PC-Komponenten

Lian Li A4-H20 – Ein 11 Liter Gehäuse mit durchdachtem Layout im Test

Lian Li ist ein Hersteller von Computergehäusen und weiterem Computer-Zubehör welcher 1983 in Taiwan gegründet wurde. Vor allem durch die hochwertig verarbeiteten Gehäuse aus Aluminium hat sich der Hersteller einem Namen in der Hardware-Branche gemacht. Neben normalen Midi-Towern gehören auch SFF-Gehäuse mittlerweile zum Portfolio des Herstellers. Im Februar 2022 hat Lian Li nun ein weiters ITX-Gehäuse vorgestellt, welches in Zusammenarbeit mit der deutschen Firma DAN Cases GmbH entstanden ist. Diese ist vor allem für das besonders kleine A4-SFX bekannt.

Das neue SFF-Gehäuse läuft unter dem Namen A4-H2O und hat ein Volumen von lediglich 11 Litern. Damit ist es zwar etwas größer als das DAN Cases A4-SFX, bietet dafür aber Platz für einen 240er-Radiator im Deckel. Da eine effektive Kühlung bei ITX-Gehäuse sehr wichtig ist, könnte das ein großer Vorteil sein. Als weitere Features nennt Lian Li eine schlichte Optik bzw. eine Außenhülle aus Aluminium sowie Support für 3-Slot-Grafikkarten. Dieses Gesamtpaket ist im Handel bereits ab $119,99 erhältlich. Ob dieser Preis gerechtfertigt ist und wie sich das A4-H20 schlägt, erfahrt ihr in diesem Review.

Technische Details

Modell: Lian Li A4-H20
Gehäuse Typ: ITX
Abmessungen: 140 mm (B) x 244 mm (H) x 326 mm (T)
Gewicht: 3,5 kg
Material: Aluminium, Stahl
Farbe: Schwarz
Front-Anschlüsse 1x USB 3.2 Typ-C, 1x USB 3.0 Typ-A, 1x Kopfhörer, 1x Mikrofon
Laufwerkschächte: 1x 2,5″ (intern)
Erweiterungsslots: 3x vertikal
Formfaktoren: ITX
Belüftung: Deckel: 2x 120 mm
Radiatoren: Deckel: 1x 240 mm
Max. CPU-Kühlerhöhe: 55 mm
Max. Grafikkartenlänge: 321 mm
Max. Netzteillänge: 100 mm
Maximale Tiefe Deckelradiator + Lüfter 55 mm
Preis: $119,99 (PCIe 3.0), $154,99 (PCIe 4.0)

Lieferumfang

Lian Li verpackt das A4-H2O äußerst unauffällig in einem braunen Karton, welcher, außer dem Namen, keine anderen technischen Daten oder Produktbilder des Gehäuses preisgibt. Im Karton hat Lian Li das A4-H2O mit einer Kunststofffolie und zwei normalen Styroporblöcken umhüllt. Ebenfalls spartanisch geht es beim Zubehör zu. Platziert wurde dieses im einem Kunststoffbeutel, der mit einem Kabelbinder im Innenraum befestigt wurde. Inhalt des Beutels sind lediglich 12 Schrauben (4x Netzteil, 4x Mainboard, 4x 2,5″-Datenträger) und zwei schwarze Kabelbinder.

Außeneindruck

Schlichter als das A4-H2O könnte ein Gehäuse von außen kaum sein. Alle Panels bestehen aus 1,5 bis 2 Millimeter starkem Aluminium, wurden schwarz anodisiert und sind kantig gestaltet. Aber starten wir mit der Begutachtung in der Front. Wie bei vielen SFF-Gehäusen, ist diese beim A4-H20 vollständig geschlossen. Zur Entfernung des Panels reicht ein kurzer Ruck, der die Push-Pins aus den Halterungen löst. Hinter der Frontblende gibt es kaum Spannendes zu entdecken. Lediglich eine große Öffnung zur Montage von großen Grafikkarten ist hier vorhanden.

