begeistert ist nicht nur der Rapper selbst. Auch die Politik zeigt sich positiv überrascht und ist von den Möglichkeiten überzeugt. Neben NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat auch Kanzleramtschef Helge Braun deutlich gemacht, dass in „Luca“ viele Chancen bei der Bekämpfung der Pandemie stecken.

Kooperation aus IT-Startup und HPI

Für die Entwicklung der App zeichnet sich nicht nur Fanta Vier Musiker Smudo verantwortlich. Mit von der Partie waren auch andere Künstlerinnen und Künstler. Für das technische Know-How sorgte das Berliner IT-Startup neXenio. Unterstützung erhielten die Gründer von der Bundesdruckerei und dem, vom gleichnamigen IT-Milliardär gegründeten, Hasso-Plattner-Institut (HPI). Entwickelt wurde die App nicht in aller erster Linie, um wieder Kulturveranstaltungen wie Theaterbesuche oder Konzerte zu ermöglichen. Darüber hinaus versprechen sich alle Beteiligten einen umfangreichen Nutzen für alle Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Hierzu gehören Restaurantbesuche genauso wie Privat-Feiern.

Datenschutz im Fokus

Wer sich an den Release der Corona-Warn-App zurückerinnert, kann sich sicherlich an das Thema Datenschutz erinnern. Es wurde ein gigantisches Tohuwabohu um die Datensicherheit der angemeldeten Nutzer gemacht. Im Zuge dessen verzögerte sich der Release der vom RKI und dem Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebenen App um Monate. Dementsprechend haben die Entwickler von Luca stark darauf geachtet, dass die Daten ihrer Nutzer sicher sind. Sie selbst betonten dies wie folgt: „Dein QR-Code kann nur vom Gesundheitsamt gelesen werden, und auch nur, um Infektionsketten zurückzuverfolgen. Veranstalter oder andere Personen können deinen QR-Code niemals entschlüsseln, lesen, oder etwas anderes damit anfangen“. Um diesen umfassenden Schutz zu gewährleisten, setzten die Entwickler wohl schon in der frühen Entwicklungsphase auf eine enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Datenschützern. Dies begründeten sie wie folgt: „es hilft ja niemandem etwas, wenn wir erst etwas entwickeln, das von den Datenschützern so nicht abgenickt wird“.

Entlastung der Gesundheitsämter

Wie ein Tsunami rollte die Welle der Corona-Pandemie auf die deutschen Gesundheitsämter zu. Bis heute gibt es hierzulande Regionen, die schlichtweg überfordert sind, wenn es um die Kontaktnachverfolgung geht. Hier könnte Luca laut Smudo eine echte Entlastung darstellen. So sagte der Musiker dem WDR, dass die App eine „massive Entlastung der Gesundheitsämter“ sei. Grundlage von Luca sind QR-Codes, die jedes einzelne Mitglied hat. Sollte ein Nutzer beispielsweise ein Konzert besuchen oder in einem Restaurant essen, wird der Code gescannt. Die nervige und oftmals müde belächelte Zettelwirtschaft hätte damit ein Ende. Wer sich noch an den Sommer zurückerinnern kann, wird sicher noch wissen, wie lieblos teilweise entsprechende Personenangaben von einigen Menschen ausgefüllt wurden.

„Luca“ soll ein effektiver Zusatz zur Corona-Warn-App sein.

Der Code wird anonymisiert erfasst. Im Anschluss erfolgt eine Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern. Sollte sich im Nachhinein nämlich herausstellen, dass einer der Besucher an Covid-19 erkrankt, erfährt dies das Gesundheitsamt. Nun kann es die von Luca zur Verfügung gestellten Daten für die Kontaktnachverfolgung nutzen. Allerdings muss man davon sprechen, dass die Gesundheitsämter diese Möglichkeit nutzen „können“. Schließlich müssen sie bei Luca mitmachen, um schlussendlich die relevanten Daten erhalten zu können. Wie sich herausstellt, gestaltet sich das Management einer solchen Anbindung von Gesundheitsämtern bislang noch schwierig. Erste Länderchefs wie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet haben jedoch bereits vorsichtiges Interesse bekundet.

Kein Ersatz für Corona-Warn-App

Luca soll laut den Entwicklern keineswegs ein Ersatz für die Corona-Warn-App. Stattdessen könne man sie als einen „guten Zusatz“ verstehen. Schließlich bietet Luca bei all ihren smarten Ideen nicht die Möglichkeiten, die eine Corona-Warn-App offenbart. Die vom RKI ins Leben gerufene App für iOS und Android soll nämlich Infektionsketten unterbrechen, welche in Folge eines Kontaktes mit einer nachweislich infizierten Person entstehen könnte. Anders als Luca funktioniert die Corona-Warn-App auch im Hintergrund und muss nicht aktiv geöffnet werden. Somit versteht sich die Corona-Warn-App eher als unmittelbare Warnung der Nutzer selbst. Luca hingegen soll in aller erster Linie den Gesundheitsämtern bei der Kontaktnachverfolgung helfen.

Im Norden bereits etabliert

Es gibt in der Bundesrepublik bereits jetzt Orte, an denen „Luca“ zum Einsatz kommt. Vor allem in Küstenregionen erfreut sich die App zahlreicher Anwender. So setzen die Inseln Amrum, Sylt und Föhr bereits jetzt auf eine Zusammenarbeit. Grund hierfür ist nicht zuletzt die gebeutelte Wirtschaft. Aufgrund der desaströsen Lage der Tourismus-Branche wollen entsprechende Orte für den Fall schneller Öffnungen vorbereitet sein. Allein auf Sylt nutzen bereits 200 Betriebe die App – Tendenz steigend. Dabei möchten nun auch Friseure, Fitnessstudios und Arztpraxen die neue App etablieren. Die erste große Stadt, die sich auf die Möglichkeiten von „Luca“ verlassen möchte, ist Rostock. So möchte Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen dafür sorgen, dass in der Küstenstadt bereits im März die ersten Fußballspiele mit Zuschauern stattfinden sollen. Darüber hinaus sollen Kulturveranstaltungen und die Öffnung des Einzelhandels ermöglicht werden. Wir sind schon jetzt gespannt wie sich Luca in der Praxis schlagen wird.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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