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Children of the Sun Test: Psycho-Trip mit Rätsel-Kick

In Children of the Sun stehen wir vor einem Problem: Eine Handvoll Gegner stehen zwischen uns und dem Abschluss der Mission. Die gilt es, mithilfe eines Scharfschützengewehres aus der Welt zu schaffen. Doch unsere Wumme hat nur eine einzige Kugel. Glücklicherweise können wir diese nach einem Treffer neu positionieren und auf den Weg in andere Widersacher schicken. Wir haben uns den ungewöhnlichen Genre-Mix aus Third-Person-Shooter und Puzzle aus Deutschland im Children of the Sun Test einmal genauer angeschaut.

Children of the Sun im Überblick

Titel Children of the Sun (Steam Page)
Genre Third-Person-Shooter / Puzzle
Entwickler René Rother
Publisher Devolver Digital
Release 09. April 2024
Plattformen PC
Spielerzahl 1
Preis 14,79 Euro

Children of the Sun Test: Rache wird am besten blutig serviert

Children of the Sun ist der Inbegriff eines Indie-Games. Das Spiel kombiniert ein ungewöhnliches, ja geradezu einzigartiges, Gameplay mit einem markanten Grafikstil, einer zurückgenommen aber atmosphärischen Vertonung und einigen frischen Ideen.

Ein Spiel eben, wie man es von einem großen Entwicklerstudio wohl niemals zu Gesicht bekommen würde. Ein Spiel, das auch nur von einem einzigen Entwickler aus Berlin zusammengeschustert wurde.

Children of the Sun
Bild: René Rother

Entsprechend muss man natürlich hier und da ein paar Abstriche in Kauf nehmen. Eine Story ist abseits der Prämisse „deine Familie wurde von verrückten Kultisten getötet, du sinnst auf Rache und tötest alles, bis du den Sektenanführer in die Finger bekommst“ nicht vorhanden.

Auch eine wirklich detailreiche oder große Welt sucht man hier vergebens. Vielmehr ist es diese besondere Gameplay-Idee, die Children of the Sun auszeichnet und einzigartig macht.

One shot, one chance

Die Idee, die hinter Children of the Sun steckt, ist gleichermaßen simpel wie genial. Viele Gegner, aber nur eine Kugel, um sie auszuknipsen. Wie löst man dieses Dilemma? Auf kreative Art und Weise, versteht sich.

Praktischerweise friert die Zeit, sobald die Kugel ein Ziel getroffen hat, ein und erlaubt es uns, die Flugbahn neu auszurichten und die blaue Bohne in ihren nächsten Bestimmungsort zu katapultieren. Das ist zu Beginn des rund 5-10-stündigen Spiels auch noch recht simpel, da uns hier nur ein paar Gegner und wenige Hindernisse erwarten. Doch recht schnell zieht der Schwierigkeitsgrad des Sniper-Puzzles stark an:

Hinzu gesellen sich Feinde mit Schild oder Widersacher, die sich in Häusern verschanzen und das noch dazu in mehreren Etagen. Oder gar bewegliche Hindernisse, die es bei der Flugbahn einzuberechnen gilt. Wie viele Ziele wir in einem der kurzen Level ausknipsen müssen, verrät uns der Titel durch eine Einblendung am oberen rechten Bildschirmrand. Sonstige Hilfestellungen gibt es allerdings nicht. Probieren geht über studieren.

Children of the Sun
Bild: René Rother

Children of the Sun lebt ein gutes Stück von Trial-and-Error und in einigen Leveln brauchen wir mehrere Anläufe, bis wir die Mission meistern. Wirklicher Frust kommt dabei aber zu keinem Zeitpunkt auf. Eben weil die Aufgaben angenehm kurzgehalten sind und weil es oftmals mehrere Lösungswege gibt.

