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„Kona“ von Parabole im Test – Gefangen im ewigen Eis

Ausgestorbene Schneelandschaften erzeugen ja seit jeher eine ganz besondere Atmosphäre der Bedrohung. Wenn sich zu diesem Setting noch eine Leiche und hungrige Wölfe gesellen, sind die Weichen für das nächste Mystery-Abenteuer perfekt gesetzt.

Dieser Tatsache war sich wohl auch Spieleschmiede Parabole bewusst und brachte am 17. März 2017 mit „Kona“ ein atmosphärisches Survival- und Krimi-Abenteuer auf den Markt.
Ob das Game euch einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt oder lediglich die Wölfe zum Heulen bringt, erfahrt ihr in unserem Test.

Story: Eine rätselhafte Geisterstadt

Ihr schlüpft in die Rolle des privaten Ermittlers Carl Faubert, der für einen aktuellen Fall in dem fiktive Dörfchen Atamipek im verschneiten Kanada ermitteln soll. Die Jagdhütte des Klienten William Hamilton deutet auf einen zunächst harmlosen Vandalismusfall hin, den es näher zu untersuchen gilt. Eure Reise endet sehr unsanft, als ihr kurz vor der Ankunft in einen Schneesturm geratet und euer Auto in einem Straßengraben liegenbleibt. Also bleibt euch nichts anderes übrig, als zu Fuß durch den dichten Schnee in das abgeschiedene Dörfchen zu waten.

Doch der nächste Schreck lässt nicht lange auf sich warten. Denn nicht nur die Bewohner des Dorfes scheinen wie vom Erdboden verschluckt, merkwürdige Fußspuren, die keinesfalls menschlich erscheinen, säumen den Schnee.

Und nicht nur die eisigen Temperaturen machen euch zu schaffen, vielmehr entwickelt sich euer Trip durch die Wildnis als tödliches Unterfangen, denn neben der erbarmungslosen Kälte umgibt das Dorf ein düsteres Geheimnis. Ein furchterregendes Biest soll in den Wäldern lauern und seinen Hunger mit Menschenfleisch stillen.

Gameplay: Als Detektiv in der erbarmungslosen Wildnis

Mit „Kona“ präsentiert Parabole ein investigatives Abenteuer, das euch vor allem dank seiner Survival-Elemente von Anfang an in den Bann zieht.

Da ihr die weitläufige Openworld sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto erkunden könnt, seid ihr deutlicher schneller unterwegs als in vergleichbaren Walking-Simulatoren. Bei eurer Tour durch die endlose Weite solltet ihr stets mit Vorsicht vorgehen, denn so manch aggressives Wolfsrudel kreuzt in den Wäldern euren Weg. Vor allem die eiskalten Temperaturen erfordern den steten Vorrat an Ressourcen, die für den Erhalt eurer Gesundheit erforderlich sind. So durchforstet ihr das menschenleere Dorf und erkundet einsame Hütten, während sich sämtliche Hinweise und Storyfäden nach und nach zu einer komplexen Detektivgeschichte vereinen.

Doch genau in dieser Bewegungsfreiheit liegt auch der eigentliche Wermutstropfen des Spiels. So sind die relevanten Schauplätze in der endlosen Weite doch etwas zu sparsam eingesetzt, sodass das Gameplay sich mitunter in ein müßiges Hin- und Herfahren entwickelt, sofern man etwas übersehen hat.

Hierbei punktet „Kona“ nicht mit gefräßigen Monstern und blutigem Gemetzel, sondern baut von Anbeginn ein unterschwelliges Gefühl der Bedrohung auf und überzeugt mit subtilen Gruseltaktiken.

So habt ihr bei der Suche nach der Wahrheit immer wieder das Gefühl, dass jeden Moment etwas passieren könnte und sich das gesichtslose Grauen endlich vor euch aufbäumt.
Auch die Sturm-Effekte sind so realitätsnah inszeniert, dass ihr die eiskalte Schneewand beinahe peitschend auf euren Wangen spürt.

Insgesamt wird das Spiel weniger von rasanten Action- und Kampfpassagen getragen, sondern appelliert vielmehr in typischer Point‘&‘Click-Manier an das detektivische Talent des Spielers. So gilt es, sich regelmäßig am Feuer aufzuwärmen, indem man Holz, Anzünder und Streichhölzer an den richtigen Orten miteinander kombiniert. Bei eurer Suche knackt ihr Schlösser, aktiviert stillliegende Generatoren und sammelt Hinweise, um neue Ortschaften zu erkunden.

Während des Spiels solltet ihr eurer Gesundheit, Temperatur sowie eurem Stresslevel ein besonderes Augenmerk schenken, um dem eiskalten Tod zu entrinnen. Während eure Lebensenergie mit Schmerzmitteln und Medipacks wiederhergestellt wird, hilft in stressigen Situationen manchmal schon eine Zigarette.

