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Wärmeleitpasten Round-Up 2019: 14 Wärmeleitpasten im Vergleich

Gerade bei den Temperaturen des letzen Sommers ist die vernünftige Kühlung des Rechners essentiell. Große Kühlkörper und Lüfter haben aber nur einen geringen Effekt, wenn eine wichtige Komponente im System fehlt. Die Rede ist hier von der Wärmeleitpaste. Erst diese ermöglicht eine saubere Wärmeübertragung vom Heatspreader der CPU oder GPU auf den eigentlichen Kühlkörper. Die Auswahl am Markt ist so groß, dass sich vermutlich schon jeder einmal gefragt hat „Welche Wärmeleitpaste soll ich denn jetzt kaufen?! Lieber die 20 Gramm Tube von Ebay für wenige Euro, oder doch lieber das deutlich teurere Markenprodukt?“

In diesem Round-Up stellen wir euch viele verschiedene Wärmeleitpasten vor und unterziehen alle Testkandidaten einem ausführlichen Leistungstest.

Zweck von Wärmeleitpaste

Baut man sich einen eigenen PC zusammen, dann gibt es viele Bauteile die eine hohe Beachtung finden. Ein Element bzw. Zubehör das häufig aber eine sehr geringe Beachtung erfährt, ist die Wärmeleitpaste. Wahrscheinlich haben sich viele schon einmal gefragt, wofür eine Wärmeleitpaste überhaupt notwendig ist. Hierfür lässt sich relativ schnell eine Antwort finden: auf den ersten Blick wirken die Oberflächen des CPU-Heatspreaders und die Basis des CPU-Kühlers (zumindest wenn es kein Direct-Touch-Modell ist) sehr glatt. Betrachtet man aber die Oberflächen nicht mit dem menschlichen Auge sondern unter einem Mikroskop, so gleichen beide Flächen eher einer Kraterlandschaft und sind nicht wirklich eben. Setzt man also den Kühler auf die CPU, befinden sich viele sehr kleine „Luftlöcher“ zwischen den Flächen. Das Problem: Luft leitet Wärme nur sehr schlecht.

Und an dieser Stelle kommt die Wärmeleitpaste ins Spiel. Diese füllt, bei einer korrekten Auftragung, die Unebenheiten im Heatspreader und im CPU-Kühler auf und leitet die Wärme deutlich besser ab. Das resultiert in besseren Temperaturen und dürfte dadurch auch die Lebensdauer der Komponenten erhöhen. Ohne eine Wärmeleitpaste hätten riesige Luftkühler und Wasserkühlungen also nur einen recht geringen Effekt und können ihr Potential nicht komplett ausschöpfen.

Welcher Arten von Wärmeleitpasten gibt es?

Wärmeleitpasten lassen sich grundsätzlich in drei verschiedene Kategorien einteilen: Silikon/Kohlenstoff, Metall und Keramik. Die wohl am häufigsten eingesetzten und mitgelieferten Pasten bestehen überwiegend aus Silikon. Dadurch lassen Sie sich häufig sehr einfach verstreichen, haben eine hohe Lebensdauer und sind in der Regel verhältnismäßig günstig. Je nach Zusammensetzung sind diese Pasten zudem nicht leitfähig. Nachteil von Pasten auf Silikonbasis ist allerdings die häufig nicht so hohe Leitfähigkeit.

Metallpasten gibt es zwar auch schon länger, haben sich im Mainstream-Bereich aber erst einer höheren Beliebtheit erfreut als der blaue CPU-Hersteller damit begonnen hat, die CPU-DIEs und den Heatspreader nicht mehr zu verlöten. Vorteil der Metallpasten ist eine sehr hohe Wärmeübertragung. Nachteile sind die verhältnismäßig schwierige Auftragung, der Preis und die Tatsache, dass die Paste Strom leitet. Dadurch muss man bei der Auftragung sehr vorsichtig vorgehen und anliegende elektronische Bauteile zum Beispiel durch einen Lack schützen. Zudem reagiert die Paste recht schnell mit Aluminium und kann die Flächen sichtbar angreifen.

Die letzte Kategorie stellen die Keramik-Pasten dar. Berühmtester Vertreter dieses Typs ist wohl die Arctic Silver 5. Hauptvorteil der Keramik-Pasten ist die Eigenschaft, dass aufgrund der keramischen Basis keine elektrische Leitfähigkeit vorhanden ist. Als Nachteil muss aber die häufig nicht so hohe Wärmeleitfähigkeit genannt werden.

