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Halbleiter made in Europe: Intel stellt seine Pläne für die EU vor

Da der global grassierende Halbleitermangel auch in Europa ein großes Problem darstellt, startete die EU eine umfangreiche Subventions-Offensive, um namhafte Hersteller auch in unsere Gefilde zu locken. Nun hat ein großer Fisch angebissen. Intel möchte in der EU ein riesiges Standbein seiner weltweiten Chipproduktion aufbauen. Neben Ländern wie Irland, Italien und Frankreich soll auch in Deutschland ein Standort entstehen. Insgesamt 33 Milliarden Euro möchte Intel dabei investieren.

Ein Halbleiter-Ökosystem in Europa

Plagst auch du dich gerade mit einer monatelangen Wartezeit auf dein neues Auto? Oder vielleicht möchtest du auch einfach nur endlich eine PlayStation 5 oder Xbox Series X dein eigen nennen, scheiterst aber an der raren Verfügbarkeit? Egal, ob du unter dem einen oder anderen leidest. Die Ursache ist dieselbe – der Halbleitermangel. Die seit mittlerweile vielen Monaten herrschende Chipkrise sorgt dafür, dass insbesondere elektronische Komponenten nur schleppend produziert werden können. Produktionsweltmeister von Halbleitern ist ganz klar China. Aufgrund der Coronakrise und geschlossener Werke kamen die Fabrikmitarbeiter mit der Produktion aber einfach nicht hinterher.

Diese deutliche Abhängigkeit von chinesischer Produktion möchten westliche Unternehmen nun abschütteln. Stattdessen möchte man vermehrt auf eine Halbleiterproduktion in der eigenen Region setzen, um entsprechenden Unsicherheiten vorzubeugen. Dementsprechend zog sich die EU mit ihrem umfangreichen Subventionspaket für die Halbleiterherstellung in der eigenen Region Intel an Land. Wie das weltweit bekannte US-Unternehmen nun bekannt gab, hat es in den europäischen Standorten einiges vor. So möchte man in den nächsten zehn Jahren knapp 80 Milliarden Euro in den Halbleiter-Standort EU investieren.

Den Anfang macht Magdeburg

Intel begab sich auch in Deutschland auf die Suche nach einem passenden Standort. Als Underdog galt dabei der Bewerber Magdeburg. Doch auch, wenn die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt starke Konkurrenten wie Dresden hatte, konnte sie sich schlussendlich durchsetzen. Im Industriegebiet der geschichtsträchtigen Stadt sollen nun zwei hochmoderne Halbleiterfabriken entstehen. Dafür nimmt Intel jede Menge Geld in die Hand. Insgesamt 17 Milliarden Euro sollen in der ostdeutschen Stadt investiert werden. Und das ist erst der Anfang. Zusätzlich zu den Fabriken möchte Intel nämlich auch einen ernstzunehmenden Wissenschaftsstandort errichten.

Hierzu sollen neben einem Forschungszentrum auch ein Entwicklungs- und Designzentrum entstehen. Dieser Komplex findet jedoch nicht in Deutschland Platz. Hier hat Frankreich den Zuschlag erhalten. Die Liste lässt sich lang weiterführen. So möchte Intel nicht nur nagelneue Standorte errichten, sondern auch bereits vorhandene noch weiter ausbauen. Insbesondere in den Zweigstellen in Irland, Italien, Polen und Spanien soll investiert werden. Am Ende dieses auf zehn Jahre anberaumten Weges soll ein Chip-Ökosystem stehen, welches modernsten Standards entspricht. Damit möchte man laut Pressemitteilung von Intel

„eine ausgewogenere und widerstandsfähigere europäische Lieferkette“

aufbauen.

„Wichtiger Schritt sowohl für Intel auch für die EU“

Die Chipkrise hatte schwerwiegende Wirtschaftliche Folgen für nahezu jede Branche. Hier wurde deutlich, dass mittlerweile fast jeder Wirtschaftszweig im Zuge der Digitalisierung auf Halbleiter angewiesen ist. Umso wichtiger ist es, dass sich Europa ein stückweit souveräner von Zulieferern macht. Dieser Meinung ist auch Pat Gelsinger, CEO von Intel:

„Die von uns geplanten Investitionen sind ein wichtiger Schritt sowohl für Intel als auch für die EU. Der ‚EU Chips Act‘ ermöglicht es der Privatwirtschaft und öffentlichen Hand, gemeinsam Europas Position im Halbleitersektor signifikant zu stärken. Unsere zukunftsweisende Initiative wird Europas Innovationen in Forschung- und Entwicklung fördern und modernste Fertigungskapazitäten auf den Kontinent bringen – davon könnten Kunden und Partner weltweit profitieren. Intel möchte bei der Gestaltung der digitalen Zukunft Europas in den kommenden Jahrzehnten eine wesentliche Rolle spielen.“

Schaffung eines globalen Halbleitermarktes

Laut Intel ist es wichtig, dass man für einen ausgewogenen globalen Halbleitermarkt sorgt. Um dieses Ziel schnell zu erreichen, drückt Intel entsprechend auf die Tube. Bereits in knapp einem Jahr soll der Bau der beiden Chipfabriken in Magdeburg beginnen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die EU-Kommission sowie die deutschen Behörden die vorab versprochenen Beihilfengenehmigung erteilen. Hierbei weist Intel ganz klar auf den sogenannten „EU Chips Act“ hin. Dieser sieht vor, dass die EU Vorhaben zur Schaffung einer europäischen Chipproduktion finanziell unterstützen möchte. So möchte man weniger unabhängig vom Weltmarkt sein.

