PC- & Konsolen-Peripherie

Lioncast LX60 im Test – Gut gebrüllt, Löwe?

In der schieren Masse an Gaming-Headsets fällt es einzelnen Exemplaren immer schwerer sich hervorzuheben. Nichtsdestotrotz schickt sich der Berliner Peripherie-Spezialist Lioncast an, mit dem LX60 die Gunst der Käufer zu gewinnen. Features wie RGB-Beleuchtung, Ohrpolster aus Memory-Foam oder massive 60-mm-Treiber sollen den potenziellen Kunden zum Zücken der (virtuellen) Brieftasche verführen.

Aber ist „mehr“ auch automatisch mit „besser“ gleichzusetzen? Das finden wir im nachfolgenden Review heraus!

Verpackung & Lieferumfang

Das LX60 kommt im schlichten, weiß-weinroten Karton daher. Dieser preist einige Besonderheiten des Produktes an, die wir uns später ansehen werden.

Der Lieferumfang fällt knapp, aber ausreichend aus. Neben dem Headset erhält man noch ein knapp 110 cm langes, gesleevtes 3,5-mm-Klinkenkabel sowie ein Mikrofon. Ein ca. 300 cm langes, ebenfalls gesleevtes USB-A auf Micro-USB-Kabel sowie eine Kurzanleitung und Garantieinformationen befinden sich auch noch in der Box. Ein Stoffbeutel zur Aufbewahrung des Headsets wäre eine nützliche Dreingabe gewesen, diesen hat sich Lioncast aber gespart.

Technische Daten

Name Lioncast LX60 USB RGB Gaming Headset
Frequenz 20 Hz – 20 kHz
Durchmesser Treiber 60 mm
Treibertechnik Neodym
Gewicht 335 g (ohne Kabel)
Anschluss USB-A, 3,5-mm-Klinke (4-pol)
Kompatibilität PC, PS4 / Pro, XBox One / S / X, Mac, Smartphone, Tablet
Preis € 6,90 *

Äußerlichkeiten

Fangen wir mit den Ohrmuscheln an. Diese sind oval geformt, was sinnvoll ist, da dies ungefähr dem menschlichen Ohr entspricht. In einem Rahmen aus gummiertem Kunststoff wurde ein Metallgitter eingelassen. Hinter diesem befindet sich das Lioncast-Logo, welches, auf Wunsch, mittels RGB-LEDs beleuchtet werden kann. Auf der anderen Seite der Ohrmuschel befindet sich das Ohrpolster. Dieses wurde mit Kunstleder überzogen und beinhaltet Memory-Foam. Über der Plastikabdeckung dem 60 mm großen Treiber befindet sich noch ein Schaumstoffnetz, um den Tragekomfort zu erhöhen und unangenehme Töne etwas zu dämpfen.
Die Dicke der Polsterung beträgt ca. 1,5 cm.

Löblich ist, dass sich die Ohrpolster zwecks Reinigung oder Austausch ganz einfach abziehen lassen. Das Wiederanbringen gestaltet sich deutlich schwerer, ist aber mit viel Geduld machbar.

Von den Hörmuscheln aus führt je ein stoffummanteltes Kabel in Richtung des Kopfbandes. Der metallene Bügel befindet sich einige Zentimeter oberhalb des selbstadjustierenden Kopfbandes. So kann man das Headset einfach aufsetzen und das Kopfband passt sich automatisch an die Kopfform an, sehr angenehm!

Das Kopfband selbst wurde an der Oberseite mit einer wenige Millimeter dicken, kunstlederummantelten Polsterung versehen. Rot bestickte Ränder und ein prominenter „Lioncast“-Schriftzug, der sich an der Oberseite des Bandes zeigt, erhöhen die Auffälligkeit.

Während der Kopfbügel noch aus Metall besteht, das Fingerabdrücke magisch anzieht, besteht der Verstellmechanismus des Kopfbandes nur aus Plastik, genau wie die Einfassungen des Bandes.
Das natürlich stoffummantelte Kabel, das aus der linken Ohrmuschel herausführt, ist leider fest mit dieser verbunden und kann nicht ausgetauscht werden.

Das Kabel

Am anderen Ende des ungefähr 30 cm langen Kabels befindet sich ein kompaktes Kunststoffkästchen, ebenfalls fest attachiert. Es übernimmt die Funktion der Soundkarte und bietet ein Scrollrad zur Lautstärkeregulierung. Durch einen Schalter an der Seite kann das Mikrofon stummgeschaltet werden, was dieses durch das Aufleuchten einer roten LED in seiner Spitze quittiert. Die Taste an der Front, oberhalb des eingravierten „Lioncast“-Schriftzugs, schaltet die RGB-Beleuchtung ein und aus.

Die Unterseite des Kästchens beherbergt schließlich einen MicroUSB- sowie 3,5-mm-Klinke-Port. Hier kommen nun die mitgelieferten Kabel zum Einsatz.

Die Verarbeitung des LX60 ist sehr gut. Es wirkt stabil und wertig. Enttäuschend sind da nur das fest verbundene Kabel und der Controller.

