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„Mass Effect: Andromeda“ im Test – Kann der Neubeginn überzeugen?

Fünf Jahre mussten Games-Enthusiasten sich gedulden, bis Bioware ihre Erfolgsserie fortsetzte und die Pforten zur Galaxie ein erneutes Mal eröffnete. Mit dem Release von „Mass Effect: Andromeda“ hat die Spieleschmiede große Erwartungen geschürt, schließlich ist es kein Leichtes, die Fußtapfen des Vorgängers würdig zu füllen. Denn mit dem Game sollte ein Neuanfang geschaffen werden, der nicht nur mit neuen Charakteren und Feinbildern, sondern mit einem ganzen Universum unentdeckter Welten lockt. Ob der Coup gelingt und ihr euch schwerelos in den Weiten des Sci-Fi-Abenteuers verlieren könnt, erfahrt ihr in unserem Test.

Story: Der Traum einer fernen, heilen Welt

Das Jahr 2819 ist angebrochen und damit eine neue Ära. Ihr seid einer von 20.000 Menschen, die an Bord der Arche Hyperion die Andromeda-Galaxie ansteuern, um dort eine neue, eine bessere Heimat zu finden. Doch der Traum der friedlichen Idylle wird im Keim erstickt, als euch die sogenannten Kett in Empfang nehmen und sich euch mit ihren Soldaten unweigerlich in den Weg stellen. Nun liegt das Kommando und der Erhalt eurer Kolonisten allein in eurer Hand. Gemeinsam mit eurer Crew erkundet ihr fremde Planeten, untersucht nie gesehene Gefilde und setzt euch alienartigen Widersachern in den Weg, die nur mit der richtigen Strategie zu bekämpfen sind.

Gameplay: Tiefgründig, abwechslungsreich, episch

Wie auch die Vorgänger entfaltet auch „Mass Effect: Andromeda“ maßgeblich durch eine packend inszenierte Geschichte, die das Gefühl des Aufbruchs nicht besser transportieren könnte. Zwar erwartet euch keine offene klassische Openworld, dennoch könnt ihr ihr ganz nach eurem Gusto einen Planeten nach dem anderen erkunden, um ein adäquates Zuhause für euer Volk zu finden. Überhaupt ist der Umfang von Andromeda nahezu gigantisch, was vor allem an der überwältigenden Fülle an Missionen liegt, die ihr dank eines praktischen Journals jedoch immer gut im Blick habt.

Während allein die Hauptquest Stoff für bis zu 40 Spielstunden bietet, kann dieser Wert schonmal locker verdoppelt werden, sofern ihr die sekundären Erzählstränge samt aller Dialoge vollends auskostet. Sämtliche Sidequests sind auf spannende Weise in die Haupthandlung verankert und erzählen alle für sich eine fesselnde kleine Geschichte. Was auf den ersten Blick als einfache Sammel-Quest beginnt, mündet im nächsten Moment in einen kleinen Krimi, indem ihr euch beispielsweise der Aufklärung eines perfiden Mordfalls widmen müsst. Aber auch an anderer Stelle gilt es, politische Intrigen in den Führungsriegen zu unterbinden, freundschaftliche Verhältnisse mit neuen Völkern zu festigen oder sich in die tiefen Sümpfe des Drogenhandels zu begeben.

Ein besonderes Kernstück sind auch in diesem Teil wieder einmal die explosiven Feuergefechte, die bis ins letzte Detail dynamisch und actionreich inszeniert sind. Habt ihr einzelne Wellen an Gegnern ausgeschaltet, dürft ihr die feindliche Basis in Augenschein nehmen und komplexe Computersysteme für eure Zwecke nutzen. Bis zu vier Waffenslots lassen sich mit einer beliebigen Kombination aus Pistolen, Schrotflinten und Sturmgewehren füllen, mit denen sich eure Gegner in gewohnter Manier ins Nirvana befördern lassen. Wer hoch hinaus will, nutzt einfach einen zuschaltbaren Jetpack und attackiert seine Feinde aus luftiger Höhe.

Möchtet ihr es etwas ruhiger angehen, dann findet ihr in dem ausgefeilten Craftingsystem eine willkommene Dauerbeschäftigung. Mittels gesammelter Rohstoffe und Entwürfe lassen sich neue Waffen oder Gegenstände im Handumdrehen fertigen und so eure Rüstung stetig verbessern. Sollte euer Inventar zwischenzeitlich aus allen Nähten platzen, könnt ihr sämtliche Materialien und Waffen problemlos bei verschiedenen Händlern gegen Bares eintauschen.

Mit jeder siegreichen Schlacht, erfolgreichen Erkundungstour sowie dem Absolvieren einer Nebenmission heimst ihr wertvolle Erfahrungspunkte ein, die euch stetig im Level aufsteigen lassen. Diese Erfahrungspunkte könnt ihr in den drei Bereiche Kampf, Biotik und Tech verwenden und dort insgesamt 23 aktive sowie 13 passive Eigenschaften freischalten, um euer Skillset kontinuierlich auszubauen.