Das Panel im Deckel verfügt hingegen über zahlreiche kleine Bohrungen, die eine Abführung der warmen Luft aus dem Innenraum ermöglichen sollen. Auch das Top-Panel verfügt über Push-Pins und kann deshalb einfach entfernt werden. Unterhalb des Panels lassen sich eine spezielle Kammer und ein modularer Montagerahmen erkennen. Letzterer dient zur Montage von zwei 120-Millimeter-Lüftern oder einem 240er-Radiator und kann über die Entfernung von vier Schrauben ausgebaut werden.

Auch beide Seitenteile bestehen aus anodisiertem Aluminium und verfügen ebenfalls über Push-Pins zur Befestigung am Korpus. Zusätzlich hat Lian Li dem A4-H20 pro Seite zwei Rändelschrauben spendiert. Da bei einem kompakten ITX-Gehäuse die Belüftung besonders wichtig ist, wurde bei der Entwicklung auch hier der Fokus auf eine airflow-freundliche Perforation gelegt. Staubfilter gibt es hinter dem Gitter jedoch nicht. Auf der linken Gehäuseseite hat Lian Li zudem das I/O-Panel untergebracht. Dieses verfügt über einen USB 3.2 Typ-C sowie einen USB 3.0 Typ-A-Port und jeweils einen Anschluss für Kopfhörer bzw. Mikrofon.

An der Rückseite des A4-H20 kann man zum ersten Mal erkennen, welches Layout wir im Inneren vorfinden werden. Auf der rechten Seite hat der Hersteller die Öffnung für das I/O-Shield platziert. Links daneben befinden sich drei vertikale Erweiterungsslots, die mit wiederverwendbaren Blenden abgedeckt wurden. Darüber gibt es dann noch die Buchse für den Netzstecker und die Logos der Hersteller Lian Li und DAN Cases.

An der Unterseite gibt es keine großen Überraschungen. Das A4-H20 steht auf zwei dicken Gummistreifen, die mit jeweils zwei Schrauben an Boden befestigt sind. Dadurch kann der Untergrund vor Kratzern bewahrt werden und die Übertragung von Schwingungen wird reduziert. Weiterhin findet man im Boden einige längliche Belüftungsöffnungen und einen Montagepunkt für eine 2,5″-SSD im Innenraum. Bei Bedarf kann die Bodenplatte auch teilweise entfernt werden.

Wie man es für ein Gehäuse von Lian Li bzw. DAN Cases erwarten konnte, ist die Verarbeitung quasi perfekt. Die Lackierung bzw. Anodisierung aller Teile lässt keinen Raum für Beanstandungen und auch die Materialstärke ist gut gewählt.

Inneneindruck

Beim Innenraum haben sich Lian Li bzw. DAN Cases für das typische Sandwich-Layout entschieden. So verfügt der Innenraum über zwei Kammern, die durch das Mainboard-Tray getrennt sind. In der linken Kammern können ein ITX-Mainboard sowie ein SFX-Netzteil untergebracht werden. Die Befestigung des Netzteils erfolgt über einen modularen Rahmen, der nach der Bestückung wieder am Korpus befestigt werden kann. Zudem verfügt das Mainboard-Tray über einen Ausschnitt zur nachträglich Befestigung einer Backplate an der Hauptplatine.

Die rechte Kammer bietet Platz für eine 3-Slot-Grafikkarte und für die Unterbringung übriger Kabel des Netzteils. Die Verbindung zwischen Grafikkarte und Mainboard erfolgt über ein PCIe-3.0-Riser-Kabel. Der Sockel des Riser-Kabels lässt sich nicht umpositionieren. Außerdem verläuft in der rechten Kammer das schwarze Netzkabel vom hinteren Ende des Gehäuses zum Montageplatz des Netzteils. Ebenfalls schwarz wurden die Kabel des I/-O-Panels gestaltet.

