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Anno 1800 im Test – Zurück zu den Wurzeln

Das im Jahre 2015 veröffentliche Anno 2205 erwies sich als wahrer Umfangsbombast und sorgte für Jubelschreie bei Freunden futuristischer Welten. Nun ist die Erfolgsreihe seit dem 16. April mit Anno 1800 zurück und verzichtet trotz klarem Fokus auf die eigenen Wurzeln nicht auf spannende Neuerungen. Ob das aktuelle Schaffenswerk von Ubisoft samt Klassensystem auch Kenner der Serie vor Gründer-Herausforderungen stellt, werden wir euch in unserem folgenden Test näher erläutern.

Wir bekommen unsere eigene Insel

Doch kommen wir zunächst zu der Geschichte von Anno 1800: Ihr findet euch in der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder – einer Zeit der industriellen Revolution. Dabei schlüpft ihr in die Rolle eines jungen aufstrebenden Gründers, dessen Vater durch die Krone verurteilt wurde und im Gefängnis verstirbt. Sein einst stolzes Imperium landet in den Klauen eures höhnischen Onkels, der nur mehr Verachtung für euch und euren verstorbenen Vater übrig hat. Fortan ist es eure Mission, den Namen der Familie rein zu waschen und die Unschuld eures Vaters zu belegen. So besiedelt ihr euer eigenes Eiland und ernennt euch fortan selbst zum Gründer der Zukunft. Doch Achtung: Auch andere Zivilisationen ringen um Macht und nicht jedes Volk ist euch wohlgesonnen. Und selbst die See wimmelt nur so vor räuberischen Piraten. Eure Mission beginnt und schnell zeigt sich, dass der Aufbau einer Zivilisation mit seinen ganz eigenen Tücken behaftet ist.

Noch mehr strategische Tiefe dank neuem Klassen-System

Anno 1800 besinnt sich in Sachen Gameplay klar auf die Stärken seiner Vorgänger und strotzt dabei trotzdem vor cleveren Neuerungen, auf die wir in den folgenden Zeilen noch näher eingehen werden. Ihr beginnt mit dem Aufbau eines kleinen Dorfes, sorgt durch das Anlegen von Märkten für einen regen Warenaustausch und lasst mit einem gemütlichen Wirtshaus auch den ein oder anderen geselligen Umtrunk nicht zu kurz kommen.

Um jedem Mitbürger ausreichend Nahrung, Kleidung und andere wichtige Güter zur Verfügung stellen zu können, sind Bauern, Holzfäller sowie Fischer in passenden Produktionsstätten notwendig. Nach und nach erbaut ihr immer neue Gebäude, wie Bäckereien und Mühlen, und legt großzügige Getreidefelder für eine ertragreiche Ernte an. Damit eure Bewohner auch zuverlässig ihren Aufgaben nachgehen, gilt es, deren Grundbedürfnisse zu jedem Zeitpunkt ausreichend zu erfüllen. Hierbei unterscheidet Anno 1800 zwischen Grund- und Luxusbedürfnissen, wobei ihr bei Letzteren etwas flexibler seid. Wer seine Produktionskette samt Mitarbeitern am Laufen halten will, der muss daher sowohl einen Marktplatz für den Handel als auch Fertigungsstätten für Kleidung und Co. bereitstellen. Sorgt ihr dann noch für einen kleinen Luxus, wie beispielsweise eine beschauliche Taverne, dann wird euer Ansehen sowie das soziale Miteinander eurer Bewohner noch einmal zusätzlich gestärkt.

