Bekommen wir unsere Lebensmittel bald per Flugpost geliefert? Diesen Anschein erweckt die neueste Investition des Supermarktriesen Rewe. Dieser beteiligt sich nämlich an einem millionenschweren Investment in den Drohnenhersteller Wingcopter, der spezielle Lieferdrohnen fertigen möchte.
Investment in Höhe von 39,8 Millionen Euro
Wingcopter, ein vielversprechendes junges deutsches Startup, scheint derzeit das Interesse vieler namhafter Investoren zu wecken. So haben sich mehrere teils große Unternehmen zusammengetan und eine Investitionssumme von stolzen 39,8 Millionen Euro zusammengelegt. Dies hat das Drohnen-Startup am Dienstag, den 21.06.22 öffentlich erklärt. Mit von der Partie ist dabei auch die Rewe Group, die wir eigentlich als großen Fisch im Bereich der deutschen Supermärkte kennen. Daneben gesellen sich andere große Konzerne wie beispielsweise „Itochu“ aus Japan. Angesichts einer derart hohen Investitionssumme stellt sich natürlich die Frage nach der Unternehmensbewertung, die Wingcopter vorweisen kann.
Zu dieser möchte sich das Startup aber (noch) nicht äußern. Allerdings wird laut Business Insider in der Startup-Szene bereit gemunkelt, dass sich der Wert des jungen Unternehmens allein in den letzten Monaten um knapp zwei Drittel erhöht haben soll. Angesichts des hohen Andrangs, den das Startup gerade in Form von willigen Investoren verspürt, kann daran durchaus etwas dran sein. Schließlich hört man selten von Finanzierungsrunden, in denen willige Investoren eine Absage vom Geldnehmer erhalten. Weitere Geldgeber sollen aber ausdrücklich erwünscht sein. Diese können laut Tom Plümmer, CEO von Wingcopter, in der nächsten Finanzierungsrunde zum Zug kommen können.
Lebensmittellieferung bald per Drohnen von Wingcopter?
Natürlich stellt sich die Frage, warum ausgerechnet die Rewe Group mit seinen tausenden Filialen in Wingcopter investiert. Wagt man etwa den nächsten großen Schritt im Bereich der Lebensmittellieferung? Dies könnte durchaus nachvollziehbar sein. Zwar floriert Rewes Geschäft mit der Lieferung per LKW, doch die Konkurrenz schläft nicht. Startups wie Flink, Gorillas oder Gerit werden immer beliebter und stellen sich breiter auf. Ihr großer Vorteil: sie können binnen Minuten die gewünschten Produkte liefern. Der Rewe Online-Supermarkt hingegen ist nicht ganz so schnell. In Sachen Geschwindigkeit könnte eine Drohnenlieferung neue Maßstäbe setzen. Schließlich werden die kleinen Flugobjekte nicht ohne Grund derzeit noch vornehmlich für eilige Lieferungen im medizinischen Bereich genutzt.
Erst im Januar berichteten wir wie eine Drohne in Schweden durch Lieferung eines Defibrilators ein Menschenleben retten konnte. Amazon möchte derzeit in den USA unter Beweis stellen, inwieweit Drohnen die Zukunft von Produktlieferungen darstellen könnten. In einem Modellprojekt probt der Onlineversandriese gegenwärtig in Kalifornien seine Drohnenlieferung im Modell „Amazon Prime Air“. Doch ob Rewe die Drohnen von Wingcopter wirklich selbst nutzen möchte oder einfach nur die Chance für ein gutes Investment gewittert hat, ist derzeit noch ungewiss. Rewe selbst begründet seine Investition damit, dass man in Wingcopter ein innovationsfreudiges Unternehmen sehe.
Neues Geld für neue Entwicklungen bei Wingcopter
Doch worin soll die gigantische Investitionssumme nun fließen? Wingcopter selbst möchte es nicht nur für die Forschung an neuen Produkten aufwenden. Obendrein möchte das Startup die Funktionen seiner bereits vorhandenen Drohnen noch weiter perfektionieren und durch neue erweitern. Um diese Ziele überhaupt erreichen zu können, wird ein größerer Mitarbeiterstamm benötigt. Deshalb soll die Mitarbeiterzahl von gegenwärtig 120 auf insgesamt 200 anwachsen. Mit mehr Mitarbeitern im Gepäck soll dann endgültig der globale Siegeszug angetreten werden. Sicherlich findet Wingcopter vor allem in den USA viele Unternehmen, die passende Lieferdrohnen benötigen. Die dafür erforderliche Zulassung hat sich das deutsche Startup bereits bei der zuständigen Luftfahrtbehörde in den USA geholt.
Drohne mit dem Siegel „Made in Germany“
Fraglich ist, ob Wingcopter mit steigenden Produktionszahlen auf lange Sicht sein Siegel „Made in Germany“ behalten kann. Schließlich stößt die gegenwärtige Drohnen-Fabrik in Hessen bereits jetzt an ihre Grenzen. Für einen Produktionssprung soll eine Erneuerung der Herstellung sorgen. So möchte man den entsprechenden Prozess weiter automatisieren, um noch schneller die begehrten Flugobjekte fertigen zu können.
Und das wird auch nötig sein. Schließlich hat das Startup bereits einige Verträge mit Interessenten geschlossen, die händeringend auf ihre Drohnen warten. Für ein Logistiknetzwerk in Afrika sollen allein 12.000 Drohnen zum Einsatz kommen. Und das ist nur ein Auftraggeber. Auch Unternehmen in Japan und Südamerika scharren mit den Hufen, um endlich Fluglieferungen ermöglichen zu können.
Spannende Kombi-Drohne
Um zu verstehen, warum die Drohne von Wingcopter so begehrt ist, muss man sie sich einmal genauer ansehen. Das Startup setzt bei seiner Wingcopter 198 auf eine spannende Kombi-Konstruktion, die zwei verschiedene Drohnenarten miteinander verknüpft.
Zum einen handelt es sich hier um einen Multicopter. Das Design mit mehreren Propellern und acht Elektromotoren sorgt nicht nur für eine Höchstgeschwindigkeit von stolzen 144 km/h. Obendrein macht es die Drohne überaus wendig. Das Multicopter-Design verbindet Wingcopter mit der Idee einer Flächendrohne.
Diese macht die Drohne zu einem echten Transportwunder, das ein Gewicht von bis zu 5 kg problemlos über 75 km weit transportieren können soll. Zwar soll die Wingcopter 198 autonom fliegen können, für Eingriffe stehen allerdings Steuerstationen am Boden zur Verfügung.