Mit seinem einzigartigen Gameplay und dem frischen Vasallen-System mauserte sich das Action-Rollenspiel Dragon’s Dogma im Jahr 2012 zu einem echten Fan-Favoriten. Rund 8 Millionen verkaufte Exemplare zeugen zudem von einem kommerziellen Erfolg. Nun geht es im Nachfolge endlich zurück in diese einzigartige offene Welt, die vieles aus dem Erstling übernimmt und um sinnvolle Komfort-Funktionen erweitert. Dennoch fühlen sich einige Mechaniken und Design-Ideen etwas aus der Zeit gefallen an. Unser Dragon’s Dogma 2 Test verrät, was euch im neuen Game erwartet.
Dragon’s Dogma 2 Facts im Überblick
Titel | Dragon’s Dogma 2 |
Genre | Action-Rollenspiel |
Entwickler | Capcom |
Publisher | Capcom |
Release | 22. März 2024 |
Plattformen | PC, PlayStation 5, Xbox Series X/S |
Spielerzahl | 1 |
Dragon’s Dogma 2 Test: Die Story bleibt blass
Ganz ehrlich: Die Story von Dragon’s Dogma 2 wird keinen Blumentopf gewinnen. Zumal die Hauptprämisse Kennern des Erstlings sehr bekannt vorkommen dürfte. Auch diesmal schlüpft ihr in die Haut des sogenannten Erweckten, dem das Herz von einem Drachen aus der Brust gerissen wurde, was ihn unsterblich machte.
Mit dem Unterschied, dass die Hauptfigur in Teil Zwei zuvor als Soldat im Dorf Melve gedient hat und versuchte, sein Zuhause vor dem Angriff des garstigen Lindwurms zu beschützen. Unsterblich wiedererweckt erwachen wir, unserem Herz und unseren Erinnerungen beraubt, als Sklave in einer Mine.
Erinnerungsfetzen kehren in Dragon’s Dogma 2 nach und nach zurück. Immer wieder erinnern wir uns an kleine Details und Momente aus unserer Vergangenheit, die das Action-RPG mit teils spektakulären Zwischensequenzen ausschmückt.
Natürlich nimmt die Story mit etlichen Irrungen und Wirrungen im Verlauf des rund 40-stündigen Abenteuers noch deutlich Fahrt auf. Vom Niveau eines The Witcher 3, Skyrim oder The Legend of Zelda: TotK sind wir hier qualitativ aber meilenweit entfernt. Vielmehr sind es die Spielwelt, die Charaktere und kleine Nebengeschichten, die stundenlang an den Bildschirm fesseln.
Doch zurück zum Anfang des Spiels. Wie es das Glück so will, gelingt uns nach dem Angriff durch eine gewaltige Medusa die Flucht, womit das Abenteuer seinen Lauf nimmt. Natürlich nicht, ohne uns zuvor im umfangreichen Charakter-Editor unsere Spielfigur zusammengeschustert und uns für eine der vier Hauptklassen entschieden zu haben, versteht sich.
Genre-Fans versenken im Editor standesgemäß die ersten 20 Spielstunden, bis jeder Wangenknochen und jede Haarspitze dort sitzt, wo man sie haben will. Oder man entscheidet sich für ein vorgefertigtes Charaktermodell und landet deutlich schneller im Spiel.
Jede Mission gleicht einem Abenteuer
Was Dragon’s Dogma 2 an Story fehlt, macht das Rollenspiel beim Gameplay wieder wett. Vor allem beeindruckt dabei, wie lebendig, organisch und realistisch sich die Spielwelt anfühlt. Und nein, wir meinen jetzt nicht die Art Red Dead Redemption 2 realistisch. Ein Beispiel dazu:
In einer unserer ersten Missionen begeben wir uns auf Suche nach der Hauptstadt Venworth, die in Dragon’s Dogma 2 als Dreh- und Angelpunkt oder sicherer Hafen dient. Den Weg dorthin müssen wir jedoch selbst finden, denn auf Questmarker und umfangreiche Hinweise verzichtet der Titel nach den Startminuten weitestgehend.
