PC-Komponenten

Jonsbo A4 im Test – Elegantes ITX-Gehäuse erlaubt tiefe Einblicke

Hinter dem Namen Jonsbo verbirgt sich ein weltweit bekannter Hersteller von Computer-Komponenten aus China. Zum Produktportfolio gehören neben ATX- und ITX-Gehäusen mittlerweile auch CPU-Kühler und AiO-Wasserkühlungen. Dabei legt Jonsbo den Fokus vor allem auf ein besonders extravagantes Design, welches aber gleichzeitig nicht den Einsatzzweck des Gehäuses vergisst. Besonders bekannt ist UMX-Serie, die vor allem durch eine Außenhaut aus Aluminium beeindrucken konnte. Mittlerweile hat der Hersteller sein Portfolio aber auch im ITX-Segment deutlich ausgebaut.

Vor ca. einem Jahr hat Jonsbo ein neues ITX-Gehäuse mit dem Namen A4 vorgestellt. Dieses Chassis kommt gleich in drei Farbvarianten (schwarz, grau, silber) und hat ein Volumen von lediglich 15 Litern. Trotzdem muss man als Käufer bei Hardware-Kompatibilität und Verarbeitung kaum Kompromisse eingehen und kann bei Bedarf sogar eine 240er-AiO-Wasserkühlung oder vier Gehäuselüfter verbauen. Unabhängig von der Farbe liegt das A4 preislich bei 155 Euro (aktuell: € 235,18 *). Ob das Jonsbo A4 eine Empfehlung wert ist, erfahrt ihr in diesem Review.

Technische Details

Modell: Jonsbo A4
Gehäuse Typ: ITX
Abmessungen: 169 mm (B) x 273 mm (H) x 340 mm (T)
Gewicht: 5,60 kg
Material: Aluminium, Stahl, Tempered Glass
Farbe: Schwarz
Front-Anschlüsse 1x USB 3.2 Typ-C, 1x USB 3.0 Typ-A
Laufwerkschächte: 1x 3,5″ (ersetzt 1x 120er-Lüfter)
2x 2,5″ (intern)
Erweiterungsslots: 2x horizontal
Formfaktoren: ITX
Belüftung: Deckel: 2x 120 mm
Boden: 2x 120 mm
Radiatoren: Deckel: 1x 240 mm
Max. CPU-Kühlerhöhe: 71 mm
Max. Grafikkartenlänge: 325 mm
Max. Grafikkartenhöhe: 54 mm
Max. Netzteillänge: SFX/ SFX-L
Preis: € 235,18 *
Besonderheiten: Tempered Glass, Staubfilter, USB Typ-C, PCIe-3.0-Riser-Kabel

Lieferumfang

Jonsbo verpackt das A4 in einem einfachen braunen Karton aus Pappe. In schwarzer Schrift sind darauf eine schematische Zeichnung des Chassis, wichtige Features und allgemeine technische Daten aufgedruckt. Im Inneren ist das A4 von einem weichen Schaumstoff und einer Folie aus Kunststoff umhüllt. In einem der Schaumstoffstücke befinden sich zudem die Gehäusefüße, welche nachträglich angebracht werden müssen. Das weitere Zubehör befindet sich direkt im Karton zwischen den Schaumstoff-Polstern. Vorhanden sind eine bebilderte Einbauanleitung, ein Mesh-Filter mit Klebestreifen, vier Kabelbinder, das PCIe-3.0-Riser-Kabel und eine Verlängerung für die Kabel des I/O-Panels. Zusätzlich gehören zum Lieferumfang zwei vorinstallierte Staubfilter im Boden. Alle benötigten Montageschrauben hat Jonsbo praktischerweise innerhalb des Gehäuses auf einer Acrylplatte befestigt.

Außeneindruck

Der erste optische Eindruck des Jonsbo A4 ist sehr gut. Das Frontpanel ist fest mit dem Korpus verbunden, wurde aus Aluminium gefertigt und ist vollständig geschlossen. Im unteren linken Bereich ist das I/O-Panel zu finden. Jonsbo spendiert dem Chassis jeweils einen USB 3.0 Typ-A und USB 3.2 Typ-C-Port sowie einen Power-Button.

