Xperi startet ein eigenes Betriebssystem für Smart-TVs. Tivo OS tritt in einen heiß umkämpften Markt ein – und hat einige Alleinstellungsmerkmale zu bieten.
Probleme für TV-Betriebssysteme
Zahlreiche TV-Betriebssysteme haben sich in den letzten Jahren vor große Probleme gestellt gesehen. Mit der Vormachtstellung plattformübergreifender Lösungen wie Fire OS oder Android TV und der zunehmenden Verbreitung von Streamingdiensten wurde es für Streaminganbieter leichter, sich beinahe ausschließlich auf diese zu konzentrieren. Wozu das führen kann, hat Panasonic im letzten Jahr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das Unternehmen musste hart arbeiten, um Disney+ davon zu überzeugen, eine Anwendung für die eigenen Betriebssysteme zur Verfügung zu stellten. Gelungen ist Panasonic das erst über ein Jahr nach dem Marktstart von Disney+ in Deutschland – was Panasonic-Geräte für einige potentiell Interessierte sicher weniger attraktiv gemacht haben dürfte.
Xperi wagt sich dennoch in den heiß umkämpften und zunehmend um einige wenige Anbieter zentralisierten Markt. Mit seinem eigenen Betriebssystem Tivo OS möchte das Unternehmen sich primär an kleinere Fernsehhersteller sowie an Nutzende, die Wert auf Kompaktheit und einfache Suchmöglichkeiten legen, richten.
Aufgeräumt und kompakt
Tivo OS bietet den Fernseherherstellern die Möglichkeit, sich bereits auf der Startseite prominent zu präsentieren. Diese Brandingmöglichkeiten bietet die Konkurrenz kaum mehr. Bei Amazon oder Google stehen die eigenen Marken eindeutig im Vordergrund; der Hersteller des Fernsehers taucht mit seinem Namen kaum oder sogar überhaupt nicht auf. Xperi sieht hierin jedoch einen für die produzierenden Unternehmen entscheidenden Punkt: Sie wollen ebenfalls in Erinnerung bleiben und entsprechend präsentiert werden.
Darüber hinaus möchte Tivo OS mit seiner kompakten Oberfläche punkten, die insgesamt sehr aufgeräumt wirkt. So können die Nutzenden angeben, welche Streamingdienste sie abonniert haben, und bekommen in der Folge nur diese angezeigt. Der Bildschirm ist damit weit weniger überladen als etwa bei Amazons Lösung. Zur weiteren Individualisierung besteht auch die Möglichkeit, kostenpflichtige Amazon-Prime-Inhalte ausblenden zu lassen. Wird diese Option gewählt, werden tatsächlich nur solche Angebote angezeigt und beworben, die ohne Zusatzkosten mit den bestehenden Abos genutzt werden können.
Detaillierte Suchfunktion
Hervor sticht Tivo OS darüber hinaus mit einer sehr detaillierten Suchfunktion, die auch über eine Sprachsteuerung genutzt werden kann. Hier lassen sich einmal gestellte Suchanfragen beispielsweise im Nachhinein präzisieren. Wer etwa nach romantischen Komödien gesucht hat, kann danach präziseren, dass nur Filme aus den 2000er-Jahren oder nur Filme mit einer bestimmten Schauspielerin in den Suchergebnissen erscheinen sollen. Derartige Einschränkungen lassen sich bei Verwendung der Sprachsteuerung auch von vorneherein festlegen. So kann eine Suchanfrage etwa „Zeige mir romantische Komödien aus den 2000er-Jahren mit Kate Winslet“ lauten – und sie wird präzise erfüllt. Grundlage der detaillierten Suche ist ein beeindruckender Bestand an Metadaten, den Xperi in den letzten Jahren gesammelt hat. Dieser ermöglicht es sogar, Filme über die Eingabe besonders bekannter Sätze („Ich bin dein Vater“, „Show me the Money!““ zu finden.
Wann genaue Tivo OS in welchen Ländern starten wird, ist bisher nicht bekannt. Xperi hat bisher lediglich bekannt gegeben, dass ein Marktstart in einem Land erst dann erwogen werde, wenn ein gutes Nutzungserlebnis garantiert werden könne – wenn also die Einbindung aller großen Streamingplattformen möglich sei. Neben Xperi hat auch Roku sein eigenes Betriebssystem für Fernseher angekündigt.