Spiele für PC & Konsole

Urban Empire von Kalypso – Von pulsierenden Metropolen und politischen Machenschaften

Games mit Fokus auf Stadtsimulation erfreuen sich insbesondere bei PC-Spielern immer größerer Beliebtheit.

Mit Urban Empire, das seit dem 20.01.2017 für den PC erhältlich ist, möchte sich die deutsche Spieleschmiede Kalypso diesen Trend zunutze machen und fügt dem bloßen Stadtbau noch die herausfordernde Komponente der Regierung hinzu.

Ob sich dank der Erweiterung auf Politikebene Games-Enthusiasten in mächtige Hobbybürgermeister verwandeln oder ob diese Mixtur nichts als miese Machenschaften mit sich bringt? Wir verraten euch mehr in unserem Test.

Story: Seid ihr zum Bürgermeister geboren?

In Urban Empire nehmt ihr die Rolle eines adligen Bürgermeisters aus Österreich ein und habt es euch zum Ziel gesetzt, eure Blutlinie auch die nächsten beiden Jahrhunderte in dieser mächtigen Position verweilen zu lassen.

Schnell zeigt sich, dass es viel für euch zu tun gibt, denn im frühen Jahr 1831 gibt es inmitten des swarelischen Kaisershafens nichts als trostlose Leere und brachliegendes Land. Nun ist es an euch, Gebäude zu errichten, für eine reibungslose Infrastruktur zu sorgen und so eine pulsierende Metropole aus dem Boden zu stampfen. Nebenher gilt es, hitzige Debatten zu führen, Politiker auf seine Seite zu ziehen oder diese mit korrupten Mitteln zu bestechen. Reichstreue Parteien müssen von jeder kleinen Änderung überzeugt werden, andernfalls sind euch sprichwörtlich die Hände gebunden. Während die Parteien beispielsweise vehement eine weitere Steuererhöhung durchsetzen wollen, wandeln sich eure Bewohner bei jeder weiteren Abgabe zu rebellischen Wutbürgern. Zunehmend wird deutlich, dass euch das Prinzip des Cityrulers weit mehr abverlangt als das des bloßen Citybuilding.

Gameplay: Forschen, Bauen, Herrschen

Dabei ist es garnicht eine einzelne Entscheidung, sondern vielmehr das Gesamtkonstrukt, das entscheidend ist. Das primäre Ziel besteht nämlich letztlich darin, über fünf Epochen hinweg eine florierende Gesellschaft zu erschaffen, Bezirke festzulegen und kommerzielle Distrikte zu regulieren.

Über den komplexen Forschungsbaum erkundet ihr neue Technologien, mittels derer sich wiederum neue Gebäude freischalten lassen. Mit jeder Epoche eröffnen sich euch weitere Möglichkeiten, eure Stadt zu gestalten und damit das Wohlergehen eures Volkes zu sichern.

Genau diese zunehmende Flexibilität entfacht die Motivation des Spielers immer wieder neu, da jede neue Option das Spiel komplexer werden lässt.

So dürft ihr im Laufe des Games Schulen errichten, eure Stadt mit Polizei oder Feuerwehr schützen oder Parks und Bibliotheken errichten, um für das richtige Maß an Unterhaltung und Bildung zu sorgen.

Ihr setzt euer Kontingent an Gas, Wasser oder Elektrizität gezielt ein, um ausgewählte Arale aufzuwerten und separate Geschäftszeige in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

Oberstes Ziel ist hier stets die Befriedigung der Bewohner, da diese zwangsläufig über Gunst oder Missgunst seitens der Parteien entscheidend sind.

Balance: Nur die Gunst des Stadtrats bringt euch weiter

Und dieses Wohlwollen wird für euch noch entscheidend sein, denn ihr dürft nicht immer so frei hantieren, wie es euch gerade beliebt. Wollt ihr beispielsweise das Budget für den Gesundheitssektor anheben oder eine neues Gesetz durchsetzen, bedarf dies der Zustimmung des Stadtrats. Hier wird demokratisch per einfachem Mehrheitsentscheid abgestimmt, wobei die drei jeweils vertretenen Parteien euch keinesfalls immer zugetan sind.

So könnt ihr bei jeder Abstimmung freundschaftlich, fordernd oder drohend vorgehen, was euch zwar zusätzliche Stimmen sichern kann, euch aber gleichzeitig euer Ansehen bei den Abgeordneten kosten wird.