Die Deckelpartie ist zu Gunsten eines besseren Airflows sehr luftig gestaltet. Gefertigt aus Aluminium, wurde das Deckelelement mit einem Belüftungsgitter ausgestattet, welches sich in Bezug auf seine Gestaltung deutlich von normalem Mesh unterscheidet und somit die Optik ordentlich aufwertet. Der Deckel ist über sechs Gummiringe mit dem Korpus verbunden. Drückt man die Aluminiumplatte nach hinten, kann der Deckel entfernt werden und gibt den Blick auf die zwei 120-Milliemeter-Lüfter-Plätze frei.

Die Seitenteile des A4 sind klar auf Optik getrimmt. Deshalb bestehen beide Sidepanels aus einem 4 Millimeter starken Tempered Glass und ermöglichen einen guten Blick auf die Komponenten im Inneren. Die Montage erfolgt zwar vollständig werkzeuglos, erfordert aber vorher die Demontage des Deckels. Nachdem dieser entfernt wurde, können die Seitenteile nach oben hinausgezogen werden. Um Vibrationen zu verhindern, wurden die Innenseiten der Panels mit Moosgummi beklebt.

Wie bei vielen aktuellen ITX-Gehäusen, kommt auch beim Jonsbo A4 ein Sandwich-Layout zum Einsatz. Das bedeutet, dass Mainboard und Grafikkarte Rücken an Rücken montiert werden. Dementsprechend gestaltet sich auch die Rückseite des A4. Auf der linken Seite befindet sich die Öffnung für das I/O-Shield und auf der rechten Seite die PCI-Slotblenden für die Grafikkarte. In der unteren rechten Ecke versteckt sich zudem die Buchse für das Kaltgerätekabel. Um optisch einen einheitlichen Eindruck zu erreichen, ist auch die Rückseite aus Aluminium gefertigt.

Einen festen Stand erhält das Jonsbo A4 durch vier entfernbare Standfüße, die aus Stahl bestehen und mit einer Schicht Gummi beklebt wurden. Damit die Füße auch ohne Schrauben halten, befindet sich an der Oberseite ein Magnet. Zusätzlich liegt jedem Fuß eine Schraube bei. Ansonsten wird die Unterseite durch zwei große und gefilterte Lüfteröffnungen definiert. Verbaut werden können hier zwei 120-Millimeter-Lüfter. Die Filter sind geklipst und können zu Reinigung einfach entfernt werden.

Die äußere Verarbeitung ist auf einem hohen Niveau. Die Verwendung von Aluminium an den sichtbaren Stellen lässt das A4 sehr hochwertig erscheinen. Alle Bohrungen und Fräsungen sind sauber und es gibt weder Lackierungs- noch Verarbeitungsfehler.

Inneneindruck

ITX-typisch ist der Innenraum durch das Mainboard-Tray in zwei unterschiedliche Kammern aufgeteilt. Das Tray selbst verfügt über einen großen Ausschnitt für CPU-Kühler mit Backplate, vier vorinstallierte Abstandshalter für das Mainboard und zwei Kabelmanagement-Öffnungen. Die linke Kammer (von vorne gesehen) bietet vor allem eines: viel Platz für Grafikkarten. Dazu wird im unteren Bereich das PCIe-Riser-Kabel befestigt und hinter der GPU auf die andere Seite geführt. Jonsbo hat das Riser-Kabel an der Knickstelle zusätzlich mit einem Gewebeband verstärkt, um Verschleiß vorzubeugen.

