Das heiß erwartete Abenteuer von Hideo Kojima, das mit mysteriösen Trailern und Schnipsel angeteasert wurde, ist seit dem 8. November endlich auf der PS4 spielbar. Neben prominenter Hauptbesetzung wartet das Spiel mit atemberaubender Grafik und eigenartigem Gameplay auf. Um ehrlich zu sein, so richtig verstehen tut das Spiel wohl niemand. Wir haben das Spiel für euch getestet und verraten euch hier, was wir von Death Stranding halten.
Vorab: Das Hauptaugenmerk von Death Stranding liegt auf der Story, wer hätte das bei einem Singleplayer gedacht. Wir werden auf Spoiler verzichten und die Story nur grob anreißen, ansonsten wird sich der Test hauptsächlich um das Spiel an sich kümmern.
Wir sind ein Paketbote/Techniker
Sam Bridges, der Protagonist, wird prominent von Norman Reedus verkörpert. Einigen könnte er bekannt sein aus der Serie „The Walking Dead“. Wir befinden uns im postapokalyptischen Amerika zwischen den Lebenden und den Toten. Der im Spiel genannte „Gestrandete Tod“ lässt Tote zu sogenannten GDs werden, die für Chaos sorgen. Ergo müssen sich die verbliebenen Menschen in den letzten Städten und Bunkern verkriechen, um vor den unsichtbaren Wesen in Sicherheit zu sein.
Wir, als Sam Bridges, sind ein sogenannter Wiederkehrer. Stirbt Sam, kann er zu seinem Körper zurückkehren. Ein weiterer Vorteil als Wiederkehrerer ist die Fähigkeit GDs zu spüren, so können sie umgangen werden. Ein weiteres Hilfsmittel gegen die GDs bekommen wir fast direkt zum Beginn von Death Stranding – ein BB. Die „bridge babys“, so makaber es auch klingt, sind Föten mit einer Besonderheit. Die Mutter des Fötus ist hirntot. Durch die Verbindung zwischen der „lebenden“ und „toten“ Welt können diese BBs die geisterhaften Gestalten sichtbar machen, dafür tragt ihr es permanent in einem Tank mit.
Sind wir auch ein Babysitter?
In Death Stranding bekommt ihr den Eindruck vermittelt, dass die BBs nur Mittel zum Zweck sind, also ein Gegenstand und nichts weiter. Aber es kann auch Angst haben und fängt an zu weinen, und die Geräusche werden über den Controller wiedergegeben. Das bringt eine viel intensivere Verbindung zustande, besonders in heiklen Momenten ist ein schreiendes Baby nicht hilfreich. Um das BB zu beruhigen, muss der Tank per Controller gewogen werden. Da fühlt man sich fast wie ein Babysitter.
Der Hauptbestandteil von Death Stranding ist aber ein anderer. Als Bote werden wir von der UCA (United Cities of America) beauftragt, ein Netzwerk aufzubauen und so die Menschheit wieder zu verbinden. Hauptsächlich tragen wir so aber einfach nur Gegenstände von A nach B, vielleicht auch mal zu C, aber definitiv wieder zurück zu A. Nichts Neues wenn wir uns MMORPGs oder anderen Open-World-Spiele anschauen. In Death Stranding geht man aber einen Schritt weiter. Ihr müsst eure Route planen, vorbei an Bösewichten oder den GDs, durch unwegsames Gelände und vor allem mit Balance. Es kommt nämlich darauf an, wie ihr Sam bepackt. Je höher ihr die Pakete auf Sams Rücken stapelt, desto leichter verliert er die Balance und fällt gelegentlich auch hin, was eure Pakete beschädigt.
Das größte Hindernis stellen am Anfang aber die MULEs und die GDs dar. Was GDs sind wissen wir bereits so halb, im Laufe der Story erfährt man etwas mehr. MULEs hingegen sind eine Art abtrünnige Paketboten, die nicht darauf aus sind sie abzuliefern, sondern zu klauen. Davon werden euch unterschiedliche Arten begegnen. Alles in Allem ist zu sagen, dass am Anfang wirklich Herzklopfen dabei ist und gerne etwas Schweiß auf der Stirn steht. Im späteren Spielverlauf, sobald wir Waffen erhalten, sind diese aber einfach nur noch lästig. Waffen bekommt ihr glücklicherweise recht spät.
