PC- & Konsolen-Peripherie

Endgame Gear XM1 – Gaming-Maus mit unerwarteten Stärken

Mit der XM1 kommt nicht nur eine neue Maus auf den Markt, sondern auch eine neue Marke für Gaming-Produkte: Die XM1 stammt von „Endgame Gear“. Ganz unbekannt ist das Unternehmen hinter Endgame Gear aber nicht, denn es ist auch für Noblechairs und Nitro Concepts verantwortlich und somit kein Neuling auf dem Markt der Gaming-Produkte.

Das Erstlingswerk XM1 soll dabei nicht ein Einstieg mit einem typischen Durchschnittsprodukt werden. Stattdessen wagt die Maus direkt einiges und bietet für 60 Euro eine ungewöhnliche Abstimmung: High-End-Sensor, fünf Tasten, symmetrisches Design – soweit so gewöhnlich.

Besonders soll die Maus durch Detaillösungen werden, so sollen die selektierte Omron-Switches verbaut werden, um bei allen Tasten ein vergleichbares Druckgefühl zu bieten, und durch die Verwendung eines Analogsensors für die Signalerkennung soll die Reaktionszeit des Geräts deutlich gesenkt werden. Zudem ist die Maus mit 70 Gramm Gewicht ein recht leichtes Modell, das zudem keine RGB-Beleuchtung bietet.

Ob es Endgame Gear mit der XM1 gelingt, im Peripherie-Markt auf Anhieb herauszustechen, und wie sich die beworbenen Features in der Praxis schlagen, sehen wir im folgenden Test.

Lieferumfang

Bei der Verpackung und dem Lieferumfang beschränkt sich Endgame Gear auf das Wesentliche: Die XM1 kommt in einem üblichen, farbigen Pappkarton daher; die Maus ist darin in Schaumstoff gepackt. Abgesehen von einer Karte mit Zusatzinformationen über die Software und die Einstellungsmöglichkeiten der Maus befindet sich nichts in der Verpackung.

Design und Verarbeitung

Die XM1 setzt auf ein symmetrisches Gehäuse mit einseitig platzierten Zusatztasten. Daher kann man den vollen Funktionsumfang der Maus nur als Rechtshänder verwenden. Die beiden Zusatztasten sind links über der Daumenauflage untergebracht und dienen, wie üblich, als Vor- und Zurück-Taste.

Für die gesamte Maus setzt Endgame Gear auf denselben, mattschwarzen Kunststoff. Die Verarbeitungsqualität ist dabei durchweg gut – die Maus ist stabil, die Spaltmaße sind durchweg gleichmäßig und die Kanten der einzelnen Gehäuseteile auf gewohntem Niveau.

Der mattschwarze Kunststoff hat eine sehr angenehme Haptik und verleiht der Maus ein schlichtes Design. Im Vergleich mit manch anderen Vertretern im Gaming-Bereich sieht die XM1 damit schon eher nach Büromaus aus, was natürlich nichts schlechtes sein muss. In diesem Fall bedeutet es wohl eher, dass die Reinigung der Maus deutlich leichter ist, als bei Produkten mit Hochglanz-Elementen oder strukturierter Oberfläche.

Der schlichte Eindruck der Maus wird auch durch den Verzicht auf eine LED-Beleuchtung verstärkt. Das Logo auf dem Mausrücken ist daher aufgedruckt und nicht, wie sonst, durch eine LED beleuchtet. In der Praxis bedeutet das weniger Gewicht und trägt somit zur eigentlichen Zielsetzung der Maus bei. LEDs mögen zwar schön sein, doch bringen sie dem Nutzer keinen Vorteil und machen, ganz im Gegenteil, die Maus etwas schwerer.

So wirklich ganz ohne LED kommt die Maus aber dann doch nicht aus: An der Unterseite zeigen zwei LEDs die aktuelle Konfiguration der Maus an. Die Kombination, wie die LEDs leuchten, symbolisiert die Polling-Rate, die Farbe das aktuell ausgewählte DPI-Profil. Beides kann über die Taste an der Unterseite geändert werden. Abseits davon gibt es dort keine weiteren Besonderheiten.