Auf unserem Weg treffen wir auf Soldaten, die praktischerweise auch dorthin unterwegs sind. Kurzum schließt sich unsere Gruppe dem Trupp an und wird in einer Schlucht plötzlich von einem riesigen Zyklopen überrascht. Nach mehrminütigem Ringen liegt der Riese endlich im Matsch, als dank können wir uns auf den Ochsenkarren schwingen und entspannt zur Hauptstadt fahren.
Dabei riskieren wir jedoch, dass das Gefährt von Kobolden angegriffen wird. Alternativ setzen wir unsere Reise zu Fuß fort und umgehen die Kämpfe, stoßen mit etwas Pech beim Erkunden aber auf noch viel größere Übel.
Dieses Beispiel aus den ersten Spielstunden zeigt sehr gut, wohin die Reise in Dragon’s Dogma 2 geht. Denn jede Mission, jedes Verlassen der Hauptstadt geht mit einem gewissen Risiko einher. Und wir alleine entscheiden, ob und in wieweit wir dieses eingehen.
Denn eine immer verfügbar Schnellreise-Funktion gibt es nicht. Zumal wir auch stets unsere Gesundheit im Blick behalten sollten. Denn die Gesundheitsleiste füllt sich nicht wieder von allein bis zum oberen Rand. Das geht nur, wenn wir an einem Lagerfeuer rasten (wofür wir die entsprechende Ausrüstung benötigen) oder in einem Gasthaus nächtigen, was… mitunter ganz schön teuer ist.
So überlegen wir uns zweimal, ob wir nach getaner Arbeit zum nächsten Missionsziel reisen oder lieber den Weg zurück in die sichere Stadt antreten, um uns auszuruhen und Kraft zu tanken. Dieses Spielgefühl, man kann es durchaus altmodisch nennen, macht Dragon’s Dogma 2 so einzigartig.
In der riesigen offenen Spielwelt ist immer etwas los. Nicht selten kann es vorkommen, dass wir von einem Riesengegner direkt in den nächsten rennen. Oder eine Horde Kobolde aufscheuchen, die sich dem Kampf plötzlich anschließen. Wie gut, dass wir nicht allein unterwegs sind.
Die Vasallen sind das Herz von Dragon’s Dogma 2
Hä? Nicht allein? Aber Dragon’s Dogma 2 ist doch ein reines Singleplayer-Spiel? Genau, denn hier kommen die Vasallen ins Spiel. Dabei handelt es sich um CPU-gesteuerte Charaktere, mit denen wir gemeinsam als Party die Abenteuer erleben.
Diese unterteilen sich in einen Haupt-Vasallen, der unser getreuer Begleiter ist und uns immer zur Seite steht und in bis zu zwei weitere Vasallen, die wir jederzeit austauschen und ersetzen können. Der Clou an der Sache: Eine aktive Internetverbindung vorausgesetzt, stammen diese von anderen Spielerinnen und Spielern und warten mit eigenen Charaktereigenschaften, Erinnerungen und Besonderheiten auf.
Während wir nicht spielen, kann auch unser Vasall von anderen Spielenden herbeigerufen werden und sammelt dabei Erfahrung oder Items, die uns dann wiederum nützlich sind. Aber eben auch Erinnerungen: Hat einer der Helfer bei anderen Spielern eine Mission bereits erledigt, erinnert er oder sie sich daran und liefert uns dann Hinweise und Hilfestellungen.
Das Vasallen-System ist schlicht genial und derart organisch in das Spiel integriert, dass die Interaktion mit den CPU-Charakteren sowohl im Kampf als auch außerhalb viel Freude bereitet.
Da gibt es nach einer gewonnen Schlacht mal ein High-Five, während die Helferlein gefallen Kolleginnen und Kollegen aus der Gefahrenzone tragen oder unserem Bogenschützen freudig den Schild hinhalten, den wir als Sprungschanze für einen mächtigen Pfeilangriff nutzen. Das sorgt für eine zustätzliche Dynamik in Dragon’s Dogma 2, die das Spiel so einzigartig macht.
Erst altbacken und eigenwillig, dann unglaublich fesselnd
Dragon’s Dogma 2 fühlt sich ab der ersten Minute an wie ein Spiel aus den 2010er Jahren. Erkundung, Menüs, Welt-Design und Fortbewegung sind anders als es jüngere Semester aus aktuellen Rollenspiel-Highlights gewohnt sind.
