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Anycubic Kobra 2 Pro: 3D-Drucker im rasenden Tempo

Nachdem es schon von Anycubics 3D-Drucker „Kobra“ mehrere Varianten gab, wird auch der neue Kobra 2 in verschiedenen Abwandlungen auf den Markt kommen. Zu den jüngsten Neuzugängen gehört dabei der Kobra 2 Pro. Dieser setzt auf denselben Grundaufbau, soll aber eine deutlich höhere Geschwindigkeit unterstützen. Während der Kobra 2 bis maximal 300 mm/s spezifiziert und für einen Betrieb mit 200 mm/s ausgelegt ist, sollen beim Kobra 2 Pro sogar bis zu 500 mm/s erlaubt sein – und 300 mm/s sind empfohlen.

Abseits der höheren Geschwindigkeit sind viele Elemente identisch, etwa der Druckraum und das Grundgerüst. Erneut sind zudem Features wie das automatische Levelling, ein Touchscreen und eine abnehmbare Druckplatte aus Federstahl mit dabei. Änderungen sind damit eher im Detail zu suchen, wie beispielsweise bei den Anschlüssen: Hier setzt der Kobra 2 Pro auf drei USB-A-Anschlüsse, wohingegen der Vorgänger mit einem USB-C-Port und einem microSD-Slot ausgestattet ist. Zudem bringt das Pro-Modell WLAN mit.

Anycubic verlangt für den Kobra 2 Pro zum Launch einen Preis von 280 Euro [Aktuell: $ 259,00 *]. Wie sich der 3D-Drucker für diesen Preis schlägt, und ob die Druckqualität bei der hohen Geschwindigkeit nicht doch leidet, klären wir im folgenden Test.

Technische Daten des Anycubic Kobra 2 Pro

Drucker-Technologie: FDM
Abmessungen (B x H x T): 435 x 486 x 463 mm
Druckraum (B x H x T): 220 x 250 x 220 mm
Schichtdicke: 0,05 – 0,3 mm
Düse: 4 mm
Maximaltemperatur: 260 °C (Extruder) / 110 °C (Heizplatte)
Druckgeschwindigkeit: 500 mm/s maximal, 300 mm/s empfohlen
Leveling: 25-Punkt, Induktiv / Automatisch
Material PLA, TPU, PETG, ABS
Slicing Software: GCode / Anycubic Slicer, Prusa Slicer, Cura
Anschlüsse / Anbindung: 3x USB + 1x USB (Kamera), WLAN
Steuerung: Touch-Screen
Gewicht: 8,4 kg
Preis (Aktuell): $ 259,00 * [Testzeitpunkt: 280 Euro]

Lieferumfang

  • Lieferung in fertigen Segmenten
  • Alles Notwendige ist dabei

Anycubic liefert den Kobra 2 Pro in einem schlichten Pappkarton. Darin befinden sich, von passenden Schaumstoffteilen umhüllt, die Einzelteile des 3D-Druckers. Die Basis und der Rahmen werden getrennt geliefert, Zusatzelemente wie das Display oder der Extruder sind ebenso nicht vormontiert.

Neben den Bauteilen des Druckers selbst, wird vom Hersteller noch zahlreiches Zubehör beigelegt. Dazu zählen unter anderem Maul- und Inbusschlüssel zur Montage, ein bisschen grünes Filament und eine Ersatzdüse, falls die ab Werk verbaute Düse abgenutzt ist. Damit hat man alles direkt parat, um mit dem Zusammenbau loszulegen.

Aufbau & Inbetriebnahme

  • Gute Anleitung
  • Leichter Aufbau
  • Simple Einrichtung

Die mitgelieferte Anleitung führt einen Schritt für Schritt durch den Aufbauprozess. Zunächst wird der Rahmen mit der Z-Achse mit der Basis verschraubt und anschließend die Druckplatte aufgesetzt. Als Nächstes werden der Extruder, das Display und der Filamentsensor verschraubt. Abschließend müssen dann nur noch der Spulenhalter seitlich eingesetzt und alle Bauteile, beispielsweise die Schrittmotoren, angeschlossen werden. Dazu hat Anycubic die Kabel mit passenden Markern versehen, hier kann also kaum etwas schiefgehen.

Nach dem Aufbau kann man die Zahnriemen für die X- und Y-Achse noch durch die vorgesehenen Drehknöpfe nachspannen oder lockern, in unserem Fall war das aber gar nicht nötig. Zur Einrichtung verbleibt damit nur noch die Software, die einen Schritt für Schritt durch den Prozess führt. Währenddessen wird der Drucker automatisch gelevelt, das Filament eingesetzt und ein Resonanztest durchgeführt. Dabei steuert der Drucker alle Motoren mit verschiedenen, extremen Befehlen an, um Vibrationen zu ermitteln und diese künftig zu kompensieren. Das soll laut Anycubic die Qualität beim Drucken mit hoher Geschwindigkeit verbessern.