Eine der entscheidendsten Neuerungen von Anno 1800 besteht in dem sogenannten Klassensystem, das dem Spiel eine zusätzliche taktische Tiefe verleiht. So startet ihr mit Bauern, die sich im Laufe des Spiels zum Arbeiter bis hin zum Ingenieur oder Investor hochstufen lassen und so auch für andere Bereiche eingesetzt werden können. Doch Achtung: Während ihr einen Bauern nicht für die Brillenproduktion begeistern könnt, sieht sich ein Ingenieur hingegen nicht zu der Arbeit auf dem Feld berufen. Beachtet an dieser Stelle stets auf ein ausgewogenes Verhältnis aller Klassen, da euch andernfalls schnell in der ein oder anderen Mitarbeiter im entscheidenden Moment fehlt. An dieser Stelle empfehlen wir euch, sowohl den Mangel an bestimmten Berufsgruppen sowie auch die Arbeitslosigkeit stets im Blick zu behalten, um mit Weitsicht agieren zu können.

Neue Handelspartner und fiese Piraten

Doch wenn auch das beschauliche Südamerika einiges an Waren abwirft, so könnt ihr nur dann effizient wirtschaften, wenn ihr nachhaltige Handelsbeziehungen mit anderen Völkern pflegt. Per Schiff importiert und exportiert ihr verschiedenste Rohstoffe, plant Handels- und Charterrouten und bestimmt die Häfen für die Be- und Entladung eurer Schiffe. Mit jeder weiteren Handelskette gilt es, effizienter und überlegter zu planen und neben den Transportzeiten auch die Wetterbedingungen und Windverhältnisse zu beachten. Ach ja, und da gäbe es noch die nicht ganz so freundlichen Piraten, die gerne mal eure Koje plündern und quasi überall auf der Karte anzutreffen sind. Wer hier auf der sicheren Seite sein möchte, der nutzt lieber einen kleinen Umweg. Doch nicht nur die Piraten werden euch immer wieder Stirnrunzeln bereiten. So feilschen auch andere Parteien um die rar gesäten Ressourcen eurer Handelspartner, sodass es Sinn macht, sich mit der ein oder anderen Fraktion gut zu stellen. Da jede Zivilisation ihre ganz eigenen Motive besitzt, müsst ihr selbst abwägen, ob ein großzügiges Geldgeschenk bei eurem Gegenüber fruchtet.

Damit keine Langeweile aufkommt, erwarten euch einige unterhaltsame Missionen, mit denen ihr vor allem eure Bevölkerung bei Laune haltet. So gilt es, Wildtieren, die sich in eure Stadt verirrt haben, mit kleinen Lockmitteln wieder in ihr Terrain zu verweisen, Fotoshootings durchzuführen oder auch per Schiff ein wenig zu spionieren.

Wem das Endlosspiel und der Story-Modus noch nicht ausreichen, der kann sich zudem in einem flexibel konfigurierbaren Multiplayer mit bis zu drei weiteren Mitspielern ordentlich auf der Karte austoben. So übt ihr euch darin, mit euren Mitstreitern zu handeln oder ihnen den Krieg zu erklären, wobei ihr ganz unterschiedliche Voraussetzungen für den Sieg bestimmen könnt.

Ausgewogen – aber nicht ganz einsteigerfreundlich

In Sachen Balance zeigt sich Anno 1800 weitgehend ausgewogen – ist jedoch nicht bis ins Detail anfängergerecht. Zwar sind Navigation und Interface aufgeräumt und übersichtlich – dennoch hätte dem Spiel eine genauere Erläuterung einzelner Spieldetails gut getan. Die KI zeigt sich in den Schlachten angenehm clever, sodass manch gegnerische Partei euch einiges an Kampffähigkeiten bzw. diplomatischem Geschick abverlangt. Dieser Umstand wird zwar vor allem Kennern der Serie gefallen – Neulinge sind jedoch gut beraten, sich auf wohlwollende Akteure einzulassen. Insgesamt muss man es Anno 1800 jedoch lassen, dass sich jeder Spielertyp hier schnell zurechtfinden wird und vor allem passionierte Gründer sich nicht langweilen werden.