Und das muss man zweifelsohne mögen und sich darauf einlassen. Weshalb das Action-RPG zweifelsohne kein Spiel für jedermann darstellen dürfte. Gerade Neulinge, die Teil Eins nicht gespielt haben, werden sich in den ersten Spielstunden umstellen, ja geradezu einarbeiten, müssen.
Doch die Mühen lohnen sich. Denn wenn es erst einmal Klick gemacht hat, entfaltet sich Dragon’s Dogma 2 zu einem zwar eigenwilligen, aber enorm fesselnden Spiel. Dabei ist es die Mischung verschiedener Mechaniken und Spielelemene, die den Titel so einzigartig macht.
Jede Reise in die offene Welt gleicht einem Abenteuer, dessen Verlauf genauso ungewiss ist, wie der Ausgang. Nur mal schnell von A nach B laufen gipfelt mitunter in einer mehrstündigen Erkundungstour magischer Wälder, stimungsvoller Dörfer und düsterer Höhlen, für die wir idealerweise einen Nachschub ab Lampenöl für unsere Laterne eingepackt haben.
Für den Abschluss der Aufgaben gibt es fast immer mehr als nur einen Lösungsansatz, sodass sich Dragon’s Dogma 2 für jeden ein wenig anders anfühlt. Ganz zu schweigen von den packenden und actionreichen Kämpfen, in denen wir unseren Vasallen einfache Befehle erteilen und selbst beherzt mit Schwert, Zauberstab oder Bogen austeilen.
Dragon’s Dogma 2 Test: Packendes, taktiksches Kampfsystem
Dass dabei selbst vermeintlich harmlose Gegner-Gruppen aus Kobolden oder Harpyien unsere Gruppe in Weindeseile niederstrecken können, macht die Sache nur noch umso spannender. Denn in den Kämpfen von Dragon’s Dogma 2 spielt eine gehörige Prise Taktik mit – auch dem muss man sich erst einmal bewusst werden.
Um erfolgreich zu sein, ist nicht nur unsere Positionierung im Kampf entscheidend. Auch wollen die Schwachstellen der Gegner gefunden und beackert werden, damit sich deren Lebensbalken plötzlich im Eiltempo leert.
Wenn ich mit meinem Bogenschützen die gepanzerte Haut eines riesigen Zyklopen beharke, habe ich das Gefühl, überhaupt keinen Schaden zu verursachen. Ganz anders sieht’s aus, wenn ich dem Unhold unvermittelt ins Auge schieße. Das findet der nämlich gar nicht angenehm und kassiert nicht nur ordentlich Damage, sondern gerät auch ziemlich schnell ins Wanken.
Natürlich haben auch die Vorbereitungen und eure Gruppen-Zusammenentscheidung maßgeblich Einfluss auf den Schwierigkeitsgrad. Der flinke Dieb kann beispielsweise große Gegner erklimmen und ihnen den Dolch direkt ins Herz stoßen, während Magierer nicht nur die Gruppe heilen, sondern auch anfällige Feinde aus den Latschen hauen. Wer hingegen mit vier Kämpfern loszieht, dürfte nicht allzu weit kommen.
Ein Glück, dass sich die zehn Klassen in Dragon’s Dogma 2 enorm abwechslungsreich spielen und uns der Titel nicht fest an unsere initiale Auswahl bindet. Denn theoretisch können wir jederzeit eine andere Berufung annehmen und vom Bogenschützen zum Magier werden.
Die Technik von Dragon’s Dogma 2
Keine Frage: Dragon’s Dogma 2 entfesselt kein Grafikfeuerwerk auf dem Bildschirm. Viele Texturen wirken etwas detailarm und grob aufgelöst. Die Landschaften sehen zwar stimmig und einladen aus, sind allerdings vergleichsweise leblos und karg. Klar gibt es wunderschöne Lichtstimmungen und teils beeindruckende Grafik-Effekte zu bestaunen, ein wirkliches Grafik-Highlight ist das Game aber keinesfalls.
Zumal besonders die PC-Fassung trotz potenter Hardware samt AMD Ryzen 7 7800X3D und RTX 4080 Super mit herben Framerate-Einbrüchen zu kämpfen hat. In der offenen Welt hält der Titel zwar weitestgehend die 60 Bilder pro Sekunde, gerade in belebten Städten sackt die Bildrate aber oft auf deutlich niedrigere Werte ab.
