Das Internet wird gerne als maximal freier Raum betrachtet, in dem vieles möglich ist. Unbeobachtetes Surfen, freie Bewegung im schier unbegrenzten Raum, unendliche Freiheit. Tatsächlich weist es jedoch etliche Schattenseiten auf, die im Gegensatz zu vielen Grundannahmen, die wir über den Cyber-Space haben, stehen. Surfen wir im Netz, fühlen wir uns unbeobachtet und sicher. Wir sitzen im heimischen Wohnzimmer und doch steht uns auf einem kleinen Bildschirm die ganze Welt offen. Was wir nicht bedenken, ist die Tatsache, dass es sich dabei nicht unbedingt um eine Einbahnstraße handelt. In gewissem Sinne zieht auch die große, weite Welt in unser heimisches Wohnzimmer ein, wenn wir das Netz betreten. So frei und vor allem so unbeobachtet, wie wir uns fühlen, sind wir nicht.
Nun will dieser Artikel jedoch keineswegs Ängste schüren oder gar Panik verbreiten. Wir möchten im Rahmen dieser Zeilen lediglich einen Blick auf eine simple Möglichkeit werfen, uns im Netz tatsächlich weitgehend frei und unbeobachtet zu bewegen. Die Lösung, die wir vorstellen möchten, lautet VPN („Virtual Private Network“; deutsch „virtuelles privates Netzwerk“).
Unsere Spuren im Netz
Gehen wir auf die Straße, können wir im schlechtesten Falle mit neugierigen Blicken der Nachbarn rechnen. Spätestens wenn wir um die nächste Ecke gebogen sind, wissen sie jedoch nicht mehr, wohin wir wollen, was wir planen und wo wir uns bewegen. Die Gefahr, auf der Straße verfolgt und beobachtet zu werden, ist gering. Spuren hinterlassen wir vielleicht auf Verkehrskameras oder in Läden, die wir betreten. Abseits dieser Schlagadern des öffentlichen Lebens sind wir jedoch weitgehend unsichtbar, solange wir keine technischen Geräte, die eine Ortung möglich machen, mit uns herumschleppen.
Im Internet verhält es sich anders. Hier fehlen die neugierigen Blicke der Nachbarn, die vorsichtig hinter ihren Gardinen ihre Ferngläser zücken. Dieses Fehlen offensichtlicher Neugier verleitet uns dazu, Sicherheit zu empfinden. Im Internet gibt es keine Verkehrskameras und keine Überwachungseinrichtungen in Tankstellen oder Supermärkten. Wir fühlen uns viel freier und unbeobachteter. Solange uns niemand wortwörtlich über die Schulter schaut, bleibt unser Online-Verhalten geheim, denken wir. Weit gefehlt!
Im Netz hinterlassen wir in vielen Fällen weit mehr Spuren als in der analogen Welt. Die Zeichen, die darauf hinweisen, sind jedoch viel subtiler als wir es aus ebendieser analogen Welt gewohnt sind. Kritische Blicke, Ferngläser und Kameras sind eindeutige Zeichen – wir sind nicht allein und stehen unter Beobachtung. Werbung, die zufällig genau unseren Geschmack trifft, wirkt dagegen viel unverdächtiger. Oder Suchvorschläge, die zufällig Ergebnisse aus unserer Heimatstadt ganz oben listen.
Tatsächlich sind all das jedoch an Eindeutigkeit kaum zu übertreffende Indizien. Das Vorspielen personalisierter und ortsbezogener Werbung ist an Aussagekraft kaum zu überbieten. In der analogen Welt ist es nahezu undenkbar, all unsere Schritte, jedes Auftauchen auf Überwachungsbändern von Märkten und jede Bewegung strategisch zu analysieren und daraus Rückschlüsse auf unser Verhalten und unsere Vorlieben zu ziehen. Wir würden uns überwacht, ausspioniert, betrogen und manipuliert fühlen. Im Netz, das wir für einen sicheren Zufluchtsort halten, ist all das nicht nur möglich, sondern vollkommen gewöhnlich.
