Spiele für PC & Konsole

„The Surge“ im Test – Lasst die Roboterbeine fliegen!

Fans knallharter Action-Rollenspiele sitzen seit geraumer Zeit ungewollt auf dem Trockenen und sehnen sich nach neuem blutigen Spielfutter. Nun dürfen sich Games-Enthusiasten mit „The Surge“ von Deck13 endlich über knüppelharten Nachschub freuen, der mit massig Kämpfen und einem unterhaltsamen Craftingsystem aufwartet. Ob das kryptisch-futuristische Szenario samt packender Action-Dystopie überzeugen kann, erfahrt ihr in unserem Test.

Story: Wenn zukunftsweisende Forschung seinen Preis hat

In The Surge schlüpft ihr in die Rolle des heldenhaften Rollstuhlfahrers Warren, der seinen ersten Tag bei dem Großkonzern Creo antritt, der die Welt mittels zukunftsweisender Forschungsprojekte vor einer drohenden Umweltkatastrophe bewahren möchte. Gleich zu Beginn erhält Warren in einer sehr unsanften Operation einen Exoskelett verpasst und kann dank diesem nicht nur wieder laufen, sondern erhält auch ganz neue Fähigkeiten.

Doch es kommt anders als gedacht. Nach der OP erwacht Warren in einer veränderten Welt, die von einer Katastrophe gezeichnet ist. Ganze Areale des Konzerns liegen in Schutt und Asche, Anlagen stehen in Flammen und sämtliche Menschen sind wie vom Erdboden verschwunden. Stattdessen streifen mächtige Maschinenwesen und Kampfroboter durch die Flure, die Warren als Eindringling ansehen und ihn unvermittelt attackieren. Ausgestattet mit einem Metallprügel, ist es nun an Warren, sich einen Weg durch den labyrinthartigen Firmenkomplex zu bahnen und der Wahrheit auf den Grund zu gehen.

Gameplay: Treffsicherheit ist alles

In The Surge findet ihr euch in einem dystopischen Science-Fiction-Setting wieder, in dem ihr Warren aus der Schulterperspektive durch die verschachtelten Level steuert. Kämpferisch kommt das Game mit einem eher gängigen Standard-Repertoire seines Genres daher, punktet aber mit interessanten Ansätzen. Grundsätzlich bezwingt ihr Gegner in typischer Hack’n’Steal-Manier, die sich vor allem in dem speziellen Finishing Move besonders widerspiegelt. So nehmt ihr eure Feinde genau ins Visier, inspiziert einzelne Körperpartien eures Gegenübers, um diese mit treffsicheren Schlägen abzutrennen und so wertvolle Waffen und Blaupausen für Rüstungen zu ergattern. Hierbei stehen euch horizontale und vertikale Attacken zur Verfügung, die durch längeres Halten der Tasten aufgeladen werden können und so noch kraftvoller ausfallen.

Eine angenehme Tiefe erhalten die Kämpfe vor allem durch vielseitige Waffen, die euch immer neue Kombinationsmöglichkeiten sowie einen individualisierten Spielstil erlauben. So haltet ihr eure Gegner mit Stabwaffen auf Distanz, setzt sie mittels Elektroschocker unter Strom oder nutzt Schwerter und Lanzen als gefährliche Schneidemaschinen. Jede Waffengattung besitzt ihre ganz eigenen Vorzüge und wappnet euch perfekt für das Schlachtfeld. Überhaupt ist es durchweg ratsam, zeitnah mit Attacken und Kontern zu reagieren, da die Gegner gerne mal in dunklen Ecken lauern, sich leise anschleichen oder einen Angriff aus dem Hinterhalt starten.

Als besonders knackige Nuss erweisen sich die beeindruckend inszenierten Bosskämpfe, die nicht nur spektakulär ausfallen, sondern euch eine ganze Riege überdimensionierter und imposanter Brocken servieren. So stellt ihr euch gigantischen Robotern, die mit scheppernden Werkzeugen auf euch zukreisen, weicht unkontrollierten Maschinen aus oder visiert Gegner an, die aus der Luft mit ihren Fangarmen nach euch greifen.

