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Ford sichert sich Mobilfunk-Lizenz und umgeht Verkaufsverbot

Erst kürzlich berichteten wir über ein Gerichtsurteil gegen Ford, das in der gesamten Automobilbranche einschlug wie eine Bombe. Dem US-Autobauer wurde dabei nicht nur untersagt, seine Fahrzeuge in Deutschland weiterhin zu verkaufen. Obendrein verpflichtete ihn das Gericht dazu, Autos im Rahmen einer Rückrufaktion wieder zurückzukaufen, um sie anschließend zu vernichten. Doch nun scheint der ikonische US-Konzern seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen.

Ein Urteil mit Wirkung

Man konnte es kaum glauben, als die Richter des LG München vor knapp anderthalb Wochen über die Zukunft von Ford in Deutschland urteilten. Neben einem allgemeinen Verkaufsverbot traf den US-Autobauer auch die Pflicht zur Zerstörung von 100.000 Fahrzeugen. Grund des Ganzen waren massive Verstöße gegen das Patentrecht. So setzte Ford auf 2G, 3G und 4G Technologie, für die man gar keine Lizenzen hatte. Dies soll sich nun ändern, um den schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen des Urteils aus dem Weg zu gehen. Das Unternehmen hat nämlich angekündigt, dass man entsprechende Lizenzen für die Mobilfunktechnologie erwerben möchte.

Damit ist abermals mehr als deutlich geworden, dass sich für Mobilfunkunternehmen gerade ein wahres El Dorado auftut. Mit immer moderner werdenden Fahrzeugen sind es nämlich längst nicht mehr nur Smartphones, Tablets und Notebooks mit denen sich Geld verdienen lässt. Auch Autos sind auf eine zeitgemäße Konnektivität angewiesen, um den Ansprüchen heutiger Kunden gerecht werden zu können. Dies gilt nicht nur für Entertainment- und Navigationszwecke. Moderne Mobilfunkstandards sind in Autos vielmehr seit einiger Zeit Pflicht. Schließlich muss man in ihnen den sogenannten E-Call durchführen können – ein Notruf für schwere Verkehrsunfälle. Für Ford ist der Lizenzkauf mit 15 Euro pro Auto verbunden. Besser als ein Verkaufsverbot ist das allemal.

Weltweite Gerichtsprozesse

Nun stellt sich natürlich die Frage, was Ford so schnell zum Umdenken gebracht hat. Hätte man nicht einfach auf den deutschen Markt verzichten können? Schließlich erwirtschaftet das Unternehmen ohnehin in den USA das meiste Geld. Doch Ford drohte nicht nur in Deutschland ein Verkaufsverbot. Weltweit wurden Klagen von Mobilfunkanbietern gegen das US-Autobauer eingereicht. Selbst in den USA war dies der Fall. Schlussendlich war der Schritt des Lizenzkaufs für das Unternehmen schlichtweg alternativlos. Ansonsten hätte ein wirtschaftlicher Totalausfall globalen Ausmaßes gedroht. Das Urteil des LG München war diesbezüglich für Ford eine Art Präzedenzfall, da die Richter sich am schnellsten zu einem Urteil durchringen konnten. Durch den Kauf der Lizenzen dürften sich die übrigen anstehenden Gerichtsverhandlungen allerdings ohnehin erledigt haben. Schließlich steht nun keine Verletzung von Patenten mehr im Raum.

Lukratives Geschäft mit Mobilfunklizenzen

Auf den ersten Blick mögen 15 Euro Lizenzkosten pro Fahrzeug nicht nach viel Geld klingen. Doch man muss sich vor Augen führen, dass Ford diese Kosten auch rückwirkend zahlen muss. Jedes jemals verkaufte Auto des riesigen US-Autoherstellers, dass entsprechende Technik an Bord hat, benötigt die passende Lizenz. Um wie viele es sich genau handelt, ist dabei noch ungewiss. Ob Ford sich dazu noch äußern wird, ebenfalls. Hier wird deutlich, dass sich heutzutage mit Mobilfunklizenzen jede Menge Geld verdienen lässt. Da lohnt es sich auch, gegen große Autokonzerne vor Gericht zu ziehen. Schließlich hatten auch vorhergehende Prozesse gegen Branchen-Giganten wie VW oder Daimler Erfolg.

Auch hier konnte der Patentverbund Avanci Siege erringen und nachträglich eine saftige Zahlung einheimsen. Derartige Urteile haben auch für moderne Autohersteller eine Strahlwirkung. So haben sich beispielsweise die jungen E-Autohersteller Tesla, Lucid und Rivian bereits vorab für den Lizenzkauf bei Avinci entschieden. Doch mit Ford hat sich keineswegs der letzte Autoriese zum Kauf von 4G-Lizenzen durchgerungen. Ein Blick auf den asiatischen Markt macht deutlich, dass es noch viele Hersteller gibt, die ihre Modelle trotz fehlender Lizenz verkaufen. Insbesondere Toyota und Hyundai sind noch immer ohne „Fahrkarte“. Wir sind gespannt, wie lange dies für die großen Konzerne aus Fernost noch gut gehen wird.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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