News

Studie: Deutschland beim LTE-Ausbau hinter Albanien

Laut einer Studie des Beratungsunternehmens P3, die im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion erstellt wurde, ist die Mobilfunkabdeckung mit 4G (LTE) im europäischen Vergleich sehr schlecht. Neben der schlechten Abdeckung kritisiert die Studie auch die erreichten Datentransferraten, die selbst in deutlich ärmeren Ländern wie Albanien und Polen im Durchschnitt höher liegen als in der Bundesrepublik. Die Studie nutzt insgesamt Nutzerdaten von fünf Millionen Mobilfunkkunden, die über rund 800 verschiedene Apps erhoben wurden. Laut P3 soll so die LTE-Abdeckung und Geschwindigkeit auf 50 Meter genau bestimmt werden können, ohne dass die erhobenen Daten einzelnen Personen zugeordnet werden können.

59,5 Prozent LTE-Abdeckung

Die beste LTE-Abdeckung konnten die drei Mobilfunknetzbetreiber Tele2, KPN und Telekom in den Niederlanden erzielen. Im Durchschnitt werden dort 93,5 Prozent des Landes mit LTE versorgt. In Deutschland sind insgesamt nur 59,5 Prozent durch die Deutsche Telekom, Vodafone und o2 abgedeckt. Albanien liegt hier mit einer Abdeckung von 61,7 Prozent trotz der deutlich schwächeren Wirtschaft vor Deutschland. Neben den Niederlanden ist laut der Studie auch in Belgien und der Schweiz die LTE-Abdeckung hervorragend. Dies liegt neben den höheren Investitionen in den Ausbau allerdings auch daran, dass die Länder flächenmäßig deutlich kleiner sind als Deutschland und es daher weniger Funklöcher in ländlichen und kaum besiedelten Gebieten gibt, die die durchschnittliche Abdeckung reduzieren.

Laut der Studie haben rund 75 Prozent der Kunden der Deutschen Telekom LTE, bei Vodafone sind es 57 Prozent und bei o2 unter 50 Prozent. Im Durchschnitt liegt der Anteil der Mobilfunkverträge mit LTE in den Niederlanden, der Schweiz und Belgien bei über 90 Prozent.

Frequenzauktionen Grund für schlechten Ausbau?

Als zusätzliche Grund für den schlechten Ausbau sieht der grüne Vizefraktionschef Oliver Krischer das extrem teure Frequenzvergabeverfahren in Deutschland, dessen Kosten dann beim späteren Netzausbau den Mobilfunkunternehmen nicht mehr zur Verfügung stehen. Als Lösung sieht die grüne Bundestagsfraktion vor, dass Einnahmen kommender Frequenzauktionen in den Ausbau von unterversorgten Regionen investiert werden. Außerdem fordert die Partei eine Pflicht zum nationalen Roaming mit dem Beispielsweise ein Vodafone-Kunde in einem noch nicht erschlossenen Gebiet das Mobilfunknetz der Telekom nutzen könnte, ohne dass dafür extra Kosten entstehen. Dies soll die Kosten des Netzausbaus und die Anzahl der benötigten Funkmasten deutlich reduzieren und somit die LTE-Abdeckung und die Abdeckung des kommenden 5G-Netzes für Mobilfunknutzer in Deutschland verbessern.

Auch P3 Geschäftsführer Hakan Ekmen erklärte gegenüber der ARD, dass eine günstigere Lizenzvergabe unter strengen Regeln seiner Ansicht nach sinnvoll sei, um Funklöcher in den kommenden zwei Jahren komplett auszumerzen. Die Mobilfunkunternehmen selbst haben sich im Vorfeld des für Anfang 2019 geplanten 5G-Vergabeverfahrens gegen strengere Auflagen ausgesprochen. Besonders das von der Politik geforderte nationale Roaming trifft auf Ablehnung bei den Unternehmen. Laut dem Interessenverband der Mobilfunkbetreiber (GSMA) könnte eine strengere Regulierung einen gegenteiligen Effekt haben und den Ausbau des Netzes verzögern.

LTE-Geschwindigkeit

Neben der schlechten Abdeckung und dem geringen Anteil an Kunden mit LTE-Mobilfunkverträgen ist in Deutschland auch die durchschnittliche Datenrate deutlich unter dem Niveau der meisten anderen europäischen Ländern. Während in Albanien im Telekom- und Vodafone-Netz etwa 9 Mbit/s erreicht werden, liegen die Geschwindigkeiten in Deutschland rund 50 Prozent niedrigen. In Deutschland können Telekom-Kunden durchschnittlich mit 49 MBit/s surfen, Vodafone erreicht 4,8 Mbit/s und o2 liegt leicht abgeschlagen bei 4,1 Mbit/s.

Insgesamt ist Deutschland somit laut Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer beim Mobilfunk „Schlusslicht in Europa“.

Angaben der Unternehmen abweichend

Die Ergebnisse der unabhängigen Studie zeigen deutliche Abweichungen zu den Angaben der Unternehmen. Die Deutsche Telekom meldete im Juli eine LTE-Abdeckung von 97,5 Prozent, Vodafone deckt laut eigenen Angaben 93 Prozent ab und o2 85 Prozent. Welche Gründe für diese Abweichungen verantwortlich sind konnte P3 nicht mit der Studie beantworten.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"