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„Guardians of the Galaxy: The Telltale Series“ im Test – Eine Heldentruppe auf intergalaktischen Abwegen

Gerade erst ist Batman über die heimischen Konsolen geflattert, da sichert sich Telltale Games mit der Marvel-Comicreihe bereits die nächste Lizenz. Passend zum Kinostart von „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ stellt sich der Star-Lord samt seiner Crew einem intergalaktischen Abenteuer und strotzt den bösen Mächten des Universums.

Ob der Auftakt rund um die chaotische Heldentruppe gelingt und „Guardians of the Galaxy: The Telltale Series“ den Charme der verrückten Marvel-Superhelden auch auf den heimischen PC holt, verraten wir euch in unserem Test.

Story: Ein geheimnisvolles Artefakt ruft das Böse auf den Plan

Ihr schlüpft in die Rolle von Star-Lord Peter Quill, der als Anführer der Guardians of the Galaxy eine Crew der besonderen Art zusammenhält.

Es hätte ein idyllischer Weltraumtag werden können, doch Thanos, einer der mächtigsten Fieslinge des Marvel-Universums, macht dem harmonischen Alltag einen Strich durch die Rechnung. Die Weltraumpolizei Noca Corp wendet sich hilfesuchend an Peter Quill, als sie von Thanos unerbittlicher Truppe attackiert wird. Dieser hat es auf den geheimnisvollen Tempel der Kree abgesehen, indem ein wertvolles Artefakt – Die Schmiede der Ewigkeit – gehütet wird.

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Hilfsbereit wir ihr seid, zögert ihr natürlich keine Sekunde und setzt gemeinsam mit eurer Crew alles daran, das Artefakt vor den gierigen Fingern des Bösewichts zu schützen. Selbst als ihr mit eurem Schiff direkt eine Bruchlandung hinlegt, lasst ihr euch nicht von eurem Ziel abbringen. Doch schnell sollt ihr spüren, dass die Galaxie weit mehr Gefahren birgt als lediglich den machthungrigen Anführer des Bösen.

Gameplay: Hier ist Zurücklehnen angesagt

In Sachen Gameplay setzt Telltale Games auf einen gewohnten Mix aus Quicktime-Events, Rätselpassagen und Dialogsequenzen. Bereits mit der ersten Episode wird der Grundstein für ein episches Adventure gelegt, dass sich zwar in den Grundzügen am Kinofilm orientiert, aber dennoch als eigenständiges Werk funktioniert.

Bereits nach den ersten Minuten erwartet euch das erste entscheidende Gefecht mit dem Titanen Thanos, den ihr immer wieder im rechtzeitigen Moment attackieren und ausweichen müsst. Wenn auch der Kampf durchaus actiongeladen ist, wäre eine fordernde Kampftaktik an dieser Stelle weitaus spannender gewesen als die bloße Tastenklopperei. Doch ganz unbeabsichtigt scheint dieser Umstand nicht zu sein, denn Telltale Games richtet seinen Fokus nicht auf rasante Feuergefechte, sondern verwandelt seine Games gerne mal in interaktive Filme. Denn die wahre Konfrontation besteht vor allem in den allgegenwärtigen zwischenmenschlichen Konflikten, die ihr mitunter auch in den eigenen Reihen findet. Dadurch gewinnt das Spiel an interessanter Tiefe und lässt sämtliche Charaktere, die dank ihrer Ecken und Kanten authentisch wirken, zu einer charismatischen Gruppe verschmelzen. Das soziale Zwischenspiel der ungleichen Figuren wird hier immer wieder in den Fokus gerückt und so gewinnt ihr durch kurze Flashbacks immer wieder neue Einblicke in die Psyche einer einzelnen Figur. So erfahrt ihr in jedem Gespräch mehr über die Vergangenheit der einzelnen Charaktere, erkennt verdeckte Zusammenhänge und müsst an mancher Stelle sogar Partei ergreifen. Wenn auch die Gespräche maßgeblich relevant dafür sind, welche Weggabelungen ihr künftig einschlagt, zeigt sich erst in den folgenden Episoden, wie stark sich eure Entscheidungen wirklich auswirken.