In der rechten Kammer werden das ITX-Mainboard sowie Netzteil und Datenträger untergebracht. Ermöglich wird das durch einen ausbaubaren Käfig, der über sechs Schrauben mit dem Mainboard-Tray verbunden ist. Entfernt man diese Schrauben, lässt sich der Rahmen herausnehmen und kann mit einem SFX(-L)-Netzteil bestückt werden. Auf dem Rahmen sind ab Werk zwei Acryl-Platten vorinstalliert. Auf einer Platte wurde das Hersteller-Logo eingraviert und die andere wurde mit allen wichtigen Montage-Schrauben bestückt. Zusätzlich befindet sich neben jedem Schrauben-Typ eine Beschreibung für den Einsatzzweck.

Möchte man hingegen zwei 2,5″-SSDs verbauen, müssen die zwei Platten aus Acryl weichen und die angebrachten Gummiringe müssen an den Datenträgern befestigt werden. Dann können diese wieder am Netzteilrahmen angebracht werden. Die Verkabelung wird jedoch die Optik negativ beeinflussen. Eine weitere 3,5″-HDD kann im Boden anstatt des 120-Millimeter-Lüfters befestigt werden.

Der Netzteilrahmen versteckt das Netzteil nahezu vollständig und verfügt zusätzlich über eine gummierte Kabelmanagement-Öffnung. Durch die günstige Positionierung der Stromversorgung mit der Rückseite nach oben, kann der 24-Pin-ATX-Stecker direkt zum Mainboard geführt werden. Das dürfte die Optik deutlich verbessern. Ansonsten finden sich überall im Gehäuse zahlreiche Ösen an denen man Kabelbinder befestigen kann.

Der Innenraum bzw. innere Korpus ist zwar vollständig aus Stahl gefertigt, die Verarbeitung ist aber trotzdem sehr gut. Auch hier sind keine scharfen Kanten oder Lackierungs- oder sonstige Verarbeitungsfehler erkennbar.

Systembau im Jonsbo A4

Nun kommen wir zum Systemeinbau. Als Hardware verwenden wir einen AMD Ryzen 7 3700X* auf einem Gigabyte B450I AORUS WIFI  mit 32GB Crucial Ballistix Sport. Der Ryzen wird von einem Noctua NH-L12 S1 Ghost* gekühlt und ist nicht übertaktet. Für die Bildausgabe ist eine GTX 1060 6GB von Gigabyte AORUS zuständig. Die Stromversorgung erledigt das vollmodulare Corsair SF450 Gold mit einem Effizienzgrad von 80 Plus Gold.

Wie es für ein ITX-Gehäuse zu erwarten ist, sollte man beim Einbau der Komponenten eine gewisse Reihenfolge beachten. Das verhindert später größere Frustration, wenn plötzlich etwas doch nicht passt. Beginnend mit dem Einbau des Netzteils folgen anschließend das Mainboard und zuletzt die Grafikkarte. Durch das im Käfig abgeschottete Netzteil und die sinnvoll platzierten Kabeldurchführungen, wirkt das System sehr ordentlich und aufgeräumt. Insgesamt hat die Montage mit der Verkabelung aller Komponenten allerdings circa 60 Minuten gedauert.

Durch das etwas größere Volumen bietet das Jonsbo A4 im Innenraum ausreichend Platz. So dürfen CPU-Kühler maximal 71 Millimeter hoch sein. Jonsbo zielt beim Design des A4 allerdings stark darauf ab, dass der Käufer im Deckel eine 240er-AiO verbaut, um die CPU besser kühlen zu können. Ausreichend Platz ist dafür zumindest vorhanden.
Der Pixelbeschleuniger in der anderen Kammer sollte eine Länge von 325 Millimetern und eine Höhe von 54 Millimetern nicht überschreiten. Das ist zwar gut, 3-Slot-Karten werden in das A4 aber dadurch nicht passen.

Zuletzt kommen wir noch zu den Temperaturen, die im Jonsbo A4 erreicht wurden. Während des Belastungstests wurden bei einer Raumtemperatur von 24°C 15 Minuten lang Prime95 und FurMark ausgeführt.

