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Paris muss ein Drittel seiner E-Busse aus dem Verkehr ziehen

Der Pariser Straßenverkehr muss auf 149 Busse mit Elektroantrieb verzichten. Dahinter stecken immense Sicherheitsbedenken in Folge mehrerer Fahrzeugbrände.

Busflotte schrumpft um ein Drittel

Derzeit müssen viele Pariser starke Nerven beweisen. Die Stadt, die zum großen Teil auf öffentliche Verkehrsmittel setzt, nimmt ein Drittel seiner beliebten E-Busse aus dem Verkehr. Schließlich haben mittlerweile mehrere Fahrzeuge des Typs Bluebus 5SE bewiesen, dass die Modelle alles andere als sicher sind. Warum die Busse in Flammen aufgegangen sind, weiß man bislang noch nicht. Deshalb gehen die Zuständigen  lieber auf Nummer sicher und lassen die Verkehrsmittel nicht mehr am Straßenverkehr teilnehmen.

Gutachten soll Brandursache klären

Hinter dem Bluebus 5SE steckt das Unternehmen Bollore. Dementsprechend hat die französische Verkehrsbehörde RATP den Hersteller darum gebeten, ein entsprechendes Protokoll zu den Vorkommnissen zu erstellen. Dieses sollen klären, was hinter den brennenden Bussen steckt. Glücklicherweise handelt es sich bei den in Paris fahrenden Elektrobussen nicht nur um Modelle von Bollore. Stattdessen setzt die Stadt bei seinen im Jahr 2016 in den Straßenverkehr gebrachten Fahrzeugen auf gleich drei Hersteller.

Ökologischer Straßenverkehr in der Großstadt

In der EU gilt Paris als großes Vorbild, wenn es um den ökologischen Straßenverkehr geht. So gehören private PKWs mittlerweile kaum noch zum Bild der Innenstadt. Stattdessen soll die mittlerweile auf 500 Fahrzeuge angewachsene E-Busflotte Städter von A nach B kutschieren. Von dieser großen Flotte fehlt nun leider ein Drittel, was zu einem wahren Verkehrschaos führt. Doch bald schon soll ein Anwachsen der Flotte zur Lösung des Problems führen. Paris möchte bis zum Jahr 2024 insgesamt 800 E-Busse einsetzen.

Billige Akkus als Ursache

Auch, wenn Hersteller Bollore selbst zunächst einmal der Ursache für die Brände auf den Grund gehen möchte, haben Experten schon erste Vermutungen. Möglicherweise könnte sich nämlich die Wahl des Akkus als Problem herausstellen. Bollore setzt bei seinem Bluebus 5SE auf Lithium-Metal-Polymer (LMP) Akkus. Diese werden von Blue Solutions, einem kanadischen Unternehmen, hergestellt. Im Gegensatz zu klassischen Fahrzeugbatterien arbeitet in LMP-Akkus keine Batterieflüssigkeit. Stattdessen setzt man auf das namensgebenden Polymer, welches im festen Aggregatzustand daherkommt. Aufgabe des Polymer ist es, die Anode und Kathode voneinander zu trennen. Ansonsten drohen nämlich Kurzschlüsse. Was in der Theorie einfach klingt, scheint in der Praxis fehleranfällig zu sein.

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Lädt man nämlich den LMP-Akku kann es dazu kommen, dass das beim Laden entstehende Lithium den Separator durchdringt und kurzerhand doch zu einem Kurzschluss führt. Die Folge kann nicht nur ein bloßer Defekt sein. So erzeugt ein Kurzschluss leider häufig auch extrem hohe Temperaturen, die eine echte Gefahr darstellen. Schlimmstenfalls entsteht ein Dominoeffekt, der ungewollte Prozesse in der Batterie auslöst. Teurere Fahrzeugbatterien sorgen durch einen Schutzschild um das Lithium dafür, dass dieses gar nicht erst die Trennschicht zwischen den Anoden und Kathoden durchdringen kann. Hier scheint wohl auch das Problem des Bluebus 5SE zu liegen.

Blue Solutions gelobt Besserung

Der Akkuhersteller Blue Solutions ist sich der Problematik des eingesetzten Akkus durchaus bewusst. Aus diesem Grund hat das Unternehmen erst in diesem Jahr neue Batterien in den Handel gebracht. Diese sollen nicht nur schneller wieder aufgeladen werden können. Obendrein weisen sie eine höhere Energiedichte auf. Da sich allerdings an der Grundkonzeption des LMP-Akkus nichts geändert hat, besteht weiterhin das Risiko von Kurzschlüssen, die zu einer immensen Temperatursteigerung im Akku führen können. Experten sprechen davon, dass im Ernstfall weit mehr als 350 Grad in der Batterie keine Seltenheit sind.

Ab diesem Punkt wird es echt gefährlich, da aufgrund der Hitze weitere Reaktionen in Gang geleitet werden. Insbesondere wird dann Sauerstoff freigesetzt, welcher in der Batterie selbst Feuer fangen kann. Im schlimmsten Fall entsteht eine Kettenreaktion an deren Ende das ganze Fahrzeug Feuer fangen kann. Umso wichtiger ist es, dass man die Ursache des Problems findet und Blue Solutions seine eingesetzten Batterien überarbeitet. Insbesondere eine Untersuchung auf Konstruktionsfehler soll dies zutage fördern. Andernfalls müsse man wohl über ein Verbot der günstigeren LMP-Akkus nachdenken.

E-ÖPNV als EU-Projekt

Ein ÖPNV, der zunehmend auf Elektrofahrzeuge setzt, ist ein Herzensprojekt der EU. Dahinter steht natürlich das Ziel, insbesondere in Großstädten für einen ökologischeren Verkehr zu sorgen. Dementsprechend fließen seit dem Jahr 2020 jede Menge Gelder an Frankreich. Das Nachbarland Deutschlands nahm die ersten 23 Millionen Euro dankbar an und handelte alsbald. So stellte Frankreich viele seiner Bus-Terminals auf E-Busse um. Da das Projekt gut anlief, beantragte Frankreich im Folgejahr weitere Gelder und erhielt Unterstützung in Höhe von 27,7 Millionen Euro. Wenn es nach dem flächenmäßig größten Land der EU geht, soll dieser Trend keineswegs abebben. So ist es das selbsterklärte Ziel Frankreichs, ab dem Jahr 2025 nur noch Busse zu kaufen, die vollständig elektrisch betrieben werden. Dieser Maßgabe entspricht auch das übrige politische Handeln Frankreichs. Insbesondere Paris gilt europaweit als Vorreiter für einen modernen Straßenverkehr. So sollen ab dem Jahr 2030 nur noch E-Autos in der Metropole fahren dürfen.

Jens Scharfenberg

Gaming und Technik waren stets meine Leidenschaft. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Als passionierter "Konsolero" und kleiner "Technik-Geek" begleiten mich diese Themen tagtäglich.

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