Gerade in Kämpfen können diese Mikro-Ruckler mitunter für Frust sorgen, da so mitunter der gut gezielte Schuss oder Angriff plötzlich ins Leere geht. Hier besteht also zweifelsohne Verbesserungsbedarf. Was man jedoch von der Vertonung nicht behaupten kann. Diese punktet mit hervorragenden englischen Sprecherinnen und Sprechern und einem stimmungsvollen Fantasy-Soundtrack.
Minimal getrübt wir der Spielspaß zudem durch einige kleine Bugs. Die reichen von NPCs, die in der Umgebung hängenbleiben bis hin zu Gesprächen und Quests, die einfach nicht getriggert werden, obwohl dies nach einer bestimmten Aktion eigentlich passieren sollte.
Selbst kuriosen Szenen wohnte ich bei, als eine nette CPU-Besucherin des Gasthauses der Hauptstadt durch die Tür trat und urplötzlich von der gesamten Belegschaft verprügelt wurde. Was dei Dame wohl angerichtet hat?
- Auch interessant: No Rest for the Wicked – Alle Infos zum neuen Action-RPG
Dragon’s Dogma 2 Test: Fazit
Dragon’s Dogma 2 ist ein eigenwilliges Spiel. Wie es auch schon der Vorgänger war. Nur dass dieser mit seinen Spielmechaniken vor über zehn Jahren noch in die Zeit passte. Aus heutiger Sicht wirken die Systeme des zweiten Teils fast schon antiquiert, was gerade jüngere Spielerinnen und Spieler abschrecken könnte.
Aber das macht auch irgendwie den gewissen Reiz des Action-Rollenspiels von Capcom aus. Dragon’s Dogma 2 ist sperring. Stellenweise unkomfortabel und wenig einsteigerfreundlich. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einem wirklich gelungenen Rollenspiel, einem hervorragenden und einzigartigen Vasallen-System und brachialen Kämpfen belohnt.
Während die vielen Fans von Teil Eins voll auf ihre Kosten kommen, ist Dragon’s Dogma 2 ein Spiel, das die Lager teilen dürfte. Denn es ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack, die Questziele erst selbst erfragen und finden zu müssen, ohne Schnellreise durch die Lande zu reisen. Oder bei jedem noch so kleinen Kampf ins Gras zu beißen, weil man unvorbereitet zum Angriff geblasen hat.
Story und Gameplay erreichen dabei in meinen Augen zu keinem Zeitpunkt die Qualität der ganz großen RPG-Hochkaräter, ein gelungenes Action-Rollenspiel für Fantasy-Fans mit viel Geduld und Zeit ist dieses einzigartige Abenteuer aber allemal. Bleibt zu hoffen, dass die Entwickler noch ein wenig an der Technik und den Bugs feilen.
Pro
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Contra
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+ spannende Nebengeschichten + starkes Gemeinschaftsgefühl |
– Hauptstory wirkt einfallslos – Story kommt nur langsam in Fahrt |
+ brachiale Kämpfe + 10 abwechslungsreiche Klassen + motivierendes Vasallen-System |
– Wege und Quests müssen selbst gefunden werden – einige unschöne Bugs – einige veraltet anmutende Spielmechaniken (Absicht) |
+ nützliche KI-Begleiter + Tutorials erklären Grundlagen + mit Vorbereitung gut machbar |
– keine verschiedenen Schwierigkeitsgrade – kann mitunter ganz schön knackig werden – einige repetitive Quests |
+ 40-100 Stunden Spielzeit + alternatives Ende; New Game Plus + umfangreiches Crafting- und Upgrade-System |
– wirkt stellenweise gestreckt – Reisen sind oft sehr langwierig |
+ abwechslungsreiche Spielwelt + wunderschöne Lichtstimmungen + hervorragender Soundtrack |
– teils herbe Perfromance-Einbrüche – hölzerne Animationen – kantige, detailarme Texturen |
Dragon's Dogma 2
Story
Gameplay
Balance
Umfang
Grafik & Sound
86/100
Das exzellente Kampfsystem und das gelungene Vasallen-System machen Dragon's Dogma 2 zu einem Fest für hartgesottene RPG-Fans. Die Story bleibt eher blass, während viele Spielmechaniken nicht jedem gefallen dürften.
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