Szenario
Temperatur
CPU: 50% PWM (1050 rpm)
GPU: 50% PWM (1650 rpm)
ohne Lüfter (Standard-Konfiguration)
CPU:  95 °C (CPU taktet auf 2,7 GHz herunter)
GPU:  85 °C
CPU: 50% (1050 rpm)
GPU: 50% PWM (1650 rpm)
4x 120 mm auf 50% (1150 rpm), 2x ausblasend. 2x einblasend
CPU:  86 °C
GPU:  70 °C
CPU: 100% (1700 rpm)
GPU: 50% PWM (1650 rpm)
4x 120 mm auf 100% (1900 rpm), 2x ausblasend. 2x einblasend
CPU:  73 °C
GPU:  65 °C

Ab Werk kommt das Jonsbo A4 ohne Lüfter. Dass es keine gute Idee ist ein ITX-Gehäuse komplett ohne Lüfter zu betreiben, sollte eigentlich jedem klar sein. Trotzdem haben wir das A4 auch einmal ohne Lüfter getestet. Wie zu erwarten war, sind die Ergebnisse ziemlich ernüchternd. Deutlich besser sieht es hingegen aus, wenn man sich die freien Lüfterplätze zu Nutzen macht und mit entsprechenden 120-Millimeter-Lüftern bestückt. Die Temperaturen können dadurch deutlich reduziert werden. Der Einsatz einer AiO-Wasserkühlung für die CPU erscheint in unseren Augen aber deutlich sinnvoller als eine reine Luftkühl-Lösung. Gerade bei reduzierten Drehzahlen tut sich der Noctua NH-L12 S1 Ghost doch schon recht schwer.

Fazit zum Jonsbo A4

Insgesamt ist das Jonsbo A4 ein sehr interessantes Gehäuse. Wie angekündigt legt der Hersteller einen starken Fokus auf eine hochwertige Verarbeitung. Die Verwendung von Aluminium an allen sichtbaren Stellen lässt das A4 sehr elegant wirken. Durch die Seitenteile aus Tempered Glass wird das ITX-Chassis somit zu einem echten  Hingucker auf dem Schreibtisch. Abgerundet wird das Gesamtpaket durch eine gute Ausstattung, wie zum Beispiel den USB Typ-C-Port, und ausreichend Platz für potente Hardware sowie ein solides Kühlkonzept.

Nicht vergessen sollte man aber dennoch nicht, dass potente Hardware in einem kompakten ITX-Gehäuse immer etwas wärmer werden kann. Das trifft besonders zu, wenn die Seitenteile nicht perforiert sind, sondern, wie in diesem Fall, aus Tempered Glass. Hier hätten wir uns grundsätzlich gewünscht, dass Jonsbo eine Variante ohne Tempered Glass und stattdessen mit perforierten Seitenteilen anbietet. Um den Prozessor nicht zu sehr ins Schwitzen zu bringen, sollte man beim Kauf des A4 auch in Erwägung ziehen, gleich in eine AiO-Wasserkühlung zu investieren. Ein einfacher Top-Blow-Kühler kann, je nach CPU, zu sehr bzw. zu hohen Temperaturen führen.

Stand eine AiO-Wasserkühlung sowieso auf der Liste, ist das 150 Euro teure Jonsbo A4 ein gutes und optisch ansprechendes Gehäuse. Kann man auf Aluminium verzichten, dann wäre das Cooler Master NR200P allerdings eine günstigere und optisch ähnliche Alternative.

Jonsbo A4

Verarbeitung
Aufbau
Ausstattung
Kühlung
Preis-Leistungs-Verhältnis

87/100

Elegantes ITX-Gehäuse mit sehr guter Verarbeitung und viel Platz für Hardware. Eine Variante ohne Tempered Glass und mit airflow-freundlicheren Seitenteilen wäre aber wünschenswert gewesen.

Jonas

Ich bin Redakteur für diesen Blog und habe ein großes Interesse an PC-Hardware und PC-Basteleien aller Art. Mein Hauptfokus liegt derzeit jedoch im Bereich der PC-Gehäuse. Auch hauptberuflich bin ich im IT-Bereich unterwegs und wohne in Osnabrück

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