Streng genommen wurde zu Beginn des Jahres ein weiterer Typ vorgestellt. Dabei handelt es sich nämlich um keine Paste sondern um ein Wärmeleitpad. Dieses Pad besteht aus Kohlefaser und erhält durch Polymer-Zusätze seine Flexibilität. Vorteil des Wärmeleitpads ist die Wiederverwendbarkeit und der Wegfall einer Reinigung nach dem Umbau des Kühlkörper. Zu den Nachteilen zählt der hohe Preis und der Fakt, dass das Pad eine sehr hohen Anpressdruck benötigt um sein volles Potenzial erreichen zu können.

Wie wird Wärmeleitpaste aufgetragen?

Bei dieser Frage scheiden sich die Geister und es gibt dazu auch riesige Debatten im Internet. Selbst bekannte YouTuber haben schon Tests darüber gemacht ob die Methode der Auftragung einen Unterschied macht. Das Fazit war in den meisten Fällen, dass es kaum einen Unterschied macht wie man die Paste aufträgt. Lediglich bei zu wenig Wärmeleitpaste war ein etwas größerer Unterschied zu erkennen.

Ob man letztendlich also die Punkt-, X-, bzw. Strich-Methode verwendet oder die Paste gleichmäßig auf dem kompletten Heatspreader verteilt, bleibt jedem selbst überlassen. Durch den hohen Anpressdruck vieler moderner Kühlkörper verteilt sich die Paste nämlich auch sehr gut von alleine. Trotzdem wurde für die Temperaturmessungen im nächsten Kapitel die Wärmeleitpaste immer gleichmäßig auf dem Heatspreader verstrichen.

Temperaturmessungen

Kommen wir nun zum eigentlich wichtigsten Abschnitt: den Temperaturmessungen. Als Testsystem verwenden wir einen AMD Ryzen 5 1400 auf einem MSI B350 PC Mate mit 16GB Crucial Ballistix Sport LT grau DDR4-2666. Für die Bildausgabe ist eine GTX 1060 6GB von Gigabte AORUS zuständig. Die Stromversorgung erledigt das nichtmodulare Berlin Pro RGB 650W mit RGB-Lüfter.

Die CPU ist auf 3,8 Ghz übertaktet und wird vom Mainboard mit einer Spannung von 1,25V versorgt. Die Kühlung erledigt der Scythe Shuriken 3 Top-Blow-Kühler. Zur Ermittlung der Temperaturwerte wurde das System mit jeder Wärmeleitpaste mit Prime95 für jeweils 15 Minuten ausgelastet und anschließend wurde die CPU-Temperatur über den CPUID Hardwaremonitor ermittelt. Nach der Belastungsphase wurde das System wieder für 15 Minuten im IDLE betrieben. Insgesamt wurde der Belastungstest pro Wärmeleitpaste drei Mal durchgeführt. Der in der Tabelle aufgeführte Wert ist der Mittelwert aus allen drei Messungen. Die Raumtemperatur war während aller Tests zwischen 20,5 °C und 21 °C.

Ergebnisse – Belastungstest CPU
wdt_ID Wärmeleitpaste Wärmeleitfähigkeit Temperatur (Idle, °C) Temperatur (Load, °C) Konsistenz
1 Thermal Grizzly Conductonaut 73,00 24,00 61,00 dickflüssig
2 Arctic MX-4 8,50 26,00 61,00 dünnflüssig
3 Arctic MX-2 5,60 26,00 61,00 dünnflüssig
4 Cooler Master Mastergel Maker Nano 11,00 25,00 61,00 dickflüssig
5 Noctua NT-H2 26,00 61,00 dickflüssig
6 SilentiumPCPactum PT-2 4,00 26,00 61,70 dickflüssig
7 Corsair XTM50 5,00 26,00 62,00 dickflüssig
8 Noctua NT-H1 26,00 62,00 dünnflüssig
9 SilentiumPC Pactum PT-1 4,00 26,00 62,00 dünnflüssig
10 Thermal Grizzly Hydronaut 11,80 25,00 62,00 dickflüssig
11 Thermal Grizzly Kryonaut 12,50 25,00 62,00 dickflüssig
12 Thermal Grizzly Carbonaut 62,50 26,00 63,00 fest
13 Corsair TM30 3,80 25,00 63,30 dünnflüssig
14 NoName HY510 1,93 26,00 64,30 dünnflüssig
15 ohne Wärmeleitpaste 0,00 27,00 84,00
16
Wärmeleitpaste Wärmeleitfähigkeit Temperatur (Idle, °C) Temperatur (Load, °C) Konsistenz

Nachfolgend wurden die Ergebnisse noch einmal grafisch dargestellt.