Wer genügend Platz für das Auspacken und Aufbau hat, der kommt – wenn man sich Zeit lässt – in einer guten Stunde durch. Der gesamte Einrichtungsprozess ist dabei gut dokumentiert und geht leicht von der Hand. Auch 3D-Druck-Anfänger dürften hier kein Problem haben.

Design & Verarbeitung

  • Stabile Konstruktion
  • Gute Verarbeitungsqualität

Der Kobra 2 Pro setzt auf einen typischen Prusa-Aufbau. Die Steuerungselektronik ist in der Basis untergebracht, darüber wird die Heizplatte mit Zahnriemen entlang einer Führungsschiene aus zwei Linearwellen bewegt. Die Z-Bewegung erfolgt durch zwei Gewindestangen, mit denen die gesamte X-Achse hochgehoben wird. Dort kommen dann, wie üblich, wieder Zahnriemen zum Einsatz. Diese bewegen den Druckkopf entlang einer weiteren Führungsschiene.

Interessanterweise setzt Anycubic dabei zwar auf eine PTFE-Röhre für das Filament, der Extruder sitzt aber trotzdem direkt hinter dem Druckkopf. Trotz der angepeilten, hohen Geschwindigkeiten, ist die Druckeinheit damit recht schwer. Die Achsen machen aber alle einen sehr stabilen Eindruck, sodass das kaum kritisch sein dürfte.

Auch allgemein ist die Materialwahl und Verarbeitungsqualität löblich. Der Kobra 2 Pro setzt an vielen Stellen auf Metall, und alle Metall- und Kunststoffteile sind sauber verarbeitet und stabil. Gerade angesichts des Preises lässt sich hier nichts kritisieren. Zudem hat Anycubic in unseren Augen auch optisch einen guten Ton getroffen, soweit das mit diesem Grundaufbau möglich ist.

Anbindung, Bedienung & Software

  • Einfache Menüführung
  • Druckdateien im internen Speicher
  • App-Support geplant

Die Bedienung des Kobra 2 Pro ist denkbar einfach: Für den Betrieb muss der 3D-Drucker mit Strom verbunden werden, dann kann man direkt loslegen. Über das bereitgestellte Menü stehen dabei diverse Optionen zur Verfügung, beispielsweise für die WLAN-Verbindung, und ein erneutes Auto-Leveling bzw. die Resonanzdetektion. Zudem stehen dort vergangene Druckdateien bereit, falls man etwas erneut drucken möchte.

Will man hingegen einen neuen Druck starten, geht das per USB-Stick. Diesen kann man einfach einstecken und dann über das Menü zur gewünschten Datei navigieren. Anycubic setzt dabei offenbar auf ein resistives Touch-Display, sodass man mit etwas Kraft agieren muss. Daran gewöhnt man sich aber recht schnell.

Sobald die gewünschte Datei ausgewählt ist, kopiert der 3D-Drucker diese in den internen Speicher – dafür sind dort 6,5 GB vorgesehen. Anschließend beginnt der Druckprozess, wobei man den USB-Stick direkt wieder entfernen und mit dem nächsten Modell versehen kann. Über das Menü stehen währenddessen zudem weitere Optionen zur Verfügung: Man kann etwa die Hotend- und Hotbed-Temperatur nachträglich anpassen oder den Druck pausieren.

Als Alternative zur Menüsteuerung soll es bis zum Jahresende außerdem noch eine App geben. Mit dieser sollen Nutzer Live die Daten ihres Druckers einsehen, Drucke starten und slicen können. Wer eine Kamera kauft und am Drucker montiert – dafür sind an der Oberseite zwei Gewindeeinsätze vorgesehen – soll Drucke so zudem überwachen und Zeitraffer erstellen können. Im Menü des Druckers sind die entsprechenden Punkte zur Verbindung auch schon angelegt, zumindest bislang gibt es die entsprechende App aber noch nicht im Play Store. Für die Bedienung ist man vorerst also auf das Menü am Gerät beschränkt, das aber ebenso die notwendigen Einstellungen anbietet und sich leicht bedienen lässt.

Praxis & Druckergebnisse

  • Mitgelieferte Profile nur bis 300 mm/s
  • Gute Qualität bei hoher Geschwindigkeit
  • Tadellose Bodenhaftung bei PLA, ABS braucht viel Bodenkontakt

Bei der Verarbeitungsqualität und der Bedienung konnte uns Anycubics Neuzugang überzeugen, als wichtiger Punkt verbleibt aber natürlich noch die Praxis. Neben einem eigenen Slicer bietet Anycubic dafür, auf dem mitgelieferten USB-Stick, ein Profil für den bekannten PrusaSlicer an. Wer dieses lädt, bekommt vorkonfigurierte Profile für ABS, TPU, PETG und PLA.

Die für den Kobra 2 Pro versprochene Geschwindigkeit von 500 mm/s ist dabei leider in keinem der Profile enthalten. Stattdessen druckt PLA mit den als empfohlen angegebenen 300 mm/s, bei PETG gibt es 160 mm/s, bei ABS 150 mm/s und bei TPU 120 mm/s. Dass Anycubic mit 500 mm/s einen Höchstwert nennt, für den man ein eigenes Profil erstellen muss, ist dabei unverständlich. Denn auch die genannten Werte sind für den angestrebten Preisbereich durchaus beeindruckend – und der Unterschied zwischen 300 mm/s und 500 mm/s käme wohl ohnehin nur bei großen Modellen mit vielen geraden Linien nennenswert zum Tragen.