Selbstredend erwarten euch auch einzelne Erkundungspassagen, sobald ihr auf dem fremden Planeten gelandet seid. Im Kern geht es bei den Rätseln darum, einzelne Areale nach wichtigen Items abzusuchen, die für den weiteren Spielverlauf relevant sind. So könnt ihr mit euren Düsenstiefeln blitzartig zwischen den Ebenen wechseln oder mit einem Zeitblasen-Detektivmodus vergangene Ereignisse nachvollziehen und für euch nutzen. Wenn auch die Inszenierung von „Guardians of the Galaxy: The Telltale Series“ durchaus stimmungsvoll ausfällt, fehlt es dem Game doch an jeder Ecke an kreativen Ideen. Insbesondere die Wirkung eurer Handlungen hält sich zumindest im ersten Teil stark in Grenzen und nimmt dem Spiel damit einiges an Komplexität. So ist es irrelevant ob ihr euch für Abzweigung A oder B entscheidet. Das Ergebnis bleibt dasselbe, nur mit anderen Dialogen und Optionen. Auch die sehr früh gesetzte Schlacht fällt mehr als müde aus und verlangt lediglich, dass ihr in Dauerschleife punktgenau einen Knopf drückt. Eine ausgefeilte Kampftaktik sucht man hier vergebens, sodass der Tiefpunkt an Anspruch schnell erreicht ist.

Balance: Anspruch sucht man hier vergebens

Überhaupt wird der Schwierigkeitsgrad selbst absolute Neulinge in dem Genre nicht überfordern, sondern lädt immer wieder dazu ein, sich entspannt zurückzulehnen. Sämtliche Rätsel erhöhen zwar den Spielumfang, sind aber so ausgelegt, dass dem Spieler die relevanten Gegenstände und Areale sprichwörtlich auf dem Präsentierteller serviert werden.

Steuerung: Wenn selbst ruhige Erkundungspassagen an der Frustgrenze kitzeln

Dafür bringt euch die wenig intuitive Steuerung regelmäßig zum Verzweifeln und macht vor allem Erkundungspassagen zum reinsten Aggressionstraining. Die sperrige Kameraführung tut ihr Übriges und macht es immer wieder unmöglich, einen vollumfassenden Überblick über das Gesamtgeschehen zu behalten.

Überholte Grafik – stimmungsvoller Groove

Optisch fängt „Guardians of the Galaxy: The Telltale Series“ das Gefühl des Marvel-Universums zwar gekonnt ein, dennoch wirkt der Grafikstil deutlich überholt. Sämtliche Animationen sind hakelig und vor allem die Umgebungsgrafiken lassen immer wieder an Lebendigkeit und Details vermissen.

Soundtechnisch dreht das Game dafür voll auf und macht die optische Präsentation zumindest ein Stück weit wieder wett. So verleitet der 70er-Jahre-Soundtrack immer wieder zum Mitwippen und der intensive Groove erzeugt einen ganz besonderen Charme. Auch die englischen Sprecher leisten ganze Arbeit und sprühen nur so vor Wortwitz. Allesamt sind gut ausgewählt und hauchen jeder Figur ihre ganz eigene Persönlichkeit ein.

Fazit: Seichte Unterhaltung mit einfallslosem Gameplay

Telltale Games besinnt sich auch diesmal auf seine typischen Kernpunkte und setzt auf witzige Dialoge, interessante Charaktere und eine stimmungsvolle Musikkomposition.

Trotz unterhaltsamer Mini-Rätsel und Quick Time Events rangiert das Game lediglich im bescheidenen Mittelfeld und lässt vor allem ein ausgefeiltes Gameplay und fordernde Kampfpassagen vermissen. Auch die Tragweite einzelner Entscheidungen wird vorerst unklar bleiben.

Nichts desto trotz weiß der Auftakt zu unterhalten und macht dank des geschickten Cliffhangers Lust auf den nächsten Teil. Es bleibt abzuwarten, ob Telltame Games aus alten Fehlern lernt und sein Game nochmal aufpoliert.

Pro
Contra
Story
90%
+ Game fungiert gleichzeitig als interaktiver Film
+ ausführliche Dialoge und Flashbacks eröffnen immer neue Hintergründe über die Charaktere
Gameplay
70%
+ Mix aus Kampf-, Erkundungs- und Rätselpassagen
+ gute Einbindung von Spezialfähigkeiten
– stupide Kämpfe
– Wirkung der getroffenen Entscheidungen ist zweifelhaft
– wenig kreative Ideen
Balance
65%
– anspruchslose Rätsel
Steuerung
65%
– wenig intuitive Steuerung
– sperrige Kameraführung
Grafik & Sound
70%
+ liebevolle Zeichnung der Charaktere
+ stimmungsvoller Sound
– überholte Grafik
– keine deutsche Sprachausgabe

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