Möglich wird es aufgrund all der Spuren, die wir mit jedem Klick, mit jeder Suchanfrage und mit jeder anderen Aktivität hinterlassen. Lesen wir einen Artikel, können wir davon ausgehen, dass im Hintergrund verschiedenste Programme arbeiten, die unser Verhalten analysieren. Wofür interessieren wir uns? Was bewegt uns dazu, auf bestimmte Links zu klicken? Wie lange verweilen wir auf bestimmten Seiten? Je aktiver wir im Netz sind und je mehr Seiten wir besuchen, desto aussagekräftiger werden die Profile, die anhand unserer Bewegungen und unseres Verhaltens erstellt werden können.
Für Werbetreibende sind diese Sammlungen und Analysen Gold wert. Sie geben Rückschlüsse darauf, was wir gerne haben würden, was uns aufregt, was uns freut, womit wir uns gerne beschäftigen. Es ist kein Zufall, dass du als Technikfreund immer wieder Werbeanzeigen für Computer, Smartphones und entsprechendes Zubehör siehst, während dein sportliebender Freund auf Werbung für Hanteln und Fußbälle stößt.
Spätestens seit der allgemeinen Aufregung rund um die Datenschutzgrundverordnung ist einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, in welch großem Stil diverse Dienste Daten sammeln, wenn wir im Netz surfen. Unsere IP-Adresse, unser Aufenthaltsort, ganze geographische Profile mit häufigen Zugangsorten, Interessen, Vorlieben, besuchte Seiten usw. usf.
Wollen wir uns zumindest ein wenig schützen, um nicht ganz in Filterblasen zu verschwinden, um unverfolgbar zu werden oder einfach, um ein größeres Sicherheitsgefühl zu erlangen, bietet sich ein VPN-Zugang in hohem Maße an.
Anonym und umfassend: Die Vorteile von VPN-Zugängen
Der wohl größte Vorteil eines VPN-Zugangs wurde damit bereits vorgestellt: Er erlaubt weitreichende Anonymität im Netz. Nutzen wir virtuelle private Netzwerke, um Zugang zum Internet zu erhalten, kann nicht so leicht nachverfolgt werden, wer wir sind, wo wir uns aufhalten, was wir im Netz treiben und wofür wir uns interessieren. Dadurch schaffen wir uns einen tatsächlich weitgehend freien Raum, in dem wir uns nahezu anonym bewegen können.
Ferner profitieren wir von weiteren Vorteilen: Angezeigte Inhalte werden nicht mehr automatisch auf die in der Vergangenheit ermittelten Interessen und Vorlieben zugeschnitten. Wir erhalten in diesem Sinne unzensierte, ungefilterte Werbeanzeigen, aber auch redaktionelle Inhalte und Vorschläge. Viele Seiten streben an, den Nutzern ein möglichst tolles Erlebnis zu bescheren, um sie von den eigenen Diensten zu überzeugen und sie zum Verweilen auf der Seite anzuregen, was sich für den Betreiber über Umwege letztendlich finanziell positiv bemerkbar macht. Aus diesem Grund sorgen Algorithmen vielfach dafür, dass uns vorwiegend Inhalte angezeigt werden, die uns mit höherer Wahrscheinlichkeit – das heißt: basierend auf unserem bisherigen Netzverhalten – gefallen oder anderweitig interessieren werden. Positiv gedeutet, erhöht das vielleicht die Attraktivität der Inhalte. Negativ gedeutet, laufen wir damit jedoch Gefahr, immer tiefer in einer Filterblase zu verschwinden und außerhalb dieser Filterblase kaum noch etwas wahrzunehmen, geschweige denn differenziert betrachten zu können. VPN-Zugänge befreien uns aus dieser Einengung, indem sie wieder ungefilterten Zugang gewähren.
