Konsumerelektronik, Gadgets & Zubehör

Nuki Opener Combo im Test – wie gut funktioniert die smarte Türöffnung?

Auch Haustüren sind heute smart. Das bietet zunächst einmal den Vorteil, dass der Eintritt schlüssellos möglich wird, und den Nachteil, dass zum Eintreten ein aufgeladenes und nicht in einem Funkloch steckendes Smartphone benötigt wird. Führend in dieser Marktnische ist unter anderem das österreichische Unternehmen Nuki, das unterschiedliche Lösungen vertreibt. Zum Angebot des Unternehmens zählt auch ein Kombinationsprodukt, mit dem der Eintritt sowohl ins Haus als auch in die eigene Wohnung schlüssellos ermöglicht werden soll. Unter dem Namen Opener Combo werden ein smartes Türschloss, eine Bridge und ein automatischer Haustüröffner vertrieben. Was diese Kombination aus smarten Produkten zu leisten vermag, wie leicht sie installiert werden kann und wie sicher die Angelegenheit ist, haben wir getestet.

Lieferumfang und Montage

Im Lieferumfang sind – wie bereits erwähnt – drei Produkte enthalten: Neben dem Smart Lock, bestehend aus Türschloss und Bridge, ist ein Haustüröffner vorhanden. Da die Montage dieses Öffners ein wenig komplexer ist als die des Türschlosses, ist das enthaltene Zusatzmaterial umfangreicher als bei den nur für die Wohnungstür gedachten Nuki-Produkten: Zusätzlich zu den Produkten und passenden Batterien findet sich auch ein Schraubenschlüssel.

Die Montage des smarten Türschlosses gelang im Test problemlos. Es wird einfach bei steckendem Schlüssel von innen auf den bisherigen Schließzylinder montiert – das macht weniger Arbeit als das Ersetzen eines herkömmlichen Schließzylinders durch einen anderen herkömmlichen Schließzylinder. Nach wenigen Minuten ist dieser Schritt erledigt. Je nach Türschloss wird das Nuki Smart Lock 2.0 entweder angeschraubt oder geklebt. Bei uns konnten wir zum Glück (da Mietwohnung) kleben. Allerdings ist das mitgelieferte doppelseitige Klebeband leider nicht qualitativ überzeugend, denn nach gut zwei Wochen hat sich der Kleber bereits gelöst. Mit Tesa Powerbond hält das Gerät jetzt jedoch bombenfest.

Die Nuki Bridge muss lediglich in die Steckdose gesteckt werden, hier ist keine Montage notwendig.

Damit fängt der komplizierte Teil der Montage jedoch erst an: Der Haustüröffner muss mit der Gegensprech- bzw. Öffnungsanlage verbunden werden. Hierzu ist ein wenig technisches Know-how nötig. Mit dem Aufschrauben und Einstecken ist es bei diesem Schritt nämlich nicht getan: Auch mehrere Stromkabel müssen verbunden werden. Wie genau das funktioniert, ist von der zum Einsatz kommenden Gegensprech- bzw. Öffnungsanlage abhängig.

Ohne die Anleitung in der Nuki-App sollte kein Montageversuch unternommen werden, schließlich kann es im schlechtesten Falle zu Verletzungen sowie zum Ausfall der Öffnungsanlage kommen, was mehr als nur ein wenig ärgerlich wäre. Wir sind den in der App angezeigten Montageschritten also genauestens gefolgt – und mussten feststellen, dass die Arbeit durchaus anspruchsvoll ist. Die Anleitung war bei unserer Klingelanlage nicht sofort verständlich und könnte Laien durchaus überfordern. Außerdem sind die Kabel einer Klingelanlage sehr dünn und zumindest bei uns auch relativ kurz, wodurch die Montage erschwert wird. Außerdem muss für die vom Opener benötigte Kabelklemme zusätzlicher Platz vorhanden sein. Wir konnten die Bedientafel dadurch nur schwer wieder in die Wandhalterung einhängen. Hier sind also Feinmotorik und gute Augen gefordert. Schlussendlich haben wir es jedoch geschafft. In manchen Regionen bietet Nuki auch einen Installationsservice an, falls man sich das nicht selber zutraut.

Anschließend muss der Opener selbst, der nur mit einem Steckkabel mit der Klingelanlage verbunden ist, an der Wand angebracht werden. Prinzipiell ist das auf zwei Wegen möglich: Entweder er wird per Klebestreifen befestigt oder angeschraubt. Dieser abschließende Schritt gestaltet sich indes deutlich einfacher als die Verkabelung.

