Der schwächelnde PC-Markt soll Prognosen zufolge vor einem weiteren Abschwung stehen. Morgan Stanley prognostiziert einen deutlichen Rückgang, der – sollte er tatsächlich eintreten – die Krise der Technikhersteller deutlich verschärfen dürfte.
TAM bei 249 Millionen Einheiten?
Morgan Stanley schätzt den TAM, den gesamten adressierbaren Markt, für das Jahr 2023 im PC-Bereich auf 249 Millionen Einheiten. Damit senkt das Finanzunternehmen seine Prognose deutlich: Zuvor lag sie bei 261 Millionen Einheiten. Der TAM gibt Aufschluss darüber, wie groß der Markt für ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung ist. Je niedriger der Wert, desto weniger Absatz ist zu erwarten.
Die von Morgan Stanley veröffentlichte Prognose steht in deutlichem Kontrast zu der kürzlich von Intel veröffentlichten. Intel schätzt den TAM insgesamt nach wie vor auf 300 Millionen Einheiten, rechnet für 2023 jedoch mit einem leichten Abschwung auf 295 Millionen. Selbst bei einer schlechten Entwicklung geht Intel eigenen Angaben zufolge von einem Wert von 275 Millionen Einheiten aus, der immer noch deutlich über der Prognose von Morgan Stanley liegt. Das Unternehmen schwächelte zuletzt deutlich und schickte Mitarbeitende in unbezahlten Urlaub.
Citi Research hat kurz nach Morgan Stanley ebenfalls eine negative Prognose für den PC-Markt veröffentlicht. In dieser heißt es, die Talsohle sei noch nicht erreicht und entsprechend mit einem weiteren Abschwung am Markt zu rechnen.
Unternehmen werden Ware nicht los
Die PC-Branche hatte nach der Pandemie und dem damit verbundenen Konsumeinbruch mit einem deutlichen Aufschwung gerechnet. Dieser trat jedoch nicht ein. Stattdessen sitzen viele Unternehmen auf längst produzierter Ware, die sie nicht loswerden. Die Gründe dafür sind vielfältig. So trifft etwa eine auf eine Wegwerfmentalität ausgerichtete Produktion derzeit auf eine Gesellschaft, die zum einen von hoher Inflation getroffen ist und sich zum anderen zunehmend Nachhaltigkeitsziele auf die Fahnen schreibt. Auch angesichts ausbleibender Preissenkungen dürfte es vor diesem Hintergrund kaum verwundern, dass der Inventarbestand massiv steigt. Eine Spitzenposition nimmt hier Micron mit einem Inventarbestand von 214 Tagen ein – mehr als sieben Monate Produktionsausschuss sind unverkauft geblieben.
Wie verlässlich die Prognosen sind, deren Grundlagen nicht selten obskur oder schlicht nicht transparent sind, bleibt abzuwarten. Angesichts der momentanen Lage und der absehbaren gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen erscheinen sie in ihrer groben Stoßrichtung jedoch erwartbar.