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Lian Li ODYSSEY X Big-Tower im Test – Viel Spielraum für kreative Köpfe

Bei der letzten DIGITAL EXPO 2021 von Lian Li wurden einige Neuheiten angekündigt, die nach einer Zeit einzeln auf den Markt gekommen sind. Dabei wurde der Big-Tower namens ODYSSEY X angekündigt, mit vielen angesprochenen einzigartigen Features. Jedoch war der gesamte Beitrag recht kurz gehalten, da andere Produkte mehr im Vordergrund der EXPO standen. Nun hat das warten für alle Big-Tower-Fans ein Ende. Deswegen möchten wir das ODYSSEY X unsere Bühne bieten und unter die Lupe nehmen. Ist der etwas zu kurze Beitrag gerechtfertigt gewesen? Kleine Info vorab: Wir haben das Gehäuse in der Performance-Variante aufgebaut und getestet. Was genau das zu bedeuten hat, erfahrt ihr im folgenden Beitrag!

Technische Daten

Produktname LIAN LI ODYSSEY X
Modell TR-01X TR-01A
Farbe Schwarz Silber
Abmessungen Dynamisch/Dynamisch-R (Drehen)
(T) 575,5 mm x (B) 234 mm x (H) 558,5 mm
Leistung
(T) 537,1 mm x (B) 368,6 mm x (H) 596,7 mm
Materialien Aluminium
Stahl
4,0 mm Schwarzes gehärtetes Glas (beide Seiten)
Mainboard-Unterstützung EEB/E-ATX/ATX/Micro-ATX/Mini-ITX
Lüfter-Unterstützung Dynamisch
Front: 3 x 120 mm oder 2 x 140 mm
Oben: 3 x 120 mm oder 2 x 140 mm
Seite: 3 x 120 mm oder 2 x 140 mm
Dynamic-R (Drehen)
Vorderseite: 3 x 120 mm oder 2 x 140 mm
Basis: 4 x 120 mm oder 3 x 140 mm
Performance
Front: 4 x 120 mm oder 3 x 140 mm
Oben: 3 x 120 mm oder 2 x 140 mm
KÜHLERSTÜTZE Dynamisch
Front: 1 x 360/280/240 mm
Seite: 1 x 360/280/240 mm
Dynamic-R (Drehen)
Front: 1 x 360/280/240 mm
Basis: 1 x 480/420/360/280/240 mm
Leistung
Vorderseite: 1 x 480/420/360/280/240 mm
Oberseite: 1 x 360/280/240 mm
Länge PSU Max. 280 mm
Längenabstand der GPU Max. 423 mm
Höhenabstand des CPU-Kühlers Max. 167 mm
Speicher-Steckplätze 3 x 3.5″ HDD oder 3 x 2.5″ SSD
Erweiterungssteckplatz 8
E/A-Ports 2 X USB 3.0, 1 X USB 3.1 TYPE-C, 1 X HD-AUDIO
Garantie 1 Jahr
Preis € 415,76*

Verpackung & Lieferumfang

Wenn ein Big-Tower geliefert wird, tun einem manchmal die Paketboten leid – einen so massiven Karton anzuheben, stellt schon die erste Herausforderung vor dem eigentlichen Beginn da. Mit einem Gesamtgewicht von etwa 20 kg inklusive Verpackung kommt das ODYSSEY X zu einem nach Hause geliefert. Dabei macht jedoch die optische Verpackung einen ersten sehr guten Eindruck. Als ein kleiner Teaser sind von außen die beiden unterschiedlichen Looks abgebildet – Und damit sind nicht die unterschiedlich erhältlichen Farben gemeint.

Innerhalb der Verpackung ist alles ordentlich und sorgfältig verpackt. Oben auf dem eigentlichen Inhalt liegt eine kleine weiße Schachtel mit den Verpackungsbeilagen. Unterhalb dieser befinden sich die einzelnen Elemente: Das Gehäuse selbst, die Scheiben und die anbaubaren Platten voneinander getrennt in Schaumstoff. Hier kann somit wirklich nichts beim Transport beschädigt werden.

Außerdem sehr schön und erwähnenswert ist die Schachtel für die Schrauben für das Gehäuse. Hier wurden keine Kosten gespart und etwas Vernünftiges und hochwertiges zum Wiederverwenden mitgegeben. Besser als alle Schrauben einzeln in Plastik zu verpacken und damit noch mal mehr Müll zu produzieren. Kleine Details können den Unterschied machen.

