News

Halbleitermangel: Neue Fabriken in Taiwan für 120 Milliarden US-Dollar

Erst vor kurzem berichteten wir über die Investitionen, die der Bund und die EU in Intels Chipfabrik in Magdeburg stecken möchte. Grund hierfür ist der Halbleitermangel. Die Subventionen, mit denen die EU derartige Projekte im Zuge des neuen European Chips Act fördert wirken allerdings wie Peanuts, wenn man einmal einen Blick in den fernen Osten unseres Globus wirft. In Taiwan möchte man stolze 120 Milliarden US-Dollar in neue Chipfabriken investieren. Läuft uns der der Markt im fernen Osten abermals davon?

Kampf gegen Halbleitermangel

Die Corona-Pandemie sorgte nicht nur für großes gesundheitliches Leid vieler Menschen. Insgesamt starben bis heute 6,31 Millionen Menschen an der Krankheit Covid 19. Doch auch die Wirtschaft hat seit der pandemischen Ausbreitung des Virus im Jahr 2020 zu kämpfen. Lockdowns, Isolierungen und Quarantäne sorgen noch heute weltweit für unterbrochene Lieferketten und stillstehende Fabriken. Wie noch kein Ereignis zuvor hat uns diese Krise vor Augen geführt, wie abhängig der Westen von der günstigen Produktion in den Ländern Asiens ist. Schließlich kam es zu einem globalen Halbleitermangel. Dieser betraf zunächst lediglich Unterhaltungselektronik wie Grafikkarten und Spielekonsolen. Schnell griff dieser aber auch auf andere Branchen über. Automobilhersteller müssen ihren Kunden noch heute monatelange Wartezeiten für einen Neuwagen abverlangen.

Hieraus erwuchs nicht nur im Westen der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit. Obendrein scheint man in Fernost mit einem gigantischen Wachstum neuer Chipfabriken künftiger Engpässe entgegenwirken zu wollen. Im Jahr 2022 und den darauf folgenden Jahren möchte der Inselstaat knappe 120 Milliarden US-Dollar in die Produktion von Halbleitern stecken. Dabei sind es zwei große Namen, denen das Geld zufließen soll. Auf der einen Seite steht mit TSMC der Weltmarktführer im Bereich der Chipherstellung. Das andere Unternehmen namens UMC ist nicht minder bekannt und verfügt bereits jetzt über gigantische Fertigungshallen. Auch, wenn das Geld selbst wohl noch nicht geflossen ist, sind die beiden Unternehmen bereits kräftig am werkeln. So gibt die Nachrichtenagentur Nikkei Asia an, dass TSMC bereits jetzt vier neue Werke zur Herstellung von Halbleitertechnik gebaut haben soll.

Modernste Halbleitertechnik

Neben den vier bereits fertiggestellten Fabriken plant TSMC noch vier weitere. Besonders spannend dabei ist, dass der Hersteller schon jetzt auf die zukünftige Technik vorbereitet sein möchte. Dementsprechend sollen die vier weiteren geplanten Werke auf Chiptechnik im 3-Nanometer-Verfahren spezialisiert sein. Hierbei handelt es sich um besonders teure Werke. Schließlich geht mit der neuen Fertigungsweise auch modernste und vor allem kostspielige Technik einher. Insbesondere muss man spezielle Belichtungsmaschinen mit starkem UV-Licht verwenden. Diese benötigen derart viel Platz, dass die Fabriken noch höher gebaut werden müssen als herkömmliche Chipfabriken.

mindestens 20 neue Fabriken in Taiwan

Die Pläne klingen wirklich erstaunlich, die der Inselstaat bereits jetzt ausformuliert hat. So möchte man mindestens 20 neue Chipfabriken für die Halbleiterherstellung errichten. Dabei scheint es so zu sein als würde sich TSMC auf die Flaggschiff-Technik im Bereich kommender Halbleiter konzentrieren. UMC wiederum fertigt auch klassische Bauelemente für Halbleiter, die im bis zu 22-Nanometer-Verfahren gefertigt werden. Natürlich sprechen wir bei den entstehenden Fabriken von keinen kleinen Hallen, sondern vielmehr sogenannten Gigafactorys. Da verwundert es auch nicht, dass die Werke auf einer Fläche von über 2 km² errichten werden sollen.

Taiwan hat mehrere Interessen

Natürlich stammen die 120 Milliarden US-Dollar, welche das Projekt verschlingen soll, nicht von Taiwan allein. Stattdessen sollen auch TSMC und UMC einen gewaltigen Teil aus eigener Tasche Zahlen. Insbesondere vielversprechende Forschungsprojekte mit dem Ziel der Findung moderner Fertigungsverfahren verschlingen dabei zum Teil gigantische Milliardenbeträge. TSMC zeigt sich hier bis heute als globale Sperrspitze. Bei einem derart großen Projekt stellt sich natürlich die Frage, ob Taiwan wirklich so viele Chips benötigt. Natürlich nicht.

Ryzen CPU
Chiptechnik von TSMC kommt unter anderem bei den Ryzen-CPUs von AMD zum Einsatz.

Experten vermuten hinter der Halbleiter-Offensive des Inselstaates vielmehr auch politische Absichten. Man möchte den Westen mit jeder Menge Halbleiter-Technik versorgen können, um als schützenswert zu gelten. Schließlich fürchtet der von China unabhängige Staat seit Jahren eine plötzliche Invasion des gigantischen Nachbarlandes. Da TSMC bereits jetzt viele große westliche Konzerne wie beispielsweise Apple oder AMD mit Chiptechnik versorgt, dürfte diese Absicht durchaus erfolgversprechend sein.

Unabhängigkeit des Westens erst in ferner Zukunft

Auch wenn USA und die EU derzeit mit aller Kraft versuchen, eine eigene Hableiterindustrie auf die Beine zu stellen, wird es noch viele Jahre dauern, bis man sich von Asien unabhängig machen kann. Alleine wird man gegen den Halbleitermangel also vorerst nicht angehen können. Ein Blick auf die Zahlen des Knometa Research verdeutlich warum. So produzierte allein Taiwan im Jahr 2021 knapp ein Fünftel der weltweiten Halbleiter und belegt knapp hinter Südkorea den zweiten Platz weltweit. Insgesamt produzieren die asiatischen Länder 75 Prozent der weltweiten Halbleiter. Diesen riesigen Anteil wird man so schnell nicht ersetzen können. Dies wird vor allem dann noch viele Jahre dauern, wenn sich die Investitionssummen nicht deutlich erhöhen sollten. Im Vergleich zu Taiwan und den anderen Halbleiter-Produzenten aus Fernost wirken die Zahlen des Westens nämlich fast schon lachhaft.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"