Team Jorge: Journalisten decken Wahlmanipulation auf

Mehrere internationale namhafte Investigativ-Journalisten haben zutage gefördert, was bereits über viele Jahre gemutmaßt wurde. So soll eine Firma mit Sitz in Israel im großen Stil und auch gegen hohe Geldbeträge weltweit Wahlen manipuliert haben. Ist das ein neues Level der Einflussnahme über Social Media?

Mit prallem Geldbeutel auf Stimmenfang

Offenbar zahlen Politiker weltweit nicht nur Geld, um einen erfolgsversprechenden Wahlkampf mit Plakaten, öffentlichen Auftritten und geschenkten Bratwürsten zu führen. Gegen Bezahlung kann man mittlerweile auch über Social-Media und auf anderem Wege Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung nehmen. Wie eine Zusammenarbeit zwischen namhaften Pressestellen wie dem ZDF, die Zeit, der Spiegel und dem Guardian zutage gefördert hat, hat dieses Vorgehen mittlerweile immens an Professionalität gewonnen. So haben die Investigativ-Journalisten eine Firma in Israel ausfindig machen können, die ganz unverhohlen über ihre erfolgreichen Projekte für Politik und Wirtschaft redet. Das sogenannte „Team Jorge“ setzt sich aus Personen zusammen, die durch ihre Vita auf langjährige Erfahrungen im Bereich des Militärs und Geheimdienstes zurückgreifen können.

In Zusammenarbeit mit diesen werden dann nicht nur Fake News in Social-Medial platziert. Obendrein bedient man sich Cyberattacken und Drohungen, um die Auftraggeber zufrieden zu stellen. Die Investigativredaktion, die das „Team Jorge“ nun ans Tageslicht gebracht hat, nennt sich passenderweise „Fortbilden Stories“. Als Grundlage für die zahlreichen Berichte, die nun beispielsweise auf Spiegel Online veröffentlicht wurden, gilt eine Art Werbebotschaft, in der „Team Jorge“ seine Dienste stolz präsentiert. Insgesamt sechs Stunden umfassen die Gespräche, bei denen insbesondere der Chef Tal Hanan unverhohlen die Möglichkeiten aufzeigt. Und diese scheinen erschreckend uferlos. Dabei soll der Firmenchef stolze Geldsummen von seinen Auftraggebern erhalten haben. Aus den Berichten geht hervor, dass der „Service“ zwischen 400.000 und 600.000 US-Dollar im Monat kostet.

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Team Jorge hat 33 Wahlkämpfe manipuliert

Dass hinter den Statements von Hanan keine leeren Worte stecken, untermauert dieser in den Gesprächen mit seinen Referenzen. So möchte „Team Jorge“ eigenen Angaben zufolge bereits auf 33 Wahlkämpfe Einfluss genommen haben. Davon seien 27 Einsätze wohl erfolgreich gewesen. Dabei haben vor allem perfekte platzierte Fake News auf Social Media Plattformen weitergeholfen. Hierfür habe „Team Jorge“ wohl ein eigenes Programm namens Advanced Impact Media Solutions (Aims) genutzt. Dieses dient in aller erster Linie der Generierung von verifizierten Nutzerkonten. Laut dem Bericht soll das Programm mittlerweile über 30.000 Bots generiert haben. Diese verbreiten auf namhaften Plattformen wie YouTube, Facebook und Twitter Fake News. Sitz von „Team Jorge“ soll den zusammenarbeitenden Journalisten zufolge Modiin in Israel sein.

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Hackerangriffe auf Telegram und Gmail

Und die Möglichkeiten von „Team Jorge“ scheinen noch weiter zu gehen. So möchte man offenbar dazu in der Lage sein, umfangreiche Hackerangriffe durchzuführen. Selbst umfassend geschützte Dienste wie der stark verschlüsselte Messenger Telegram und Googles Mail-Service Gmail könnten zur Zielscheibe werden. Dabei kann das Team wohl ohne größeren Aufwand das SS7-Netzwerk, auf das Gmail und Telegram setzen, nutzen, um nicht nur Nachrichten und Anrufe zu verfolgen. Obendrein könnte man wohl Smartphones problemlos orten und Telefonate überwachen. Die daraus gewonnenen Informationen dienen dann ebenfalls als gefundenes Fressen. So lassen sich beispielsweise private Infos über Politiker nutzen, um Schmutzkampagnen in die Wege zu leiten. Von schlechtem Gewissen des Firmenchefs Hanan ist indes nichts zu hören. Dieser soll auch nach Veröffentlichung der Berichte alle Vorwürfe zurückweisen.