Außeneindruck

Wie genau die Details einen Unterschied machen können, kann man außerordentlich schön in diesem Kapitel sehen. Starten wir jedoch bei den Grundlagen – der Basis des ODYSSEY X. Hier beginnt die gesamte Magie des Gehäuses. Die Basis ist nicht ohne Grund unfertig montiert geliefert worden, sondern so weit es möglich war offen als eine Art Baukasten. Im ersten Schritt sollte man sich für eine der möglichen drei Varianten mit zwei wesentlich unterschiedlichen Looks entschieden. Den einfachen normalen Look, eine rotierte Variante des normalen Looks und zuletzt ein die von uns getestete Performance-Variante. Je nach Entscheidung kann man die Basis aus einem anderen Winkel betrachten.

Nun geht es also ins Detail – alle Teile des ODYSSEY X erzeugen schon direkt nach dem Auspacken einen edlen Eindruck. Die Bauteile sind äußerlich hochwertig, die schwarze Lackierung an der Basis sieht super gleichmäßig und dick aus, das silberne Aluminium ist leicht rau und ohne scharfe Kanten. Alles macht somit einen soliden Eindruck. Ein gutes weiteres Beispiel sind die Metallplatten samt Klipps. Diese wirken zwar beim ersten Betrachten etwas instabiler, jedoch ist das Aluminium dermaßen dick, dass hier nichts abbrechen kann. An Materialkosten wurde sicherlich nicht gespart, das spiegelt sich aber auch im Preis wieder.

Besonders gut gelungen sind zudem die Glasscheiben des ODYSSEY X. Und das nicht nur aufgrund ihrer Optik. An einem kleinen sinnvollen Belüftungs- und somit Kühlungstrick wurde sich hier bedient. In der Mitte, sowie an den jeweiligen Seiten, sind kleine Lücken zwischen dem Glas und dem Aluminium. Das Gehäuse wird dadurch an beiden Seiten an simplen Stellen etwas mehr geöffnet und belüftet. Dabei wird jedoch auch auf eine Filterung der Luft mit einem Staubfilter am gesamten ODYSSEY X verzichtet.

Befestigt werden die Platten an einem angebauten Klipp-Mechanismus, in den man die Panels erst von der einen Hälfte beginnend in die Halterung einrastet. Dieses Prinzip wiederholt man schließlich für die andere Hälfte und schraubt die Platte zur weiteren Sicherheit an der oberen Mitte der Base mit zwei Schrauben fest. Ein interessantes Konzept, welches jedoch manchmal eine kleine Herausforderung für uns war. Uns ist es einige Male passiert, dass wenn man die erste Hälfte in den Klipps fest und vermeintlich sicher in der Halterung hatte, diese wieder aus der Halterung geflogen ist als man es auf der anderen Hälfte versucht hat. Grund dafür ist die Krümmung des Glas-Panels. Wir konnten dafür keinen souveränen Weg reproduzieren, sodass beide Seiten ohne an der Halterung zu kratzen montiert werden konnten – was uns etwas enttäuscht hat.

Ein weiteres zweischneidiges Schwert sind die mitgelieferten Aluminiumplatten für die, in diesem Fall der Performance-Variante, Oberseite des Gehäuses. Ohne montierte Scheiben lassen sie sich frei anpassen, so kann das Gehäuse individuell gestaltet werden. Leider ist man jedoch auf eine Möglichkeit beschränkt, wenn man die Panels montiert, da diese sonst oben nicht ordnungsgemäß in den Klipps sitzen und nur aufliegen.

Im Gegensatz dazu finden wir das I/O-Panel des ODYSSEY X sehr gelungen. Ein einfach passendes und nicht zu klobiges Design mit den wichtigsten Anschlüssen, zusätzlich mit USB-C und einem Power-Button den man gerne drücken möchte.

Weiter geht es mit der Rückseite. Grundlegend ist hier alles wie gewohnt, außer dass man an der Rückseite keinen standardmäßigen 120-mm-Lüfter anbringen kann. Das ist bei der Art und Bauform des Gehäuses aber kein tragischer Verlust.

Zuletzt gibt es dann noch den Boden und die damit daher kommenden Standfüße. Hier müssen wir abermals unser Lob aussprechen. Die Standfüße sind auf der Unterseite vollständig mit Anti-Rutsch-Pads bestückt. Sie sind massiv und ihre Position lässt sich, wenn gewünscht, ohne viel Aufwand recht einfach ändern. Egal wo sie auch sind, der Standhaftigkeit ist gegeben.