Du siehst mich nicht, ich seh dich nicht

Ein jedes Level in Children of the Sun beginnt damit, dass wir zunächst einmal unsere Gegner orten und markieren müssen. Frei bewegen können wir uns dabei nicht. Stattdessen bewegt sich die namenslose Protagonistin kreisförmig um ihr Zielgebiet.

Per Knopfdruck können wir Feinde durchnummerieren, um festzustellen, ob wir wirklich alle acht geforderten Opfer gefunden haben. Doch nicht nur dafür ist die Bewegung zu Beginn wichtig. Auch müssen wir die ideale Position für den ersten Schuss finden, um dann der Reihe nach die weiteren Treffer zu laden.

Die Planung ist also entscheidend, denn verfehlt unsere Kugel ihr Ziel oder landet in der Walachei, haben wir „Verkackt“ – wie das Spiel netterweise unser Scheitern betitelt – und wir müssen wieder von vorne beginnen. Gut nur, dass unsere Markierungen bei jedem Versuch erhalten bleiben.

Children of the Sun

Obwohl die Feinde dabei knallgelb hervorgehoben sind, hat der Entwickler einige der Klonmännchen (ja, die sehen wirklich alle gleich aus) teilweise so gut versteckt, dass man sie von der Startposition aus gar nicht sehen kann.

Hier kommen weitere Fähigkeiten ins Spiel, die wir uns im weiteren Verlauf aneignen. Dann können wir die Kugel beispielsweise bei verlangsamter Zeit kurz selbst lenken oder erhalten durch das Treffen von Schwachstellen die Möglichkeit, die Flugbahn einmal vollständig in eine andere Richtung umlenken.

In einigen Situationen bringt Children of the Sun unsere grauen Zellen ganz schön zum Glühen und wir benötigen fünf oder sechs Anläufe, bis wir eine Mission meistern. Doch eine Zeit lang motiviert das ungemein.

Children of the Sun

Allerdings fehlt es dem Titel auf Dauer etwas an spielerischer Abwechslung, sodass dem im Kern immergleichen Gameplay-Loop zum Ende hin etwas die Luft ausgeht. Da helfen auch die Minispiele zum Reinigen des Gewehrs nicht viel.

Highscore-Jagd mit einer Hand

Trotz der überschaubaren Spielzeit bietet Children of the Sun aber einen ordentlichen Wiederspielwert. Denn in klassischer Arcade-Manier sammeln wir in jeder Mission Punkte, die in unseren Highscore wandern.

Treffen die den Kopf oder bewegliche Ziele, winken Bonuspunkte. Gleiches gilt, wenn wir mehrere Feinde schnell hintereinander ausknipsen und so unseren Punktemultiplikator erhöhen.

Außerdem wartet jedes Level mit besonderen Herausforderungen aus, die beispielsweise den Schuss auf den Benzintank eines Autos oder das Miteinbeziehen einer vorbeifliegenden Ente inkludieren. Schaffen wir diese Herausforderungen, der Anforderungen ebenfalls zu keinem Zeitpunkt erwähnt werden, gibt’s ordentlich Extrapunkte. Und wenn wir dann in der Weltrangliste von Platz 2.500 auf einmal in die Top 100 klettern, motiviert das ungemein.

Children of the Sun

Wer bei all den Optionen jetzt mit einer komplexen Steuerung rechnet, hat Grund zur Freude. Denn Children of the Sun spielt sich hervorragend und das mit Maus und Tastatur sogar ganz bequem mit nur einer Hand. Allerdings ist auch die Gamepad-Steuerung des PC-Exklusivtitel tadellos umgesetzt und geht gut von der Hand. Eine Taste zum Zoomen oder Zeit verlangsamen, eine zum Markieren und eine zum Abfeuern. Mehr braucht es nicht.

Children of the Sun Test: Technik trifft Stil

Untermalt wird dieses einzigartige Gameplay-Konstrukt von einem stilsicheren Low-Poly-Grafikstil, der mit seinen bunten Farben wie ein psychedelischer Trip anmutet. Im positiven Sinne, wohlgemerkt.