Design und Verarbeitung

Verarbeitet sind alle drei Teile des Sets einwandfrei. Lediglich der Kleber des Smart Locks könnte noch besser sein. Optisch sind alle drei Teile keine großen Highlights. Sie sind weitgehend unauffällig gehalten und fügen sich problemlos in die allermeisten Umgebungen ein. Der Opener ist ebenso wie die Bridge schwarz, während das smarte Türschloss neben schwarzen auch silberne Elemente enthält. Alle drei Teile sind relativ modern und ohne Auffälligkeiten gestaltet. Über LEDs wird immer der jeweilige Zustand angezeigt.

Funktionalität und Sicherheit

Das Ziel des Kombinationsprodukts ist simpel: Nutzerinnen und Nutzer sollen sowohl das Haus, in dem sie wohnen, als auch ihre Wohnung betreten können, ohne einen Schlüssel nutzen zu müssen. Bewerkstelligt werden soll das – das lässt sich bereits an der Art der Montage erkennen – durch einen Eingriff in den Schließ- bzw. Öffnungsmechanismus beider Türen, die diesem Ziel zunächst im Wege stehen. Während das Betreten der eigenen Wohnung relativ einfach ohne Schlüssel zu gestalten ist, da hier nur der Schließmechanismus der eigenen Tür, der völlig frei von den Nutzerinnen und Nutzern gestaltet werden kann, digitalisiert werden muss, stellt die Überwindung der Haustür eines Mehrparteienhauses ein größeres Problem dar: Hier kann nicht frei über die Art der Öffnung bestimmt und folglich nicht einfach das herkömmliche Schloss gegen ein solches mit digitaler Schnittstelle getauscht werden.

Das Prinzip des Openers ist nun jedoch nicht allzu komplex: Er soll, sind bestimmte Voraussetzungen erfüllt, die Haustür automatisch entriegeln, also den Druck auf den in der Wohnung angebrachten Türöffner übernehmen. Technisch bewerkstelligt wird das durch die Einbeziehung der Klingel sowie eines Smartphones. Nähert eine autorisierte Person sich, stellt das Gerät dies per Bluetooth fest: Da das Bluetoothsignal in aller Regel nicht vom Opener bis zur Haustür reicht, wird der Prozess über die Bridge ins WLAN verlagert; nun kann die App auf dem Smartphone per GPS und Internetverbindung melden, wenn sich der Smartphoneträger dem Haus nähert. Ist der Geofence-Modus aktiviert, reicht es dann aus die Klingel zu betätigen, und die Haustür wird automatisch geöffnet.

In unserem Test hat das leider nicht immer zuverlässig funktioniert. Getestet haben wir die Nuki-Produkte in Zusammenspiel mit einem Samsung Galaxy S20 Plus. Besonders Android-Smartphones scheinen ein Problem mit den Energiespareinstellungen zu haben, die selbst deaktiviert zu restriktiv für Nuki sind. Dadurch wird der Geofence-Modus teilweise gar nicht oder sehr verspätet aktiviert. Auch die Erweiterung des Geofence-Radius von 100 Meter auf z. B. 500 Meter hat bei uns keine zufriedenstellende Besserung gebracht. Bei iPhones soll das wesentlich besser funktionieren. Solltet ihr ein Android-Smartphone haben, solltet ihr also durchaus im Widerrufszeitraum mal testen, ob das mit eurem Smartphone richtig funktioniert.

Nähern wir uns danach der Wohnungstür, sollte der Geofence-Modus genauso wie bei der Haustür bereits aktiv sein, und nach der automatischen Verbindung von Smartphone und Smart Lock per Bluetooth sollte sich die Wohunngstür öffnen. Auch hier hatten wir natürlich das selbe Problem wie mit der Haustür. Wenn Geofence nicht getriggert wird, passiert nichts. Besonders ärgerlich ist es jedoch, wenn man dann die Tür manuell per App öffnet und einige Minuten nachdem man die Wohnung betreten hat das automatische Öffnen getriggert wird und man die Tür dann wieder schließen muss. Das kam während unseres längeren Testzeitraums von gut zwei Monaten zwar nur zwei Mal vor, es sollte aber gar nicht passieren.

Die Öffnung per App ist keine wirkliche Zeitersparnis zum Schlüssel, bringt aber natürlich den Komfort, dass man von überall aus die Tür öffnen kann, auch wenn man nicht zu Hause ist. So kann man Freunde oder Familie schon reinlassen. Oder man schickt ihnen einfach eine Einladung, und sie lassen sich selber rein. Der automatische Geofence-Modus konnte bei unserem Test nicht mit Zuverlässigkeit auftrumpfen und hat etwa bei 50% der Öffnungen funktioniert.

