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Steht Honor bald auf der US-Embargoliste?

Das Verhältnis zwischen dem chinesischen Technik-Konzern Huawei und den US-Behörden lässt sich wohl am ehesten mit den Worten „es ist kompliziert“ beschreiben. Nun soll ein weiteres Unternehmen aus China in den Fokus der US-Amerikanischen Wirtschaftspolitik geraten sein. Mit Honor trifft es dabei eine ehemalige Tochter von Huawei. Zufall?

Bekommt die Embargoliste Zuwachs?

Der wirtschaftspolitische Streit zwischen China und den USA bestimmt nun schon seit ein paar Jahren das angespannte Verhältnis zwischen Fernost und West. Insbesondere die auf Seiten der USA geschaffene Embargoliste macht chinesischen Unternehmen das Wirtschaften auf dem westlichen Markt schwer. Dabei steht der Smartphone-Gigant Huawei unangefochten an Platz Eins. Mittlerweile konnte sich das chinesische Unternehmen von dem schweren Schlag wieder erholen, der weitreichende Folgen mit sich brachte. So musste sich Huawei nicht nur um ein eigenes Betriebssystem kümmern, sondern obendrein noch eine Chipproduktion auf die Beine stellen bzw. neue Zulieferer finden. Grund hierfür war das Verbot für US-Amerikanische Unternehmen (bspw. Google), mit Huawei zusammenzuarbeiten.

Ähnliche Probleme dürften nun auch Honor drohen. So besagen interne Quellen, dass heftig darüber diskutiert wird, auch dieses Unternehmen auf die mittlerweile berühmt berüchtigte Embargoliste zu setzen. Für Honor dürfte die Blockade von wichtigen Hardware-Komponenten und Android weit schwerere Folgen haben als es bei Huawei der Fall war. Schließlich kann man das Firmenkapital der mittlerweile ausgegliederten Tochterfirma keineswegs mit dem von Huawei vergleichen. Eine Einigung habe man bislang aber noch nicht finden können. Laut eines Artikels der Washington Post streiten die verantwortlichen Behörden in aller erster Linie über Sinn und Zweck eines solchen schwerwiegenden Schritts.

Mehrere US-Behörden sind involviert

Wer jetzt denkt, dass folgenschwere Entscheidungen wie ein Embargo lediglich vom US-Amerikanischen Wirtschaftsministerium gefällt werden dürfen, der hat Unrecht. Hier setzt man vielmehr auf die Zusammenarbeit gleich mehrerer Behörden. Insbesondere habe ein Treffen zwischen zuständigen Mitgliedern des Handelsministeriums, Außenministeriums, Energieministeriums sowie Verteidigungsministeriums stattgefunden. Dies verwundert angesichts der Strahlwirkung kaum. Schließlich ist das Verhältnis zwischen den USA und China seit geraumer Zeit derart angespannt, dass man schon fast von einer Neuauflage des kalten Krieges sprechen kann.

Wenn man dem Bericht der Washington Post Glauben schenken kann, dann stehen auf der Pro-Seite allen voran das Energieministerium sowie das Verteidigungsministerium. Sie seien zu allem bereit und entschlossen Honor zu der „Entitätsliste“ hinzuzufügen, auf der sich bereits der ehemalige Mutterkonzern befindet. Gegen das Vorhaben sollen sich jedoch das Handelsministerium sowie das Außenministerium sträuben. Dementsprechend befinde man sich gewissermaßen in einer verzwickten Patt-Situation. Das US-Recht sieht in diesem Fall vor, dass eine solche Entscheidung zur „Chefsache“ gemacht wird. Folglich müsste schlussendlich US-Präsident Joe Biden über die Causa Honor entscheiden, wenn die Behörden zu keinem Konsens kommen.