Im Praxiseinsatz konnte uns der Kobra 2 Pro mit PLA bei 300 mm/s voll überzeugen: Der Druckkopf rast förmlich über die Druckplatte und springt in einem gewaltigen Tempo hin und her. Die Konstruktion des Druckers ist für die wirkenden Beschleunigungen dabei stabil genug – nichts wackelt oder vibriert. Die hohen Beschleunigungen wirken aber natürlich auf den Drucker als Ganzes. Man sollte ihn deshalb unbedingt auf einer sehr stabilen Unterlage platzieren.

Im Test hatten wir mit PLA keinen einzigen Fehldruck, und trotz der hohen Geschwindigkeit sehen die meisten erzeugten Strukturen hervorragend aus. Kleinere Unsauberkeiten gibt es zwar gelegentlich, manche Modelle weisen etwa eine kleine „Naht“ auf. Angesichts der hohen Druckgeschwindigkeit und der ebenso nicht perfekten Konkurrenz kann man darüber aber problemfrei hinwegsehen.

Auch unsere Tests mit ABS meisterte der Kobra 2 Pro zumindest zufriedenstellend. An der grundsätzlichen Druckqualität gibt es hier erneut nichts zu beanstanden. Im Gegensatz zu PLA kann bei ABS aber die Bodenhaftung zum Problem werden.  Kühlen sich die unteren Teile des Modells ab, kann dieses manchmal abplatzen. Wer den Kobra 2 Pro für ABS einsetzen will, sollte deshalb idealerweise für eine wärmere Umgebung sorgen – beispielsweise mit einem Gehäuse. Wer nicht nur filigrane Bodenstrukturen als Verbindung hat, der bekommt aber auch ohne kein Problem – und kann zu guten Ergebnissen kommen.

Gefallen hat uns zuletzt außerdem auch die Wartung, denn diese ist quasi nicht notwendig. Der einzige Arbeitsschritt zwischen zwei Drucken ist das Entfernen der 3D-Modelle, das durch die mitgelieferte Druckplatte sehr leicht ist: Beim Biegen der Platte fallen die darauf befindlichen Drucke einfach ab. Gut funktioniert hat zudem das tadellos arbeitende Auto-Leveling und der Filamentsensor. Sobald das Filament leer war, wurde der Druck automatisch pausiert. Nach dem Austauschen konnte er problemfrei wieder gestartet werden.

Fazit

Für einen Startpreis von 280 Euro hat Anycubic mit dem Kobra 2 Pro einen 3D-Drucker auf den Markt gebracht, der sich durch seine besonders hohe Druckgeschwindigkeit auszeichnen soll. Und auch wenn ab Werk kein Profil für die als maximal genannten 500 mm/s mitgeliefert wird, so sind auch die gebotenen 300 mm/s beeindruckend. Der Kobra 2 Pro druckt in sehr hohem Tempo und erzielt dabei trotzdem eine gute Qualität. Lediglich wer viel mit ABS druckt, muss auf genügend Bodenhaftung achten. Bei PLA ist der Kobra 2 Pro hingegen absolut unkritisch und zudem sehr wartungsarm.

Gleichzeitig stimmen auch andere Punkte, etwa die Verarbeitungsqualität oder der einfache Aufbau. Die Bedienung über das Touch-Menü ist in unseren Augen ebenso gelungen. Wie sich die kommende Smartphone-Steuerung per App zeigt, bleibt abzuwarten.

Auch ohne diesen Zusatz ist der Kobra 2 Pro in unseren Augen aber ein gelungenes Produkt: Anycubic hat aus dem Prusa-Grundaufbau sehr viel herausgeholt. Zum aufgerufenen Preis von aktuell $ 259,00 * [Testzeitpunkt: 280 Euro] ist der 3D-Drucker damit eine Empfehlung wert.

Award

Anycubic Kobra 2 Pro

Benutzerfreundlichkeit
Montage
Lautstärke
Druckqualität
Preis-Leistungs-Verhältnis

90/100

Ein guter, wartungsarmer 3D-Drucker, der auch bei hoher Druckgeschwindigkeit gute Ergebnisse liefert.

Valentin

Durchgeknallter Vollzeitnerd

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J
JasonBC

Neues Mitglied

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Hi,
hat es jemand geschafft Octoprint mit dem Kobra Pro2 zu verbinden? - USB auf USB verbinden? - Der Pro2 hat ja nun andere USB Anschlüsse als z.B. der Anycubic "Mega S". Im Netz gibt es zum Kobra Pro 2 leider keine Anleitungen. Wohl zu neu.

Mein Octoprint meldet, dass keine serielle Verbindung möglich ist - auf allen 3 Ports.

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