Inneneindruck

Im nächsten Schritt wollen wir einen Blick ins Innere des ODYSSEY X werfen, den wohl am spannendsten Part des gesamten Gehäuses. Hier lässt sich einiges am Design des Gehäuses ändern, je nach Form, die man am Ende haben möchte. Das spiegelt sich dann auch im Innenraum mit den auffällig vielen Schrauben wieder. Wobei so gut wie jede Schraube einen berechtigten Sinn hat. Mainboardplatte für ITX- bis E-ATX-Mainboards, PSU-Schacht, Wasserpumpen-Halterung, Front-IO und sogar die Schiene für die Lüfter lassen sich demontieren und an einer anderen Stelle wieder befestigen. Ein einzigartiges Konzept, welches mit Aufwand durch Umbauten verbunden ist. Dadurch lässt sich das Gehäuse jedoch in mehreren Wegen modifizieren.

Von der Qualität der Schrauben und Verschraubungspunkte, braucht man beim ODYSSEY X nicht reden. Hier hat Lian Li wieder einen sehr guten Job gemacht. Das Umbauen macht somit Spaß und geht auch einfach von der Hand. Etwas seltsamer sind hingegen die Punkte, an denen die Kabel von hinten in den Innenraum gelangen. An vier von insgesamt acht Löchern, durch die Kabel verlaufen können, sind Gummierungen angebracht. In der Performance-Variante zeichnet sich dies dann besonders ab, da zwei von den ursprünglich drei direkt neben der Mainboardplatte verlaufenden Löcher samt Gummierung durch das Mainboard verdeckt werden.

Besonders schön sind zugleich die Möglichkeiten zum Anbringen von Lüftern. An der Vorderseite lassen sich vier 120-mm-Lüfter befestigen, verzichtet man auf den PSU-Schacht lassen sich unten weitere zwei 120-mm- oder 140-mm-Lüfter montieren. Oben sieht die Aussparung zwar kompatibel für vier 120-mm-Lüfter aus, es ist aber nur Platz für drei weitere 120-mm- oder 140-mm-Lüfter vorhanden. Zuletzt würden in der inneren Platte auch noch  Platz für vier 120-mm-Lüfter finden, der in der Regel aber nicht gebraucht wird. Dafür ist das Gehäuse offen und groß genug.

Leiden musste darunter leider die Anzahl an möglichen 2,5″-SSD und 2,5″- bis 3,5″-HDD-Steckplätzen. Insgesamt befinden sich an der Rückseite drei Schienen, die sich mit vier Schrauben an der mittleren Platte festhalten. Diese sind an den Verschraubungspunkten zum Schutz der Platten gummiert. Mit etwas mehr Geschick hätten an der Rückseite oder Innenseite der mittleren Platte weitere Slots Platz gefunden. Dafür wurden nur drei Schienen mitgeliefert, was in einem Big-Tower-Gehäuse etwas mau sein kann.

Montage

Im nächsten Abschnitt wollen wir ein paar Worte über die gesamte Montage des ODYSSEY X verlieren. Vorab jedoch eine kompakte Auflistung aller im Test benutzten Komponenten:

Wie zu erwarten lief die ganze Montage ohne jegliche Probleme ab. Die Schrauben passen zu den Löchern, die Komponenten sitzen fest an ihren Stellen und dank der kleinen und schönen Schachtel an Schrauben wurde das passende Werkzeug mitgeliefert. Trotzdem sind uns zwei Punkte aufgefallen, die wir gerne als Verbesserungswünsche ansprechen wollen.

Starten wir also mit dem ersten, welches in diesem Fall der PSU-Schacht mit der optionalen Blende wäre. In unserer Montage haben wir auf den Anbau dieser Blende verzichtet – aus optischen und praktischen Gründen. Einmal sieht es etwas, durch die entstehende Lücke zwischen Blende und PSU, fehl am Platz aus. Je nach Netzteil kann dieser Punkt entsprechend anders ausfallen. Verzichtet man auf die Blende, erhält man aber auch einen weiteren Platz für einen Lüfter am Boden.