Eines fällt sofort auf, lediglich der Test komplett ohne Wärmeleitpaste sticht deutlich und die NoName-Paste leicht heraus. Alle anderen Ergebnisse bewegen sich im Bereich von 61 bis 63 °C. Selbst das Flüssigmetall kann sich nicht deutlich vom Rest absetzen. Jetzt fragt sich sicher der ein oder andere warum es dann überhaupt so viele verschiedene Wärmeleitpasten zu so unterschiedlichen Preisen gibt. Eine Erklärung hierfür ist, dass wir in unserem Testszenario lediglich eine CPU mit einer TDP von 65W verwendet haben. Diese war zwar übertaktet, kommt damit aber lange nicht an die TDP-Werte eines AMD Threadripper oder Core i9-9980XE heran. Das Gleiche gilt für Grafikkarten. So kann es also sein, das zum Beispiel die Arctic MX-4 bei einer CPU mit einer TDP von 95W sehr gut abschneidet, bei der Anwendung auf einer Grafikkarte mit einer TDP von 250W aber deutlich schlechter abschneidet.

Neben der Wärmeleitfähigkeit bzw. der Temperatur gibt es auch noch andere Faktoren die, je nach Anwendungsszenario, betrachtet werden müssen. Einer dieser Faktoren ist zum Beispiel die Betriebstemperatur. Gerade im Bereich der extremen Übertaktung werden durch den Einsatz von Flüssigstickstoff zur Kühlung sehr niedrige Temperaturen erreicht. Da für viele günstige Wärmeleitpasten hier überhaupt keine Angaben gemacht werden, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass diese innerhalb kürzester Zeit gefrieren und Ihre Wirkung verlieren würden.

Hier kommen dann zum Beispiel Pasten wie die Thermal Grizzly Kryonaut zum Einsatz. Diese Paste hat den größten Spielraum was die Betriebstemperatur (-250 bis 350 °C) angeht. Da diese Paste zudem eine recht hohe Wärmeleitfähigkeit aufweist, ist sie dementsprechend auch teurer.

Ein letzter Kaufgrund ist häufig auch die Konsistenz bzw. die Verstreichbarkeit. Häufig sind die Wärmeleitpasten mit hoher Wärmeleitfähigkeit recht dickflüssig. Dadurch wird das Verstreichen teilweise etwas erschwert und gestaltet sich gerade für Anfänger recht schwierig. Andere Pasten sind wiederum sehr dünnflüssig und lassen sich äußert gleichmäßig und dünn verstreichen.

Fazit

Die Auswahl an Wärmeleitpasten ist groß. Deshalb haben wir versucht mit diesem Review herauszufinden welche Wärmeleitpaste gekauft werden sollte und von welcher Paste man lieber die Finger lässt. Die Ergebnisse sind am Ende dann allerdings nicht so eindeutig ausgefallen wie wir uns das erhofft haben. Am Ende beträgt die Differenz zwischen der besten und der schlechtesten Wärmeleitpaste gerade einmal 3,3 °C. Dennoch zeigt dieser Test aber auch, dass selbst die schlechteste Paste einen hohe Reduzierung der Temperatur (in diesem Fall ca. 20 °C) bewirken kann.

Die Gründe dafür setzen sich vermutlich aus mehreren Faktoren zusammen. Die verwendete Plattform bzw. CPU ist trotz Übertaktung kein wirklicher Hitzkopf. Das zeigte sich besonders im Testszenario komplett ohne Wärmeleitpaste. Selbst hier überhitzte der Prozessor nicht. Ein weiterer Faktor stellt immer die Auftragung der Wärmeleitpaste selber dar. Auch wenn bei allen Pasten versucht wurde diese gleichmäßig und dünn auf den Heatspreader aufzutragen, so kann nicht immer gewährleistet werden, dass die aufgetragene Menge identisch ist und sich in der Dicke nicht unterscheidet.

