Vor ein paar Tagen berichteten wir über das Vorhaben von Taiwan, neue Halbleiterwerke im Wert von 120 Milliarden US-Dollar zu errichten. Bei den neuen taiwanischen Chipfabriken von TSMC stehen auch modernste Belichtungsmaschinen im Fokus. Diese braucht es, um auch nagelneue Halbleiter zu fertigen. China setzt diesbezüglich bislang noch auf Importe. Damit dürfte nun aber Schluss sein. So wurde es ASML, einem niederländischen Hersteller von Belichtungsmaschinen, nun untersagt, weiterhin die passende Belichtungstechnik ins Reich der Mitte zu schicken. Damit befinden wir uns in einem nächsten Kapitel des Wirtschaftskriegs China vs. USA.
Verkaufsverbot für weitere Belichtungsmaschinen für Halbleiter
Es ist nicht neu für ASML, dass ein Verkaufsverbot gegenüber chinesischer Halbleiter-Hersteller besteht. Schließlich durfte das Unternehmen aus den Niederlanden bislang bereits keine Belichtungsmaschinen mit EUV-Licht mehr ans Reich der Mitte verkaufen. Nun hat die US-Regierung das Verkaufsverbot noch ausgeweitet. So berichtet das Nachrichtenportal Bloomberg, dass nun auch sogenannte Immersionslithografie-Scanner nicht mehr verkauft werden dürfen. Dies dürfte die chinesische Halbleiter-Wirtschaft sehr schmerzen, da ASML nämlich als einziger Hersteller dieser Anlagen gilt. Da aber auch China unter der weltweit grassierenden Chipkrise leidet, müssen natürlich Lösungen her. Schließlich reichen die Scanner, die das gigantische Land bis zum Verkauf von ASML kaufen konnte, keineswegs aus.
Nächste Runde im Wirtschaftskrieg
Die USA leiten mit dem Verkaufsverbot die nächste Runde in ihrem Wirtschaftskrieg gegen China ein. Ein Unternehmen, welches diesen so gut symbolisiert wie wohl kein zweites ist Huawei. Als teilstaatlicher Konzern wurde der Elektronikriese nämlich vor ein paar Jahren auf die gefürchtete US-Sanktionsliste gesetzt. Dies hatte zur Folge, dass die beliebten Smartphones, Tablets, Notebooks und Co. nicht mehr in den USA verkauft werden durften. Doch nicht nur das. Obendrein war es US-Unternehmen untersagt, ihre Soft- und Hardware an Huawei zu verkaufen. Dies führte dazu, dass Huawei nicht nur eine eigene Software entwickeln musste, da Android fortan ein rotes Tuch war.
Obendrein musste sich der Konzern um eine eigene Chipproduktion bemühen. Irgendwie konnte das Unternehmen dieses Tohuwabohu aber überstehen und ist nun mit Produkten wie dem Huawei Nova 9 (Test) wieder in unseren Ladenregalen vertreten. Grund für die Sanktionen war der Ruf Huaweis, US-Bürger mit seinen Geräten auszuspionieren. So konnte die Regierung das Unternehmen als eine Gefahr für die nationale Sicherheit einstufen. Nun hat es mit SMIC ein nächstes Opfer des Wirtschaftskriegs gegeben. Allerdings ist der Schritt der US-Regierung hier keineswegs als Abwehrreaktion zu verstehen.
Stattdessen möchte das Kabinett unter der Leitung des US-Präsidenten Joe Biden Chinas Wirtschaft ganz offenkundig schwächen. Insbesondere in Zeiten der wachsenden Bedeutung von Halbleitern ist das Vorgehen nämlich ein echter Schlag gegen Chinas moderne Chipfertigung. Bloomberg berichtet in seinem Artikel auch davon, dass möglicherweise ein weiterer namhafter Hersteller sogenannter DUV-Scanner ein Verkaufsverbot in die Tat umsetzen könnte. Neben ASML verkauft nämlich auch der große Kamerahersteller Nikon die in der modernen Chipherstellung benötigten Belichtungsmaschinen.
Geht der Schuss nach hinten los?
Vorhaben wie der „EU CHIPS ACT“ oder der „US CHIPS ACT“ machen die Bestrebungen des Westens deutlich, sich von der chinesischen Halbleiterherstellung unabhängig zu machen. Doch nicht nur USA und EU setzen auf Autarkie, wenn es um die moderne Technik geht. Wie das Beispiel Huawei deutlich gemacht hat, ist das Reich der Mitte dazu in der Lage, schnellstmöglich auch eigene Technik zu entwickeln. Dies dürfte nun wohl auch im Bereich der Belichtungsmaschinen der Fall sein. Zwar dürften die Eigenentwicklungen angesichts der Komplexität der modernen Scanner mit einem gigantischen Aufwand verbunden sein, da China aber bereits über vergleichbare Technik verfügt, rechnen Experten mit einfachen Plagiaten der ASML-Geräte. Die derzeitigen Entwicklungen in der Halbleiterwirtschaft symbolisieren eine starke Bewegung hin zur Deglobalisierung. Wir sind gespannt, wie sich diese Causa noch weiterentwickelt.