Das zweite besondere sieht man an Rückseite. Schraubt man den PSU-Schacht fest, müssen die Kabel vom Netzteil einen etwas unnötigen Weg bis zur untersten HDD oder SSD wählen. Aus dem Loch heraus unten an der HDD oder SSD vorbei bis zum vorderen Teil des Gehäuses und dann schließlich um die Ecke an die Festplatte. Eine Schnalle zum Festziehen der Kabel ist an diesem Punkt zwar vorhanden, erzeugt aber, aufgrund der Durchsichtigkeit der Glasscheibe auf der Rückseite, kein schönes Bild. Dazu hätte die silberne Kabelblende auch verstellbar sein können, damit die Kabel etwas mehr auf der rechten Seite verdeckt werden hätten können.

Kühlung

Nun sind wir am letzten und wie immer wichtigsten Kapitel angekommen: der Kühlung des ODYSSEY X samt mögliche Airflow-Varianten. In unserem System haben wir uns für einen Airflow von rechts unten schräg nach links oben, mit insgesamt sechs Litern von Lian Li entschieden. Um einen vergleichbaren Test zu erhalten, haben wir das System in gleichen Gegebenheiten, wie die andere Werten der Gehäuse, getestet. Bei einer Raumtemperatur von ca. 22 °C haben wir unser System mithilfe von Prime95 für einen 30 minutigen Intervall aufgeheizt. Das sind unsere Ergebnisse:

Lüfterleistung Temperatur CPU Temperatur GPU
Lian Li Odyssey X: 5v ohne Belastung 26 °C 26 °C
Lian Li Odyssey X: 12V mit Belastung 67 °C 72 °C
Lian Li Lancool 215: 5V ohne Belastung 27 °C 27 °C
Lian Li Lancool 215: 12V mit Belastung 72 °C 75 °C
Thermaltake AH T200: 5V ohne Belastung 34 °C 26 °C
Thermaltake AH T200: 12V mit Belastung 70 °C 76 °C

Die Ergebnisse zeigen gut auf, wofür sich das Gehäuse am meisten lohnt: für ein High-End-System mit vielen Lüftern, Radiatoren und einer Pumpe samt Ausgleichsbehälter. Anhand des großen Innenraums lassen sich hier zwei große Radiatoren verbauen, womit man einiges an Kühlung für das System liefern kann. In unserem Fall mit einem luftgekühlten System zeigt sich, durch viel Platz im Innenraum und viele einzelne Löcher, durch die weitere Luft in den Innenraum kommt, können niedrige Temperaturen erreicht werden.

Leider macht dies das Gehäuse zudem etwas Staub anfälliger, da keine Staubfilter, sondern nur groß löcheriges Mesh verbaut worden ist. Abgesehen von dieser Tatsache sind es solide Ergebnisse, welches das ODYSSEY X zusammen mit den AL 120 Lüftern von Lian Li erreicht hat.

Fazit

Nun sind wir am Ende unserem Testberichts angekommen, was uns dazu bringt ein paar letzte Worte über das ODYSSEY X zusammenzufassen. Qualität, Verarbeitung und Ausstattung – hier hat Lian Li wieder mal einen drauf gesetzt und den anderen Herstellern gezeigt, wie man es richtig macht. Jedes Element fühlt sich wertig und edel an, selbst bei den Schrauben hat man keine Kosten und Mühen gespart, eine kleine gutaussehende Schachtel mit Wiedergebrauchswert mitzugeben. Je nachdem, für welche der möglichen drei Varianten man sich entscheidet, hat man zwar einiges an Bastelaufwand, bevor man zum eigentlichen Aufbau des Systems kommt, welcher in unseren Fall jedoch sehr viel Spaß gemacht hat.

Im Innenraum ist dann auch für die Komponenten einiges an Platz vorhanden, damit man gezielt eine ordentliche Custom-Wasserkühlung verbauen kann. Ohne Wasserkühlung und mit einer normalen Luftkühlung, macht das Gehäuse selbstverständlich wie zu erwarten einen soliden Eindruck. Ein kleines Minus haben wir dennoch zum Schluss – für das Lian Li ODYSSEY X muss man etwas tiefer in die Taschen greifen. Aktuell ist der Big-Tower für rund € 415,76* zuhaben. Ein hoher, aber gerechtfertigter Preis.

Lian Li Odyssey X

Verarbeitung
Aufbau
Ausstattung
Dämmung
Kühlung
Preis-Leistungs-Verhältnis

89/100

Das Lian Li ODYSSEY X bietet viel Platz für Custom-Wasserkühlungen, hat aber einige Stärken und Schwächen.

Tobias Lidzba

Zurzeit absolviere ich eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration. Beruflich bedingt bin ich somit immer auf den neusten Stand bei IT-Themen. Gaming ist außerdem ein großer Bestandteil in meinen Leben.

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