Trotzdem möchten wir natürlich Empfehlungen aussprechen. Aufgrund der guten Ergebnisse (bei einer CPU mit einer TDP von maximal 95W), der leichten Verstreichbarkeit und des Preises geht der Gesamtsieg an die Arctic MX-4. Die Thermal Grizzly Conductonaut hat zwar bessere Temperaturen erreicht, ist aber deutlich schwieriger aufzutragen und kann bei falscher Anwendung auch Teile der Hardware zerstören.

Wer sich hingegen nie wieder mit dem Auftragen von Wärmeleitpaste beschäftigen möchte, dem empfehlen wir das Thermal Grizzly Carbonaut Wärmleitpad. Die Anwendung ist sehr einfach und die Temperaturen unterscheiden sich kaum von anderen Wärmeleitpasten. Zudem ist das Pad wiederverwendbar. Wichtig ist bei Pad aber die Verwendung eines Kühler mit einem sehr hohen Anpressdruck.

Jonas

Ich bin Redakteur für diesen Blog und habe ein großes Interesse an PC-Hardware und PC-Basteleien aller Art. Mein Hauptfokus liegt derzeit jedoch im Bereich der PC-Gehäuse. Auch hauptberuflich bin ich im IT-Bereich unterwegs und wohne in Osnabrück

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T
Tobias Claren

Neues Mitglied

3 Beiträge 0 Likes

Gibt es nicht auch einen Test mit hoher TDP?
Und diese Hy-Paste gibt es auch als Hy880.
Die Hy510 hat glaube ich 1,92 als Wert, die Hy880 5.

Wenn alle MX4 von Ali gefälscht sind (sind sie?), weiß jemand ob das Hy-Zeug auch gefälscht wird?
Wenn nicht, wäre das Hy510 oder besser Hy-880 interessant.
Besonders, nach einem Test mit hoher TDP und auf der Grafikkarte.

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jonas

Öfters hier

239 Beiträge 26 Likes

Nein einen Test mit hoher TDP bzw. einer GPU habe ich nicht gemacht. Woher stammt die Info, dass es auf Ali gefälschte MX-4 gibt? Grundsätzlich gibt es dort natürlich viel "nicht-originale" Wäre. Deshalb würde ich dort auch nie etwas kaufen.

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T
Tobias Claren

Neues Mitglied

3 Beiträge 0 Likes

SD-Karten, Smartphone-Akkus, Löt-Flussmittel und wohl auch Wärmeleitpasten, da traue Ich mich nichts zu kaufen, ohne sicher zu sein, dass es echt ist. Denn wenn es No-Name ist, kann ich das auch direkt viel billiger kaufen.
Z.B. Amtech Flussmittel. Wenn ein Hologramm-Sicherheits-Aufkleber drauf ist, ist es IMMER Eine Fälschung, denn das Original hat den nicht.
So glauben dann noch Interessierte dass das Original eine Fälschung ist...

Für einen Test wurden wohl mal 12 Smartphone-Akkus auf Amazon gekauft, und 11 davon waren Fälschungen. Inkl. der von Amazon selbst.
Wenn man die Preise für MX4 auf Geizhals oder Ebay-Deutschland mit denen auf Ali vergleicht, kann das nicht mehr der normale Unterschied sein.

Die Erste in Deutschland 4g für €4,99 (2g für €4,95). Also €1247,50 pro Kg.
Dann 8g für €9,60, macht €1200/Kg.
Und auch da verschiedene Spritzen.
Einmal Blau/Hellblau, dann Blau mit rotem Band, dann komplett Silber bzw. Grau die Tube ohne Aufkleber.
20g für €17,55, macht 877,50 pro Kg.
45gr für €28,88, macht €641,78 pro Kg.

Ich fand jetzt sofort nur 20g für €15,33 plus €0,87. Könnte echt sein.
Übel, wenn man anhand des Preises glaubt es ist echt, aber denn ist es doch eine Fälschung.

Anderes Beispiel, GD900.
3gr für €3,95, €1316,67 pro Kg.
7gr für €6,99 plus €1,55, €1220 pro Kg

Ebay aus China:
Z.B. 30gr für €2,31 Portofrei, macht €77 pro Kg. 5 Tuben.

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