Natürlich darf man hier kein Grafikfest erwarten, das sollte klar sein. Aber der Look ist in sich absolut stimmig und wird durch düstere Horrorelemente gekonnt in Szene gesetzt. Ein Hauch von Hotline Miami trifft Suda-51.

Besonders die schicken Lichtstimmungen der einzelnen Level und surreale Elemente wie fliegende Autos oder Häuser bleiben auch nach dem Abschluss im Kopf. Die dichte Atmosphäre wird zudem von der stimmigen Vertonung getragen.

Children of the Sun

Von den selten einsetzenden Musikeffekten, die durch Mark und Bein gehen bis hin zu den wenigen, dafür aber wuchtigen Effekten, weiß Children of the Sun absolut zu gefallen. Dabei kommt beim Spielen ein Gefühl des Unwohlseins auf, wie es kaum einem anderen Game gelingt.

Schwer zu beschreiben und auch nicht mit Horror-Games vergleichbar. Aber eben einzigartig. Und spannend. Das sorgt allerdings dafür, dass man immer nur eine gewisse Zeit lang spielen kann, bevor man eine Pause zum Luftschnappen einlegt.

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Children of the Sun Test: Fazit

Mit Children of the Sun legt Solo-Entwickler ein einzigartiges Indie-Game auf, das auf besondere Art und Weise zwei Genres kombiniert, die – wie wir wissen – seit Portal und Portal 2 gut harmonieren. Wenngleich hier in ganz anderer Art und Weise.

Dabei gelingt es dem Titel dank der kurzen und abwechslungsreichen Level stets den Spielspaß hochzuhalten und gerade dann, wenn es etwas langweilig zu werden droht, führt das Game neue Spielmechaniken ein.

Am Ende geht Children of the Sun dann aber doch ein klein wenig die Puste aus, dennoch ist der Umfang mit 5-10 Stunden absolut angenehm, sodass keine wirklichen Längen entstehen. Die verschiedenen Herausforderungen und Lösungswege sorgen dafür, dass wir uns doch immer wieder hinter das Fernrohr des Gewehres klemmen. Sei es, um den Highscore zu knacken oder einfach um in diese besondere Atmosphäre einzutauchen.

Children of the Sun Test: Silver Award

Pro
Contra
Story
70%
+ Story nimmt zum Ende hin Fahrt auf – Geschichte bleibt klar im Hintergrund
– Hauptfigur bleibt blass
Gameplay
85%
+ einzigartiger Genre-Mix
+ tadellose Steuerung
+ stetig neue Fähigkeiten und Herausforderungen
– wenig spielerische Abwechslung
– zum Ende geht dem Spiel etwas die Puste aus
Balance
85%
+ oft mehrere Lösungswege pro Level
+ Herausforderungen und Highscores
– viel Trial-and-Error
Umfang
85%
+ 5-10 Stunden Spielzeit
+ alternative Vorgehensweisen
+ hoher Wiederspielwert durch Ranglisten
Grafik & Sound
79%
+ bunter, verrückter Grafikstil
+ dichte Atmosphäre
+ Soundeffekte gehen durch Mark und Bein
– selbst für Low-Poly recht pixelig
– nur wenige Gegnermodelle
– kein echter Soundtrack

Children of the Sun

Story
Gameplay
Balance
Umfang
Grafik & Sound

81/100

Einzigartiger und düsterer Genre-Mix aus Shooter und Puzzle, der die grauen Zellen anstrengt und mit stimmiger Technik punktet.

Philipp Briel

Ich bin leidenschaftlicher Gamer seit meiner frühen Kindheit und habe neben dem PC nahezu jede Spielekonsole bereits besessen. Auch Technik begeistert mich, vor allem brenne ich für Peripherie, PCs, Notebooks und Gadgets.

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