Ein besonders interessantes Feature ist vor allem die Polaroid-Kamera eures Spielhelden, die euch anhand eines Schnappschusses verborgene Dinge offenbart, die ihr auf den ersten Blick vielleicht nicht erkennt. An dieser Stelle kommt die übernatürliche Komponente geschickt zum Tragen und sorgt für zusätzliche Rätselabschnitte.

Auch offenbart euch das Spiel immer wieder mysteriöse Flashbacks und lose Hinweise, sobald ihr erfrorene Körper berührt. Wenn auch gerade dieser Einsatz an Items das realistische Setting einmal mehr unterstreicht, sind besagte Hilfsmittel doch teilweise etwas zu großzügig in der offenen Spielwelt verteilt. Hier wäre weniger mehr gewesen, um vor allem geübte Spieler auch eine entsprechende Herausforderung zu bieten.

Balance: Humane Kämpfe – anspruchsvolle Knobeleien

Insgesamt fällt der Schwierigkeitsgrad von „Kona“ sehr human aus, was sich mitunter in der Begegnung mit wilden Tieren zeigt, die zum Teil selbst das Weite suchen, sofern ihr sie nicht bedrängt.

Der eigentliche Anspruch des Games besteht in den gut gesetzten Rätselpassagen, die zeitweise sogar frustrierend anmuten, wenn ihr mal wieder in einer Sackgasse gelandet seid.
So verzichtet das Spiel auf jederlei Hilfestellung und lediglich der Hinweis, dass ihr ein Indiz übersehen hat, lässt euch der Erzähler zuteil werden.

Steuerung: Hier bleibt nicht nur das Schneemobil stecken

In Sachen Steuerung gestaltet sich vor allem die Fortbewegung mit dem Schneemobil als mitunter sehr schwergängig, sodass ihr nicht nur im übertragenden Sinne immer wieder steckenbleibt.
Obendrein werden sämtliche Notizen und Dokumente zwar ansprechend hervorgehoben, aber teilweise so stupide in eurem Inventar aneinandergereiht, dass ihr in dem kleinteiligen Menü schnell mal die Übersicht verliert.

Grafik und Sound: Stimmungsvoller Sound – verbesserungswürdige Präsentation

Optisch ist „Kona“ einfach gehalten, was dem eigentlichen Zweck des Spiels jedoch keinen Abbruch tut. So fallen vor allem die Schnee-Effekte sehr atmosphärisch aus, sodass sich immer wieder das Gefühl von grenzenloser Einsamkeit breitmacht.

Als durchaus störend erweisen sich jedoch die teils sehr verwaschenen Texturen sowie die nervigen Ladeverzögerungen, die das Spiel sprichwörtlich einfrieren lassen.

Akustisch punktet „Kona“ mit einem stimmungsvollen Sound, der das Spielgefühl anhand gut eingesetzter Gitarrenklänge perfekt untermalt. Auch an der Vertonung lässt sich wenig kritisieren und der allwissende Erzähler ist stets im Hintergrund des Geschehens.

Fazit: Trotz kleiner Macken ein spannendes Survive-Adventure mit dichter Atmosphäre

„Kona“ überzeugt zweifelsohne mit einem einzigartigen Setting und verbindet geschickt die Stärken aus Survival- und Point‘&‘Click-Adventure.

Sofern der Spieler über die technischen Macken hinwegsehen kann, findet er in dem Game eine ausgeklügelte Geschichte, die dank einer ruhigen Atmosphäre ein herrlich detektivisches Spielgefühl erzeugt.

Die Entwickler haben bereits angekündigt, dass die Spieler sich auf weitere Teile freuen dürfen.Hier darf man gespannt bleiben, ob die Fortsetzung an den aktuellen Erfolg anknüpfen kann und Parabole die Fehler des Erstlingswerks gekonnt ausbügelt.

Ihr könnt Kona bei Steam oder GOG kaufen.

Pro
Contra
Story
90%
+ komplexe Story
+ gekonnter Einsatz von übernatürlichen Elementen
– anfangs nur geringe Übersicht über das eigentliche Geschehen
Gameplay
85%
+ weitläufiges Spielareal
+ Rätselpassagen unterstreichen das realitätsnahe Setting
+ dichte Atmosphäre
– zeitintensives Hin-und Herfahren zwischen den Schauplätzen
Balance
70%
+ großzügig gesetzte Speicherpunkte
+ humanes Kampfsystem
– keine Hinweise in Rätselpassagen
– Überfluss an Ressourcen
Steuerung
70%
– ungenaue Steuerung
– unschöne Präsentation des Inventars
Grafik & Sound
75%
+ gekonnter Einsatz von Schnee-Effekten
+ stimmungsvoller Sound sowie Erzähler
– teils verwaschene Texturen
– nervige Ladeverzögerungen

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