Wer derzeit ein Restaurant, eine Kulturveranstaltung oder schlicht das Kino besuchen möchte, kommt um ein entsprechendes Impfzertifikat nicht herum. Nun hat man herausgefunden, dass offenbar 42 Millionen mehr Impfzertifikate im Umlauf sind als überhaupt Impfungen verteilt wurden. Wie kann das sein?
Auffällig hohe Dunkelziffer
Reporter der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) haben herausgefunden, dass rund 205 Millionen digitale Impfzertifikate im Umlauf sind. Was zunächst einmal nach einer erfreulich hohen Impfbereitschaft klingen mag, hat einen faden Beigeschmack. Zumindest dann, wenn man sich einmal die Details dazu ansieht. So wurden bislang lediglich knapp 162 Millionen Impfungen gegen Covid-19 verabreicht. Dieses Problem ist bereits seit längerem bekannt, nimmt nun aber wieder Fahrt auf. Denn die Zeitung berichtet weiter, dass der Unterschied zwischen angeblichen Impfzertifikaten und tatsächlich verabreichten Dosen nun noch weiter zugenommen habe.
Ein großes Fragezeichen für alle Beteiligten
Hinter der Ausstellung von Impfzertifikaten stehen allen voran das Robert-Koch-Institut (RKI) sowie die Kassenärztliche Vereinigung (KBV). Allerdings wissen die beiden Institutionen nicht, wo die hohe Diskrepanz ihren Ursprung haben könnte. In einer ähnlichen Erklärungsnot sieht sich im übrigen auch das Bundesministerium für Gesundheit. Die Kassenärztliche Vereinigung äußert sich zu der Problematik nun wie folgt:
Wir gehen auf Basis der vertragsärztlichen Abrechnungsdaten davon aus, dass eine Untererfassung durch das digitale Impfquoten-Monitoring (DIM) nicht generell gegeben ist und damit die dargestellte Lücke nicht erklären kann.
Im Weiteren zeigt sich der Verbund aller gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland allerdings ein wenig duckmäuserisch. Schließlich reicht man das Problem ganz einfach an das RKI weiter. So sagt die Kassenärztliche Vereinigung weiterhin:
Um diese Lücke zu erklären, sind vertiefende Analysen der Daten zur Zertifikatsausstellung nötig, die aktuell nur das Robert Koch-Institut durchführen kann.
Mehrfaches Ausstellen als Ursache?
Ein wenig redseliger zeigt sich hingegen das Bundesministerium für Gesundheit. Dieses scheint zumindest eine Idee als Erklärungsversuch hervorzubringen. Auf Nachfrage der NOZ äußerte sich das Bundesministerium damit, dass man theoretisch an mehrere Ursachen denken könnte, die für den gigantischen Unterschied zwischen Zertifikaten und Impfungen verantwortlich sind. Insbesondere das mehrfache Ausstellen von Zertifikaten könnte ein Grund für die Diskrepanz sein. Darüber hinaus könnte in der allgemeinen Datenlage ein Problem aus den Anfangstagen der Zertifikate bestehen. Diese wurden nämlich zunächst automatisch von den Impfzentren erstellt. Das könnte aus jetziger Sicht für ein Verfälschen der Datenlage gesorgt haben.
Druck von der Opposition
Das Ganze ist natürlich gefundenes Fressen für die Oppositionsparteien im Bundestag. Diese drängen nun die Verantwortlichen dazu, passende Antworten auf diese durchaus brennende Frage zu geben. Nicht zu Unrecht wird dabei von einem „Daten-Chaos“ gesprochen. Angesichts der Gefahr, dass massenhaft Ungeimpfte mit falschen Impfzertifikaten durch die Gegend laufen könnten, schreit die Causa nach einer sehr schnellen Aufklärung.