Da die Zusammensetzung des Stadtrats sich während des Spiels immer wieder ändert, wird euch auch ein freundschaftliches Bündnis mit einer ausgewählten Partei auf Dauer wenig nützen.

Wenn auch gerade die politische Komponente sich als ebenso dynamisch wie interessant gestaltet, entbehren doch insbesondere die Abstimmungsergebnisse zeitweise jedweder Logik. So gibt es zwar vor jeder Wahl eine etwaige Prognose, die Ergebnisse hingegen fallen gerne mal gänzlich anders aus.

Dieser Punkt lässt das Spiel leider ungewollt oberflächlich anmuten und eine stimmige Verbindung von Ursache und Wirkung werdet ihr hier zeitweise vermissen.

Auch insgesamt ist spürbar dass das Rad der Zeit sich in Urban Empire deutlich langsamer dreht als in vergleichbaren Simulationsspielen.

Insbesondere am Anfang benötigt ihr etwas Zeit, um euch in alle Mechanismen einzuarbeiten und die nötigen Informationen zu erlangen, die für eure Arbeit als Bürgermeister relevant sind.

Hat man die komplexen Strukturen aber einmal durchschaut, geht das Game gut von der Hand.

Einzig der Technologiebaum, der sich als zentraler Motor des Spiels versteht, ist viel zu schnell durchgearbeitet, was die Langzeitmotivation mitunter etwas leiden lässt.

Steuerung: Viel Übersicht – wenig Kontrolle

Überhaupt meint es Kalypso hier wohl etwas zu gut mit dem Spieler und nimmt ihm streckenweise zuviel Arbeit ab. Denn im Vergleich zu anderen Simulationsspielen können Straßen und Wohngebiete nicht haargenau mit der Maus festgelegt, sondern nur im Groben geplant werden.

Die Automatikfunktion erledigt dann den Rest und legt die Bezirke in Eigenregie an. Das mag zwar zunächst angenehm intuitiv erscheinen, nimmt aber insbesondere kreativen Spielern ein großes Maß an Kontrolle.

Trotzdessen ist die Steuerung insgesamt sehr gelungen und sämtliche Menüs und Untermenüs sind übersichtlich und logisch strukturiert.

Grafik: Zweckmäßig und durchschnittlich

Grafisch bewegt sich Urban Empire im soliden Mittelfeld und wird den Ansprüchen eines Simulationsspiels gerecht. Wenn auch die Städte durchaus hübsch anzusehen sind, kann vor allem der Detailgrad nicht mit anderen Genregrößen mitziehen.

Überhaupt fehlen in den verschiedenen Bezirken die Unterscheidungsmerkmale, was das Gesamtbild etwas zu gleichförmig anmuten lässt.

Wenn auch die orchestralen Musikstücke die Atmosphäre anfangs noch stimmungsvoll unterstreichen, ist das immergleiche Geduddel dauerhaft keine ideale Untermalung.

Fazit: Ein interessantes Simulationsspiel, dass trotz neuer Grundidee ungewollt Grenzen setzt

Mit Urban Empire präsentiert Kalypso ein interessantes Simulationsspiel mit frischen Ansätzen und einer realitätsnahen Grundidee. Wenn auch das Game auf den ersten Blick ein angenehmes Maß an Abwechslung und Dynamik in das Genre bringt, bleiben die Möglichkeiten unterm Strich gering. Wer jedoch bereit ist, in Sachen Präsentation und Grafik Abstriche zu machen, wird ein paar spaßige Spielstundenhaben und sich als neuer Bürgermeister ausprobieren können.

Pro
Contra
Story
70%
+ verschiedene Szenarien
+ realitätsnahe Ausgangssituation
+ zusätzliche Politikkomponente
 – fehlende Transparenz und Information
Gameplay
75%
+ realistische Präsentation
+ interessante Mixtur aus Stadtbau und Politik
+ umfangreicher Forschungsbaum
 – zu schnelles Durcharbeiten des Forschungsbaums
Steuerung
60%
+ übersichtliche Menüs
+ intuitive Stadtplanung
 – Automatikfunktion nimmt kreativen Spielern die Kontrolle
Grafik & Sound
60%
+ hübsches Gesamtbild
+ dezenter Sound
– Detailgrad nicht mit anderen Genregrössen vergleichbar
Balance
70%
+ realitätsnahes Politiksystem – schwieriger Einstieg

– Ursache – Wirkung oft nicht nachvollziehbar

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"