Der denkmalgeschützte Kirchensaal der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wird mit acht Subwoofern des – dem Namen nach ganz und gar unchristlichen – Herstellers Teufel ausgestattet. Kurios: Es handelt sich gewissermaßen um eine Art Nachbarschaftshilfe, befindet sich die Firmenzentrale des deutschen Herstellers doch direkt gegenüber des Kirchenbaus. Auch die Verwendung derart moderner Elektronik mutet in einem Gotteshaus zunächst befremdlich an. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine äußerst kreative Lösung eines Orgelproblems.
Die von der bekannten Berliner Orgelbauwerkstatt „Karl Schuke“ angefertigte Orgel wirkt optisch beeindruckend. Akustisch ließ sie jedoch vor allem bei den unteren Tasten zu wünschen übrig. Statt satter, tiefer Töne erklang ein schwer definierbares, so nicht gewolltes Brummen. Die raumerfüllende, erhabene Wirkung, die eine Kirchenorgel im Idealfall erreichen soll, lag so in weiter Ferne. Eine konventionelle Lösung wurde indes von Denkmalschützern verhindert. Das Instrument hätte mit mehreren neuen, jeweils elf Meter langen und 50 Zentimeter dicken Pfeifen ausgestattet werden können, welche tiefe Töne bis zu einer Frequenz von sechzehn Hertz erreichen. Der Blick über die Orgelempore auf die komplett in blau gehaltenen Fenster, welche letztendlich zu einem großen Teil zur besonderen Atmosphäre im Kirchensaal beitragen, wäre dann verbaut gewesen. Aus diesem Grund lehnte die zuständige Behörde eine derartige Veränderung des denkmalgeschützten Saals ab.
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Die Lösung, acht Teufel-Subwoofer im Gotteshaus zu installieren, ist also durchaus kreativ. Dabei ist zu erwähnen, dass die Subwoofer, welche eine Gesamtleistung von fast 2.000 Watt erreichen, nicht bloß den Klang der Orgel verstärken. Stattdessen werden von ihnen Samples abgespielt – Klänge anderer Kirchenorgeln aus dem gewünschten Frequenzbereich, die zuvor aufgenommen wurden. Die Samples stammen vom ebenfalls aus der Hauptstadt stammenden Spezialanbieter „Church & Sound“.
Naturgemäß ist die Abstimmung eines solchen Samples auf die in der Kirche installierte Orgel von zentraler Bedeutung – passen die Samples nicht zum Klang der Kirchenorgel, macht die kreative Klanglösung sich negativ bemerkbar. Aus diesem Grund wurde Prof. Wolfgang Seifen von der Universität der Künste zurate gezogen. Der Professor für Improvisation und Liturgisches Orgelspiel beteiligte sich an der Abstimmung der Soundmodule auf die Kirchenorgel.
Es brauchte also sehr viel vereintes Wissen von Akustikingenieuren und Technikern des Soundspezialisten Teufel, einem Musikprofessor und Kirchenmusikdirektor Helmut Hoeft, um letztendlich den gewünschten Klang zu erzielen. Auf der Orgelempore der Kirche ergibt sich nun ein ganz besonderes Bild: Hinter der mehr als 50 Jahre alten Orgel stehen die acht Teufelsubwoofer aufgereiht.
Die Kirchenbesucher bekommen die moderne Ausstattung ihrer Kirche jedoch nicht zu sehen. Auch die Verwendung der Samples wird nicht zu hören sein. Zu Demonstrationszwecken wurde die Möglichkeit einer Abschaltung des elektronischen Systems von Teufel geschaffen. So kann der alte Klang direkt mit dem neuen verglichen werden.
Das Unternehmen stellte seine Arbeitskosten als auch die Subwoofer im Übrigen nicht in Rechnung. Die Gedächtniskirche muss daher lediglich etwa 10.000 Euro für die Soundmodule und die Erweiterung der Orgel um sechzehn klingende Register aufkommen.