Oberhalb der Kammern kann man des Weiteren eine dritte Kammer entdecken. Diese dient als Montageplatz für einen 240er-Radiator oder zwei 120-Millimeter-Lüfter. Bei Bedarf lässt sich diese Kammer auch vollständig entfernen. Dazu müssen jedoch zahlreiche Schrauben und der Netzteilrahmen gelöst werden. Notwendig ist diese Demontage aber aufgrund des modularen Radiatorrahmens nicht.

Für die Montage von Datenträgern gibt es im A4-H20 leider kaum Platz. So lässt sich lediglich im Boden eine einzelne 2,5″-HDD oder -SSD befestigen. Die Montage erfolgt entkoppelt über Gummiringe und vier längliche Schrauben, die von unten in die Festplatte geschraubt werden müssen. Bei diesem SFF-Gehäuse sollte der Käufer den Fokus also eher auf M.2-Speicher legen.

Systembau im Lian Li A4-H20

Nun kommen wir zum Systemeinbau. Als Hardware verwenden wir einen AMD Ryzen 7 3700X auf einem Gigabyte B450 I Aorus Pro WIFI mit Crucial Ballistix Sport LT grau 32 GB DDR4-3000. Der Ryzen wird von der Xilence LiQuRizer LQ240 AiO-Wasserkühlung gekühlt und mit Standardtakt betrieben. Für die Bildausgabe ist eine GTX 1060 6GB von Gigabte AORUS zuständig. Die Stromversorgung erledigt das modulare Corsair SF Series SF750 Platinum*.

Typisch für ein ITX-Gehäuse, sollte man sich vor dem Einbau aller Komponenten Gedanken über die Reihenfolge machen. Ansonsten dürfte einem das Gleiche passieren wie uns und man muss das halbe System nochmal auseinanderbauen, weil etwas nicht passt. Diese Reihenfolge sollte bei A4-H20 grob wie folgt aussehen:

  1. Montage bestücktes Mainboard
  2. Verkabelung Mainboard
  3. Montage AiO-Wasserkühlung (Schläuche nach vorne ausgerichtet)
  4. Befestigung Netzteil
  5. Montage und Verkabelung Grafikkarte

Wichtig ist bei der Verkabelung, dass sich keine Kabel in der oberen Kammer befinden, da diese sonst nicht mehr ausreichend Platz für die Wasserkühlung bietet. Hält man sich an diese Reihenfolge, dann kann das System relativ zügig verbaut werden. Insgesamt ist es aber schon komplizierter als bei einem typischen Midi-Tower. Mit etwas Fleiß lässt sich aber dennoch ein ordentliches System konfigurieren.

In Bezug auf die einbaubaren Komponenten kann das Lian Li A2-H2O grundsätzlich überzeugen, wenn man das geringere Innenvolumen bedenkt. Mit einer Gesamtlänge von 321 Millimetern und einer erlaubten Höhe von 3 Slots für den Pixelbeschleuniger, kann man in diesem Gehäuse selbst stärkere Karten problemlos unterbringen. In Bezug auf die CPU-Kühlung hat man die Wahl zwischen Wasser- und Luftkühlung. Ein reiner Luftkühler sollte jedoch nicht höher als 55 Millimeter sein. Eine 240er AiO-Wasserkühlung darf stattdessen über einen Radiator mit einer Tiefe von 30 Millimeter verfügen und dürfte deshalb die bessere Wahl sein.

Zuletzt kommen wir noch zu den Temperaturen, die im Lian Li A4-H20 erreicht wurden. Während des Belastungstests wurden bei einer Raumtemperatur von 20°C 15 Minuten lang Prime95 und FurMark ausgeführt. Außerdem wurde der Test mit zwei verschiedenen Lüftergeschwindigkeiten und ohne Seitenteil durchgeführt.