Tragekomfort

Ein Headset ist immer nur so gut wie sein Tragekomfort. Und bei diesem leistet sich das LX60 leider Schnitzer.

Hauptproblem sind die Ohrpolster. Das Kunstleder ebendieser ist zwar sehr weich und die Polsterung bequem. Doch leider ist die Dicke von knapp 1,5 cm unzureichend. Dadurch liegen größere Ohren unweigerlich auf der Abdeckung der Treiber auf. Außerdem wird so eine gute Abschirmung von der Umwelt verhindert, da die Ohrpolster kein gutes Siegel um die Ohren herum schaffen können.

Ein weiterer unschöner Nebeneffekt der zu dünnen Ohrpolster und der geschlossenen Bauweise des Headsets ist die hohe Temperaturentwicklung im Innern der Ohrmuscheln. Das wirkt, besonders im Sommer, sehr schweißtreibend.

Immerhin: Brillenträger (zu denen auch der Autor dieses Artikels gehört) haben kein Problem mit unangenehmen Druck auf den Bügeln der Sehhilfen.

Das selbst adjustierende Kopfband hingegen weiß zu gefallen. Es bietet ausreichend Polsterung und liegt entspannt auf dem Kopf. Selbst nach längerer Tragezeit spürt man keinen unangenehmen Druck von oben.

Das etwas höhere Gewicht macht sich dank des bequemen Kopfbands kaum bemerkbar. Der geringe Anpressdruck erhöht auch den Tragekomfort.

Der Klang beim Musikhören

Wer eine neutrale Abstimmung bevorzugt, wird wenig Freude am LX60 haben.

Doch zuerst zur Test-Prozedur: Nach einem mehrstündigen Einspielen des Headsets, welches im USB-Betrieb getestet wurde, musste es sich dem beyerdynamic DT-990 Pro (250 Ohm), angeschlossen an einer ASUS Xonar U7 MK II, stellen.

Folgende Musik wurde zum Test herangezogen: Die Spotify-Playlist Zeos‘ High Quality Finds, eine eigene Playlist des Autors sowie die FLAC-Version des Albums „Cold like War“ von We Came as Romans.

Schon nach kurzer Zeit fällt auf, dass Lioncast den Bass des LX60 stark überbetont hat. So wummert er kräftig los, Details lassen aber etwas zu wünschen übrig. Besonders die Mitten klingen dadurch etwas dumpf. Leider fehlt es ihnen auch an Detailgrad. Die Höhen hingegen sind akzeptabel aufgelöst und nicht so scharf, wie man es von manch anderem Kopfhörer, zum Beispiel den DT-990 Pro, kennt. Die Bühne bzw. Sound Stage des LX60 ist, auch wegen der dünnen Ohrpolster, leider sehr klein. Das LX60 verwendet also eine „Badewannen-Abstimmung“, also verstärkte Bässe und Höhen mit weniger starken Mitten. Dies ist typisch für Gaming-Headsets.

Das DT-990 Pro trumpft in dieser Kategorie, besonders dank der offenen Bauweise, umso mehr auf. Der Klang wirkt insgesamt deutlich „luftiger“ und klarer, die Mitten, Höhen und der Bass sind besser aufgelöst. Wer gerne Musik genießt, greift also besser zu einem HiFi-Kopfhörer.

Übrigens: An mobilen Geräten (Smartphones, Tablets) traten in Verbindung mit dem LX60 keine Probleme auf.

Der Klang in Spielen

Was das LX60 beim Musikhören schwächt, ist seine Stärke in Spielen. Dank der druckvollen 60-mm-Treiber klingen besonders Explosionen sehr gewaltig. Allgemein eignet sich die spaßige Abstimmung gut für Spiele. Die fehlende Bühne fällt hier nicht mehr ganz so stark ins Gewicht, und die Ortung von Gegnern funktioniert relativ präzise. Der virtuelle 7.1-Surround-Sound, beim Abspielen von Musik noch eher störend, weiß in Spielen zu gefallen. Er ist sehr dezent, vergrößert die Soundstage etwas und verfälscht den Klang nur wenig. Das LX60 erfüllt seinen Zweck also: Es ist ein brauchbares Gaming-Headset.

Mikrofon & Aufnahmequalität

Das flexible Schwanenhals-Mikrofon, das sich auf Wunsch auch abnehmen lässt, ist unidirektional gestaltet, d. h. es nimmt nur den Klang aus einer Richtung auf.

Die Mikrofone wurden mittels Audacity aufgenommen und als 320-kBit-Datei abgespeichert. Klangliche Verbesserungen kamen nicht zum Einsatz. Das LX60 wurde via USB verbunden, das ModMic v4 an die ASUS Xonar U7 Mk II angeschlossen.

Die Aufnahmequalität des Mikrofons ist zufriedenstellend. Leider klingt die Stimme des Autors recht gedämpft, mit etwas wenig Dynamik. Dafür fällt das Grundrauschen erfreulich niedrig aus. Ebenso werden scharfe Laute (wie „p“ oder „s“) gut abgedämpft. Umgebungsgeräusche werden weitestgehend herausgefiltert.

