Man könnte behaupten: Anfang 2016 präsentierte Samsung mit der Gear S2 (und Gear S2 Classic) seine erste Smartwatch überhaupt. Mancher denkt jetzt sicher, da waren doch schon einige Andere zuvor, oder nicht? Was ist mit der Gear S oder Gear fit? Das stimmt zwar, jedoch handelte es sich dabei eher um kleine Gadgets, welche gefühlt nur zufällig mit Armband ausgeliefert wurden. Während man bei diesen Geräten eher an Spielereien aus schlechten Agentenfilmen erinnert wird, ist die Gear S2 an erster Stelle eine Uhr, nur eben mit smarten Features. Das liegt zum einen an der runden Form und zum anderen an dem kompakten und schlichten Metallgehäuse. Auch wenn wir nachfolgend hauptsächlich von der Gear S2 sprechen, ist dieser Test für die „classic“-Varianten ebenfalls gültig. Wer es eilig hat, springt einfach direkt zum Fazit.
Das ist schon fast Understatement
Ich mag das Design der Gear S2. Sie ist eine Uhr und damit rund. Sie ist auch nicht größer oder schwerer als eine klassische Uhr. Ich denke, mit Schrecken, an die Moto360 von Motorola. Wer sich für die „classic“ entscheidet, bekommt ein Gerät, welches erst auf den 2. Blick als Smartwatch zu erkennen ist. Ein wichtiger Unterschied ist, dass die Gear S2 „classic“ über einen Standardanschluss für Uhrenarmbänder verfügt, die „normale“ Sportversion jedoch nicht. Beide Modelle stecken in einem robusten Metallgehäuse. Dank IP68-Zertifizierung ist die Uhr nicht nur immun gegen Schweiß, sondern auch gegen viele andere Gefahren des Alltags, wie das Händewaschen oder Duschen.
Die Gear S2 in Zahlen und Fakten
Die Galaxy Gear S2 setzt auf Samsungs hauseigenes Tizen Betriebssystem und damit nicht auf Android Wear. Sie ist rund, was auch für das Display gilt. Dabei handelt es sich um ein 1,2 Zoll AMOLED-Display mit 360×360 Pixeln, was in 302 ppi resultiert. Im Inneren verbaut Samsung einen Exynos Prozessor mit 512 MB Arbeitsspeicher, ebenfalls eine Eigenentwicklung. Außerdem verbaut Samsung 4 GB internen Speicher, wovon dem Nutzer 1,9GB für Fotos, Musik und anderes zur Verfügung stehen. Zur Interaktion beherrscht die Gear S2 W-LAN, Bluetooth und NFC. Abgerundet wird das Paket von so vielen Sensoren wie Samsung in das kleine Gehäuse zwängen konnte, namentlich handelt es sich um Lagesensor, Beschleunigungssensor, Pulsmesser, Barometer und einen Helligkeitssensor. Aufgeladen wird drahtlos über Qi. Zur Bedienung gibt es 2 Knöpfe an der Seite, einen Touchscreen und eine Lünette zum Drehen, welche besonders interessant ist.
Display: | 1,2 Zoll Circular-superAMOLED mit 360×360 Pixeln |
Speicher: | 4GB davon 1,9 nutzbar |
Prozzessor: | Samsung Exynos 3250 mit 512MB RAM |
Funk: | Bluetooth 4.1, W-LAN, NFC |
Sensoren: | Beschleunigungssensor, Lagesensor, Pulssensor, Barometer, Umgebungslichtsensor |
Akku: | 250mAh |
Betriebssystem: | Tizen |
Gewicht: | 42g classic/47g sport |
Zertifizierung: | IP68 |
Farben: | classic: Platin/Roségold/Black sport: Dark Gray/ Silver White |
Die Gear im Alltag
Im Gegensatz zu vielen anderen Smartwatches fühlt sich die Gear S2 wirklich wie eine Uhr an. Daher auch meine Eingangsbehauptung, bezüglich der Gear S2 als Samsungs erste SmartWATCH. Samsung liefert alles, was wir von einer Smartwatch erwarten und schafft es so eine echte Alternative zu Android Wear-Geräten und der Apple Watch anzubieten. Die Bedienung der Uhr wirkt durchdacht. Seitlich befinden sich ein Menübutton, um eine Übersicht der installierten Apps aufzurufen, sowie ein Zurückbutton, wie man ihn von Android-Telefonen kennt. Über die bereits erwähnte Lünette lassen sich die verschiedenen Bereiche der Uhr durchschalten, durch Listen und Menüs scrollen und Apps steuern. Wenn wir das Watchface als Ausgangspunkt betrachten, liegen rechts verschiedene Widgets, welche sich nach Belieben konfigurieren lassen. Das Angebot reicht von kleinen Gadgets, wie einer Stoppuhr, bis zu verschiedenen Fitnessfunktionen, dazu später mehr. Gehen wir vom Watchface nach links, finden wir die Benachrichtigungen. Hier werden verpasste Anrufe, Whatsapp-Nachrichten und SMS angezeigt. Das beantworten dieser Nachrichten geht über vordefinierte Nachrichten gut, das Diktieren über S-Voice jedoch eher weniger. Grundsätzlich handelt es sich hier um die selben Benachrichtigungen, die euer Android-Handy in der Benachrichtigungsleiste oder auf dem Lockscreen anzeigt. Da Samsung ein AMOLED-Display verbaut, lässt sich ein „AllwaysOn“-Modus gut nutzen, so können die Zeit oder die Anzahl der gelaufenen Schritte jederzeit abgelesen werden. Die Gear S2 ist übrigens auch mit Android-Smartphones anderer Hersteller kompatibel, wenn die entsprechenden Apps nach installiert werden.
