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„NieR: Automata“ im Test – Können Maschinen menschlich sein?

Mit „NieR“ lieferte Square Enix 2010 ein postapokalyptisches Game mit einer beklemmend-düsteren Atmosphäre, das seinerzeit von der Zockergemeinde jedoch eher mit mäßigem Beifall aufgenommen wurde.

Nun legte der Herausgeber am 23. Februar 2017 nach und schickt die anmutige Androidin mit „NieR: Automata“ erneut in die Startlöcher. Was die stahlharte Kämpferin in der Zukunft wohl erwartet und mit welchen essenziellen Fragen ihr konfrontiert werdet, erfahrt ihr in unserem Test.

Story: Das Schicksal der Erde liegt in den Händen einer mutigen Androidin

Die Handlung setzt in einer fernen Zukunft an. In einem finsteren Endzeitszenario haben monströse Maschinenwesen die Herrschaft der Erde an sich gerissen und die Menschheit beinahe vollends ausgerottet. Einige Überlebende konnten in letzter Sekunde auf den Mond flüchten und haben sich der Gründung einer mächtigen Armee gewidmet. Die YoRHa-Androide werden in eine epische Schlacht geschickt, um den Maschinen endgültig den Gar auszumachen. Allen voran die schöne Androidin YoRHa 2B, die sich als unerbittliche Tötungsmaschinerie erweist und die Erde von der Gegnerschar befreien soll. An ihrer Seite kreist stets ein kleiner tapferer Kampfroboter, der in epischen Schlachten ganze Arbeit leistet. Doch schon bald merkt ihr, dass nicht jede Maschine böse Absichten hegt und in manchem Roboter sogar ein beinahe menschliches Herz schlagen könnte.

Gameplay: Vielfältige Charakterentwicklung und rasante Kampfsequenzen

„NieR: Automata“ zeigt sich als gelungene Kombination aus Action- und Rollenspiel und punktet mit einer ausgewogenen Balance aus Erkundungs- und Kampfsequenzen. Überhaupt gibt es an jeder Ecke etwas zu entdecken, sodass bereits ein einzelner Spieldurchgang bis zu fünfzehn Spielstunden in Anspruch nehmen kann.

Habt ihr das Spiel einmal vollendet, schaltet ihr automatisch weitere Abschnitte frei, welche euch immer neue Einblicke hinter dem erzählerischen Gesamtkonstrukt offenbaren. Ganze fünf verschiedene Enden könnt ihr erspielen und knackt dabei schnell mal die 40-Stunden-Marke.

Das Herzstück von „NieR: Automata“ ist auch in diesem Teil eine Kombination aus Nah- und Fernkampf, in dem ihr euch mit einem ganzen Arsenal an aufrüstbaren Waffen beweisen könnt. Sämtliche Animationen laufen angenehm flüssig und machen jede einzelne Spielminute zu einem adrenalinreichen Actionerlebnis.

Überhaupt bewegt sich eure Spielheldin mit einem rasanten Tempo durch die verschiedenen Schauplätze und verteilt in unvergleichbarer Eleganz tödliche Tritte und Waffenhiebe. Mehr als über dreißig Waffen lassen sich zu abwechslungsreichen 2er-Sets kombinieren, die jedem Gegnertypus Herr werden. So stehen euch Schwerter verschiedener Größen, eiserne Wurfgeschosse und viele weitere explosive Waffen zur Verfügung. Zudem könnt ihr regelmäßig den Boden mit schweren Attacken und geschickten Konterangriffen zum Beben bringen. An eurer Seite kämpft zudem der mutige Pod, ein schwebender, kleiner Roboter, der euch im Kampf mit einem Projektil-Dauerfeuer unterstützt.

Auf eurer Reise begegnen euch Blech-Roboter jeder Form und Größe, die euch gerne mal in wilden Gefechten um die Ohren fliegen. Ein besonderes Highlight sind die herausfordernden Endbosse, die zum Teil überdimensionale Ausmasse annehmen und stets eine andere Kampfstrategie erfordern.

Doch nicht nur an ungewöhnlichen Kampftechniken, sondern auch an vielseitigen Möglichkeiten der Fähigkeitenentwicklung dürft ihr euch bedienen. So verfügt eure Androidin über einen festgelegten Speicher, der mit kleinen Microchips befüllt werden kann, die ihr entweder auf eurem Abenteuer erbeuten oder gegen Bares erwerben könnt. So verschaffen euch die wertvollen kleinen Chips zusätzliches Tempo, stärken eure Abwehrkraft, steigern eure Lebensenergie oder verbessern eure Nah- und Fernangriffe.