Szenario
Temperatur
Pumpe: 100% (2000 rpm)
Lüfter: 50% PWM (1150 rpm)
GPU: 50% PWM (1650 rpm)
CPU:  64 °C
GPU:  65 °C
Pumpe: 100% (2000 rpm)
Lüfter: 100% PWM (1850 rpm)
GPU: 50% PWM (1650 rpm)
CPU:  59 °C
GPU:  62 °C
Pumpe: 100% (2000 rpm)
Lüfter: 100% PWM (1850 rpm)
GPU: 50% PWM (1650 rpm)
ohne Seitenteile
CPU:  56 °C
GPU:  61 °C

Trotz Worst-Case-Szenario können sowohl CPU als auch GPU temperaturtechnisch in Schach gehalten werden und sind weit entfernt von kritischen Temperaturen. Der geringe Temperaturunterschied bei entfernten Seiteneilen zeigt zudem, dass diese nur wenig restriktiv wirken. Plicht ist aber aus unserer Sicht der Einbau einer AiO-Wasserkühlung. Ein kleiner Top-Blow-Kühler dürfte, zumindest bei hitzigeren CPUs, kaum etwas ausrichten können.

Fazit zum Lian Li A4-H20

Das A4-H20 von Lian Li und DAN Cases konnte uns auf hanzer Linie überzeugen. Mit seiner schlichten und kantigen Optik weiß dieses Gehäuse zu beeindrucken und die Verarbeitungsqualität des anodisierten Aluminiums ist auf einem sehr hohen Niveau. Gleiches gilt auch für die restlichen Materialen, die eingesetzt wurden. Besonders beachtlich ist aber, wie viel Hardware man in einem Chassis mit 11 Liter unterbringen kann, wenn dieses gut durchdachte wurde. Durch die Kombination einer 3-Slot-Grafikkarte und einer 240er AiO-Wasserkühlung als Kühllösung für die CPU, kann im A4-H2O ein performantes System verbaut werden.

Die Nachteile des A4-H2O sind eher genereller Natur und beziehen sich fast alle auf SFF-Gehäuse im Allgemeinen. So wird man mit einem Luftkühler für die CPU auch in diesem Chassis vermutlich nicht glücklich. Außerdem reduziert das geringe Innenvolumen die Kompatibilität für Netzteile auf den SFX-Formfaktor. Ebenfalls eingeschränkt sind die Montageplätze für herkömmliche Datenträger. Negative Aspekte, die sich direkt auf das A4-H20 beziehen, konnten wir nicht finden.

Die größte Konkurrenz hat das Lian Li A4-H2O mit einem Kaufpreis ab $119,99 (UVP) wohl mit dem Cooler Master NR200P, welches sich aufgrund des verhältnismäßig geringen Verkaufspreises und der hohen Hardware-Kompatibilität bereits gut am Markt etablieren konnte. Durch das schickere Aluminium und die noch geringere Größe des A4-H2O, wird aber auch dieses Gehäuse ganz sicher viele Käufer begeistern können. Von uns bekommt es zumindest eine klare Kaufempfehlung.

Lian Li A4-H20

Verarbeitung
Aufbau
Ausstattung
Kühlung
Preis-Leistungs-Verhältnis

95/100

Lian Li und DAN Cases haben mit dem A4-H20 ein sehr kompaktes Gehäuse erschaffen, welches neben einer hochwertigen Verarbeitung auch noch über reichlich Platz verfügt. Die Verwendung einer AiO-Wasserkühlung für die CPU ist, aus unserer Sicht, aber Pflicht.

Jonas

Ich bin Redakteur für diesen Blog und habe ein großes Interesse an PC-Hardware und PC-Basteleien aller Art. Mein Hauptfokus liegt derzeit jedoch im Bereich der PC-Gehäuse. Auch hauptberuflich bin ich im IT-Bereich unterwegs und wohne in Osnabrück

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