An jeder Stelle lebt Game konsequent den Charakter der Andromeda-Galaxie vollends aus. Anders lässt sich die schier unendliche Vielfalt außerirdischer Schönheit nicht beschreiben. So begebt ihr euch durch Weiten einer Eis- und Sandwüste, erkundet blühende Landschaften, durchquert majestätische Höhlen oder findet euch in einem azurblauen Dschungel wieder. Doch nicht nur die exotische Flora und die wunderschönen Lichtspiele sorgen für eine fantastische Atmosphäre. Auch die steten Umwelteinflüsse und die nicht immer friedliebende Tierwelt der unterschiedlichen Planeten fängt die faszinierende Fremdartigkeit beispiellos ein.

Bevor ihr euch auf die Reise durch die Galaxie begebt, legt ihr zunächst Aussehen, Geschlecht sowie die Hintergrundgeschichte eures Wunschcharakters fest. Wirken sämtliche Figuren anfangs noch klischeebeladen und flach, entfaltet das Spiel insbesondere hinsichtlich des Charakterdesigns zunehmend seine Stärken. So sind es eure sechs Begleiter, die immer wieder im Zentrum spannender Missionen stehen und im Laufe des Games ihre ganz eigene Geschichte entwickeln.

Balance: Von humaner Erkundungstour bis zu beinharten Feuergefechten

In Sachen Schwierigkeitsgrad bedient „Mass Effect: Andromeda“ die gesamte Palette an Spielertypen. So werden absolute Anfänger in dem leichtesten Level beinahe zaghaft an das Spiel herangeführt, ohne dabei an knackigen Herausforderungen zu scheitern. Ganz anders sieht es in dem Modus „Wahnsinn“ aus, indem ihr euch schier endlosen Schusswechseln mit dem Gegner stellen müsst.

Steuerung: Ein nicht immer vorteilhaftes Deckungssystem

Neben einer noch präziseren Steuerung punktet „Mass Effect: Andromeda“ mit einem neuartigen, automatischen Deckungssystem. Zwar fühlt sich dieses durchaus flüssiger und weniger starr an, zeigt aber besonders in Kampfpassagen immer wieder seine Tücken. So reagiert es oftmals nicht im richtigen Moment, sodass euer Protagonist immer wieder ungewollt feindliche Treffer einstecken muss.

Grafik und Sound: Vielfältiges Leveldesign – starre Mimik

Optisch überzeugt „Mass Effect: Andromeda“ vor allem durch das vielfältige Leveldesign, das von farbenfroher Flora und Fauna bis hin zu detailverliebten Bauwerken reicht. Ein deutlicher Wermutstropfen ist an dieser Stelle jedoch die beinahe starre Animation der Charaktere. So stehen den tiefgreifenden Dialogen unpassend maskenhafte Figuren gegenüber, die durch den Mangel an Details zeitweise wie eingefroren wirken.

Im Gegensatz zu der stimmungsvollen Hintergrundbeschallung, entpuppt sich auch die deutsche Synchro als immer wieder holprig und nimmt dem Spiel einiges an Atmosphäre.

Fazit: Ein ganzes Universum an Kämpfen, Missionen und Geschichten

Mit „Mass Effect: Andromeda“ hat Bioware ein beeindruckendes Action-RPG geschaffen, das endlose Nebenmissionen und ein dynamisches Gameplay gekonnt miteinander verzahnt. Die Kombination aus Kampf-, Erforschungs- und Craftingelementen erzeugt eine unvergleichliche Vielfältigkeit und liefert begeisterten Spielern eine abwechslungsreiche Dauerbeschäftigung.

Trotz offensichtlicher Mängel hinsichtlich Grafik und Vertonung zeigt sich „Mass Effect: Andromeda“ als eines der umfangreichsten Games seines Genres und schenkt dem Spieler immer wieder faszinierende Einblicke in das beispielgebende Andromeda-Universum.

Das Game ist zweifellos würdiger Nachfolger und Neubeginn zugleich und lädt euch einmal mehr dazu ein, euch in Fernen Welten zu verlieren.

Pro
Contra
Story
90%
+ episches Setting
+ tief ausgearbeitete Nebenmissionen
+ sinnvolle Verzahnung aller Quests in die Hauptmission
+ tiefgehende Charakterentwicklung
Gameplay
90%
+ episches Setting
+ beeindruckende, authentische Welten
+ actionreiche Kampfpassagen
+ sehr umfangreich
Balance
90%
+ verschiedene Schwierigkeitslevel für jeden Spielertypen
Steuerung
80%
+ flüssige Steuerung – Deckungssystem reagiert teils mit Verzögerung
Grafik & Sound
75%
+ stimmungsvolles Leveldesign – eingefrorene Mimik der Figuren
– deutsche Synchro teilweise nicht gut umgesetzt

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