Klar strukturierte Menüs mit etwas wackeliger Kameraführung

Die bereits angesprochenen Menüs fallen in Anno 1800 gewohnt strukturiert, jedoch mit kleinen Mängeln, aus. So ist die Kameraführung in manchen Momenten etwas unsauber und auch das ein oder andere Tool zum Auffinden hochstufbarer Gebäude wäre wünschenswert gewesen. So lässt es sich manchmal nicht vermeiden, die Karte nach entsprechenden Produktionsstätten abzusuchen.

Detailgetreue Grafik und mäßige Vertonung

Möchtet ihr zwischen dem wilden Planen, Bauen und Handeln einmal durchatmen, dann ist die wunderschön inszenierte Insel immer einen genaueren Blick wert. So wurde auch der Grafik ein ordentlicher Feinschliff verpasst, während dynamische Zwischensequenzen das Geschehen immer wieder unterstreichen. Wenn auch die Dialoge den Plot stetig vorantreiben, fällt die deutsche Synchro jedoch zuweilen etwas emotionslos aus und nimmt der Szenerie die gewünschte Authentizität.

Fazit: Ein gelungenes Aufbauspiel, das nicht nur für Genre-Liebhaber interessant ist

Anno 1800 erweist sich als gelungenes Aufbauspiel, das seinen Vorgängern in Sachen Komplexität und Spieltiefe in nichts nachsteht. Immer wieder wird man dazu motiviert, Produktionsketten zu errichten, Rohstoffe zu verfrachten und die Entwicklung der eigenen Siedlung stetig voranzutreiben. Jedes Element fügt sich perfekt in das andere ein, während das neue Klassen-System selbst passionierte Gründer vor ganz neue Herausforderungen stellt. Während die Story eher als solides Beiwerk fungiert, lässt sich doch spieltechnisch an jeder Ecke ein neues wichtiges Detail entdecken, das an späterer Stelle eine wichtige Rolle spielen kann. Sowohl Kenner der Serie als auch Einsteiger finden in Anno 1800 spannendes Spielfutter und bekommen ein optisch aufpoliertes Aufbauspiel. Fans der Serie dürfen sich erneut der strategischen Dauerplanung widmen, während Neulinge mit Anno 1800 einen idealen Einstieg in das Genre finden.

Pro
Contra
Story
80%
+ atmosphärisches Industriezeitalter
+ sowohl im Story- als auch Endlos-Modus spielbar
– sehr plötzliches Ende der eigentlichen Story
Gameplay
95%
+ logisch strukturierte Produktionsabläufe
+ komplexe Handelsbeziehungen
+ authentisches Klassen-System sorgt für zusätzliche Spieltiefe
+ immer neue Möglichkeiten des Bauens und Planens
+ Multiplayer für bis zu vier Spieler
+ herausfordernde Seeschlachten
– teils generische Missionen
Balance
90%
+ aufschlussreiche Spielhilfen
+ verschiedene KI-Typen für jeden Spielertyp
+ viele Herausforderungen für Kenner der Serie
– nicht jedes Detail wird ausreichend erläutert
Steuerung
85%
+ strukturierte Menüs und Navigation – teils unsaubere Kameraführung
Grafik & Sound
85%
+ detailgetreue Darstellung der Spielwelt
+ verbesserte Grafik-Engine
+ stimmungsvoller Soundtrack
– teils wenig authentische deutsche Vertonung

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

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Strangelittleknopf

Öfters hier

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Für mich eins dieser Games, die wirklich Perfekt auf den Markt geschmissen wurden.
Gameplay, Performance, Grafik, Fordernd und Wunderschön

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Simon

Administrator

5,388 Beiträge 3,932 Likes

Vielleicht finden wir ja mal Zeit für eine Multiplayerrunde
Account: basictuts

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Strangelittleknopf

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Ja das werden wir unbedingt mal machen ?

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S
Starback33

Neues Mitglied

28 Beiträge 8 Likes

hey Anno finde ich super nur noch die zweite Erweiterung fehlt mir und man vergisst schnell die zeit wehren man Hauser baut

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Strangelittleknopf

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hmmm Ja aber es kann auch ganz fies ausarten wenn man jemanden ärgert

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