In Sachen Leveldesign punktet „NieR:Automata“ mit einer post-apokalyptischen Welt, die das wüste Endzeitfeeling nicht besser einfangen könnte. So führt euch euer Weg durch ausgestorbene Straßenschluchten, endlose Wüstenlandschaften oder düstere Katakomben.

Neben zahleichen Gegnern werdet ihr jedoch auch immer wieder mit durchaus friedliebenden Maschinen konfrontiert und könnt euch in spannenden Nebenmissionen ordentlich austoben. Dabei wird das Game sowohl von der Story als auch von ihren verschiedenen Enden getragen, die euch immer wieder zum Nachdenken anregen. Denn im Laufe des Spiels wird immer deutlicher, dass die Roboter weit mehr sind als eine Sammlung aus Metall und Schaltkreisen, sondern über ein ganz eigenes Bewusstsein und menschliche Gefühle verfügen.

Grafik und Sound: Flüssige Animationen, kontrastarme Grafik

Optisch verzichtet „NieR: Automata“ auf große Farbexplosionen, sondern setzt stattdessen auf einen leicht verwaschenen Look. So kommt die postapokalyptische Atmosphäre dank der vornehmlich braunen und grauen Farbnuancen zwar bestens zur Geltung, lässt das Universum rund um „NieR: Automata“ jedoch schnell steril und kontrastarm wirken.

Dennoch machen vor allem die rasanten Moves der Protagonistin alles wieder wett und das Game läuft technisch immer wieder zur Höchstform auf und mündet in ein Spektakel aus Explosionen und Feuergefechten.

Untermalt wird die optische Präsentation durch einen phänomenalen Soundtrack, der die Emotionen in jeder Situation gekonnt einfängt. Während ruhige Sequenzen durch beinahe mystischen Melodien begleitet werden, entladen sich actiongeladene Bosskämpfe in einem nahezu akustischen Feuerwerk aus bombastischem Sound.

Balance: Selbst stahlharte Androiden werden hier zu Fall gebracht

In Sachen Balance setzt „NieR: Automata“ an mehreren Schrauben an und bedient sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene. So finden vor allem Pros eine willkommene Herausforderung in den frei wählbaren höheren Schwierigkeitsgraden, in der sich die Gegnerscharen gerne mal als unbeugsam erweisen und erst nach gefühlten Stunden zu einem Schrotthaufen zerfallen.

Wer davon noch nicht genug hat, wird in dem Level „Extrem“ seinen Meister finden. Wer hier einen feindlichen Treffer kassiert, dem winkt unmittelbar der „Game Over-Bildschirm“.

Steuerung: Nicht nur die Spielheldin muss akrobatische Kunststücke vollführen

Die Bedienung ist zwar gut umgesetzt, erfordert aber eine gewisse Eingewöhnung, um die volle Vielfalt an Möglichkeiten auszukosten. So machen die unterschiedlichen Attacken und Manöver wahnsinnig viel Spaß, erfordern aber einiges an Fingerakrobatik, um im richtigen Moment auch die passende Bewegung zu vollziehen.

Fazit: Mehr als nur Actiongeballer- Ein Game, das zum Nachdenken anregt

Mit „NieR: Automata“ hat Square Enix ein tiefgründiges Spielerlebnis geschaffen, das mit einem ausgefeilten Kampfsystem und vielfältigen Customization-Möglichkeiten überzeugen kann. Und wenn auch die etwas eintönige und blasse Optik nicht jeden Spieler begeistern dürfte, sind es doch vor allem die zahlreichen Nebenmissionen und Charaktere, die das Game wieder in das richtige Licht rücken.

Auch die Story zeigt Tiefgang und wird mit einer interessanten Spielheldin und mehreren alternative Enden gekonnt abgerundet, die dem Spieler ohne Zweifel einen hohen Wiederspielwert garantieren.

Pro
Contra
Story
100%
+ stimmungsvolles Endzeitszenaria
+ tiefgründige Story
+ verschiedene Enden
Gameplay
90%
+ dynamische Nah-und Fernkampfsequenzen
+ vielfältige Waffensets
+ komplexe Fähigkeitenerweiterung
+ flüssige Animationen
+ vielfältige Charaktere
+ herausfordernde Bosskämpfe
– überschaubare Gegnertypen
Balance
90%
+ verschiedene Schwierigkeitsgrade
Steuerung
80%
+ vielfältige Moves – teils sehr umfangreiche Steuerung
Grafik & Sound
80%
+ verwaschener Touch transportiert gekonnt postapokalyptische Atmosphäre
+ abwechslungsreicher Soundtrack
– teils kontrastarme Grafik

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