Der Konflikt in Taiwan droht sich nach dem Besuch der US-Politikerin Nancy Pelosi weiter zuzuspitzen. Dies könnte die weltweite Chipkrise noch weiter verschärfen. Schließlich werden allein in Taiwan zwei Drittel der global produzierten Halbleiter gefertigt.
China ist nach Pelosi-Besuch erbost
Kaum landete Pelosi in Taipeh, der Hauptstadt Taiwans, begann China mit seinen militärischen Drohgebärden. So entsendete die Volksrepublik nicht nur Kampfjets. Obendrein beginnt das Reich der Mitte nun mit Militärmanövern vor dem Inselstaat, wie der Spiegel berichtet. Damit möchte China offenbar seine Vormachtstellung in der Region unter Beweis zu stellen. Auch die Worte seitens der chinesischen Außenpolitik waren entsprechend scharf. So bezeichnete beispielsweise der Vizeaußenminister Chinas, Xie Feng, den Besuch als „ernste Provokation“. Nun bleibt nur zu hoffen, dass den Worten und Drohgebärden keine Taten folgen. Eine militärische Auseinandersetzung in Taiwan würde nämlich nicht nur einen zusätzlichen Konfliktherd auf unserer derzeit ohnehin brodelnden Erde hervorbringen. Neben dem menschlichen Leid, das dabei entsteht, würden auch schwere wirtschaftliche Folgen auf den gesamten Globus zukommen.
Taiwan ist Halbleiter-Produzent Nummer Eins
Die Gefahren für die gesamte Welt werden dann deutlich, wenn man sich einmal Taiwans Rolle bei der Halbleiterfertigung ansieht. So produziert der Inselstaat derzeit etwa zwei Drittel der gesamten Halbleiter weltweit. Sollte China seinen militärischen Plan in die Tat umsetzen und Taiwan tatsächlich besetzen oder blockieren, droht ein erneutes Befeuern der weltweiten Chipkrise. Die Ausmaße der örtlichen Halbleiterfertigung werden unter anderem an den gigantischen Investitionssummen deutlich, die das Taiwaner Chipunternehmen TSMC in den Bau neuer Fabriken investiert. TSMC stellt seine Halbleitertechnik nicht nur für ausgewählte Unternehmen her. Vielmehr hat das Unternehmen Kunden auf der ganzen Welt. Dazu gehören namhafte Tech-Firmen wie AMD, Qualcomm, Intel und Apple. Auch für die Automobilbranche produziert das Unternehmen seine Chiptechnik.
Welche Folgen eine Blockade haben könnte, zeigte sich bereits während der Corona-Pandemie. In Folge der Lockdown-Maßnahmen war der ohnehin starke Halbleitermangel nämlich noch schwerwiegender und global zu spüren. Die Vormachtstellung von Taiwan im Bereich der Chiptechnik scheint China indes ein Dorn im Auge zu sein. Schließlich hat die Volksrepublik in den letzten Jahren massiv in die nationale Halbleiterfertigung investiert. Es dürfte aber noch Jahre dauern, bis das gigantische Land an die Produktionsmengen Taiwans heranreichen könnte. Bislang muss man für die Produktion eigener Güter nach wie vor auf die Technik Taiwans zurückgreifen. Dementsprechend würde sich China mit einem Angriff auf den unabhängigen Inselstaat auch ins eigene Fleisch schneiden. Eine Annexion scheint da umso wahrscheinlicher.
Der Trend geht zur autarken Halbleiterfertigung
Welche Negativfolgen Abhängigkeiten wie diese haben können, zeigt derzeit der Ukrainekrieg so deutlich wie noch keiner zuvor. Um der Schattenseite der Globalisierung aus dem Weg zu gehen, setzen deshalb zunehmend Länder auf eine eigene Chip- bzw. Halbleiterproduktion. Dies ist nicht nur in China der Fall. Auch in den USA und Europa gibt es mit dem „Chips Act for America“ bzw. „European Chips Act“ Programme, die für eine örtliche Halbleiterproduktion sorgen sollen. Ein berühmtes Beispiel aus Europa, genauer gesagt Deutschland, ist die geplante Ansiedlung von Intel in Magdeburg. Für die Chipfabrik konnte sich Intel bislang Subventionen in Höhe von 6,8 Milliarden Euro von Bund und EU zusichern lassen. Bis diese Fabriken produzieren können, werden aber noch einige Jahre ins Land ziehen. Bis dahin hat China mit seinen Androhungen, Taiwan zu annektieren, das Funktionieren der Weltwirtschaft in der Hand.
Lösung für Taiwan noch nicht in Sicht
Sollte China seinen Worten Taten folgen lassen und tatsächlich auf eine Blockade oder Annexion Taiwans setzen, dürfte es für den Westen schwer sein, angemessen zu reagieren. Wirtschaftliche Sanktionen, wie sie derzeit im Ukrainekrieg als Waffe gegen Russland eingesetzt werden, dürften gegen China schwer zu realisieren sein. Schließlich basiert das Konsumwesen des Westens auf Exporten aus China. Egal, ob günstige Unterhaltungselektronik oder aber Kleidung. Mittlerweile stammt ein Großteil alltäglicher Waren aus China.