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Help Will Come Tomorrow im Test: Gestrandet in der Wildnis

Nach dem Hit „We. The Revolution.“ ist nun der geistige Nachfolger des Indi-Spiels erschienen, „Help Will Come Tomorrow“. Das Strategie-Survival-Spiel vom polnischen Entwickler Arclight Creations spielt 1917, während der russischen Revolution. Ihr übernehmt die Kontrolle über eine Gruppe Überlebender eines Zugunglücks, welche in der sibirischen Wildnis gestrandet sind. Wie Help Will Come Tomorrow sich im Test so macht und wer einen genaueren Blick auf das Spiel werfen sollte, erfahrt ihr in diesem Bericht.

Die eiskalte Wildnis

Nach einer kurzen Cutscene findet ihr euch mit vier Überlebenden in eurem Camp wieder. Das ist zu Beginn noch gar kein richtiges Lager, denn erst müssen die entsprechenden Strukturen gebaut werden.

Da ihr aber die meisten Zeit des Spiels im Lager verbringen werdet, lohnt es sich natürlich, es entsprechend auszubauen. Dafür braucht es zwei Dinge: Materialien und Energie. Beides ist begrenzt.

Jeder eurer Charaktere kann bis zu drei Aktionspunkte haben. Die meisten Tätigkeiten verbrauchen mindestens einen, manche sogar mehr. Die Anzahl der Punkte am Tagesbeginn kann allerdings durch negative Statusveränderungen wie Müdigkeit oder Krankheiten verringert werden. In jedem Fall muss täglich aufs Neue abgewogen werden, ob man die Energie für das Sammeln von Materialien und Essen, das Ausbauen seines Camps oder das Herstellen von Gegenständen, wie Werkzeugen oder Nahrungsmitteln nutzen will. Bei jeder dieser Entscheidungen stehen Leben und Tod (und einzelne Körperteile) auf dem Spiel. Denn eines wird verdammt schnell klar: Die Eistundra vergibt keine Fehler.

Klassisches Craftingsystem

Wie in fast jedem Survivalspiel hat natürlich auch Help Will Come Tomorrow ein Craftingsystem. Die Craftingmaterialien gehören verschiedenen Kategorien an, wie beispielsweise Fleisch oder Holz. In den jeweiligen Kategorien haben sie unterschiedlich viele Punkte. Wenn ihr etwas bauen oder kochen wollt, wird euch angezeigt, wie viele Punkte einzelner Kategorien ihr benötigt. Braucht ihr zum Beispiel drei Punkte für Holz, so ist es egal, ob ihr drei Stöcker oder einen Baumstamm nehmt, Hauptsache ihr habt entsprechend viele Punkte. Dabei kann man natürlich entsprechend verschwenderisch sein, was nicht unbedingt eine gute Idee ist.

An dieser Stelle zeigt sich eine Kuriosität des Spiels. In jeden Craftigslot lassen sich nur Materialien tun, die auch im Inventar bereits stacken – also kann man nicht einen Baumstamm und einen Ast verwenden. Das kann natürlich schnell nervig werden. Auch stacken Lebensmittel beispielsweise nicht, wenn sie unterschiedlich stark verdorben sind. Das kann beim Kochen unfassbar frustrierend sein und ergibt in meinen Augen auch nicht allzu viel Sinn.

Neun Charaktere, neun Geschichten

In Help Will Come Tomorrow gibt es neun verschiedene Charaktere, welche ihr steuern könnt. Ihr startet mit vier zufälligen Charakteren. Diese haben alle ihre eigenen Hintergründe und Persönlichkeiten. Dadurch werden die Beziehungen, die sie untereinander haben, natürlich beeinflusst.

Ein Faktor, welcher die Beziehungen gerade am Anfang erheblich prägt, sind die verschiedenen Fraktionen. Jeder Charakter ist entweder ein Revolutionärer, ein Aristokrat oder neutral eingestellt – und diese drei Gruppierungen können sich nicht leiden.

Aber was bedeutet das für das Gameplay? Ganz einfach: Wenn zwei Charaktere sich nicht mögen, aber trotzdem zusammenarbeiten, sinkt ihre Moral. Moral ist neben der Gesundheit der Charaktere ein wichtiger Faktor – ist sie niedrig führt sie zu negativen Status, die das Gelingen der Aktivitäten beeinflussen können. Im schlimmsten Fall kann es auch passieren, dass ein Charakter über Nacht die Nerven verliert und sämtliches Holz ins Feuer wirft, weil er mit der Kälte nicht mehr leben kann.

Aber die verschiedenen Charaktereigenschaften beeinflussen das Spiel auch auf andere Art: Ein tollpatschiger Charakter versagt manchmal beim Durchführen einer Aktion, ein misstrauischer vertraut seinen Kameraden grundlegend weniger, während ein offenherziger von Anfang an bessere Beziehungen zu seinen Lagergenossen hat. Somit startet jedes Spiel unter anderen Bedingungen als das vorherige.