Willkommen in der App-Wüste
Damit kommen wir zum Schwachpunkt der Gear S2. Das installierte Tizen Betriebssystem läuft toll und passt super auf das runde Display der Uhr. Leider ist es jedoch Samsung exklusiv und damit kaum verbreitet. Für Entwickler ist es also eher uninteressant und so bleibt die Uhr hinter ihrem Potenzial zurück. Die wenigen vorhandenen Apps sind zudem häufig nicht auf den deutschen Sprachraum ausgelegt. Da die Uhr über eine eigene WLAN-Verbindung verfügt sind sogar Dinge wie ein Youtube-Client möglich, leider jedoch nicht von Google selbst. Über Bluetooth lassen sich Kopfhörer verbinden und so wird die Uhr zum autonomen Entertainer. Zum Sport muss das Handy also nicht zwingend mitgenommen werden. Trotz der beschriebenen geringen Auswahl an Apps, finden sich einige Perlen. So existiert zum Beispiel eine Snake-Umsetzung, welche durch Drehen der Lünette gesteuert werden kann. Das fühlt sich schon irgendwie sehr nach Zukunft an. Zocken auf der Uhr am Handgelenk. Auch als Navigationsgerät eignet sich die Smartwatch theoretisch super, leider ist die einzige zum Zeitpunkt des Test erhältliche Navi-App nicht mit Google Maps kompatibel und unausgereift. Im Übrigen knabbern viele Apps ordentlich an der Akkuleistung.
Selbstvermessung im Auftrag der Fitness
Um den Fitness-Berreich kommen wir bei einer Smartwatch nicht herum, selbiges gilt auch für Samsung und so verpasste man der Gear S2 ein ganzes Arsenal an Funktionen. Sie zählt eure Schritte, achtet auf euren Schlaf und checkt regelmäßig euren Puls, um sicherzugehen das ihr beim Snake zocken nicht verhungert. Im Gegensatz zur Apple Watch erinnert sie jedoch noch nicht ans Atmen. Im Gegenzug könnt ihr darüber Buch führten, wie viel Wasser und Kaffee ihr getrunken habt. Wer aktiv an seiner Gesundheit arbeiten möchte, kann das Gadget auch als Trainingscomputer nutzen. Sie bietet dabei alle erwarteten Features. So zeigt sie relativ genau den Puls per Messung am Handgelenk, ein Brustgurt ist also nicht erforderlich, es gibt jedoch kompatible Modelle, wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt. Es lassen sich zudem Daten wie die gelaufenen Distanz oder die Dauer des Training speichern. Über Samsungs eigene S-Health App lassen sich die Daten aufs Smartphone und dann ins Netz synchronisieren. Ich frage mich ja immer wieder, was da mit meinen Daten so passiert…
Außerhalb von Samsungs Ökosystem lassen sich die Daten leider nicht nutzen. S-Health ist eine Insel. Eine Synchronisation mit Google Fit oder ähnlichem ist nicht möglich.
Es folgt: Das Fazit
Trotz der beschriebenen Mängel, wie der nicht vorhandenen Apps und der eingeschränkten Weiterverwendung der Fitnessdaten, kann ich die Samsung Gear S2 empfehlen. Sie ist eine schicke und ausgereifte Smartwatch, die sich nicht hinter der Konkurrenz verstecken muss. Das Bedienkonzept über die drehbare Lünette ist einzigartig und innovativ. Die Featureliste ist umfangreich und die Verarbeitung gut. Die Fitnessfeatures sind ausgereift. Das verbaute AMOLED-Display lässt sich jederzeit gut ablesen und schont den Akku. Über einen ganzen Tag kommt dieser gut, auch bei intensiver Nutzung. Tägliches Nachladen ist jedoch erforderlich, über die Dockingstation oder Qi-kompatible Ladegeräte geht das schnell. In ca. 1,5 Stunden ist der Akku voll. Für den Preis von aktuell etwa 250 € bekommt man eine solide Smartwatch. Unsere Wertung lautet daher:
Samsung Gear S2 sport/classic
Haptik/Design
Hardware
Software
Apps
Fitness
Eine schicke und ausgereifte Smartwatch
Eine schicke und ausgereifte Smartwatch. die sich nicht hinter der Konkurrenz verstecken muss.