Modernste Chip-Technologie made in Germany

Es ist schon spannend, was Intel in seinen beiden hochmodernen Fabriken in Magdeburg plant. So sollen ab 2027 Chips von den Produktionsbändern rollen, die der firmeneigenen Strategie „IDM 2.0“ entsprechen. Diese sollen mit modernsten Transistortechnologien hergestellt werden können. Intel betont dabei, dass gerade Deutschland der perfekte Standort ist, um eine solche Produktionsstätte auf die Beine zu stellen. Die Gründe liegen auf der Hand. Schließlich gibt es hier nicht nur hochqualifizierte Fachkräfte. Dank der zentralen Lage inmitten Europas und der tollen Infrastruktur rund um das Industriegebiet in Magdeburg dürfte Intel beste Voraussetzungen geliefert bekommen. Über das Vorhaben wird sich nicht nur die IT-Branche freuen.

Auch die ansonsten eher strukturschwache Region um Magdeburg dürfte einen echten Aufwind erleben. Schließlich kommt mit dem Bau der Fabriken nicht nur Fachpersonal unter, welches auf Chipherstellung spezialisiert ist. Für die Errichtung des Gebäudekomplexes hat Intel bereits knapp 7.000 Personen aus dem Baugewerbe engagiert. Nach Fertigstellung sollen dauerhaft 3.000 Arbeitsplätze für Intel-Mitarbeiter in den Fabriken geschaffen werden. Darüber hinaus rechnet der Chip-Hersteller mit zehntausenden weiteren Arbeitsplätzen, die insbesondere Zulieferer und die allgemeine Infrastruktur betreffen. Um dies zu realisieren, möchte Intel satte 17 Milliarden Euro als Anfangsinvestition in die Hand nehmen.

Das ist im Rest Europas geplant

Nicht nur Magdeburg steht als Investitionsstandort im Raum. Da Intel auch bereits vorhandene Firmenzweige ausbauen möchte, bekommt auch der Fertigungsstandort in Irland eine Finanzspritze. Mithilfe von stolzen 12 Milliarden Euro möchte man die bereits vorhandene Produktionsfläche sogar verdoppeln. Die Zusammenarbeit mit Italien ist ebenfalls in einem fortgeschrittenen Stadium. So verständigt sich der Chiphersteller nach eigenen Angaben derzeit noch mit den Behörden über den Bau einer Backend Fertigungsanlage. Hier sollen 4,5 Milliarden Euro hinein fließen und ebenfalls viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Dabei möchte Intel mit seiner Fabrik in Italien einen neuen Standard für die gesamte EU schaffen. Doch um für eine wirklich effiziente Halbleiterproduktion zu sorgen, benötigt man auch eine solide Vernetzung. Auch dafür möchte sich Intel einsetzen. Ziel sei es, die

Halbleiter-Wertschöpfungskette enger zusammenrücken

zu lassen. Das soll für weit stabilere Lieferketten sorgen.

Chipherstellung als fehlendes Puzzleteil in der EU

Im Rahmen seiner Pressemitteilung hat Intel betont, dass Europa bereits beste Standortvoraussetzungen mitbringt und man beiderseits voneinander profitieren kann. Schließlich gibt es in der EU jede Menge Universitäten und Forschungsinstitute, die sich auf IT spezialisiert haben. Im Bereich des Chipdesigns ist Europa außerdem schon jetzt ein Big Player auf dem Weltmarkt. Mit der Chipherstellung und dem Ausbau bereits vorhandener Strukturen kann Intel nun das fehlende Puzzleteil bilden. So heißt es in der Pressemitteilung:

Die Unterstützung dieses Innovationsclusters durch zusätzliche Investitionen in Forschung und Entwicklung und die Verknüpfung mit der von Intel geplanten hochmodernen Fertigung wird das Innovationsmoment in Europa deutlich beschleunigen und auch kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) einen besseren Zugang zu Spitzentechnologien ermöglichen.

Ganz Europa soll profitieren

Wenn es nach Intel geht, soll die Investition zu einem echten Turbo für die gesamte europäische Wirtschaft werden können. Das seit nunmehr über 30 Jahre in Europa aktive Unternehmen möchte nämlich nicht nur jede Menge neue Arbeitsplätze schaffen. Obendrein kann es andere Firmen im Zeitalter der Digitalisierung mit passenden technischen Lösungen unterstützen. Laut Intel steht übrigens nicht nur die Wirtschaft im Fokus. Obendrein möchte das Unternehmen mit seinem Vorgehen dem Klimaschutz eine große Bedeutung beimessen. Insbesondere die Umsetzung des vielseitig beschworenen „European Green Deal“ liegt Intel am Herzen. Gelingen soll dies unter anderem durch energieeffizientere Chips.

Da verwundert es auch kaum, dass Intel eigenen Angaben entsprechend gerade darauf zusteuert, die Nachhaltigkeitsziele im Sinne der europäischen Klimaziele zu erreichen. Dazu soll unter anderem das Vorhaben gehören, jeden Standort des neuen Projekts vollständig mit ökologischem Strom zu betreiben. Was Intel in Europa plant, klingt nach einem echten Durchbruch für die Chipindustrie. Möglicherweise hat der EU Chips Act Früchte getragen und endlich einen namhaften Hersteller nach Europa geholt. Dies könnte der Weg aus der langandauernden Chipkrise hin zu mehr Unabhängigkeit im Zeitalter der Digitalisierung sein.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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