Das Erkunden der Wildnis

Zwar findet ihr direkt zu Beginn des Spiels einige Materialien und Nahrungsmittel im Lager, aber die bringen euch vielleicht durch die ersten zwei Tage. Es ist also zwangsweise nötig, die Wildnis zu erkunden und nach nützlichen Gegenständen suchen. Hierfür könnt ihr bis zu zwei Charaktere auf Erkundungen schicken. Ihr könnt eure Expedition nun Feld für Feld über die Karte bewegen, welche ihr nach und nach aufdeckt.

Währenddessen könnt ihr alles mögliche finden – aber ihr solltet vorsichtig sein, denn die gleichen Verbrecher, die für das Entgleisen eures Zuges verantwortlich sind, machen nach wie vor die Gegend unsicher. Zudem kann es auch passieren, dass eure Expedition sich verläuft und die Nacht im Wald verbringen muss.

Allerdings könnt ihr natürlich nicht nur Banditen begegnen, sondern auch Tieren, welche ihr für Materialien jagen könnt. Mit etwas Glück findet ihr weitere Überlebende, welche ihr in eurem Camp aufnehmen könnt.

Wichtige Entscheidungen

Am Ende jeden Tages versammeln sich alle anwesenden Bewohner des Lagers am Feuer und reden, entweder über die aktuellen Ereignisse, ihre Vergangenheit oder Gott und die Welt. Dabei kann man sehr viele Details über die einzelnen Charaktere herausfinden und mittels Entscheidungen den Verlauf des Gesprächs beeinflussen. Bei diesen Konversationen kann sich das Verhältnis der Charaktere untereinander verbessern oder verschlechtern, ebenso wie die Moral, sowohl der einzelnen Bewohner, als auch des ganzen Camps.

Hierbei kann die Gruppe auch beschließen, welche Schritte sie als nächstes durchführen wollen, beispielsweise dass sie eine bestimmte Stelle in der Umgebung untersuchen wollen. Diese Ziele werden in einem Questlog vermerkt, einige sind zeitlich begrenzt, andere nicht.

Aber dies sind nicht die einzigen Momente, in denen ihr Entscheidungen treffen müsst: Sowohl im Camp, als auch während Erkundungen können Events ausgelöst werden. Diese werden mittels eines Textes beschrieben und dann müssen gegebenenfalls Entscheidungen getroffen werden – die wie so vieles in in Help Will Come Tomorrow den Tod nach sich ziehen könnten.

Allerdings macht sich an dieser Stelle leider auch arg bemerkbar, dass es keine deutsche Übersetzung gibt. Die Charaktere sprechen bei Weitem kein simples Englisch und reden oft über historische Ereignisse.

Fazit

Help Will Come Tomorrow ist ein schweres Spiel. Sogar auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad kann jeder Fehler einem Charakter das Leben kosten. Das ist auch gut so. Immerhin sollte es nicht leicht sein, unvorbereitet zwischen Eis und Schnee zu überleben, während man von Kriminellen verfolgt wird. Das Tempo des Spiels ist abhängig vom Spieler. Es läuft kein Timer ab, Zeit vergeht erst, wenn bei der Erkundung aufs nächste Feld geklickt oder der Tag beendet wird. Es gibt keinerlei Situationen im Spiel, die schnelles Handeln erfordern. Damit hat das Spiel keine Action-Elemente und ist sicher nichts für jeden. Wer aber ein forderndes Survival-Strategie-Spiel sucht, der wird hier definitiv fündig.

Ein Spieldurchlauf dauert ungefähr 4-5 Stunden, allerdings bietet das Spiel riesiges Wiederspielpotential, jeder der Charaktere hat viel zu bieten und es lohnt sich, sie ihre eigenen Geschichten erzählen zu lassen. Mit einem Preis von etwa 20 € kann ich guten Gewissens eine Kaufempfehlung aussprechen.

 

Pro
Contra
Story
80%
+ Verschiedene Charaktere mit eigenen Geschichten – Übergreifende Story ist eher dünn
Gameplay
90%
+ Jede Entscheidung hat Gewicht
+ Leicht zu lernen
– Wird schnell etwas eintönig
Balance
90%
+ Forderndes Spiel – Selbst auf niedriger Schwierigkeit schwer
Steuerung
90%
+ Simple, intuitive Steuerung – Crafting ist manchmal etwas umständlich
Grafik & Sound
100%
+ Schöne 2D-Grafik
+ Wundervolle musikalische Untermalung

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Greeny

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this war of mine lässt grüßen...danke für den aufschlussreichen Überblick über das Spiel.

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