Lange, lange Wege
Zu Beginn seid ihr zu Fuß unterwegs. Wenn die Wege länger werden, kann das ziemlich nervenaufreibend sein. Erst mit fortschreitendem Spielverlauf kommt mehr Bewegung ins Spiel. Später werden euch die Möglichkeiten aber auch wieder genommen – noch mehr Frust. Besonders durch die lange Spieldauer könnte es für den ein oder anderen wirklich frustrierend sein.
Hilfsmittel zur Bewältigung von schwierigen Passagen gibt es aber genügend. Leiter, Kletterverankerungen oder Exo-Skelette sind nur einige. Je weiter ihr im Spiel vorankommt, desto schwieriger wird es sich auf jede Situation vorzubereiten, weil ihr immer mehr Zeug mitschleppen müsst. Organisation ist das A und O, ebenso wie die Routen-Planung. Ja, auch der Wetterbericht kann euch also helfen.
Hilfe kommt aber auch von anderen Spielern. Anders als beispielsweise in Dark Souls können von anderen Spielern erbaute Gerätschaften verwendet werden. Beispielsweise Brücken können sehr hilfreich sein, da diese gerne enorme Zeitersparnis bieten, da ihr keinen großen Umweg machen müsst. Aber auch Leitern oder Kletterseile, die von anderen Spielern platziert wurden, stehen euch zur Verfügung. Bei Benutzung könnt ihr einen „Like“ da lassen.
Apropos, wo sind meine Likes?
„Likes“ sind die Erfahrungspunkte in Death Stranding. Selbstverständlich erhaltet ihr nach dem Abschluss einer Lieferung solche Likes. Durch diese wird Sam ein besserer Bote. So kann er beispielsweise mehr tragen, verliert nicht so schnell das Gleichgewicht oder wird weniger schnell bewusstlos. Wie viele Likes ihr erhaltet, hängt von einigen Faktoren ab. Wie ist der Zustand der Fracht oder habt ihr den direkten Weg genommen und nicht gebummelt? Oder habt ihr eine Premiumlieferung mit erschwerten Bedingungen angenommen? All das sind Faktoren, die euch entweder mehr oder weniger Likes bringen.
Likes erhaltet ihr auch, wenn andere Spieler eure Bauten verwenden und zusätzliche Likes verteilen. Obwohl Death Stranding als Singleplayer konzipiert ist, freuen wir uns so mit anderen Spielern in Kontakt zu kommen. Langsam wird das karge, postapokalyptische Amerika (das eher Island oder Neuseeland ähnelt) ausgebaut und mit einer Infrastruktur versehen.
Eine verbundene Welt der Lebenden und Toten, ein BB (Baby), das uns hilft, geisterhafte Gestalten zu sehen, und der Umstand, dass wir ein Paketbote sind, machen das Spiel definitiv spruchreif. Ganz so mysteriös wie die Trailer ist Death Stranding dann doch nicht. Hinzukommen sehr offensichtlich platzierte Energy-Dosen (Monster Energy) oder Werbung von Norman Reedus neuer Serie, wenn ihr duschen geht.
Packende Geschichte und schöne, heile Welt
Was hält einen also am Spielen, wenn es nicht das trostlose Herumrennen als Paketbote ist? Definitiv die Geschichte. Das vereinte Amerika wieder aufbauen und Menschen bei ihren Schicksalen zur Seite zu stehen ist beinahe eine Lebensaufgabe. Untermalt wird die Story von einer wirklich schönen, wenn auch zeitweise recht öden Umgebung. Death Stranding sieht wirklich verdammt gut aus!
Die Feinde sind zwar zu Beginn ein Hindernis, werden im späteren Spielverlauf aber nur noch lästig. Anders sieht das wieder bei Boss-Kämpfen aus, da geht der Puls schon mal in die Höhe. Wir geben Death Stranding eine wirklich gute Bewertung, obwohl wir das Spiel noch nicht mal ganz durchgespielt haben. Es ist einfach gut.
Pro
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Contra
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+ fesselnde Story – man möchte gar nicht aufhören | – wird im Mittelteil zu langgezogen |
+ interessanter Weg, um einfache Quest interessant zu gestalten | – nur von A nach B |
+ intensive Kämpfe | – Feinde sind später einfach lästig |
+ Fracht wirkt sich auf Balance von Sam aus | |
-+wunderschön! | – aber stellenweise auch etwas zu karg |