Trotz interessanter Charakterentwicklung lässt das Questdesign zu wünschen übrig

Werft stets einen Blick auf Warrens Ausdaueranzeige sowie die dazugehörige Energieleiste, die nicht nur eure Gesundheit widerspiegelt, sondern den Kämpfen auch eine taktische Note verleiht. Denn mit der ausreichenden Energie könnt ihr bestimmte Implantate einsetzen, die die Kernleistung von Warrens Exoskelett erhöhen und euch interessante Spezialfähigkeiten schenken. So könnt ihr eure Lebenspunkte nachhaltig auffüllen, Warren Angriffskraft pushen oder etwa seine Ausdauer im Kampf optimieren. Sämtliche Areale sind abwechslungsreich gestaltet und versprühen durch die Kombination aus Schrott und Stahl eine kalt-düstere Stimmung. Ihr durchforstet Biolabore, schleicht durch riesige verlassene Hallen, erkundet verzweigte Gänge oder besucht lichtdurchflutete Gewächshäuser. Und wenn auch die verschachtelten Level mit einer eindrucksvollen Architektur punkten, glänzt das Questdesign mit nur wenig Ideenvielfalt. Auch die Story dümpelt eher leise vor sich hin und interessante Dialoge sind nur selten im Laufe des Geschehens vorzufinden.

Balance: Knallhart und dennoch fair

Wenn auch The Surge mit nur einem knallharten Schwierigkeitsgrad auskommt, wird es doch zu keinem Zeitpunkt unfair. Genre-Profis werden dank der hohen Ansprüche voll auf ihre Kosten kommen und sich schweißtriefend durch die Gegnermassen zocken. Einsteiger der Serie werden jedoch viel Geduld aufbringen müssen, um die ersten Stunden mit Erfolg zu überstehen und sich in den knallharten Bosskämpfen zu bewähren. Eine weitere knackige Hürde ist das Sterbesystem. Wer hier das zeitliche segnet, der startet beim Levelanfang nochmal neu. Freie Speichermöglichkeiten bietet das Game euch nicht an. Dennoch funktioniert genau dieses Spielkonzept auf ganzer Linie und verleitet einmal mehr dazu, die Gegner mit viel Geschick und Beobachtungsgabe zu analysieren.

Steuerung: Präzise und stimmig

In Sachen Steuerung lassen sich mit Maus und Tastatur sämtliche Gegner haargenau anvisieren und auch die Tasten lassen sich größtenteils frei belegen. So leitet ihr eure Spielfigur immer wieder galant durch das Spiel und könnt euch in stimmigen Gefechten richtig austoben.

Grafik und Sound: Ein dreckig-kaltes Flair, das so manche KI-Aussetzer ausmerzt

Optisch bewegt sich The Surge im guten Mittelfeld und besticht mit detailreichen Umgebungen, die das apokalyptische Flair in jeder Sekunde bestens einfangen. Scharfe Texturen, stimmungsvolle Licht- und Schatteneffekten sowie weiche Animationen trösten dabei auch über so manch kleinere KI-Aussetzer hinweg. Einen willkommen angenehmen Kontrast zu dem dreckig brutalen Setting liefert die ruhige Klaviermusik, die die einzelnen Passagen beinahe mysteriös untermalt.

Fazit: Ein gnadenloses Action-Rollenspiel, das mit seinem ganz eigenen Charme besticht

The Surge ist zweifelsohne ein düsteres und dreckig gutes Action-Rollenspiel, das Zocker mit seinem ganz eigenen Charme anzieht. Ein starkes Kampfsystem und vielfältige Möglichkeiten der Charakter-Entwicklung sind gekonnt mit dem Science-Fiction-Universum verzahnt und vereinen sich zum Kernelement des Games. Leider wird das Potenzial der Charakterzeichnung samt dem Questdesign nicht vollends ausgeschöpft und auch die Gegnertypen glänzen nicht gerade mit Variantenvielfalt. Dafür darf der Spieler sich über ein forderndes Gameplay freuen und sich in knapp vierzig Stunden um die Wette prügeln, solange er so manche Frusteinlage verschmerzen kann.

Pro
Contra
Story
75%
+ postapokalyptisches Flair
+ Hintergrundstory wird nach und nach aufgeklärt
– wenig spannende Dialoge
Gameplay
70%
+ interessante Ansätze im Kampfstil
+ vielfältige Charakterentwicklung
+ knackige Bosskämpfe
+ abwechslungsreiche Level
– Potenziale in Sachen Kampfmechanik werden nicht gänzlich ausgeschöpft
– wenig kreatives Questdesign
Balance
70%
+ anspruchsvolles, aber faires Gameplay – lediglich ein Schwierigkeitsgrad
– kein freies Speichern möglich
Steuerung
85%
+ präzise Steuerung
+ freie Tastenbelegung
Grafik & Sound
85%
+ scharfe Texturen
+ detailreiche Umgebung
+ flüssige Animationen
+ stimmungsvolle musikalische Untermalung
– einzelne KI-Aussetzer
– teils sperrige Kameraführung

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"