Im Vergleich mit dem AntLion ModMic v4 muss das LX60-Mikrofon deutlich federn lassen. So bietet ersteres den deutlich klareren Klang, was man angesichts des Preises aber auch erwarten kann.

Für Discord- oder Teamspeak-Sessions genügt die Mikrofonqualität locker. Wer allerdings darüber hinaus gehen möchte, sollte den Kauf eines dedizierten Mikros in Betracht ziehen.

Wer sich selbst einen Eindruck von den Mikros verschaffen möchte, kann dies hier tun:

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Tuning-Tipps

Mit etwas Tuning kann man aus den LX60 noch einiges herausholen. So empfiehlt es sich, mittels des Equalizers der LX60-Software die niedrigen Frequenzen um ca. 4,5 dB abzuschwächen und die Mitten leicht anzuheben.

Viele Probleme lassen sich mit dem Tausch der Ohrpolster lösen. Empfehlenswert sind dickere Polster, die ebenfalls aus Memory Foam bestehen sollten. Je nach persönlicher Präferenz kann das Oberflächenmaterial gewählt werden, was den Klang verändert. So schirmen Kunstleder-Polster besser ab und sorgen für mehr Bass, Velours-Ohrpolster sorgen aber für ein angenehmeres Klima unter den Ohrmuscheln.
Durch die größere Dicke wird die Bühne größer und der Tragekomfort steigt. Zusätzlich umschließen dickere Polster besser die Ohren, wodurch der User besser von der Umgebung abgeschottet ist.

Software & Einstellungsmöglichkeiten

Wie es sich für ein USB-Headset gehört, ist eine Software für das LX60 verfügbar, welche über die Hersteller-Website heruntergeladen werden kann.

Folgende Funktionen bietet das kleine Programm:

  • Einen fünfstufigen Equalizer mit vier Profilen
  • Eine Anpassung des Raum-Klangs unter der FX-Option (Theater, Bad, Wohnzimmer, Flur)
  • Das Einstellen der Mikrofon-Lautstärke und eine Monitoring-Funktion für dieses
  • Drei vordefinierte Surround-Sound-Profile (Virtual 7.1, CCW, CW)
  • Die Anpassung der RGB-Beleuchtung (LED off, Single Color, Breathe, Rainbow, Multi Breathe)

Die übersichtliche und ressourcenschonende Software lässt sich einfach bedienen und bietet Zugriff auf nützliche Funktionen, so wie es sein sollte.

Fazit zum Lioncast LX60 Gaming-Headset

Das Lioncast LX60 RGB USB Headset ist gut geeignet für das, wofür es entwickelt wurde: Für Gaming. Hier machen der virtuelle 7.1-Surround-Sound, die druckstarken Treiber und das ordentliche Mikrofon Spaß.

Wer hingegen dem Genuss detailreicher Musik frönen möchte, wird mit diesem Headset weniger Glücklich sein. Dann empfiehlt sich der Griff zu einem Hifi-Kopfhörer.

Schlussendlich kommt das LX60 leider nicht ohne kleinere und etwas größere Ärgernisse daher. So sind die zu dünnen Ohrpolster, das nicht austauschbare Kabel, das die haptisch mäßige Soundkarte mit der Ohrmuschel verbindet, und der, wie erwähnt, etwas mäßige Klang beim Musikhören unschön.

Dafür gefallen das flexible Mikrofon, die insgesamt fast ausschließlich gute Materialqualität, die abnehmbaren Ohrpolster und das bequeme Kopfband.

Das LX60 gehört nicht zu den Schnäppchen. Und so gibt es einige günstigere Alternativen, die sich der geneigte Gamer etwas genauer anschauen sollte. Zu diesen gehören der Komfort-König Cooler Master MH752, das auf einem guten HiFi-Kopfhörer basiert, auch das HyperX Cloud II, welches fast die gleichen Features wie das LX60 bietet, aber mit einem zweiten Paar Ohrpolstern daherkommt. Und wer’s kabellos mag, wird vielleicht mit dem Corsair HS-70 glücklich.

Lioncast LX60 USB RGB

Verarbeitung
Tragekomfort
Soundqualität
Aufnahmequalität
Ausstattung
Preis-Leistungs-Verhältnis

Ein brauchbares Headset für Gaming. Wer etwas Zeit und Geld investiert, holt nochmal einiges mehr heraus.

Thomas Stoffel

Seit über 8 Jahren beschäftige ich mich nun mit Hard- und Software - sowohl in meiner Freizeit als auch beruflich.

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thoasterino

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Das LX60 kommt im schlichten, weiß-weinroten Karton daher. Dieser preist einige Besonderheiten des Produktes an, die wir uns später ansehen werden.
Der Lieferumfang fällt knapp, aber ausreichend aus. Neben dem Headset erhält man noch ein knapp 110 cm langes, gesleevtes 3,5-mm-Klinkenkabel sowie ein Mikrofon. Ein ca. 300 cm langes, ebenfalls gesleevtes USB-A auf Micro-USB-Kabel sowie eine Kurzanleitung und Garantieinformationen befinden sich auch noch in der...

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