Praxis

Als Sensor dient der Endgame Gear XM1 der PMW 3389. Das bewährte High-End-Modell von Pixart deckt den Bereich bis 16.000 DPI ab. In der Praxis leistet der Sensor eine hervorragende Arbeit: Alle Mausbewegungen werden exakt übertragen, Verzerrungen oder andere Auslesefehler gibt es nicht – auch bei schnellen Aktionen werden Bewegungen präzise umgesetzt.

Eine unerwartete Stärke der Maus offenbar sich bei der Ergonomie: Trotz des symmetrischen Designs liegt die XM1 ausgesprochen angenehm in der Hand. Laut Endgame Gear eignet sich die Maus für alle drei gängigen Grifftechniken, und in der Tat liefert sie hier überall ein gutes Bild ab.

Empfehlen würden wir sie insbesondere für den Claw- und den Fingertip-Grip, doch auch im Palm-Grip ist mit der XM1 ein schnelles, präzises und ermüdungsfreies Spielen möglich. Lediglich wer ein, für seine Hände, sehr gut passendes Einhanddesign gefunden hat, darf eine bessere Ergonomie erwarten. Ansonsten braucht sich die Maus, trotz des symmetrischen Aufbaus, vor keinem anderen Modell zu verstecken.

Bei den Maustasten liefert XM1 eine Standardlösung ab, die dafür hochwertig ausgeführt ist: Verbaut werden Omron-Switches mit einer Lebensdauer von 50 Millionen Betätigungen, die laut Hersteller „selektiert“ sein sollen. Das soll für ein ähnliches Klickgefühl bei beiden Haupttasten sorgen, und in der Tat ist dieses bei der XM1 nahezu identisch – das ist nicht bei allen Gaming-Mäusen der Fall. Auch der Druckpunkt der beiden Nebentasten, die beide im Einsatz leicht zu erreichen sind, ist sehr ähnlich.

Zusätzlich wirbt Endgame Gear mit einer analogen Ausmessung der Taster, die eine schnellere Erkennung von Eingaben ermöglichen soll. Da diese aufgrund der ohnehin extrem niedrigen Latenzen in Gaming-Mäusen nur schwer bis unmöglich zu messen ist, können wir uns hier nur auf die Aussagen des Herstellers beziehen.

Laut Endgame Gear sollen digitale Sensoren aufgrund der Prellzeit von Tastern eine nur begrenzte Auslesegeschwindigkeit haben. In der Tat ist das Prellen von Tastern ein häufig auftretendes Problem: Nach dem Einschalten schwingt das Metall hin und her und der Kontakt ist abwechselnd geschlossen und geöffnet. Zur Größenordnung: Cherry garantiert für die eigene MX-Reihe eine Entprellzeit von maximal 5 Millisekunden, erst danach kann das Signal sicher ausgelesen werden.

Endgame Gear möchte dieses Problem durch eine analoge Messung lösen, die nicht nur den An- und Auszustand erkennen kann, sondern die resultierende, anliegende Spannung misst. Dadurch soll das Drücken einer Taste deutlich früher erkannt werden. Das Unternehmen spricht von unter einer Millisekunde für die interne Verarbeitung, was gegenüber anderen Mäusen mehrere Millisekunden im Vorteil sein soll.

Software

Trotz fehlender Beleuchtung spendiert Endgame Gear der XM1 eine Konfigurationssoftware. Diese kann über die Website des Herstellers heruntergeladen und schnell sowie ohne Registrierungszwang installiert werden. Das Tool bietet ein übersichtliches, modernes UI das schnell auf Eingaben reagiert – hier ist das Unternehmen auf der Höhe der Zeit. Bei den Softwareoptionen wird aber leider Potential verschwendet.

Die Einstellungsmöglichkeiten des Sensors sind vielfältig: Die vier DPI-Profile können im Bereich zwischen 50 und 16.000 DPI auf 50 DPI genau eingestellt werden, und für jedes Profil kann man eine von acht Farben festlegen. Zusätzlich lässt sich die Hubhöhe von 2 auf 3 mm erhöhen und eine Software-Nachbearbeitung der Kurven einschalten. Hier kann man kaum etwas bemängeln.