Doch damit sind die Vorteile der VPN-Zugänge noch lange nicht erschöpft. So gewährt uns der Zugang, der auch unseren Aufenthaltsort verschleiert, beispielsweise den Zugang zu Daten, die in unserem tatsächlichen geographischen Aufenthaltsort normalerweise geblockt werden. Klammern wir die politischen Möglichkeiten, die sich hieraus ergeben, einmal aus, ist das vor allem im Unterhaltungssektor vorteilhaft – so winkt uns etwa der Zugang zum US-Netflix oder ähnlichen Diensten, die in Deutschland normalerweise nicht zugänglich sind. Das funktioniert, indem der VPN-Server dem die Daten liefernden Server vorgaukelt, der Zugreifer würde sich in einem Land befinden, in dem der Zugriff auf die angeforderten Daten freigegeben ist.
Auf politischer Ebene sind die Vorteile weit größer – so ermöglicht ein nicht von Geo-Blocking betroffener VPN-Zugang einen weitreichenden Zugriff auf Informationen aus aller Welt, die am Aufenthaltsort des VPN-Nutzers normalerweise vielleicht nicht zugänglich wären.
Wie funktionieren derartige VPN-Zugänge?
Die Funktionsweise von virtuellen privaten Netzwerken ist recht simpel. Benötigt wird eine VPN-Software – ein Programm, das vom internetfähigen Gerät des Nutzers aus bedient wird. Über dieses Programm verbindet das Gerät, das so zum VPN-Client wird, sich mit dem VPN-Server des VPN-Anbieters. Der Zugriff auf das Internet erfolgt dann nicht direkt über das genutzte Gerät, sondern über den VPN-Server. Auf diesem Weg wird die nachverfolgbare IP-Adresse des genutzten Geräts durch die IP-Adresse des VPN-Servers ersetzt.
Die Anfrage, die beispielsweise an eine Webseite gestellt wird, gelangt also nicht unmittelbar zu dieser, sondern geht den Umweg über den VPN-Server. Dabei sind die Daten, die über den VPN-Server übermittelt werden, verschlüsselt. Von außen kann also nicht oder nur äußerst schwer nachverfolgt werden, wer wann was über den VPN-Server anfordert. So wird durch die Nutzung des VPN-Servers die Identität des Nutzers bestmöglich verschleiert.
Erhöht wird die Sicherheit des Nutzers dabei dadurch, dass alle Nutzer eines VPN-Servers sich einen kleinen Pool an IP-Adressen teilen. Die genutzte IP-Adresse kann also nicht einem einzelnen VPN-Nutzer zugeordnet werden. Nachverfolgen lassen sich jedoch Anzahl und Größe der gesendeten Datenpakete sowie die Häufigkeit der VPN-Nutzung. Hieraus könnten im Zweifelsfalle Rückschlüsse auf die Art der angeforderten Daten gezogen werden. Dennoch sind VPN-Zugänge im Vergleich zum normalen, unverschlüsselten Internetzugang extrem sicher und anonym.
Hierbei bieten die meisten VPN-Anbietet ihren Nutzern die Möglichkeit, auszuwählen, welchem Land die ausgegebene IP-Adresse zugeordnet sein soll. So kann zwischen verschiedenen Ländern gewählt werden, was die Möglichkeit bietet, Geoblocking in großem Maße zu entgehen.
Anbieter von VPN-Servern
Mittlerweile existieren etliche VPN-Anbieter. Die allermeisten dieser Anbieter bieten Abonnements, die mehr oder minder erschwinglich sind. Eine kostenlose Alternative, die jedoch nicht alle Funktionen eines VPN-Servers bietet, ist der Opera-Browser. Dieser ganz gewöhnliche Internetbrowser verfügt über einen eingebauten VPN-Zugang, der sich per Mausklick aktivieren lässt. Ist er aktiviert, surft der Nutzer vollkommen anonym. Die Auswahl an Ländern, aus denen die ausgegebene IP-Adresse stammen kann, ist beim Opera-Browser jedoch keineswegs umfangreich. Wer Geoblocking umgehen möchte, um im EU-Ausland auf sein Netflix-Abo zuzugreifen oder um Zugang zu Unterhaltungsseiten aus den USA zu erhalten, dürfte mit dem Browser dennoch gut bedient sein. Wer noch mehr Möglichkeiten haben will, könnte mit CyberGhost glücklich werden – die Kosten halten sich bei diesem VPN-Anbieter in Grenzen.