Experten gehen davon aus, dass die jüngst angekündigten Wirtschaftssanktionen der USA gegen China so einschneidend wie kaum welche zuvor sein könnten. Schließlich dürfte der unausweichliche Mangel an modernen Halbleitern viele Branchen der Volksrepublik in ihrer Entwicklung zurückwerfen.
Wirtschaftssanktionen mit historischer Tragweite
Dass moderne Kriege nur noch selten mit Waffen ausgetragen werden, macht der seit Jahren andauernde Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China deutlich. Nun haben die Vereinigten Staaten gegenüber der Volksrepublik das bisher wohl schwerwiegendste Sanktionspaket in die Wege geleitet. Schließlich fokussiert sich dieses auf eine empfindliche Schwachstelle Chinas – die Halbleiterindustrie. Diese ist bedingt durch die chinesische Coronapolitik sowie allgemeine Lieferkettenprobleme ohnehin angeschlagen. Nun scheinen die USA ihr den Gnadenstoß verpassen zu wollen.
Die nun vom US-Handelsministerium verhängten Wirtschaftssanktionen deuteten sich bereits letzte Woche an. Da verkündete Taiwan, dass man perspektivisch keine High-End-Chips mehr nach China exportieren wollte. Dahinter steckt die Angst, dass die Volksrepublik zunehmend auf KI-gestützte Militätgeräte setzen möchte. Diese erfordern Hochleistungs-Chips. Als Taiwan seine neuen Wirtschaftssanktionen ankündigte, sprachen die USA bereits davon, ihrerseits ebenfalls neue zu beschließen. Gesagt getan. Nun wird es Unternehmen aus den USA und sogenannten US-nahen Firmen untersagt, mit der Halbleiterindustrie Chinas zusammenzuarbeiten.
Huawei lässt grüßen
Laut Handelsministerium gelten seit dem 12. Oktober 2022 verschärfte Exportkontrollen. Diese lassen sich gemeinsam mit den anderen neuen Wirtschaftssanktionen im Detail in der öffentlichen Verkündung vom 07. Oktober 2022 nachlesen. Dass die USA den nationalen Firmen eine Zusammenarbeit mit Unternehmen außerhalb der USA untersagt, ist nicht neu. Schwerwiegender ist wohl der Fakt, dass auch US-nahe Unternehmen die neuen Regeln auferlegt bekommen. Ansonsten droht eine horrende Strafzahlung. Im Bereich der Halbleiterindustrie kommt eigentlich kaum ein Hersteller ohne die Hardware aus den Vereinigten Staaten aus. Das bedeutet, dass selbst der weltweit größte Halbleiter-Hersteller TSMC aus Taiwan künftig keine Chips mehr nach China exportieren wird.
Da in Taiwan zwei Drittel der weltweit produzierten Halbleiter hergestellt werden, ist dies ein besonders harter Schlag für China. Wer sich ein wenig mit der Sanktionspolitik der USA gegen China auskennt, den wird das Ganze an Huawei erinnern. So darf der chinesische Konzern aufgrund seiner mutmaßlichen Nähe zur Regierung Chinas keine Produkte mehr in den USA verkaufen. Als Begründung gibt man die nationale Sicherheit der US-Bürger an, die man durch Spionage mittels Huawei-Geräten bedroht sehe. Die Sanktionspolitik gegen Huawei bekräftigte der amtierende US-Präsident Joe Biden 2021 unmittelbar nach seiner Amtsübernahme noch einmal.
Steht China durch Wirtschaftssanktionen bald allein da?
Die Auswirkungen für die chinesische Wirtschaft dürften wohl schwerwiegender sein als es bisherige Wirtschaftssanktionen zur Folge hatten. Schließlich sind dieses Mal nicht nur einzelne Unternehmen betroffen. China ist ein hochtechnisiertes Land, das auf Halbleiter- und Chiptechnik angewiesen ist. Insbesondere die sogenannten High-Performance-Chips gelten als Motor vieler chinesischer Unternehmen. Dabei ist es nicht nur das Einfuhrverbot, das die chinesischen Unternehmen schmerzen dürfte. Auch das Verbot einer Zusammenarbeit wiegt schwer. So setzen derzeit beispielsweise noch viele Unternehmen in China darauf, ihre Chips bei TSMC in Taiwan fertigen zu lassen. Hierfür entsenden sie Designs, welche dem Chiphersteller in Taiwan dann als Vorlage für die Produktion dienen. Möglicherweise könnte dies bereits in naher Zukunft zu einer nie da gewesenen Abkapselung Chinas von der weltweiten Tech-Branche führen.
USA sieht nationale Sicherheit als gefährdet an
Wie bereits beim „Huawei-Verbot“, begründen die USA ihr Vorgehen auch dieses Mal wieder mit der nationalen Sicherheit. Doch im Fokus steht dabei nicht die Angst davor, dass die eigene Bevölkerung ausspioniert werden könnte. Vielmehr fürchtet man sich vor den Supercomputern, die China ungeahnte Möglichkeiten offenbaren. So überwacht die Regierung nicht nur mithilfe künstlicher Intelligenz die Bevölkerung. Obendrein ist in den letzten Monaten bekanntgeworden, dass auch das chinesische Militär zunehmend auf Supercomputer setzt, die nicht nur hochmoderne Militärtechnik ermöglicht. Auch Cyberattacken im großen Stil dürften dadurch möglich werden. Dies stellt aus Sicht der Amerikaner eine große Sicherheitsbedrohung dar. Für kein anderes Gebiet auf der Erde gilt dies wohl so sehr wie für Taiwan. Umso verständlicher ist es, dass der Inselstaat mit der US-Sanktionspolitik auf einer Linie ist.