Bonuspunkte verschenkt Endgame Gear allerdings bei der Tastenzuweisung, denn diese bietet nahezu keine Funktionen. Es lassen sich lediglich Tasten deaktivieren. Neuzuweisungen oder Makros sind nicht möglich. Das mag auf eSports-Events mit besonderen Regeln und auch für viele Spieler zwar nicht relevant sein, doch ist es schade, dass der Hersteller diese Option nicht trotzdem bietet – denn sie würde nichts kosten. Der verbaute Mikrocontroller dürfte problemfrei in der Lage sein, auch andere Befehle an den PC zu senden, und ein Speicherzugriff besteht über die DPI-Einstellung ja ohnehin.

Somit bietet die Software unterm Strich ein sehr leicht zu lernendes und für Spieler wohl in den meisten Fällen komplett ausreichendes Paket ab, das allerdings ohne Mehraufwand noch ein Stück besser sein könnte.

Fazit

Erstaunlich – das beschreibt die Endgame Gear XM1 wohl am besten. Eine Gaming-Maus mit derart schlichter Optik, und dann auch noch ohne RGB-Beleuchtung, ist als Erstlingswerk ungewöhnlich, schließlich steigern besagte Beleuchtung und ein markantes Design ja scheinbar die Verkaufszahlen.

Die XM1 versucht hingegen, auf einem anderen Weg zu beeindrucken. Auch wenn sie es als symmetrisches Design nicht vermuten lässt, liegt die Maus auf Anhieb gut in der Hand und ermöglicht ein präzises und zugleich recht ermüdungsfreies Spielen. Als Langzeit-Office-Maus gibt es zweifellos Modelle, die noch etwas bequemer sind, doch für schnelle Bewegungen ist die XM1 sehr gut geeignet.

Auch die inneren Werte der Maus stimmen: Der Sensor leistet, wie von dem verbauten PMW 3389 gewohnt, hervorragende Arbeit. Zudem sind alle Tasten leicht zu erreichen und bieten ein angenehmes Klickgefühl.

Ganz ohne Tadel können wir die Maus aber dann doch nicht durch den Test lassen, denn Endgame Gear verschenkt bei der Software einige Bonuspunkte. Zwar bietet diese eine vollständige Konfiguration des Sensors, doch sollte das Unternehmen noch eine Neubelegung der Funktionstasten hinzufügen – das würde schlicht mehr Möglichkeiten schaffen und dafür sorgen, dass interessierte Nutzer nicht auf Drittanbieter-Tools angewiesen sind.

Unterm Strich ist die XM1 ein ungewöhnliches und gut gelungenes Debüt des Herstellers. Wer auf eine RGB-Beleuchtung besteht, der ist mit anderen Produkten besser aufgehoben, doch wer eine schlichte Maus für schnelle Spiele sucht, die in allen dafür relevanten Disziplinen gut oder sehr gut abschneidet, der dürfte mit der Endgame Gear XM1 einen passenden Kandidaten gefunden haben.

Endgame Gear XM1

Verarbeitung
Ausstattung
Ergonomie
Software
Preis-Leistungs-Verhältnis

Eine (fast) perfekte Maus für schnelle Spiele

Valentin

Durchgeknallter Vollzeitnerd

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Mit der XM1 kommt nicht nur eine neue Maus auf den Markt, sondern auch eine neue Marke für Gaming-Produkte: Die XM1 stammt von „Endgame Gear“. Ganz unbekannt ist das Unternehmen hinter Endgame Gear aber nicht, denn es ist auch für Noblechairs und Nitro Concepts verantwortlich und somit kein Neuling auf dem Markt der Gaming-Produkte.
Das Erstlingswerk XM1 soll dabei nicht ein Einstieg mit einem typischen Durchschnittsprodukt werden. Stattdessen wagt die Maus direkt einiges und bietet für 60 Euro eine ungewöhnliche Abstimmung: High-End-Sensor, fünf Tasten, symmetrisches Design – soweit so gewöhnlich.
Besonders soll die Maus durch Detaillösungen werden, so sollen die selektierte Omron-Switches verbaut werden, um bei allen Tasten ein vergleichbares Druckgefühl zu bieten, und durch die Verwendung eines Analogsensors für die Signalerkennung soll die Reaktionszeit des Geräts deutlich gesenkt...

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