Das ehemalige Tochter-Unternehmen

Mit dem Abkapseln von Huawei ist Honor im November 2020 das Undenkbare gelungen. Schließlich hätte man nicht gedacht, dass das Smartphone-Unternehmen wirklich ohne den wirtschaftlich starken Mutterkonzern überleben könnte. Ob die Entscheidung ganz so freiwillig war, ist jedoch höchst fraglich. Schließlich ist es auch naheliegend, dass Honor die Flucht nach vorn gewagt hat und dem Handelsembargo der USA durch einen Austritt aus Huawei entgehen wollte. Honor wurde von Huawei verkauft und arbeitet nun unter der Schirmherrschaft eines gänzlich neuen Firmenverbundes. Als offizielle Begründung gab Huawei damals an, dass man schlichtweg nicht mehr dazu in der Lage sei, für das eigene Unternehmen und die Tochterfirma ausreichend Hardware-Komponenten zur Verfügung zu stellen.

Insbesondere der Wegfall von Chip-Zulieferern machte dem chinesischen Tech-Konzern nämlich ordentlich zu schaffen. Zusätzlich zur ohnehin geltenden Chip-Knappheit, die noch jetzt zu spüren ist, war es schlichtweg nicht möglich, weiterhin der hohen Nachfrage nach Smartphones und Tablets entsprechen zu können. Der Austritt von Honor sollte dieses Problem entschärfen, indem Huaweis Tochterfirma nie zum Ziel des Handelsembargos werden sollte. Noch nicht zumindest. Die Vorteile für vom Embargo unberührte Unternehmen liegen vor allem dann auf der Hand, wenn man einen direkten Vergleich zu Huawei anstellt. So darf Honor seine Smartphones bspw. nach wie vor mit allen Google Services (Android und Google Play Store) anbieten und muss kein eigenes Ökosystem auf die Beine stellen.

Die Nationale Sicherheit sei bedroht

Doch welcher Stein hat die Diskussion um Honor überhaupt ins Rollen gebracht? Ursächlich für die derzeitigen Diskussionen um Honor sei eine Anfrage der Republikaner aus dem August diesen Jahres. Diese seien der Meinung, dass die Abkapselung von Honor nur ein weiterer strategischer Schachzug von Huawei sei. Das gigantische Unternehmen wolle die kleine Tochterfirma nur abstoßen, um den drohenden Folgen eines Handelsembargos zu entgehen und weiterhin seine Smartphones in den USA verkaufen zu können. Sollte Huawei wirklich noch der Strippenzieher bei Honor sein, wären die Bedenken (der US-Logik folgend) durchaus berechtigt.

Schließlich hat die USA in der Vergangenheit mehrfach betont, dass Huawei eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten sei. Der Logik entsprechend möchte Huawei wohl nur seine Geräte in den USA verkaufen, um US-Bürger auszuspionieren. Bis heute bestreitet Huawei diese Behauptungen vehement. In ihrem Schreiben geben die insgesamt 14 Abgeordneten an, dass man mit Honor nun ähnliche Gefahren zu befürchten habe.

Der Sargnagel für Honor?

Das westliche Geschäft von Honor würde zugrunde gehen, wenn die US-Behörden oder Joe Biden sich dazu entschließen, das Unternehmen auf die Embargoliste zu setzen. Anders als bei Huawei würde ein Wegfall von Zulieferern und den Google-Services nämlich nicht nur leichte wirtschaftliche Einbußen bedeuten. Stattdessen steht die gesamte Existenz auf dem Spiel. Auch jetzt geistert wieder bei vielen Personen die Frage durch den Kopf, ob und wann die USA eventuell ihren Schritt rückgängig machen, Huawei auf die sogenannte Entitätsliste gesetzt zu haben. Die im Jahr 2019 von Donald Trump beschlossene Entscheidung ist bis heute nicht vom amtierenden Präsidenten Joe Biden revidiert worden. Auf eine baldige Erholung des Absatzes in westlichen Gefilden braucht der chinesische Technik-Konzern somit wohl nicht zu hoffen.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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