Damit sind die Möglichkeiten des Kombinationsprodukts jedoch noch nicht ausgeschöpft. Nuki ermöglicht darüber hinaus die allgemeine Öffnung der Haustür per Klingeln. In diesem Falle führt jedes Klingeln, unabhängig davon, ob sich ein autorisiertes Smartphone in der Nähe befindet, zum Entriegeln der Tür. Der Klingelton kann dafür natürlich auch ausgestellt werden, damit er nicht nervt. Gedacht ist dieser Mechanismus etwa für Unternehmen, Hotels, Partys oder kurze Aufenthalte vor der Tür, etwa zum Hinausbringen des Hausmülls. Der Zeitraum, in dem dieser vereinfachte Öffnungsmechanismus aktiv ist, kann in der App eingestellt werden. In unserem Praxistest hat auch diese Öffnungsvariante problemlos funktioniert. Festzustellen ist jedoch auch, dass diese vereinfachte Eintrittsmöglichkeit ein Sicherheitsrisiko darstellt: Zufällig im definierten Zeitraum klingelnde Personen erhalten automatisch Zutritt zum Haus. Die Funktion sollte also mit Bedacht eingesetzt werden.

Beachtet werden sollte, wenn keine völlige Abhängigkeit von der Technik bestehen soll, dass der bisher verwendete Schließzylinder vor der Installation des Smart Lock gegen ein sogenanntes Panikschloss ausgetauscht werden muss, das sowohl von innen und außen gleichzeitig je einen Schlüssel aufnehmen kann – andernfalls wird ein verlorenes Smartphone oder ein leerer Akku zum beinahe unüberwindbaren Hindernis beim Eintritt in die Wohnung. Auch der Umstand, dass die Bridge mit dem Internet verbunden ist und mit einem Server des Herstellers kommuniziert, stellt ein Risiko dar. Alle Geräte laufen jedoch per Batterie (oder Akku) und sind somit unabhängig von einem etwaigen Stromausfall und können auch jederzeit per Bluetoothverbindung gesteuert werden, wenn man in Reichweite ist. Außerdem hat das Smart Lock 2.0 natürlich einen Button, sodass man die Tür von innen direkt öffnen kann. Auch die Abnahme des Schlosses ist im Bedarfsfall einfach innerhalb weniger Sekunden erledigt, falls das Smart Lock nicht funktioniert und man schnell raus muss.

Fazit

Insgesamt handelt es sich beim getesteten Kombinationsprodukt von Nuki um eine Lösung, die den Alltag erleichtern kann: Wer häufiger seinen Schlüssel vergisst oder vollbepackt in seiner Hosentasche nach ihm suchen muss, wird es mit den smarten Türöffnern leichter haben. Die Installation ist sehr einfach, nur der Opener ist anspruchsvoller anzubringen. Ist alles installiert, ist die Nutzung jedoch alles andere als kompliziert. In unserem Test funktionierte die Steuerung per App zwar einwandfrei, der besonders interessante Geofence-Modus zur Automatisierung der Öffnungen jedoch nicht. Das mag an den Stromspareinstellungen unseres Samsung Galaxy S20 Plus gelegen haben, obwohl wir alle von Nuki gewünschten Einstellungen vorgenommen haben und das Smartphone auch kein unbekanntes Nischen-Smartphone ist. Hier kann und sollte Nuki also noch nachbessern und zumindest mit den großen Smartphone-Herstellern enger zusammenarbeiten. Habt ihr ein Smartphone (z. B. ein iPhone), das gut mit Nukis Geofence-Modus harmoniert, oder anderweitigen Bedarf für eine smarte Öffnung, sind die gut 300 Euro für die Nuki Opener Combo gut investiertes Geld – ohne Geofence macht das ganze aber nur halb so viel Spaß.

Nuki Opener Combo

Design und Verarbeitung
Montage
Funktionalität
Preis-Leistungs-Verhältnis

86/100

Eine gelungene Komplettlösung für den smarten Zugang zu Haus und Wohnung, die aber leider nicht mit jedem Smartphone perfekt harmoniert.

Simon Lüthje

Ich bin der Gründer dieses Blogs und interessiere mich für alles was mit Technik zu tun hat, bin jedoch auch dem Zocken nicht abgeneigt. Geboren wurde ich in Hamburg, wohne nun jedoch in Bad Segeberg.

Ähnliche Artikel

Neue Antworten laden...

Avatar of Basic Tutorials
Basic Tutorials

Gehört zum Inventar

11,776 Beiträge 2,791 Likes

Auch Haustüren sind heute smart. Das bietet zunächst einmal den Vorteil, dass der Eintritt schlüssellos möglich wird, und den Nachteil, dass zum Eintreten ein aufgeladenes und nicht in einem Funkloch steckendes Smartphone benötigt wird. Führend in dieser Marktnische ist unter anderem das österreichische Unternehmen Nuki, das unterschiedliche Lösungen vertreibt. Zum Angebot des Unternehmens zählt auch … (Weiterlesen...)

Antworten Like

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"